Cover: The Legend of Zelda II: The Adventure of LinkWas wäre Nintendo ohne Mario? Die nächste Frage ist zweifelsohne: Was wäre Nintendo ohne Link? Neben den Marios ist es vor allem die Zelda-Sparte, die auf jeder Nintendokonsole die bemerkenswertesten Ableger hervorzaubert, und das bis heute!

Man denke vor allem an das legendäre Ocarina of Time, was für seinen Soundtrack einen Grammy verdient hätte. Oder an Link's Awakening, das wohl nahezu jeder Game Boy-Besitzer in den 90ern gespielt hat. Doch ein Teil tanzt etwas aus der Reihe: Zelda Numero 2. Denn es bricht mit einigen Traditionen der Serie. Wie es sein kann, dass ein Zelda-Titel weniger als 80% erhält, lest ihr hier.

Ganon, altes Haus!
Der alte Miesepeter Ganon (in späteren Teilen Ganondorf) kann es wie immer nicht lassen, Link zu nerven. Also taucht er kurzerhand Hyrule in Dunkelheit und versetzt Prinzessin Zelda in einen Tiefschlaf. Natürlich liegt es an Link, dem nach übermenschlichen Kräften gierenden Ganon Einhalt zu gebieten. Hierfür muss Link sechs Kristalle finden, die ihm wiederum den Weg zum sogenannten "siebten Palast" und damit zum Triforce des Mutes bereiten.
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Link hat offenbar den Vogel abgeschossen.
Fangen wir direkt mit der markantesten Eigenschaft des Spiels an: Der Kamerawinkel. Eine Vogelperspektive gibt es (von der Oberweltkarte mal abgesehen) nämlich nicht. So bezeichnend sie für alle Zeldas vor dem Nintendo 64 auch war, Nintendo hatte andere Pläne. Stattdessen spielt sich das Hauptgeschehen nämlich wie bei Mario, Samus, Sonic etc. von der Seite ab.
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Am ehesten ist das Gameplay sogar mit diversen Teilen von Castlevania zu vergleichen. So steuert ihr Link von links nach rechts (oder umgekehrt) und nutzt einen Knopf zum Springen und den anderen um anzugreifen. Dieselbe Aufteilung also wie beim berühmten Klempner, wenn er sich die Feuerblume gönnt - oder eben wie bei den Belmonts in Castlevania.
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Da euer Schwert keine allzu große Reichweite hat, gestalten sich die Kämpfe mit Gegnern mitunter schwierig. Es kommt auf punktgenaues Timing an und darauf, wann ihr euch duckt oder springt, zumal auch noch jeder Gegner auf eine andere Weise verwundbar ist. Vor allem setzen einem die acht Bossgegner zu, die an dieser Stelle direkt mal ein Lob für ihre Vielfältigkeit verdient haben. Doch keine Angst, den Bossgegnern könnt ihr mit etwas Übung dennoch trotzen, denn es gibt ja noch mehr spezielle Features bei Zelda II.
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"Pure Magic!"
So könnt ihr Magie gegen eure Gegner einsetzen, um deren Leben ein Ende zu bereiten... UND: Um Erfahrungspunkte zu ernten. Jawohl, Zelda II hat tatsächlich ein Erfahrungspunkte- und Levelsystem, wie jedes "gewöhnliche" Rollenspiel. Die Levelaufstiege kommen Links Statuswerten zu Gute. So kann er später beispielsweise mit dem Schwerthieb mehr Schaden anrichten oder die Zauber kostengünstiger einsetzen.
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Was die Magie betrifft, so ist sie nicht nur in einigen Tempeln, sondern vor allem beim Kampf mit den Endbossen unerlässlich. So könnt ihr beispielsweise Feuerbälle werfen, höher springen oder mit Schildzaubern eure Abwehr stärken. Am besten gefiel mir jedoch die Möglichkeit, Link in eine Fee verwandeln zu können, mit der ihr in alle Himmelsrichtungen fliegen könnt.
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So fällt man an einer Stelle über einen Abgrund in einen Bildschirm darunter, und würde normalerweise noch einen Bildschirm weiter herunter fallen und müsste mühsam wieder nach oben gelangen. Stattdessen muss man schon im ersten Bildschirm nach dem Fall das Spiel pausieren, sich in eine Fee verwandeln und dann rechts in einen Gang fliegen. Eine schöne Geschicklichkeitsübung.
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Selbst heute erscheinen oft noch RPGs, die massig Zauber bieten (und damit auch werben), welche dann aber für den Spielverlauf meist gänzlich unerheblich sind. Zelda kann man dies nicht vorwerfen. Alle Zauber werden irgendwann irgendwo mal gebraucht.
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Abgesehen vom Zaubern ist man zur Interaktion mit NPCs (Nicht-Spieler-Charakteren) gezwungen, um beispielsweise an bestimmten Orten Einlass in Häuser zu bekommen, in denen dann nach weiterer Kontaktaufnahme ein nötiger Gegenstand auf Link wartet. Diese NPCs sollten aber positiv gesehen werden, denn viele bieten Seitenquests an, nach welchen man dann spezielle Zauber erlernen darf.
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Erwartungen erfüllt?
Normalerweise spielt man ein Spiel, das einem gefällt, durch, überlegt, welche nervigen Aspekte beim Nachfolger auf jeden Fall verschwinden sollten und hegt dementsprechend gewisse Erwartungen. Nun ist das in meinem Fall bei Zelda nicht so leicht, denn ich stieg einst mit Teil 4 auf dem Game Boy in die Serie ein, holte irgendwann nach Ocarina of Time dann Teil 3 nach und widmete mich erst spät der Vollständigkeit halber den Anfängen der Serie.
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Und unter diesem Aspekt, so unfair das auch klingen mag, war Zelda II etwas enttäuschend für mich. Abgesehen von der schweren Vergleichbarkeit wegen der verschiedenen Gameplays und Kameraperspektiven, fesselte mich Zelda 4 seinerzeit durch diese besonderen "Zelda-Momente" an die Serie. Seien es bestimmte Dungeons oder der Waschbär im Wald oder der Laden mit dem Glückskran. Es sind Momente, in denen man kurz innehält und denkt "Wow, was ist das nur für ein Spiel? Das steckt alles in diesem einen Modul!". Und diese Momente hatte ich bei Zelda II leider gar nicht.
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Okay, die Endbosse bieten wirklich etwas Abwechslung, aber das erwartet man irgendwie auch standardmäßig. Stattdessen ist man dauergefrustet, weil einem im Spielverlauf immer nervigere Gegner begegnen (vor allem die fliegenden) und sie einen bestenfalls noch so rammen, dass man in die Lava fällt.
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Fazit
Wenn man diese ganze Ernüchterung aus meinen Worten heraus liest, fragt man sich, warum das Spiel denn "überhaupt" 78% erhalten hat. Nun, die fehlenden "Zelda-Momente" lassen alle Hoffnung auf eine 90er Wertung schwinden und die Frustmomente und anderen kleinen Macken drücken es auch leicht unter die 80er-Wertung.
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Man sollte hierbei stets zwischen "anspruchsvoll" und "frustrierend" (=sinnlos schwer) unterscheiden. Zelda 3, 4, 5 etc. sind Ersteres, Zelda II leider eher Letzteres. Die Steuerung ist manchmal etwas umständlich und steif und so landet man gern mal in einer Schlucht oder in den Armen eines Gegners, bzw. seiner Geschosse.
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Doch das alles ändert nichts daran, dass hier dennoch ein spielerisch hohes Niveau geboten wird und das NES-Modul vor allem im Vergleich zu anderen Spielen der Zeit mit viel Umfang und spielerischer Tiefe bepackt wurde, von der Atmosphäre mal ganz abgesehen. Ich kann es nicht beschreiben, aber trotz des Schwierigkeitsgrades und der Macken, spielt man einfach nach jedem Bildschirmtod weiter. Man will es unbedingt durchspielen und sehen wie es weiter geht und was einen noch erwartet.
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Zelda II ist in vielerlei Hinsicht ein beinahe typisches Action-RPG. Und als solches macht es Spaß und bietet wahnsinnig viel Inhalt fürs Geld. Auch wenn es in dieser Form heute nichts "Besonderes" ist, wie es alle anderen Zeldas sind, ist es ein geschichtsträchtiger Titel, denn man kann ihn beim heute verfügbaren Überangebot an Spielen sicher auslassen, ohne eine entscheidende Phase im Leben verpasst zu haben. Aber ich denke, über 4 Millionen verkaufte Exemplare sprechen eine deutliche Sprache.
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Außerdem bietet die Grafik für ein NES-Spiel ordentlich Vielfalt und sogar der Soundtrack - so monoton er teils auch daher dümpelt - lässt schon manchmal nostalgische Gefühle aufkommen.
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Der ein oder andere mag sich daran stören, dass es quasi kaum echte Rätsel gibt, doch dafür liegt der Actionanteil sehr hoch. Und wer lieber in Dungeons endlos herum rennt und heram probiert, hat ja noch genug Zelda-Teile zum ausweichen.
«Tarik» Singleplayer: 78%

Verfasst von «Tarik» am 01.08.2014,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 01.09.1989