Cover: Disney Micky EpicDISNEYLAND
Micky liegt in seinem Bett und schläft, als er von irgendwas geweckt wird - etwas hinter seinem Spiegel an der Wand. Er geht hindurch und ist in einem Raum, in welchem ein Zauberer mit einem magischen Pinsel an einer Miniaturversion von "Disneyland" herummalt. Der Zauberer ist alsbald müde, geht zu Bett und Micky schleicht sich aus seinem Versteck heraus an das Kunstwerk. Es ist wunderschön, hat satte Farben und wirkt fröhlich und freundlich. Die Versuchung, auch ein wenig an dem Ding herumzuklecksen, ist zu groß für Micky.

Er nimmt den Pinsel auf und plötzlich passiert es auch schon: Er macht einen Fehler und ein großer, schwarzer Tintenfleck baut sich vor ihm auf. Micky versucht, das korrigieren, den Klecks wegzuwischen, mit dem Schwamm aufzusaugen, oder mit Farbverdünner verschwinden zu lassen, aber der Fleck wird dadurch nur noch größer und gemeine, gelbe Augen starren ihn an, als Arme nach ihm greifen.

Der Zauberer wacht von dem Tumult auf, aber es ist zu spät. Farbe und Verdünner sind ein Haufen undefinierbaren Matsches - und Micky ist verschwunden. Der große monsterhafte Farbklecks hat ihn in die Tiefe von Wasteland gerissen; dorthin, wo einst Disneyland war, und wo durch Mickys Schuld nur noch Chaos und Düsternis herrschen.
Screenshot Screenshot
OSWALD
Micky trifft hier auf jede Menge alte Bekannte und Unbekannte, die einst die Hoffnungen im Reiche von Disney waren. Allen voran Oswald, der damals von Walt Disney noch vor Micky kreiert, aber dann durch Micky ersetzt wurde. Und während Micky Maus alsbald ein riesengroßer Star wurde, wissen nur wenige Menschen, dass es überhaupt irgendwann einmal einen Oswald gegeben hatte. So wie Oswald geht es vielen in Wasteland, sie neiden Micky den Erfolg und wollen ihn das auch spüren lassen; Micky soll es ihnen büßen!
Screenshot Screenshot
Doch Micky hat zwei wichtige Faktoren auf seiner Seite. Die Freundschaft mit den Kobolden, die ihm hier und da aushelfen oder ihm den rechten Weg zeigen, und den Pinsel, mit welchem er die Misere verursacht hatte. Mit dem Pinsel kann er entweder Verdünner oder Farbe verspritzen und so Wasteland umgestalten, oder seine Feinde besiegen oder zu Freunden machen. Wände können somit verschwinden und passierbar werden, oder Brücken erscheinen, und seine Feinde werden ihm wohlgesonnen und halten ihm Gegner vom Leib.
Screenshot Screenshot
DIESE PAAR TRÖPFCHEN
Das Ganze hat nur einen Haken: Micky hat nicht unendlich viel Farbe oder Verdünner, sondern er muss mit seinem Vorrat haushalten, oder durch kleine Tanks, die hier und da zu finden sind, nachfüllen. Ohne diese beiden Flüssigkeiten, ist er nämlich hilflos und kommt auch nicht voran.
Screenshot Screenshot
Zwar füllen sich kleine Mengen immer von selbst ein wenig auf, sodass Micky nie völlig ohne Farbe und Verdünner darsteht, doch langen gerade während hektischer Passagen und Bosskämpfen diese paar Tröpfchen nicht unbedingt aus, oder sie erschweren das Fortschreiten erheblich - darum sollte Micky stets darauf achten, genug von dem kostbaren Nass in seinem Besitz zu wissen.
Screenshot Screenshot
Auch muss Micky aufpassen, dass ihm seine fünf Energieherzchen nicht ausgehen, oder dass er z.B. nicht in Sümpfen versickert, denn dann muss er zurück an einen der Rücksetzpunkte, die beim Vorbeilaufen automatisch abgespeichert werden, und von dort das bis dahin Erreichte erneut erreichen.
Screenshot Screenshot
Zu Beginn sind diese Rücksetzpunkte recht großzügig und verhältnismäßig zahlreich gesäht, doch mit zunehmender Spielzeit werden die Passagen schwieriger, die Gegner zahlreicher und die Rücksetzpunkte weniger oder zumindest unoptimaler platziert, sodass man bei schweren Abschnitten öfters mal diverse Fleissarbeitsmomente hat, und dasselbe Dutzend Gegner immer wieder besiegen muss, nur, weil man beispielsweise einen bestimmten Sprung nicht ordentlich hinbekommt.
Screenshot Screenshot
ZUM VORSCHEIN ODER VERSCHWINDEN BRINGEN
Wenigstens aber bleiben bei diesen Fehlversuchen diverse bereits erreichte Ziele erhalten, wie etwa das Durchackern bis nur schwer zugänglichen Schatztruhen und das darauffolgende Öffnen, sodass man zwar die Truhe nicht nochmal öffnen muss - was Zeit und manchmal Nerven spart -, aber man muss immerhin nochmals bis an die Stelle gelangen, an der man zuletzt gescheitert war, denn man muss nicht mehr alle Brücken, Wände Rohre und so weiter erneut zum Vorschein oder Verschwinden bringen.
Screenshot Screenshot
Nicht, dass das ein großes Problem sei, aber es wäre eben etwas nervig, dies immer wieder tun zu müssen. Vorallem, weil man eigentlich ja unsichtbare Dinge (wie also z.B. eine Brücke) immer leicht weissschattiert wahrnehmen kann, sodass man nicht viel Vorstellungskraft benötigt, um zu erraten, wo man jetzt wohl am besten mal mit der Farbe hinspritzen sollte. Gleichfalls bedeutet das jedoch auch, dass man so niemals Überraschungen erleben wird, denn einfach mal so auf Gut Glück irgendwo hinzuklecksen wird so niemals mit dem zufälligen Finden eines gutgehüteten Secrets belohnt; da, wo keine schwachen Schattierungen sind, ist auch nichts.
Screenshot Screenshot
Und gerade deshalb finde ich das Pinselfeature zwar wirklich interessant und es geht auch wirklich perfekt von den Fingern, aber gleichzeitig eben auch unnötig. Was nützt es mir, einen Pfad hinauf zu den Burgzinnen zu suchen, wenn ich immer genau sehen kann, wo ein Gegenstand oder Objekt ist, dass mir helfen soll, voranzukommen...? Ausserdem wird so auch die Kreativität der Spieler/innen etwas beschnitten, sich selbst einen ganz eigenen Weg durch das Spiel zu bahnen.
Screenshot Screenshot
DIE STORY DES SPIELS
Beziehungsweise, so ganz stimmt das nicht, denn das Spiel merkt sich genau, an welchen Stellen im Spiel Ihr Euch wie verhalten habt. Opfert Ihr an Stelle X einen Freund, um weiterzukommen? Welche Routen habt Ihr genommen? Habt Ihr Objekt Y gefunden? Und so weiter, das sorgt dann dafür, dass sich die Story des Spiels leicht anpasst und dass natürlich somit auch der Abspann immer ein wenig anders ist.
Screenshot Screenshot
Wirklich toll ist aber, dass alle Bosskämpfe entweder mit Farbe oder Verdünner gefochten werden können - Eure Entscheidung. Und entsprechend der Wahl kann der Kampf leichter oder schwerer für Micky sein, bzw. die Taktik eine gänzlich andere - eine schicke Sache, finde ich.
Screenshot Screenshot
GUT, NEUTRAL, BÖSE
Auch toll ist, dass man sich nicht lumpen liess, und in das 3D-Adventure viele 2D-Passagen einfügte, die 1:1 den guten, alten Disney-Klassikern entliehen sind. So kann man also laufend und hüpfend den alten schwarz-weiss-Streifen "Steamboat Willie" durchqueren - und natürlich viele weitere -, und so z.B. Filmrollen, weitere Anstecker oder erfrischende Lebensenergie aufsammeln.
Screenshot Screenshot
Die Filmrollen schalten unter anderem Cartoons frei, die Ihr Euch dann so oft Ihr wollt, anschauen könnt, und die Anstecker, die überall im Spiel versteckt sein können, bescheren Euch verschiedene Konzeptzeichnungen und dergleichen. Nötig ist das alles nicht, um das Spiel zu beenden, aber 100%-Fanatiker/innen machen sich natürlich auf, alles aufzusammeln, was nur geht. ;)
Screenshot Screenshot
Bei den Ansteckern ist dann übrigens wichtig zu wissen, dass es diese jeweils in bronze, silber und gold gibt - je nachdem, ob Ihr Euch im Spiel "gut", "neutral" oder "böse" verhaltet. Wer also restlos alle Anstecker finden will, muss das Game mindestens dreimal durchqueren.
Screenshot Screenshot
TECHNIK
Grafisch liegt Disney Micky Epic für Wii-Verhältnisse im unteren Bereich des oberen Drittels. Zwar gibt es keine Clippingfehler oder ähnliches, das Settings ist detailliert, versprüht zu jeder Zeit 100%ig den Disney-Trickfilm-Charme und ist sehr düster, aber dennoch hatte ich hier und da den Eindruck, dass man hier und dort noch einen Ticken "schöner" hätte zu Werke gehen können.
Screenshot Screenshot
Der Sound ist dafür über jeden Zweifel erhaben. Viel Orchester, mal spannend, mal mystisch, und immer toll arangiert - nichts zu meckern; Disney-typisch bekommt man hier keine halben Sachen, wenn es um Filmmusik geht.
Screenshot Screenshot
Einziger "Pferdefuß" ist manchmal die Kamera, die mich ab und zu ein wenig ärgerte. Normalerweise justiert man die Kamera mit dem Steuerkreuz der Wiimote - was soweit gut funktioniert und leider auch notwendig ist, weil die Kamera ruhig einen Ticken optimaler ausgerichtet sein könnte -, aber hin und wieder gibt es ein paar Stellen, an denen die Kamera sich einfach nicht verstellen lässt - und dass das unnötig ist, zeigte schon Nintendo Anno 1996 mit Super Mario 64.
Screenshot Screenshot
FAZIT
Insgesamt erinnert mich Micky Epic, bzw. "Mickey Epic" in den USA, an Super Mario Sunshine für den GameCube; wenn man das sonnige Südseefeeling wegnimmt, versteht sich, und dafür ein sehr düsteres Setting und eine manchmal etwas eigenwillige Kamera hinzuzieht.
Screenshot Screenshot
So bleibt unterm Strich ein qualitativ gutes Jump'n'Run, das mit seinen ca. 20-25 Stunden Spielzeit in vielen Punken heraussticht, aber mit diversen kleinen Macken zu kämpfen hat, die zwar nie gravierend sind, doch in ihrer Gesamtheit einfach zu einem Punktabzug führen müssen. In meinen Augen deshalb so gerade eben noch ein "Must-Have", aber dennoch nicht der erhoffte Megahit.
Jörg Singleplayer: 84%

Verfasst von Jörg am 06.01.2011,
bemustert durch DeLaSocial
für bis zu 1 Person/en
Release am 25.11.2010