8 BIT IST OUTWer auf seiner Wii mittlerweile alle Roboter in
Mega Man 1,
2,
3,
9 und
10 vom Bildschirm getrickst hat, darf sich nun endlich auf Mega Man 4 freuen, und gleich weiterballern. 1991 ('92 in Europa) für das NES erschienen (das SNES wurde geradeso richtig populär), ging es insgesamt ein wenig zwischen
F-Zero,
A Link to the Past,
Super Mario World und ähnlichen SNES-Knallern unter: 16 Bit war jetzt in, 8 Bit out! DA sah ja auch alles irgendwie besser aus - und es klang auch besser.
Sich dessen bewusst, hat Capcom derbe an die Grafik- und Soundeinheiten des NES appeliert, noch mal alles zu geben. Und das tat das gute, alte NES dann auch: Schon die Auswahlboxen im Level-Select-Screen hatten einen modernen, leicht transparenten Rahmen, dazu ein schnittiger, getstreifter Hintergrund, und auch die kleinen Avatare, die symbolisch für je einen der Level stehen, waren fast schon übertrieben ordentlich gezeichnet. Dasselbe traf auf die Musik zu: Irgendwie peppig und flott - und gar nicht so fiepsig, wie man es eigentlich gewohnt war. War DAS wirklich ein NES-Game? Oder hatte ich vielleicht doch mein SNES angeschaltet? Aber naja, für 16 Bit sah's dann auch wieder nicht gut genug aus! ;)
DR. COSSACK, NICHT WILYJedenfalls: Ansonsten war eigentlich alles beim Alten geblieben: 8 Robotmeister - Ring Man, Dive Man, Skull Man, Pharaoh Man, Bright Man, Toad Man, Drill Man und Dust Man - gucken einem vom Bildschirm an, und warten nur darauf, bald nur noch Metallabfall zu sein. Auch der Rest läuft nach der altbekannten Formel ab: Man muss alle 8 Roboter wegpusten, sich ihre Waffen aneignen, und dann Dr. Wily... Dr. Wily? Nee... Der hier heisst Dr. Cossack, nicht Wily!
Naja, auf in seine Festung, alle 4 Level erledigen, und dann Dr. Cossack zeigen, was man von ihm hält. Gerade will man ihm den Rest geben, fleht seine Tochter um Gnade, die erklärt, dass Dr. Wily hinter allem steckt, und Dr. Cossack, ihr Vater, ja eigentlich gar nichts für all das könne. Aha! Also DOCH Dr. Wily. Hat man auch seine 5 Festungs-Level absolviert, ist man aber mal wieder der Held und darf sich den wohlverdienten Abspann angucken!
8-BIT-MEGA-MÄNNERIhr seht: Wer mit 8-Bit-Mega-Männern bisher immer zufrieden war, macht hier in keinem Fall einen Fehlgriff, ganz im Gegenteil. Mega Man 4 ist ein ganz klassiches Mega-Man-Game, das allerdings, wie jedes Spiel, seine Stärken und Schwächen hat.
Das eigentliche Gameplay offenbart Euch gleich drei neue Fähigkeiten des Blue Bombers. Den Mega Buster habt Ihr von Anfang an, und ist eine Art verbesserte Version der normalen Plasma-Waffe. Haltet Ihr den Schuss-Button einige Sekunden, lädt der Buster auf, lasst Ihr los, feuert Ihr eine dicke Salve ab, die mehrere kleine Gegner auf einmal erledigen kann, wenn sie hintereinander stehen, und die auch bei den Robot-Bossen gerne mal 3-5 Striche Schaden anrichtet.
Und neben Rush, den wir ja jetzt als U-Boot, Gleiter und Sprungfeder bereits aus Mega Man 3 kennen, gibt es noch den Wire und den Balloon. Rushs Fähigkeiten erhaltet Ihr immer erst nach und nach mit einer der Robotmeister-Waffen. Doch der Wire und der Balloon sind versteckt in den 8 Leveln - irgendwo! - teilweise sogar fast unfair gut versteckt; etwas mutig muss man schon sein. Aber wie das zu verstehen ist, verrate ich hier mal nicht. Doch so oder so: Frohes Suchen - und Finden! ;)
ZU ORDENTLICHUnd das bringt mich gleich zu einer der Schwächen des Spiels: Es ist wirklich etwas zu leicht geraten. Das liegt zum einen daran, dass die Level zu "ordentlich" designed sind, es fehlt ein bisschen das "Chaotische". Alles sieht echt hübsch aus, gerade für NES-Verhältnisse, aber die Level sind nicht unbedingt eine Brutstätte der bösen Gedanken. Bei allen grafischen Prachten dieses Moduls hätte man nicht vergessen dürfen, dass Gamedesign nicht nur bedeutet, dass alles toll aussehen muss, sondern es muss auch irgendwie ein wenig düster sein - und vor allem darf es nicht an Gegnern mangeln.
Zum anderen liegt es am Mega Buster, der praktisch alles wegputzt. Zumal auch Wire und Balloon, wenn man sie zügig finden sollte, sehr vieles sehr leicht machen. Somit bleibt das Spiel nur dadurch an einigen Stellen schwer, weil diverse Sprungpassagen nach wie vor knackig sind. Nicht zu vergessen, dass es einige Male zu fiesen Slowdowns kommt. Da ich das Spiel schon rauf- und runtergespielt habe, kenne ich die Stellen und passe mich automatisch an; das heisst, mir machen sie nichts mehr aus.
Aber spielt man das Game zum ersten Mal, kommen die Slowdowns sehr plötzlich und zack landet man nicht auf der Plattform, sondern auf Stacheln. Bestes Beispiel ist der Pharaoh-Man-Level, wo man mit den kleinen Gleitern, die Kügelchen abfeuern, durch eine längere Stachelpassage muss, und gleichzeitig noch den Mumienköpfen ausweichen soll, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen. Kurz: All diese Objekte sind dann einfach zu viel für das NES. Sicherlich, Slowdowns kennt eigentlich jedes NES-Spiel, auch die Mega-Man-Spiele, aber es ist ärgerlich, wenn ein Spiel - gerade, wenn es Mega Man ist! - nur deshalb schwieriger ist, weil die Technik ihren Unwillen breit macht.
FAZITVersteht mich richtig: Mega Man 4 ist ein tolles Game, gar keine Frage. Und es ist auch nicht so, dass man mal eben einfach so durch alle Level hüpft. Sooo einfach ist es auch wieder nicht. Aber wenn ich an
Mega Man 2 oder
Mega Man 9 denke - da ging die Post ab, und man wünschte die Programmierer manchmal auf den Mond. ICH zumindest bin jemand, der genau DAS erwartet, wenn er Mega Man zockt.
Wie dem auch sei: Da es für die Virtual Console aber nur 5€ kostet, es trotzdem viel Spaß macht, und vor allem optisch was geboten wird (nie vergessen: NES-Spiel!), auf jeden Fall zulangen; nicht vorbeigehen!