Was für ein Spiel verbirgt sich hinter dem seltsamen Titel "Shovel Knight"? Ganz, ganz simpel formuliert kann man sagen, dass sich dahinter ein Game verbirgt, das sich sehr stark wie die NES-Ableger der klassischen Mega-Man-Reihe spielt. Das beginnt schon beim Eindruck, den das Titelbild, die Menüführung und, ja, auch die Level vermitteln. Selbst der Sound vermittelt es. Shovel Knight könnte praktisch ein Mega-Man-Spiel auf dem NES sein. Allerdings bedient sich Shovel Knight auch bei mindestens zwei weiteren NES-Klassikern:
Super Mario Bros. 3 und
The Legend of Zelda II: The Adventure of Link.
Shovel Knight gelingt jedoch das Kunststück, dabei nicht wie ein Abklatsch zu wirken, weil es zwar das Look and Feel sowie Gameplay-Mechaniken imitiert, diese Elemente jedoch so geschickt vermischt, dass daraus etwas eigenes entsteht.
Aber ok, worum geht es jetzt also? Shovel Knight, der titelgebende Held, muss gegen die böse Verzauberin und ihren Orden ohne Gnade antreten, um das Siegel am Turm des Schicksals wieder anzubringen, das vor kurzem zerbrach und so der Verzauberin erlaubt, ihre fiesen Machenschaften auszuüben. Doch die Verzaubrin kommt nicht allein, denn sie bringt ihre Knights (also Ritter) mit, namentlich King Knight, Spectre Knight, Plauge Knight, Treasure Knight, Mole Knight, Tinker Knight, Polar Knight und Propeller Knight.
Jeder der Knights hat sein eigenes Schloss - das also als Level fungiert -, welches stets von Shovel Knight durchquert werden muss, um am Ende dann den jeweiligen Knight zu besiegen. Verbunden sind alle Schlösser durch eine Landkarte, die genau wie jene in
Super Mario Bros. 3 funktioniert. Shovel Knight bewegt sich also auf den Pfaden der Karte und gelangt so an Wegpunkte. Die Wegpunkte können in der Regel problemlos passiert werden, doch einige Wegpunkte blockieren diverse Pfade und geben diese erst frei, wenn man den Knight am anliegenden Schloss besiegte.
Allerdings bietet die Karte mehr als nur ein paar Wegpunkte und Pfade, die teils erst durch das Meistern einiger Schlösser begehbar werden, denn es gibt zum Beispiel auch das Dorf, welches zum Beispiel aus
The Legend of Zelda II: The Adventure of Link stammen könnte.
Die Bewohner und Bewohnerinnen dieses Dorfes sind teils einfach Bürger und Bürgerinnen, die herumlaufen oder irgendeinen unwichtigen Kram erzählen, aber teils sind es auch wichtige Persönlichkeiten, bei denen Shovel Knight wichtige Informationen einholen oder auch einkaufen kann, um neue Fähigkeiten zu erlernen oder etwa auch mehr Lebensenergie zu erhalten.
Da ihm fast nichts einfach so geschenkt wird, muss er meistens für eine Leistung bezahlen - mit Gold. Gold erhält Shovel Knight vor allem in den Schlössern. Es befindet sich in Geröll, das er mit seiner Schaufel wegräumen muss, oder ist desöfteren auch mal einfach nur so auf seinem Weg zum Knight des Schlosses aufzusammeln, in Form von Goldstücken und Edelsteinen.
Doch natürlich muss Shovel Knight nicht nur Geld scheffeln und irgendwann einen Knight besiegen, sondern er muss sich in den Schlössern natürlich gegen Scharen von Gegnern behaupten, die ihm das Leben schwer machen. Shovel Knight nutzt dazu vor allem seine Schaufel, mit welcher er dann diese Gegner verhaut. Aber er erhält im Laufe seines Abenteuers auch diverse magische Fähigkeiten, die ihn beispielsweise für einige Sekunden unbesiegbar machen oder natürlich auch Gegner vernichten kann. So wandert Shovel Knight über die Landkarte, durchwandert die Schlösser, besiegt an deren Ende ihre Knights und nähert sich so dem Showdown mit der Verzauberin.
Die Paralleln zu Mega Man sind dabei natürlich stets klar und deutlich zu erkennen, im Besonderen beim Gameplay. Denn wie der Blue Bomber in seinen ersten 6 Abenteuern läuft und springt Shovel Knight durch die Level, nur dass er nicht mit einer Plasmakanone feuert, sondern sich die bösen Buben mit einer Schaufel vom Leib hält. Und wie bei Mega Man gibt es auch hier Bosse, die thematisch zugeordnete Level bieten, nur, dass die Level hier nicht in beliebiger Reihenfolge direkt ausgewählt werden können und man später die Waffe des Roboterbosses erhält, sondern Shovel Knight muss auf einer Landkarte à la
Mario 3 Pfade beschreiten und kann einige von diesen Pfaden erst begehen, wenn er die zugehörigen Schlösser und ihre Knights hinter sich gelassen hat. Hierdurch entsteht eine Halb-Linearität, denn einerseits muss sich Shovel Knight an gewisse Vorgaben halten, in welcher er die Knights besiegen kann, hat allerdings je nach Wegpunkt und Pfad dennoch die Wahl, ob er erst Knight A oder Knight B erledigen möchte, bevor er weiterzieht.
Ferner erhält Shovel Knight keinerlei Waffen von den anderen Knights, wenn er sich siegreich gegen sie behauptete, sondern er erhält seine weiteren Fähigkeiten nur durch Magie, welche er im Dorf gegen Gold kaufen kann. Allerdings kann er nicht wahllos einfach alles kaufen, wie es ihm gefällt, solange er genug Gold besitzen würde, denn natürlich werden alle Features erst nach und nach zugänglich, weil Shovel Knight den Dorfbewohnern für ihre Dienste erst noch irgendwelche Dinge erledigen oder besorgen muss; wie die Notenblätter, welche im ganzen Spiel hier und dort versteckt sind und die er dem Barden bringen muss. Ferner sind die Power-ups von Shovel Knight durchaus recht kostspielig, sodass er für jedes weitere Power-up mehr und mehr Gold bezahlen muss, was natürlich nicht mal so ohne Weiteres möglich ist, denn soooo großzügig liegt das Gold in den Schlössern nun auch wieder nicht rum.
TECHNIKGeilomat! Grafik und Sound sprechen die gute, alte 8-Bit-Sprache, ohne dabei fiepsig zu sein. Im Gegenteil, die Melodien sind eingängig, klingen tadellos und unterstreichen das Ambiente der Umgebung sehr passend, und optisch ist alles, wenn auch in 16:9, in ruckel- und flackerfreier, butterweicher, wunderbar animierter - ich nenne es mal so - "NES-Optik". Nur am Rande nimmt man Dinge wahr, zu denen das NES nicht wirklich in der Lage gewesen wäre, wie mitscrollende Hintergründe oder große Gegner, die sich auf halbe Bildschirmgröße aufrichten, komplex bewegen und bei ihrem Ableben farbenfroh in ihre Einzelteile zerfallen. Kurz und gut: sehr geil!
Die perfekt reagierende Steuerung lässt alle Möglichkeiten bei der Wahl des gewünschten Controllers offen und bietet sogar Off-TV-Play an. Denn normalerweise zeigt der Fernseher das Spielgeschehen und auf dem GamePad ist stets das Inventar zum Direktabruf (einfach antippen) zu finden, welches beim Off-TV-Play via der Minus-Taste das Spiel pausiert, das Inventar-Menü aufruft und nach getätigter Inventar-Auswahl sogleich die Pause wieder aufhebt. Als Sahnehäubchen lassen sich die Buttons sogar vollkommen frei belegen.
Der Schwierigkeitsgrad ist im oberen Mittelfeld, würde ich sagen. Für Anfänger/innen definitiv zu schwer, für erfahrene Zocker/innen genau die richtige Mischung, und Profis kommen nur selten ins Schwitzen. Interessant sind dabei vor allem die Checkpoints in den Schlössern. Denn wenn Shovel Knight ein Leben lässt, verliert er einen Teil des Vermögens an der Stelle, an welcher er das Zeitliche segnete, und 3 Goldsäcke bleiben zurück. Die kann Shovel Knight natürlich wieder aufsammeln, doch muss er beim letzten Checkpoint wieder ansetzen.
Dies geht allerdings nur, solange der Checkpoint noch intakt ist, denn Shovel Knight kann einen Checkpoint auch zerstören und dadurch noch einiges an Extragold kassieren; allerdings ist somit der Checkpoint wirkungslos und bei einem Ableben müsste Shovel Knight am letzten noch intakten Checkpoints weitermachen, oder, wenn er Checkpoints zerstört hat, ganz am Anfang des Schlosses beginnen. Eine tolle Idee, die einerseits Sicherheit, andererseits Gold einbringt - man muss sich nur entscheiden, was einem selbst lieber ist. Denn da jedes Schloss ziemlich lang ist und 5 Checkpoints bietet, kann man sich ausrechnen, wie fatal es wäre, alle Checkpoints des schnöden Mammons wegen zu zerstört zu haben, und kurz vor dem Endboss draufzugehen...
Der Umfang geht in Ordnung, wenn man so will, ist das vielleicht der einzige Makel an Shovel Knight, denn nach rund 5 bis 6 Stunden ist man durch. Das ist zwar nicht nichts, aber 2-3 weitere Stunden könnte das Haupt-Abenteuer ruhig noch andauern. Das tut es nämlich leider nur, wenn man seinen Spielstand perfekt haben möchte und wirklich alles finden will, was zu finden ist.
Das Finden aller Inhalte widerum bezieht sich vornehmlich auf die 45 Achievements, die unter anderem lauten: "Spiele das Spiel durch", "Besitze 50000 Gold", "Schließe einen Level ohne zu sterben ab" oder "Schließe das Spiel in anderthalb Stunden ab". Wer hier also alle Achievements ergattern will, hat einiges zu tun; und wenn das Spiel auch wirklich klasse ist, finde ich es schade, dass es nur durch die Achievements gestreckt wird, weil es so für viel Wiederholung sorgt. Ein weiterer, schwererer Schwierigkeitsgrad wäre mir lieber gewesen. Dafür aber ist das gesamte Spiel unter anderem auch auf Deutsch und es werden ganze 9 Spielstände angeboten.
FAZITWer also Bock auf ein großartiges, nicht zuuu schweres und leider nicht zuuu lang andauerndes Spiel - wenn man die Achievements unbeachtet lässt! - mit ganz, ganz viel Retro-Charme hat, das sich vornehmlich wie Mega Man und ein kleinwenig wie
Mario 3 und
Zelda 2 spielt, und bei dem es viel zu entdecken gibt, schlägt auf der Stelle zu.