LEGO oder Playmobil - für viele gibt es nur das eine oder das andere. Für mich war es immer nur LEGO. Ich wurde älter, Computer und Videospiele traten in mein Leben - und LEGO war nicht spannend genug. Dann erschienen die ersten LEGO-Games für PC - die waren ganz ok, aber mehr nicht. Viel später dann übernahmen die Leute bei TT Games die Entwicklung der LEGO-Games. So wirklich umgehauen hatten die mich nie - bis eines Tages
LEGO City Undercover erschien, das war das volle Brett für mich! Ein geniales LEGO-Spiel mit tausenden Dingen, die man finden und erledigen muss. LEGO und Videospiel in einem - der Wahnsinn!
Und jetzt erscheint LEGO Worlds und endlich darf man selbst LEGO-Welten erstellen. Ich wunderte mich eh, dass das nicht schon viel früher möglich war, denn es gibt bereits eine lange Zeit LEGO-Minecraft-Sets; und verbrät nicht Minecraft so irgendwie die Idee, die hinter LEGO steckt? Jetzt also ist es endlich an der Zeit - mit LEGO selbst kann man nun seinen eigenen Welten auf dem Bildschirm zaubern. YEAH!
ABENTEUERMODUSAufgeteilt ist LEGO Worlds in zwei Hauptspiel-Modi.Im Abenteuermodus spielen wir per Questsystem gewissermaßen ein Tutorial im Abenteuergewand: Erledige dieses, erbaue jenes, glätte hier, erhöhe dort. Jedes Mal erhalten wir für das Erfüllen der Anforderungen einen Goldenen Stein. Die sind nötig, um von Welt reisen zu können. Haben wir in einer Welt nicht alle nötigen Goldenen Steine beisammen, geht es da nicht weiter.
Was das Abenteuer aber vor allem tut, ist, uns schrittweise an alle Gameplay-Elemente heranzuführen. Wir lernen, wie man Objekte kopiert oder baut, wie man Höhlen gräbt, Säulen dem Erboden gleichmacht und und und... Die Möglichkeiten sind äußerst zahlreich und es ist schon deshalb sehr gut, uns alles erst nach und nach zu geben und zu erklären, wie alles funktioniert, statt uns jede Funktion direkt zu Beginn auf einmal zu überlassen und uns das irgendwo nachlesen oder einfach ausprobieren zu lassen.
Doch kommt auch nach mehreren Stunden keinerlei Spaß bei alledem auf. Das liegt vor allem daran, dass die Quests sich stark wiederholen und auch keinerlei Herausforderung darstellen: Das Problem wird geschildert, man setzt das passende Tool ein, vielleicht noch ein zweites, und dann erhält man einen Goldenen Stein. Jetzt geht man zum nächsten Punkt auf der Karte, erfährt, welche Aufgabe dort zu lösen ist, setzt ein das passende Tool ein, dann Goldener Stein und so weiter... Man muss nie überlegen, wie man an Punkt X auf der Karte gelangt oder wie eine Aufgabe wohl jetzt zu lösen sei.
Im Gegenteil, dadurch, dass unser Repertoire immer vielseitiger wird, haben wir häufig sogar mehrere Lösungen für ein Problem in petto. Einen Weg hoch zur Spitze eines Berges? Warum mit den Tools hantieren, um uns einen Pfad zu terraformen? Wir können auch einfach ein Flugzeug erscheinen lassen und hochfliegen oder oder oder... Über kurz oder lang ist unser Funktionsarsenal so umfassend, dass innerhalb der LEGO-Welt praktisch alles möglich ist.
Und so entfaltet sich zu keiner Zeit irgendeine Form von Reiz. Alles, was wir letzten Endes während des Abenteuers machen, ist um des Selbstzweck willen Tools anzuhäufen und eine schier unendliche Menge von Bäumen, Fahrzeugen, Gebäuden und derlgeichen mehr zu scannen, damit wir sie dann zu bauen im Stande sind. Fast immer hat man für Problem das richtige Tool entweder kurz zuvor erhalten oder wir fahren oder fliegen einfach - es ist zumeist so offensichtlich einfach, dass keine Motivation aufkeimt. Niemals verspürt man das Gefühl, eine Schwierigkeit mit einer cleveren Idee gemeistert haben, oder den Entwicklern ein geistiges Schnippchen geschlagen zu haben.
Es enstehen zwar tatsächlich hin und wieder Situationen, bei denen wir nicht so ohne weiteres vorankommen, aber dann fehlt uns schlicht und ergreifend irgendeine Fähigkeit, die wir zum Beispiel während einer Quest auf einer anderen Welt lernen - was wir aber jetzt noch nicht wissen. Statt uns das aber zu erklären, bekommen wir von einem NPC lediglich das Problem geschildert und werden um eine Lösung gebeten. Was im Umkehrschluss zu leichtem Frust führt - einerseits kann man und weiss man immer alles, und wenn das doch mal nicht so ist, führt keine andere Lösung zum Ziel, als vorerst aufgeben zu müssen.
SANDKASTEN-MODUSHier ist einfach alles erlaubt! Einfach alle Funktionen, Tools, Objekte und was nicht noch alles ist direkt verfügbar, ganz gleich, wie weit der Fortschritt im Abenteuermodus auch sein mag. Im Sandkasten-Modus steht uns alles zur Verfügung!
Stürzt man sich hier direkt hinein, wird man sich rasch überfordert fühlen. Die Fülle an Möglichkeiten ist beinahe endlos, die Quantität an Farben, Sets, Bausteinen erschlagend - wenn man sich nicht erst eine Weile im Abenteuermodus aufhielt, um wenigstens zu verstehen, wie die Menüstrukturen funktionieren, oder wo man alles finden kann, wenn man etwas sucht.
Doch wer sich zurecht findet hat alles, was nötig ist, um der eigenen Kreativität Ausdruck zu verleihen. Keine Quests, kein gar nichts. Einfach nur nach Herzenslust eine ganze Welt bauen, abreißen, verändern. Praktisch wie ein niemals endender Vorrat von allen LEGO-Steinen, die man sich denken kann. Selbst die Farben sind immer frei wählbar.
Leider gibt es außer dem Kreieren der eigenen LEGO-Traumwelt sonst nichts zu tun. Keine Aufgaben, keine Herausforderungen. Es gibt kein Gebiet, das man sich zuerst erschließen oder zumindest kaufen muss, keine Gegner/innen, die der Welt Probleme bereiten, indem sie beispielsweise Häuser kaputtmachen würden. Und wissenschaftliche, wirtschaftliche oder ökologische Aspekte, mit denen man sich auseinandersetzen müsste oder könnte, gibt es auch keine. Sodass wortwörtlich nichts der eigenen Phantasie im Wege steht.
Das kann man natürlich gut finden, doch gelingt es Spielen wie Minecraft oder Terraria besser, über das bloße Erschaffen einer Welt hinaus dazu anzuspornen, auch weiterzuspielen. Während bei mit LEGO Worlds vergleichbaren Titeln also durch Herausforderungen verschiedenster Art für Motivation gesorgt wird, seine eigene Welt immer weiter und weiter zu gestalten, oder gar damit richtig zu interagieren, fehlt das hier. Ein gewisses Maß an Interaktion ist zwar gegeben, aber das beschränkt sich mehr auf das Herumfahren mit Autos, oder ähnliche Dinge. Alles in allem war für mich nach wenigen Stunden die Luft raus - zu meiner anfänglichen Verwunderung. Bis mir klar wurde, was das Problem ist.
Das, was in der Realität mit echten LEGO-Steinen einen ungeheurem Spaß machen kann, weil man eine kreative, befriedigende Komponente hat, fehlt in der Virtualität leider. Die fertigen Vehikel, Gebäude und Landschaften sind nicht tatsächlich greifbar und damit im Spiel interagieren kann man auch nicht - was in der Realität ohne weiteres möglich ist. So hat man jede Menge Funktionen, Tools, LEGO-Steine und und und, und kann seiner Phantasie beinahe unbegrenzt freien Lauf lassen, und hübsch aussehen tut das auch noch alles, aber es befriedigt nicht so recht.
TECHNIKLEGO Worlds ist eine beeindruckende Software. Was hier alles möglich ist, ist schier unglaublich. Leider sind viele Funktionen in Untermenüs von Untermenüs versteckt und wenn man sich durch die Listen von bestimmten LEGO-Steinen forsten muss, bis man endlich den gewünschten gefunden hat, hat man manchmal schon vergessen, was man damit eigentlich nochmal machen wollte. Das Navigieren klappt per se - also technisch - sehr gut, aber haptisch gilt es viel zu viele Icons zu bemühen, bis man tun kann, was man tun möchte. Man findet sich rein und nach einiger Zeit kommt man zurecht, aber in manchen Untermenüs muss man so lange herumscrollen, dass man schon hin und wieder vor sich hinseufzt. Hier spürt man deutlich, dass Gamepads nicht so flexibel sind wie Tastatur und Maus.
Grafisch ist eigentlich alles in Butter. Man hat fast keinerlei Einschränkungen bei der Gestaltung der eigenen Welten, sodass man selbst in der Hand hat, wie bunt oder trist, vielseitig oder monoton die Umgebungen aussehen. Man ist schließlich selbst der/die Level-Designer/in und hat alles in der Hand. Die Engine schaut meiner Meinung nach genauso aus, wie es für ein LEGO-Spiel zu sein hat. Die plastikhafte Natur und die zugehörigen Farbtöne sind genau richtig, und erst, wenn ein Level richtig proppevoll ist, geht die Framerate ein ganz kleinwenig in die Knie - je nachdem, wo man sich momentan in einer Welt befindet.
Die Kamera lässt sich stufenlos um 360° drehen und neigen wie man mag. Zoomen ist ebenfalls möglich, doch muss man häufig nachjustieren, da die Kamera sich gern hinter und unter die eigene Spielfigur dreht, weshalb man das Spielgeschehen öfters mal von unten durch den Boden betrachtet und man die Kamera erstmal wieder hindrehen muss.
Eine Verbindung mit anderen Spielern und Spielerinnen ist Online ebenfalls machbar! Allerdings nicht out-of-the-box, sondern erst nach einem Update. Zwei miteinander befreundete Spieler/innen können gemeinsam LEGO Worlds spielen, beziehungsweise sich in ihren Welten besuchen. Das ist ganz nett, aber so wirklich Freude kommt dabei nicht auf. Im Besonderen, weil man sich nicht unterhalten kann. Es sei denn, beide nutzen etwas Externes, wie etwa Discord oder Skype. Denn schließlich will man doch das gerade Erlebte mitteilen, sich vielleicht auch über Erfahrungen austauschen oder Tipps für die Weltgestaltung austauschen.
Auf der Habenseite steht, dass zwei DLCs in der Switch-Fassung von LEGO Worlds gleich enthalten sind, beziehungsweise, normalerweise würden sie Geld kosten, aber auf der Switch kann man sie kostenlos im eShop herunterladen. Die genannten DLCs sind "LEGO Space Classic" (beinhaltet unter anderem z.B. das Set 6950!) und "Monsters".
Insgesamt ist LEGO Worlds auf meiner Switch viermal einfach abgestürzt; ohne jede Vorwarnung oder eine Erklärung dafür. In drei Fällen gab es eine Fehlermeldung und ich war zurück im Systemmenü, aber im vierten Fall ging gar nichts mehr - die Konsole reagierte auf keine meiner Eingaben, sodass ich sie komplett abschalten musste (den Powerknopf solange gedrückt halten, bis der Bildschirm ganz aus ist). Das war inbesondere dann ärgerlich, wenn man längere Zeit nicht gespeichert hatte, und sorgte unterschwellig dafür, dass ich mich spätestens nach dem zweiten Absturz nicht mehr treiben lassen konnte. Die Immersion der Spielewelt war dahin, weil ich dauernd Angst hatte, es würde gleich der nächste Absturz passieren und ich darum probierte, so oft es ging zu speichern.
FAZITLEGO Worlds ist schwer zu bewerten. Das, was es ist und sein will, ist sehr gelungen - wenn man von der etwas störrischen Kamera und den ärgerlichen und unvorhersehbaren Abstürzen abssieht. Doch es ist nicht, was es sein müsste, um wirklich Spaß zu machen und langfristig zu motivieren. Der Abenteuermodus ist eintönig und nicht fordernd und der Sandkasten-Modus, wo man bauen kann, wie und was man möchte, stellt keinerlei Aufgaben, sondern ist im Grunde nicht mehr als ein virtueller, niemals endender Quell an LEGO-Steinen aller Farben und Formen, was aber einfach nicht ausreicht. ...und das schreibt ein alter LEGO-Liebhaber, der von sowas eigentlich immer träumte!