Cover: Adventure IslandBei einer Recherche zum NES-Titel "Adventure Island" lässt sich Eines absolut nicht übersehen: Der Verweis auf den Sega Master System-Titel "Wonder Boy". Und schaut man sich davon einmal einige Bilder an, so wird man auch feststellen, dass es sich bei beiden Spielen im Grunde genommen um dieselben Titel handelt - nur, dass Adventure Island erst fünf Jahre später auf den europäischen Markt kam, auf dem NES erschien und lediglich minimale Änderungen vorzuweisen hatte. Darüber hinaus wurde der Titel von Hudson gepublisht. Somit muss sich "Adventure Island" bis heute den Vorwurf gefallen lassen, eine billige Kopie zu sein...

Die Story...?
Prinzessin Leilani wurde entführt und kein anderer als... ein böser Doktor steckt dahinter! Master Higgins besucht nun "Adventure Island", wohin der böse Doktor die Prinzessin verschleppt hat, um sie zu befreien. Nein, stop, das war die falsche Geschichte. Die Geschichte in der elektronischen Bedienungsanleitung der Virtual Console-Version lautet, dass ein böser Medizinmann auf der Insel Tina, die Freundin des Master Higgins, entführt hat. Nun will der seine Liebste natürlich wieder befreien. Da diese Version in der Anleitung steht, wird sie wohl die richtige sein.

Doch halt, das kann aber auch nicht sein, denn im zweiten Teil heißt es, der Hexenmeister (?!), der Prinzessin Leilani entführt hat, hätte nach der Befreiung der Prinzessin durch Master Higgins deren SCHWESTER (!?) Tina entführt. Da der zweite Teil offenbar an den ersten anknüpft, muss da wohl also eben doch Prinzessin Leilani entführt worden sein, sonst würde schließlich die Fortsetzung keinen Sinn ergeben. Wer jetzt Tina ist, bleibt im Dunkeln. Schwester der Prinzessin oder Master Higgins' Freundin...?
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Ihr fragt mich nach der Story? Tut mir Leid, ich habe keine Ahnung. Jedenfalls wurde jemand von einem bösen Doktor/einem bösen Medizinmann/einem Hexenmeister entführt und Master Higgins hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Person zu befreien. Deswegen rennt er auch auf dieser Insel rum.
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Die Insel
Nun liegt es also am Spieler, den leicht übergewichtigen und permanent stoned dreinblickenden Master Higgins durch die insgesamt 32 Levels zu lotsen. Dabei fällt früh auf, dass das Spiel für NES-Verhältnisse einen stolzen Umfang bietet, sind die anderen Spiele der Konsole doch oftmals sehr kurz, dafür aber knüppelhart. Den Spieler erwarten auf der Insel eine grüne, von Menschen unberührte Oberwelt sowie Höhlen, die auf dieser zu finden sind. Dabei trifft der Spieler - wie sollte es auch anders sein - auf zahlreiche Widersacher und Hindernisse, die es zu überwinden bzw. zu besiegen gilt, um das Levelende erreichen zu können. Dabei bedient sich Master Higgins die meiste Zeit über an Steinäxten, die er in den Levels schnell findet und die er auf seine Gegner werfen kann, um ihnen den Garaus zu machen.
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Ebenfalls wichtig ist die so genannte Vitalität im Spiel. Diese wird durch eine Reihe an Strichen am oberen Bildschirmrand angezeigt und nimmt mit der Zeit bzw. mit dem Auftreffen auf kleinere Hindernisse stetig ab. Ist sie am Ende angelangt, verliert der Spieler einen Versuch. Es gilt also, die Vitalität immer wieder rechtzeitig aufzufüllen, was in Form von Obst passiert, das der Spieler immer wieder hier und da einsammeln muss. Ein allzu großes Problem stellt das Aufrechterhalten der Vitalität allerdings nie wirklich dar. Beim Kontakt mit seinen Gegnern segnet Master Higgins unabhängig von der Höhe der Vitalität auf jeden Fall das Zeitliche - sie hat also darauf keinen Einfluss.
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Schwierigkeitsgrad und das Continue-Problem
Bis an diese Stelle überrascht "Adventure Island" keineswegs, macht seine Sache aber dennoch durchweg ordentlich und weiß gut zu unterhalten. Unaufgeklärte Spieler werden dennoch früh unzufrieden sein, was ich im Folgenden erklären möchte. Zum Einen wäre da der Schwierigkeitsgrad, der schon früh stark anzieht und auch immens hoch bleibt. Leider handelt es sich jedoch weniger um einen Schwierigkeitsgrad, der dem Spieler ein besonderes Geschick abverlangt, als vielmehr um ein Spiel, das an relativ unfairen Stellen mit Gegnern oder Hindernissen überrascht - dadurch wird es zum Durchspielen oft nötig sein, bestimmte Abschnitte einfach auswendig gelernt zu haben, was ich nicht als sonderlich gut beurteile.
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Ein hoher Schwierigkeitsgrad wäre jedoch auch trotz der Tatsache, dass er aus unfairen Stellen resultiert, nur halb so schlimm, wenn der Spieler denn genügend Versuche zur Verfügung hätte. Dem ist allerdings nicht so. Der Spieler verfügt von Beginn an lediglich über drei Versuche, die für das gesamte Spiel ausreichen sollen. Continues gibt es zunächst nicht, denn die muss der Spieler erst durch das Aufsammeln eines sehr gut versteckten Items am Ende des ersten Levels ergattern - erst danach kann er mit einer Tastenkombination auf dem Game Over-Bildschirm ein Weiterspielen ermöglichen. Das Problem bei all dem: In der Anleitung ist kein Wort davon erwähnt und ist nur durch Eigenrecherche herauszufinden! Dazu erscheint das Ganze schlichtweg als völlig überflüssig. Ein Minuspunkt, der ganz einfach nicht hätte sein müssen.
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Präsentation
Belangloses Gedudel im Hintergrund unterstreicht nur bedingt das "Einsame Insel"-Flair von "Adventure Island". Das ganze Spiel besteht im Grund genommen aus dem üblichen NES-Einheitsbrei-Gedudel und auch die Soundeffekte bieten eben nicht viel mehr als ein bisschen Gepiepse. Aber das ist normal. Die Grafik gehört ebenfalls nur zur NES-Durchschnittsware, gab es doch Titel, die deutlich mehr geboten haben. Ein Grund zur Beschwerde ist das dennoch nicht.
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Fazit
Das Spiel weiß durch solides Gameplay zu unterhalten und macht dabei nicht allzu viel falsch. Die Steuerung funktioniert, das Spielprinzip funktioniert auch - trotz leicht einsetzender Eintönigkeit.
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Was fehlt, ist einfach der große Kick, den ein wirklich sehr gutes Spiel bieten sollte. Auch der Schuss ins eigene Knie mit den Continues ist alles andere als gut zu bewerten. Was bleibt, ist ein solider Jumper für alle Leute, die eine simple Unterhaltung suchen. Denn mit Continues stellt sich das Spiel tatsächlich als äußerst spaßig heraus und kann auch über eine längere Distanz motivieren - auch wenn es natürlich nicht in der Liga eines "Super Mario Bros." oder "Mega Man" mithalten kann.
«Blicker» Singleplayer: 70%

Verfasst von «Blicker» am 16.06.2011,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 01.01.1992