Cover: Donkey Kong Country ReturnsGAMECHEN
Wie häufig meckerten Dritthersteller schon, dass sich ja nur Nintendos eigene Produktionen wirklich gut auf Nintendo-Plattformen verkauften...? Das ist faktisch sogar sicherlich richtig. Aber kommt schon, Leute, Nintendo fabriziert einfach total selten mal einen Flopp, während viele 3rd-Parties öfters auch mal weniger gute Titel veröffentlichen.

Und mit Donkey Kong Country Returns hat Nintendo es mal wieder vorgemacht. Was für ein Brecher, Du meine Güte. Im Grunde brauch' ich gar nicht viel weiterschwafeln. Wer schon Donkey Kong Country 1, DKC2 und DKC3 vom SNES kennt, oder Donkey Kong 64 für das Nintendo 64, kann im Grunde sofort aufhören weiterzulesen, sondern sollte seine Zeit sinnvoller verprassen, nämlich z.B., indem man lieber dieses Gamechen hier kauft. So einfach ist das. ...aber für die Pragmatisten und Lesegeilen unter Euch, hier meine Rezension:

BANANEN
Wie so oft, ist bei einem Nintendo-Jump'n'Run die Story eher Mittel zum Zweck: Mal wieder wurde Donkeys und Diddys Bananenvorrat gemopst. Diddy sieht die Diebe zwar noch fortlaufen und alarmiert auch sofort Donkey, aber im Grunde ist es auch eigentlich schon zu spät. Doch weil die beiden an ihren Bananen hängen, flitzen sie sofort hinterher. Und schon ist man mitten in Level 1-1 und nimmt die Fährte auf...
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Zuallererst hat man das Gefühl, eine Art Donkey Kong Country 4 zu spielen, mit SNES-Optik, die aber für die Wii aufgemotzt wurde. Doch nachdem man an den ersten Büschen, Lianen und Geiern vorbeigezogen ist, bemerkt man neben all dem Wohlbekannten die ersten Neuerungen.
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Beispielsweise gibt es Pusteblumen, die sich, wenn sie angepustet werden, in der Luft verflüchtigen, und dadurch manchmal ein Geheimnis offenbaren. Mal ist es eine Banane, mal eine ganze Staude (ist soviel wert wie 10 Bananen), vielleicht auch eine goldene Bananenmünze, ein Puzzelteil oder einer der Buchstaben "K", "O", "N", "G". Aber auch auf andere Weise kann man an Bananen, Münzen, Puzzleteile und Buchstaben gelangen. Man entdeckt einen Geheimgang, der zu einem der vielen, vielen Bonuslevel führt, man zetrümmert Steine und Bodenplatten, oder man sucht in Pflanzen danach, die relativ unscheinbar im Hintergrund zu stehen scheinen.
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ITEMS & PUZZLETEILE
Bananen zu sammeln lohnt sich deshalb, weil jeweils 100 davon ein Extraleben bringen, und die goldenen Münzen sind nötig, um in Cranky Kongs Laden Items zu kaufen. Im Laden gibt es dann z.B. Extraleben-Ballons, zusätzliche Lebensenergie-Herzchen, oder auch den Papageien Squawks, der dabei hilft, Puzzleteile zu finden, indem er sich lautstark bemerkbar macht, wenn man in die Nähe eines solchen Teils gelangt. Ausserdem gibt es als eines der wichtigsten Items einen goldenen Schlüssel, der geheime Passagen auf der Landkarte freischaltet, auf denen weitere Level und Abkürzungen zu finden sind.
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Allerdings kann man die meisten Items immer nur ein einziges Mal benutzen, und muss sie dann erneut bei Cranky kaufen. Das beudeutet, vor dem Level aktiviert man ein Item, also z.B. Squawks, dann betritt man den Level, spielt ihn, und danach ist das Item verwirkt. Deshalb ist es enorm wichtig, immer massig von den goldenen Bananenmünzen zu sammeln. Diese sind zwar recht rar gesäht, aber je nach Level kann man, wenn man die Verstecke findet, gern auch mal bis zu 10 davon ergattern.
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Die Puzzleteile erinnern bestimmt viele von Euch sofort an Banjo Kazooie, bzw. Banjo-Tooie, oder? Und das ist genau der Gedanke, der hier passt. In jedem Level gibt es immer mehrere Puzzleteile zu finden; mal sind es 5, manchmal vielleicht 9 - ist je nach Level anders. Und natürlich sind alle Teile versteckt - oft sogar verdammt gut! -, und hat man in einem Level alle Teile gefunden, bekommt man dafür nicht nur eine kleine Medaille in seine Levelfortschritts-Übersichttabelle eingesetzt, sondern man bekommt dafür später noch etwas freigeschaltet - was ich wie immer nicht verrate.
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Tja, und dann gibt es noch die Buchstaben "K", "O", "N" und "G", die zusammen das Wort "Kong" ergeben. In jedem Level kann man immer diese vier Buchstaben finden - man muss nur gut genug danach suchen. Wie bei den Puzzleteilen bekommt man für alle 4 Buchstaben pro Level nicht nur ein schickes Emblem in seine Levelfortschritts-Übersichttabelle, sondern auch hier bekommt man später noch etwas Geheimes spendiert.
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FÄKALWORTE AHOI!
Mit dabei sind auch wieder die altbekannten Kanonen-Fässer der DKC-Vorgänger. Springt man in eines der Fässer, die sich entweder um sich selbst drehen, sich hin- und herbewegen, sich selbst auslösen oder von Euch ausgelöst werden müssen, wird man durch die Gegend katapultiert, und kann so z.B. luftige Passagen überwinden. Manchmal gibt es auch eine Kombinationen von mehreren der Alternativen. Sodass ein Fass sich z.B. andauernd um 360° um sich selbst dreht, dabei auf- und abschwingt, und man sich im richtigen Moment rausfeuern muss, um nicht Schluchten zu fallen, was dann natürlich eines der wertvollen Lebensballons kostet.
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Ebenfalls an Bord sind die Loren. Und ja, Ihr werdet sie wieder hassen! Schon die allererste Lorenfahrt, noch in Welt 1, ist ein kleiner Hassbrocken, bei dem man sicherlich schon mal mindestens 3-5 Leben verballert, nur, um überhaupt ins Ziel zu gelangen. Doch wenn dann noch in voller Fahrt Puzzleteile oder Buchstaben auf dem Weg liegen, die man aufgabeln will, dann... tja, dann... ...ich sage nur: Fäkalworte ahoi! ;)
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Obendrauf gibt es noch Wechseleien zwischen Vordergrund und Hintergrund. Das bedeutet, dass man in vielen Leveln auf zwei Ebenen spielen muss. Die erste befindet sich wie üblich vorn. Man jumpt und runnt durch einen Level und hinter einem bewegen sich Lianen, Palmen, etc. Die zweite Ebene ist quasi hinter dem Hintergrund, der sich dann weitet, sodass man alles gut erkennen kann, und man sieht Donkey und Diddy nun aus der Ferne, was das Entdecken von vielen Gegenständen etwas erschwert, denn diese befinden sich ja ebenfalls in der Ferne.
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Allein diese Kombination aus Gegenstände suchen und finden, Items kaufen und Passagen meistern, machen Donkey Kong Country Returns zu einem wahren Vergnügen. Und lasst Euch vorab versichern: Hier ging man keine Kompromisse ein, denn bereits das ganz normale von "Level-Anfang bis Level-Ende"-Gespiele wird allerspätestens ab Welt 3 nur noch von denjenigen gepackt, die es draufhaben und etwas Ausdauer mitbringen. Da helfen auch die auf Wunsch aktivierbaren Auto-Play-Mechanismen kaum weiter, denn wer will dem Spiel schon zusehen, wie es sich die meiste Zeit selber spielt, bzw. wer wäre dann schon stolz auf sich und seine Leistungen, wenn man einfach immer nur den "Autopiloten" verwenden würde? Eben! :)
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STEUERUNG, GRAFIK UND SOUND
Die Steuerung funktioniert gut und ist eine Mischung aus Wiimote-Schütteleien und Buttons drücken. Entweder Ihr spielt (A) mit quergehaltener Wiimote oder (B) mit Wiimote und Nunchuk. Leider nur sehe ich den Unterschied nicht wirklich. Könnte ich mir die Schütteleien bei Nur-Wiimote ja noch erklären, weil man ja nicht nur laufen und springen, sondern auch über den Boden rollen, Blumen anpusten und auf Dingen herumtrommeln kann - und irgendwie muss man all diese Aktionen ja verteilen -, sind im Wesentlichen doch beide Kontrollen gleich, mit dem einzigen Unterschied, dass der 3D-Stick des Nunchuks nun das Wiimote-Steuerkreuz ersetzt.
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Geschüttelt werden muss die Wiimote dann nämlich trotzdem, obwohl es doch prima gewesen wäre, das Geschüttel jetzt einfach auf den B-, C- und Z-Button auszulagern. Nicht, dass die Schütteleien wirklich störend wären oder nicht funktionierten, aber um das Retrofeeling zu komplettieren, wäre das gewiss sehr nett gewesen; vielleicht sogar via Classic Controller (der ja ebenfalls nicht unterstützt wird).
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Dafür sind Grafik und Sound die perfekte Mischung aus Altem und Neuem. Man fühlt sich als Kenner/in von DKC1, DKC2 und DKC3 sofort heimisch, weil man direkt von Anfang an haufenweise Déjà-vus haben wird. Die guten, alten DKC-Musiken und -Jingles wechseln sich mit neuen ab, und bei der Grafik bekommt man die alte Optik geboten, die stark modernisiert wurde, mitsamt Effekten, die keineswegs auf dem SNES möglich gewesen wären. Ebenso hat natürlich jede Welt ihr eigenes Setting, sodass man also je nach Abschnitt Dschungel, Strand, Schiffe, Eis, Schnee, und noch einiges mehr geboten bekommt.
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Um hier eine Idee zu bekommen: Stellt es Euch vor wie bei New Super Mario Bros. Wii oder Sonic 4: Dasselbe geniale Retro-Gameplay, gewürzt mit einigen neuen Elementen, inmitten der guten alten Optik und Spielbarkeit, die aber mit diversen aufwendigen Zoom- und 3D-Spielereien, jeder Menge farbenreicher Details und brilliantem Leveldesign modernisiert wurden.
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FAZIT
Donkey Kong Country Returns steht ganz in der Tradition von Donkey Kong Country 1, Diddy's Kong Quest (DKC2) und Dixie Kong's Double Trouble (DKC3), nicht nur in Sachen Look & Feel, sondern gerade auch in Sachen Schwierigkeitsgrad. Für das erste Durchspielen des normal verfügbaren Inhalts benötigt man gut 9-12 Stunden, aber dann kommt die Jagd nach all den Bonusecken, die KONG-Buchstaben, den Puzzleteilen, und so manchem versteckten Level, sodass man letztlich auf weit über 30 Gesamtstunden-Spielzeit kommen wird - und das ohne jede Übertreibung.
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Wenn man einen makellosen 100%-Spielstand haben will, hat man es nicht leicht, sondern man muss oftmals all seine Daumen-Erfahrung mit einbringen. Kurzum: Wer hier absolut JEDEN(!) Level gemeistert und wirklich ALLE(!) Secrets gefunden haben will, der hat wirklich einiges zu tun - und wird sein Schimpfwort-Repertoire gewiss um einige Neuschöpfungen erweitern. Doch das ist keineswegs problematisch, denn Donkey Kong Country Returns belohnt Geschick, Neugier und Ausdauer, motiviert unwahrscheinlich und lässt deshalb über all die Fehlversuche und den damit verbundenen "schwierigen Stellen" mit Leichtigkeit hinwegsehen.
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...und dass man das gesamte Spiel zu zweit als Team und auf Zeit zocken kann, spricht nur noch mehr dafür, hier gar nicht lange zu fackeln, sondern gleich zuzulangen.
Jörg Singleplayer: 92%
Multiplayer: 91%


Verfasst von Jörg am 23.01.2015,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 2 Person/en
Release am 03.12.2010