Es beginnt damit, dass Roboter-Lady Dorothy McCrane auf der Suche nach Rusty ist, dem Protagonisten aus dem ersten Teil. Sie ist gerade auf dem Weg nach El Machino, einem kleinen Örtchen im wilden Westen. Dort findet sich Rustys Spur wieder, und einige dort erinnern sich sogar an einen gewissen Rusty, doch niemand weiss, wo er abgeblieben sei. Also bleibt Dorothy nichts anderes übrig, hier irgendwo nach ihm zu suchen. Sie begibt sich also in den erstbesten Stollen und macht Gebrauch von ihrer Spitzhacke. Das langt für die ersten paar Dutzend Meter locker aus.
Aber das Gestein wird fester und Dorothy benötigt mehr und mehr Schläge. Also bringt sie die Edelsteine, die sie im Stollen gefunden hat, zu Jones, der ihr die Klunker gegen Gold abnimmt und erklärt, sie könne ihm alle Edelsteine bringen, er würde sie ihr gern annehmen zu einen guten Kurs gegen Gold tauschen. Mit dem Gold geht sie nun zu zum Mechaniker Krötenkübel, der ihr dafür ihre Ausrüstung verbessert, oder diese sogar mit Zusatzfunktionen ausstatten kann, wenn sie ihm dafür immer genug Zahnrädchen mitbringt. Mit besserer Spitzhacke kann Dorothy nun wieder zügiger weitergraben und sammelt weiter fleißig Edelsteine. Doch irgendwann nimmt ihr Rucksack keine weiteren Edelsteine mehr auf - also schwupps zu Jones, den Rücksack leeren und jetzt mit dem neuen Stoß Gold nebenbei das Fassungsvermögen des Rucksacks erweitern.
Dorothy gräbt derweil immer tiefer und tiefer und stößt auf einen unterirdischen Höhleneingang. Neugierig geht sie hindurch und steht tatsächlich in einer Höhle - sozusagen ein Minilevel. Hier kann sie neben Edelsteinen und einem gut versteckten Zahnrädchen auch ein Artefakt finden. Zwar hat sie noch keine Ahnung, was sie damit soll, aber in El Machino spricht sie gleich mal mit Davy Dumpfbacke, der ihr erklärt, dass es insgesamt 42 Artefakte gäbe, die sie alle finden und ihm bringen solle. Zum Dank werde er ihr immer mal wieder Blaupausen schenken, womit sie dann bei Jones für ihre Ausrüstung neue Zusatzfeatures erhält, wenn sie genug Zahnrädchen dafür locker macht.
So buddelt Dorothy wie eine Weltmeisterin, findet immer mehr Edelsteine, Zahnrädchen und Artefakte, und rüstet sich besser aus. Und das hat sie nötig, denn je tiefer sie gelangt, desto unwirtlicher werden die Umstände. Stieß sie anfangs nur auf ein paar lahme Käfer, denen mit ein paar Hackenschwingern einfach beizukommen war, sind tauchen weitere Gegner auf, die flott laufen können, hoch und weit springen können, Jagd auf Dorothy machen und ihr reichlich Schaden zufügen können, wenn sie nicht vorsichtig genug ist.
Obendrein muss man auch noch auf Dorothys Wasser- und Lichtvorräte achten. Die sind zu Anfang kaum von Bedeutung, sind aber bald von großer Wichtigkeit, denn ohne Wasser können keine Sprengungen gemacht werden, keine Druckbomben platziert und der Preslufthammer nicht genutzt werden. Alles Dinge, die oft nur schwer zugängliche Passagen offenlegen, denn mitunter ist zum Beispiel das Gestein derartig massiv, dass die Hacke überhaupt nichts ausrichten kann, da hilft nur noch die brachiale Gewalt von Pressluft. Oder Dorothy muss mehrere Meter über Kopf eine Öffnung freilegen, aber da kommt sie mit der Hacke einfach nicht ran - zu weit weg! - also eine Haftbombe hochschleudern... Und ohne Licht kann Dorothy zwar grundsätzlich alles tun, was sie mag, aber ihr Sichtradius wird stetig eingeschränkt, je mehr der Lichtvorrat abgenommen hat, sie letzten Endes nur noch wenige Zentimeter um sich herum grob wahrnimmt, wo sie gerade ist. Wo also Gegner sind, oder Edelsteine, oder oder oder, das ist nicht mehr auszumachen.
Immer mehr entfaltet sich der Untergrund von El Machino. Was wie ein Stollen aussah, geht tiiief, tiiiiief in die Erde. Auf immer mehr Höhlen stößt man, und darin auf Zahnrädchen und Artefakte. Damit man nicht den Überblick verliert, ob man eine Höhle schon abgegrast hat, markiert die Karte jeden Eingang einer zu 100% erkundeten Höhle mit einem grünen Häkchen, so weiss man, wo man nicht einmal reingucken muss. Allerdings bringen diese Höhlen auch ein weiteres Element ins Gameplay - denn jede Höhle verlangt unterschiedliche Anforderungen. Mal muss man irgendwelchen Fallen (Pfeile und dergleichen) in gewissen Intervallen ausweichen, mal muss man einen Steinschlag auslösen und dann vor ihm davonlaufen und -klettern, mal muss man Schalterrätsel lösen um Durchgänge passierbar zu machen und und und... Gleichzeitig muss sie aber darauf achten, ob sich irgendwo vielleicht ein Geheimpfad verbirgt, denn die Zahnrädchen und Artefakten werden sukzessive cleverer versteckt und schwerer zugänglich.
Mit anderen Worten: SteamWorld Dig 2 versteht es hervorragend, die an sich relativ monotone Graberei so aufzulockern, dass Spannung, Forscherdrang, Geschicklichkeit, Taktiererei, Goldgier und Charakter-Levelung sowohl ermöglicht als auch abverlangt wird. Das alles wird zudem zusammengehalten von der Story, die sich natürlich ebenfalls entfaltet, weshalb man unbedingt am Ball bleibt, denn man will ja wissen, wie es weitergeht! Was sind das für merkwürdige Maschinen, die Dorothy irgendwann findet? Haben die etwa mit Rusty Verschwinden zu tun? Was sind das für seltsame Tempel? Hängen diese Kultisten da wirklich mit drin? Und und und...
TECHNIKGrafisch orientiert sich SteamWorld Dig 2 natürlich am Vorgänger, allerdings wirkt alles nun sehr viel detaillierter. Auch ruckelt oder stottert der Spielfluß niemals und Glitches oder Abstürze gab es ebenfalls zu keiner Zeit. Musik, Soundeffekte und Sprachsynchro sind top notch und fügen sich wunderbar in das Western-Setting ein.
Die Steuerung ist, wie bei Image & Form nicht anders zu erwarten, ohne Tadel. Im Gegenteil, Dorothy reagiert auf alle Eingaben perfekt und obendrein lassen sich alle Buttons frei nach Belieben umbelegen. Überhaupt gilt es bei dieser Fülle an möglichen Aktionen zu loben, wie sauber alles von den Fingern geht. Denn neben Laufen, Springen und Spitzhacke nutzen, kann Dorothy sich auch noch mit einem Enterhaken sehr akrobatisch durch die Gegend schwingen, Wandsprünge und Gegnern den garaus machen, und mit einem Jetpack durch die Lüfte gleiten.
Beim Umfang hat SteamWorld Dig 2 einen sehr großen Sprung gemacht! Rund der dreifache Content zum Vorgänger wird geboten. Allerdings verbunden damit, dass es nicht bloß gilt, das Spiel durchzuspielen, sondern sich gern überall umzugucken, um jeden Edelstein und jedes Artefekt gefunden zu haben. Das ist nicht reiner Selbstzweck, nein, es macht wirklich Spaß, weil das Metroidvania-like Gameplay einfach dazu einlädt, ja, beinahe schon dazu herausfordert. Ferner hält SteamWorld Dig 2 nach Spielende noch eine Überraschung bereit - die ich aber natürlich nicht spoliern werde. Summasummarum kommt man so am Ende auf gut 20 bis 25 Stunden Gesamtspielzeit.
Auch sonst geht SteamWorld Dig 2 weit über das hinaus, was der Vorgänger bot. So gibt es ein Röhrensystem, das gewissermaßen als Teleportervorrichtungen von A nach B dient. Es gibt ein Level-up-System für Dorothy, sodass sie mit jedem weiteren Level den sie steigt, mehr Gold für verkaufte Edelsteine erhält. Allein auch die Zahnrädchenmechanik finde ich beinahe schon genial, weil sie erlaubt, die Waffen nach eigenem Gusto zu modden, um so beispielsweise zusätzlichen Schaden zu verursachen, weniger Wasser zu verbrauchen und so weiter und so fort. Da man aber praktisch nie soviele Zahnrädchen wie Moddingmöglichkeiten hat, erlaubt SteamWorld Dig 2 es, die vorhandenen Zahnrädchen jederzeit umzuverteilen, sodass man sich sozusagen nicht verskillen kann.
Also Bonbon obendrauf kann man nach Belieben zwischen einfachem und normalem Schwierigkeitsgrad wechseln; wobei ich den normalen Schwierigkeitsgrad durchaus als angemessen empfinde und nicht wüsste, warum man sich das Abenteuer vereinfachen sollte.
Da ich mein Testexemplar vor Release erhielt, war der Titel bis dahin nur allein auf Englisch verfügbar - darum sind auch alle gezeigten Screenshots mit englischer Sprache. Mittlerweile gibt es Übersetzungen in diverse Sprachen, darunter natürlich auch Deutsch, und nach Laden dieses Updates meldet sich SteamWorld Dig 2 beim nächsten Start sofort in der Systemsprache der Switch. Auch hier passen die Dialoge übrigens genauso gut, sodass vom Wortwitz und der generellen Atmosphäre absolut nichts verloren geht.
FAZITAls ich damals nach dem Spielende von
SteamWorld Dig die zugehörige Rezension verfasste, war ich eingermaßen ratlos. Denn der Titel machte mir viel Spaß und irgendwie auch wieder nicht. Ich spürte deutlich das Potenzial, aber es entfaltete sich nicht so recht. Als dann aber SteamWorld Dig 2 angekündigt wurde, waren meine Freude und Hoffnung groß - Image & Form würden bestimmt an den Schwachstellen arbeiten und der zweite Teil würde gewiss richtig abherrschen. ...und das tut er auch - SteamWorld Dig 2 übertraf meine Erwartungen!
Dear Image & Form staff: Thank you very much!