WIE ES IM MOMENT ISTIch liebe es, wie es im Moment ist. Von klassischen Videospiel-Serien kommen sowohl nagelneue, moderne Ableger, als auch neue Ableger im klassischen Style. September 2008 starte Capcom dieses wunderbare Geschehen - mit
Mega Man 9. Und in der Zwischenzeit folgten einige weitere Entwickler diesem Beispiel. Und Gott sei Dank hat nun auch Capcom selbst nochmal nachgelegt - mit Mega Man 10.
Und das Game schlägt in dieselbe Kerbe, wie eben schon
Mega Man 9; oder alle anderen NES-Mega-Männer, versteht sich! Das macht sich schon direkt beim Start bemerkbar. 100% NES-Feeling; oder zu 95%, sagen wir mal. Denn hier und dort zaubert Mega Man 10 schon mal was auf den Bildschirm, wo ich nicht ganz sicher bin, ob dazu das NES fähig gewesen wäre, wenn man es tatsächlich bis zum absoluten Limit ausreizen würde.
NICHTS IM KOPF HÄNGENDas wird am allerdeutlichsten bei der Optik, bzw. der Grafikengine: Schön pixelig, aber bei einigen Passagen bemerkte ich durchaus, dass einiges SO auf dem NES nicht möglich gewesen wäre. Zu sauber und detailreich wirkte es hier und dort dargestellt. In der Sheep-Man-Stage empfand ich das am deutlichsten: Überall zwänkern und flunkern geometrische Symbole im 8-Bitgewand; das ist ein geiler Effekt und sieht super aus, wäre aber auf dem NES wohl zu viel des Guten gewesen, weil da die Hardwarepower vermutlich nicht mitgespielt hätte.
Aber das juckt mich nicht die Bohne, denn es spricht ja absolut nichts dagegen, die aktuelle Technik ein bisschen zu nutzen, wenn die 8-Bit-Herkunft eventuell ZU sehr limitiert. Mir gefällt es jedenfalls und im Nachhinein find' ich es schade, dass damals auf dem NES nicht etwas mehr Details vorhanden waren.
Dafür fehlt mir der Ohrwurm-Charakter in den Stage-Musiken. Die sind absolut gut und klingen 8-bittig, keine Frage, und es gibt nichts wirklich Negatives daran auszusetzen - aber mir fehlt ganz einfach das Gedudel in meinem Kopf, wenn ich schon längst mit Zocken aufgehört habe, und mittlerweile Geschirr spüle oder mich dusche: Es bleibt leider nichts von den Musiken im Kopf hängen, was man später noch ewig vor sich hinbrummeln könnte.
VOR SICH HINGRUMMELNSo gibt es also nicht viel zu Brummeln, aber andererseits wieder mal genug zum Grummeln! ;) Denn der Schwierigkeitsgrad ist wieder recht hoch angesiedelt. Um später einen direkten Vergleich zu haben, spielte ich das Game zu allererst auf dem "Easy Mode" durch - in ca. 80 Minuten hatte ich hier alles gesehen, und habe mich fast schon über die lachhafte Einfachheit geärgert: Überall Sicherheitsplattformen, um nicht auf todbringende Stacheln oder in Schluchten fallen zu können, und der Schaden, den unser kleiner Protagonist nimmt, wenn er von einem Gegner getroffen wird, ist kaum der Rede wert. Ausserdem fällt sofort auf, dass die Robot-Bosse nicht ihr volles Angriffs-Potenzial ausschöpfen.
Das wurde mir besonders bei dem Robot-Boss Solar Man bewusst, den ich jetzt, nachdem ich auch den Normal Mode absolviert habe, für einen der schwersten Robot-Bosse aus der gesamten Mega-Man-Classic-Ära halte: Verdammt nochmal, war der zunächst simpel umzupusten, doch dann, auf "Normal", war mir schon ganz anders zumute. ;) Der Schaden, den er jetzt anrichtet, ist wesentlich drastischer - und seine Bewegungsmuster brauchen einiges an Zeit, wenn man ihn, ohne selbst einmal Schaden zu nehmen und nur mit dem Mega Buster, altmetallisieren will.
Zuletzt hatte ich so ein "Es muss doch verflucht nochmal möglich sein, ihn perfekt und nur mit der Basiswaffe umzunieten!"-Erlebnis bei
Mega Man 3 gegen Shadow Man, glaube ich. Schon länger habe ich mich nicht mehr so an einem Videospiel festgebissen - wunderbar! Denn dass man's immer wieder und wieder versucht, und nicht aufgibt, dafür sorgt auch das grandiose Gameplay selbst: Es ist niemals unfair oder unschaffbar; man muss einfach nur Geduld haben und die richtige Herangehensweise rausfuchsen, dann klappt es auch.
ELEKTROSCHROTTNicht zu vergessen, die 100%ig präzise Steuerung, die es einem schwer macht, auf das Spiel zu schimpfen, wenn man was nicht hinbekommt! ;) Obwohl, EINE Kleinigkeit gibt es zu vermelden. Spielt Ihr mit dem Classic Controller Pro, habt Ihr Eure Zeigefinger vermutlich oben an den Controllerschultern liegen, und so ab und zu aktivierte ich im Eifer des Gefechts dann unbeabsichtigt den Waffenwechsel, der auf den Tasten L und R liegt, und mit dem Ihr so bequem eine gewünschte Waffe auswählen könnt, ohne erst über das Startmenü gehen zu müssen.
Das ist eigentlich sehr praktisch. Leider nur passierte mir dann hin und wieder, dass ich dann also die aktuelle Waffe wechselte, ohne es eigentlich zu wollen, weil mein rechter Zeigefinger versehentlich abrutschte, und dann ging mitten im Sprung mein Schuss ins Leere - ich bekam die volle Breitseite ab und war eine halbe Sekunde später nur noch Elektroschrott! Blöd, dass man den L- und R-Waffenwechsel nicht in den Optionen abschalten kann. Da bleibt dann eigentlich nur, den normalen Classic Controler oder die Wiimote selbst zu nehmen.
Das ist sicher nichts, über das man sich wirklich aufregen müsste, aber da ich mit dem CCPro eigentlich sehr gerne und viel spiele, ist es blöd, dass ich mit dem kleinen Lapsus leben muss - oder eben nicht den CCPro nehme. Hier hätte man den "bequemen Waffenwechsel" also auch deaktivierbar oder auf andere Tasten umbelegbar machen können, liebes Entwicklerteam. Wenn Ihr schon kleine Modernisierungen am klassischen Mega Man vornehmt, dann bitte so, dass sie auch, wie es modern ist, konfigurierbar sind.
BESCHALTER COMPAGNIONUmso mehr loben muss ich widerum, dass Ihr für diverse Goodies nicht extra über die Pay-&-Play-Option was herunterladen müsst, weil das Basisspiel selbst schon allerhand bietet, WENN man es nutzen möchte. Da wäre zunächst die direkt, integrierte Auswahl zwischen dem Blue Bomber himself und seinem beschalten Compagnion Proto Man.
Der Unterschied ist, dass Mega Man nur die nackten Basics beherscht: Springen, laufen, und er kann, von den Robot-Boss-Waffen natürlich abgesehen, nur mit der normalen Plasmawaffe schießen. Proto Man besitzt zusätzlich noch den Groundslide, den Mega Buster, kann mit seinem Schild diverse Projektile abwehren, und Proto hat ausserdem noch den liebenswerten Metallhund Rush von Anfang an in voller Ausstattung dabei (Rush Coil und Rush Jet), den sich Mega Man erst noch verdienen muss.
Sehr schön ist auch, dass von vornherein zwei Schwierigkeitsmodi vorhanden sind. Allerdings muss ich kritisieren, dass der Easy Mode höchstens bei Gelegenheitsspieler/innen eine Herausforderung darstellt. Der Normal Mode ist dagegen zwar schon wesentlich(!!) knackiger, aber an die Härte des Basis-Schwierigkeitsgrads von
Mega Man 9 kommt er nicht heran. Wenn man das Spiel ganz normal spielt und die gegebenen Möglichkeiten (Waffen, Energietanks, etc.) nutzt, braucht man als passionierte/r Zocker/in nicht sooo wahnsinnig viel von seinem Ehrgeiz, um bis zum Ende zu gelangen - auch, wenn man nicht mit Proto, sondern mit Mega Man zockt.
Hat man an sich selbst den Anspruch, alles NUR mit der normalen Plasmawaffe und ohne Energietanks zu meistern, und Rush sowie die Robot-Boss-Waffen nur dann zu benutzen, wenn das Gameplay es zwingend veraussetzt, dann allerdings hat man viel - sehr viel! - zu schimpfen (Stichwort: Solar Man!). Dennoch ist es nicht zu verleugnen, dass Mega Man 10 nicht so schwierig ist, wie
Mega Man 9. Damit das so wird, müsst Ihr einige weitere Nintendo Points in einen zusätzlichen - kostenpflichtigen - Härtegrad opfern.
Umso toller finde ich daher die "Challenges", von denen es insgesamt fast 100 gibt. Die Challenges sind einzelne Missionen, die z.B. lauten: "Erreiche das Ziel", "a) Erreiche das Ziel und b) lass Dich nicht treffen!", und so weiter. Manche dieser Challenges sind sehr simpel und verlangen z.B., schlicht von links nach rechts zu laufen. Andere Challenges aber können Euch an die Grenzen Eurer Sanftmut führen, WENN Ihr sie perfekt absolvieren wollt. Denn die meisten Challenges belohnen das bloße Erreichen des Ziels mit einem silbernen Krönchen. Nur wenn Ihr auch die Zusatzaufgaben einer Challenge meistert (sich nicht treffen lassen, innerhalb einer bestimmten Zeit im Ziel sein, und so weiter), erhaltet Ihr das goldene Krönchen - und DAS kann hin und wieder wirklich, wirklich knüppeldickeschwer sein!
FAZITMega Man 10 ist geil! Das Gameplay ist phantastisch, das Leveldesign ist es auch. Einzig kratzen tut mich, dass man den Schultertasten-Waffenwechsel nicht konfigurierbar machte - und dass man die richtige Herausforderung erst für weitere Nintendo Points nachrüsten muss. Das war zwar bei
Mega Man 9 ganz genauso, aber die Normal-Stufe war hier durchaus etwas knackiger; wohingegen die eigentlich schwere Stufe fast schon als pervers gelten kann. ;) Bei Mega Man 10 hätte ich mir das genauso gewünscht, denn es steht völlig ausser Frage, dass Mega-Manicas sich nicht damit zufrieden geben, stolz darauf zu sein, den Normal Mode gemeistert zu haben.
Natürlich gibt es die Challenges, und die machen einiges wieder wett, aber mir als Mega-Man-Fan der ersten Stunde geht es natürlich vor allem um das Basis-Game. Das ist ohne Tadel und nur zu loben - ist für meinen Geschmack nur leider um einen Ticken nicht schwer genug. Sicher, ich kann die richtige Herausforderung nachkaufen, aber das kostet auch zusätzlich.
Andererseits: Für 1000 Nintendo Points ist das hier echt ziemlich günstig, was machen da schon 2-3 weitere Euronen aus, wenn man bedenkt, was so manch anderer Prütt für WiiWare und DSiWare kostet? ALSO KAUFT EUCH MEGA MAN 10! :)