Für alteingesessene Monsterjäger unserer Gefilde und auch für gleichgesinnte Amerikaner hat das Warten ein Ende. Fast eineinhalb Jahren nach der Veröffentlichung in Japan, bringt Capcom die mehr oder minder aktuelle Monsterhatz in den Westen. Immerhin aber gleich in der erweiterten Fassung mit dem Untertitel "Ultimate". Die Verspätung ist kein Wunder, denn gerade im Land der aufgehenden Sonne ist Monster Hunter bereits seit dem Debut im Jahre 2004 auf der Playstation 2 sehr beliebt und kann mit jedem neuen Ableger erneut hervorragende Absatzzahlen verbuchen. Wegen der Begeisterung der Japaner für jedes neue Monsterjagdspiel werden sie bevorzugt bedient. Was hat sich getan in der Jagdgilde und lohnt es sich, die Jägerkarriere wieder von vorn zu beginnen, wenn man auf Streifzug durch die Vorgänger der Serie unterwegs war?
Monster Hunter, was ist das eigentlich?Von Seiten des Spielprinzips ist die Monster Hunter-Serie seit jeher strickt konservativ. Schon seit dem ersten Ableger aus seligen Playstation 2-Zeiten ist es Eure Aufgabe als frisch gebackener Jäger, Aufträge, die sogenannten "Quests", von der Jäger-Gilde anzunehmen und zu erfüllen. Meist gilt es, in den relativ ausgedehnten und für Handheldverhältnisse extrem detailliert gestalteten 3D-Arealen ein Monster ausfindig und ihm den Garaus zu machen. Manchmal genügt es auch, bestimmte Bereiche zu erforschen oder einen Gegenstand zu finden.
Unverändert blieb auch die Präsentation, die stets mittelalterlich angehaucht wirkt. Die namensgebenden Monster sind dabei von klein bis riesig, und ich meine wirklich riesig, geraten. Die allermeisten von ihnen sind Echsen oder Insekten nachempfunden. Das pompöse und einzigartige Monster-Design war schon immer eine große Stärke von Monster Hunter.
Was beim ersten Hinhören nach einem simplen Action-Game klingt, erhält durch einen gehörigen RPG-Teil deutlich mehr Tiefgang. Anders als bei den meisten reinen Rollenspielen könnt Ihr Euren vielseitig editierbaren Jäger nicht durch Erfahrungspunkte aufleveln. Ein serientypisches Element ist das Schmieden von Waffen und Rüstungen aus Materialien, die bei der Jagd gesammelt werden. Denn nach erfolgreichem Gefecht werden die Kadaver erlegter Bestien ausgeschlachtet. Das gesammelte Material weiß der Schmied in allerlei Rüstzeug für Brust, Arme, Beine, Füße und Kopf umzuwandeln, gegen eine angemessene Entlohnung versteht sich. Mit neuen Rüstungen ändern sich physische und elementare Abwehr der Spielfigur. Sammeln ist daher ebenso ein wichtiges Spielelement wie die Jagd an sich.
Wer jetzt denkt, dass die richtige Ausrüstung alles ist, was man als erfolgreicher Jägeranwärter braucht, der liegt weit daneben. Unabdingbar ist auch die richtige Jagdstrategie. Denn gerade die ganz großen Ungetüme machen kurzen Prozess, wenn man sie unüberlegt frontal angreift. Es ist elementar wichtig, sich mit Gegenständen wie Fallen und Blitzbomben vertraut zu machen und das Verhalten des Gejagten genau zu beobachten. Nur dann habt Ihr Chancen gegen die ganz großen Fische ähm Echsen. Selbst wenn ein Jäger alles richtig macht, wehrt sich so manches schuppentragendes Scheusal gern mal eine dreiviertel Stunde lang. Stellt Euch also auf langwidrige Ausflüge in den virtuellen Wald ein. Für eine tragbare Konsole sind epische Schlachten dieser Dauer nicht unbedingt wie geschaffen. Wie schon beim Vorgänger gilt aber: 3DS zuklappen und es ist Ruhe wann immer man will. Ganz einfach.
Am Rande seien all die Gegenstände erwähnt, für die Monster Hunter bekannt ist. Davon gab es schon immer sehr viele und mit jedem Serienableger werden es mehr. Jeder Gegenstand erfüllt dabei einen Zweck, heilt zum Beispiel Energie oder Ausdauer oder vertreibt ein bestimmtes Monster. All diese Items lassen sich zudem kombinieren. So wird aus je zwei Gegenständen ein Neuer. Bis man da als Einsteiger durchblickt, vergehen dutzende von Spielstunden.
Der Schmied ist mein bester FreundMonster Hunter 4 Ultimate bietet 13 unterschiedliche Waffenklassen. In der Ultimate-Version des Vorgängers waren es noch 11. Um konkret zu werden, zähle ich sie Euch auf:
- Insektenglefe
- Energieklinge
- Großschwert
- Langschwert
- Morph-Axt
- Schwert & Schild
- Doppelklinge
- Hammer
- Jagdhorn
- Lanze
- Gewehrlanze
- Bogengewehre
- Bogen
Die Insektenglefe und die Energieklinge sind dabei die Newcomer. Vor- und Nachteile hat jeder Waffentyp. Mit Schwert & Schild spielt es sich dynamisch, Fernwaffen wie der Bogen verteilen Zusatzeffekte wie Vergiftungen und die Morph-Axt wird fix zum Schwert. Das sind nur einige Beispiele für die Unterschiede der Jagdwerkzeuge. Ohne Frage ist es den Jungs und Mädels bei Capcom gelungen, dass sich das Spielgefühl und die nötige Vorgehensweise auf der Pirsch je nach gewählter Waffe völlig verändern. Das Balancing hingegen ist nicht über jede Kritik erhaben. Einige Waffen, besonders die Fernwaffen, sind für Solo-Jäger nicht die beste Wahl. Abhängig von der gewählten Waffenart schwankt der Schwierigkeitsgrad des Titels von mittel bis schwer. Einsteigern macht zusätzlich der textlastige Spielbeginn zu schaffen und die große Menge an Informationen, die erst einmal verarbeitet werden wollen. Bis ein Monster Hunter in die Gänge kommt, vergehen gut und gern 10 Spielstunden.
Geht man allerdings nicht allein auf die Jagd, sind Experten diverser Waffenklassen in der Gruppe zwingend erforderlich. An dieser Stelle sei erwähnt, das Monster Hunter viel mehr auf die Multiplayer-Erfahrung ausgelegt ist. Dazu lest Ihr mehr weiter unten.
Auf der Jagd nach dem UnbekanntenSchon
Monster Hunter 3 Ultimate hatte einen gigantischen Umfang. Die Spielzeit variierte je nach Spielweise doch 300 Stunden sind bei echten Fans keine Seltenheit. Beim neusten Ableger der Serie sieht das nicht viel anders aus. Es finden sich auch wieder dieselben Nebenquest wie das bewirtschaften einer kleinen Farm, fischen und das Erfüllen von Bitten für die lieben Mitbürger.
Wer der Pokémon-Serie vorwirft, Angst vor Veränderung zu haben, der sollte mal rekapitulieren, wie sich Monster Hunter über die Jahre verändert hat. Die Jagdgebiete wurden verändert und es wurde nach und nach immer mehr Inhalt geboten. Mehr Waffen, mehr Rüstungen, das war's. Da kann man glatt Parallelen zu Fifa ziehen. Spaß beiseite! Das klingt nicht nur danach, als hätte sich inhaltlich wenig getan, das ist auch so! Das wird sofort nach dem imposanten Intro deutlich. Die ersten Quests, mit denen Euch die Gilde beauftragt, entsprechen eins zu eins denen aus
Monster Hunter 3. Aber ok, diese Missionen sind auch mehr oder minder ein Tutoriell. Danach, wenn das Spiel so langsam Fahrt aufnimmt, werden auch die Missionen abwechslungsreicher und wesentlich fordernder.
Aber die richtige Innovation sucht man vergebens. Im Vorgänger konnte man erstmals unter Wasser jagen. Jetzt kommt die Rolle rückwärts und das Feature ist wieder verschwunden. Neben den frischen Waffen, Gebieten und Missionen hat Monster Hunter 4 Ultimate aber doch einige zimperliche Neuerungen zu bieten. So ist der Jäger nun weniger behäbig als früher und erklimmt die steilsten Felsklippen. Während des Kletterns kann weiterhin angegriffen werden und ein Ausweichen durch geschickte Sprünge ist ebenso möglich. Auch im Kampf habt Ihr nun neue Möglichkeiten. Nachdem Ihr den bissigen Kontrahenten einen kritischen Treffer verpasst habt, könnt ihr auf ihren Rücken springen und von hier Backpfeifen verteilen.
Zum ersten Mal versucht sich die Monsterhatz zudem an so etwas wie einer Story. Dabei dreht sich alles um ein geheimnisvolles Artefakt, das "Dingsbums", wie es liebevoll genannt wird. Bei der schieren Menge an Missionen zieht sich die Geschichte in die Länge. Dennoch ist die Einführung einer Hintergrunderzählung ein lobenswerter Schritt. Neu ist auch die Tatsache, dass Euer Ausgangspunkt nicht immer derselbe bleibt. War es früher die Norm, dass Ihr immer von ein und demselben kleinen Dorf aus auf die Pirsch zieht, so ist Euer Jäger nun Mitglied einer Karawane, die von Zeit zu Zeit weiterzieht. Auf einer Weltkarte können durch Auswählen bereits besuchte Orte erneut besucht werden.
Die Technik macht'sDer technische Kern von Monster Hunter hat sich über die Jahre unverändert gehalten. Kaum verwunderlich ist, dass das ursprüngliche Monster Hunter auf einem durchschnittlichen Playstation 2-Niveau ist, was die Grafik betrifft. Daran hat sich seither nichts getan. So gleichen sich zumindest grafisch auch
Monster Hunter 3 Ultimate und 4 Ultimate wie ein Dino-Ei dem anderen. Nur auf dem New 3DS hat der vierte Teil technisch die Nase vorn. Denn der Titel macht sich die erhöhte Leistungsfähigkeit der neuen Hardware zunutze. Auch die neuen Bedienelemente des New 3DS werden vorbildlich eingebunden. So lässt sich die Kamera über den zweiten Stick am New 3DS steuern.
Wer das Circle Pad Pro für den 3DS oder 3DS XL sein Eigen nennt, kann es durchaus gewinnbringend für Monster Hunter 4 Ultimate einsetzen, wie es schon der Vorgänger ermöglichte. Das sieht zwar nicht so hübsch aus, aber erleichtert die Streifzüge durch die Wildnis ungemein. Wer weder einen New 3DS noch das Circle Pad Pro besitzt, muss mit der begrenzten Tastenzahl des 3DS und einer Kameraführung über den Touchscreen zurechtkommen. Capcom hat hier tatkräftig Abhilfe geschaffen.
Der Touchscreen lässt sich frei mit allerlei Steuerungselementen belegen und die automatische Zielkamera nimmt durch Betätigung der L-Taste das jeweils größte Ungetüm ins Visier. Selbst ohne das neueste Hardware-Modell oder Peripherie ist Monster Hunter 4 Ultimate also nicht hackelig oder gar unspielbar.
In Sachen Soundtrack sollte niemand unvergessliche Ohrwürmer erwarten. Das Spiel klingt klasse und die musikalische Untermalung ist immer passend. Vor allem auch darum, weil oft gar keine Musik läuft. Aber Ohrwürmer sind nicht dabei.
Ein kleines Lob verdient der 3D-Effekt, der besonders bei den schönen Videos in In-Game-Grafik gut zur Geltung kommt. Tadel gibt's dafür für die häufige Ladezeiten, die aber nicht ewig lang sind.
Unverbindlicher PartnertauschDer eigentliche Kern der Monster Hunter-Serie war immer schon der Multiplayer-Part. Ebendieser wurde in Monster Hunter 4 Ultimate noch weiter ausgebaut. Mit anderen Jägern gemeinsam in die Wildnis zu ziehen, lokal oder online via Freundescode, war in der Serien nie einfacher. Das ist auch bitter nötig, denn einige der tausendzahnigen Drachen sind im Alleingang nicht zu schlagen. Für Gruppen von Jagdlustigen hat die Gilde extra Missionen am Start. Selbstredend ermöglicht die Zusammenarbeit mit Anderen ganz neues taktisches Vorgehen. So sollte Monster Hunter gespielt werden.
Wem die Freunde auf die Einladung zur Monsterhatz einen Korb geben, der kann sich immerhin noch von KI-Partnern im Feld flankieren lassen. Das sind natürlich wieder die Felines, nichts anderes als Katzen, die auf zwei Pfoten unterwegs sind. Sie prägten Monster Hunter seit dem Erstling. Die Monster-malträtier-Mietze ist dabei sehr hilfsbereit. Sie greift wahlweise große oder kleine Gegner an und sammelt nebenher Gegenstände. Euch können gleich mehrere Kätzchen mit Rangordnung begleiten.
Die Begleiter lassen sich, wie der Jäger selbst, mit allerlei Rüstzeug und Argumentationsverstärkern aufrüsten. Via StreetPass lassen sich Eure kleinen Freunde dann an per Zufallsbegegnung in Bus und Bahn verteilen. Im Gegenzug erhaltet ihr Unterstützung vom Begleiter Eures Tauschpartners. Ein schönes neues Feature, das die StreetPass-Funktionalität erweitert. Die Gildenkarte mit Informationen zu Euren Erfolgen wird weiterhin parallel dazu im Vorbeigegen weitergereicht.
Aktivurlaub mit 5-Sterne Fan-ServiceBayonetta 2 hat es auf der Wii U vorgemacht und auch Monster Hunter bietet nun spezielle Rüstungen und Waffen in Nintendo-Optik. Wer Gefallen daran findet, kann das Alter Ego oder die Katzen-Begleiter im Mario-, Zelda- oder Metroid Prime-Look einkleiden. Das funktioniert ebenso wie mit den konventionellen Rüstungen über das Sammeln von Gegenständen und deren Schmieden. Üblich für Monster Hunter ist, dass es DLC geben wird. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis uns Capcom die ersten zusätzlichen Inhalte zum Download anbieten wird.
FazitMonster Hunter 4 Ultimate ist ein extrem riesiges Action-Adventure mit umfangreichen RPG-Elementen. Capcom macht fast nichts falsch und liefert den alteingesessenen Jägern unter Euch genau das, was sie erwarten in gewohnt hoher Qualität.
Ich habe lediglich die spürbare Furcht vor Innovationen als echten Kritikpunkt aufzuführen.
Monster Hunter 3 brachte noch so manchen frischen Wind für die Serie mit sich wie zum Beispiel die Gefechte in den Fluten des Meeres. Schade, das Monster Hunter so auf der Stelle steht.
Jäger-Veteranen können getrost zugreifen. Es ist alles wieder dabei, was die Serie groß gemacht hat. Wer dazu bereit ist, kann sich für viele hundert Stunden in den neuen Jagdgründen und neuen Gegenständen verlieren und wird dabei sehr gut unterhalten. Monster Hunter 4 Ultimate gehört zu den qualitativ besten Titeln, die der 3DS zu bieten hat, keine Frage! Ein Neubeginn als Jäger lohnt sich auch für Kenner der Vorgänger. Doch Spielprinzip und Setting sind nicht für jeden das Wahre. Zudem ist und bleibt der Einstieg relativ schwer. Ich kann nur empfehlen, den holprigen Start in Kauf zu nehmen und sich als Jäger zu versuchen. Kommt das Game erstmal ins Rollen, entfaltet sich das ganze packende Potential.
Für mich persönlich hat
Monster Hunter 3 Ultimate um Haaresbreite die Nase vorn, weil ich das maritime Setting schätze und weil ich die Areale unter Wasser sehr mochte. Den größeren Umfang hat aber eindeutig Teil 4!