POLIZEIMARKEVier Jahre ist es her, dass
LEGO City Undercover exklusiv für die Wii U erschien. Und es ist nicht nur ein grandioses Abenteuer, nein, es ist auch eines meiner absoluten Lieblingsspiele für die Wii U. Mittlerweile ist LEGO City Undercover nun zum zweiten Mal zu haben, dieses Mal unter anderem für die Nintendo Switch, und ich brannte darauf, mit Chase erneut in LEGO City zu fahnden. Würde es genauso großartig sein, wie auf der Wii U? Wurde etwas verändert? Und wenn ja, zum Positiven? Oder gar zum Negativen?
Aber beginnen wir beim Anfang: Wir sind der auf dem Revier beliebte Polizist Chase McCain, der in LEGO City Undercover unzählige Dinge zu erledigen hat, um Rex Fury, den Oberbösewicht von LEGO City, dingfest zu machen. Denn der ist verantwortlich dafür, dass die Verbrechensrate in LEGO City rapide angestiegen ist. Um Fury auf die Schliche zu kommen, muss aber nicht nur das Gesetz geachtet werden, sondern nicht selten muss Chase sich auch mal sehr daneben benehmen, damit seine Undercover-Tarnung nicht auffliegt. Dabei legt Chase sich nicht nur mit seinem Vorgesetzten an, sondern stiehlt z.B. einen Gefangenentransporter, verbrüdert sich mit Kleinkriminellen oder der Mafia, macht auf Kumpel mit Gefängnisinsassen, denen er den Basketball beschaffen muss, weil er ihnen weggenommen wurde... ;)
Zuerst ist Chase noch zivil und wird nicht gerade freundlich von seinem Vorgesetzten auf dem Revier begrüßt, wegen eines alten Falls - über den erfährt man mit jeder Spielstunde allmählich mehr und mehr. Dann erhält Chase seine Polizeimarke, was ihm das Polizisten-Outfit einbringt. Er kann jetzt also zwischen "Bürger" und "Polizist" wechseln, wann und so oft er will. Als Polizist hat Chase einen Haken, den er per Haken-Pistole abfeuern kann, um etwa auf das Dach eines Gebäudes zu klettern. Das dritte von 8 Outfits ist das Verbrecher-Outfit, das natürlich ebenfalls jederzeit und beliebig oft gewählt werden kann. Jetzt kann Chase z.B. Safes knacken oder mit einem Stemmeisen Türen aufbrechen (beides natürlich in allen Ehren, um etwa Beweise zu sammeln).
Mit jedem weiteren Outfit, oder vielmehr mit jeder weiteren Fähigkeit, kommt Chase nach und nach voran, und kann mehr und mehr Areale genauer erkunden, die er zunächst nur sehr oberflächlich inspizieren oder gar nicht erst betreten konnte. Zwar nichts Neues im Genre, das muss man zugeben, aber wie das verpackt ist und entsprechend mit dem Look and Feel der LEGO-Umgebung, wie man sie aus den LEGO-City-Bausets kennt, verknüpft wurde, kann man nur staunen, wie kreativ so manches umgesetzt wurde.
DURCHGESPIELTSo lösen wir also Kapitel für Kapitel erst einmal das eigentliche Abenteuer, mehren dabei Chase' Fähigkeiten und machen uns mit der riesigen LEGO City vertraut. Natürlich ist jederzeit erlaubt, die Missionen auch mal links liegen zu lassen, aber aufgrund Chase' zunächst noch sehr eingeschränkten Fähigkeiten, kommen wir noch nicht überall hin. Darum empfiehlt es sich, zuerst alle 15 Kapitel abzuschließen und Rex Fury wieder einzubuchten. Das dauert so ungefähr 15-20 Stunden.
Aber jetzt geht es richtig los! LEGO City Undercover ist noch lange nicht durchgespielt, denn das Abschließen aller Kapitel bringt den Spielstand auf Pi mal Daumen 25% - je nachdem, wieviel man vielleicht noch nebenbei erkundet hat. Zum Einen müssen die Kapitelmissionen alle mindestens noch ein zweites Mal gespielt werden, denn jetzt, mit allen verfügbaren Fähigkeiten, können wir wirklich alle Nebenquests lösen, und zum Anderen wartet die gesamte Stadt darauf, vollständig erkundet zu werden - und zwar wortwörtlich die gesamte Stadt; mit all ihren Bezirken! Auf jedem Dach, auf jedem Balkon, in jeder Garage, in jedem Garten, selbst in Lüftungsschächten oder hinter Mülltonnen kann sich etwas verbergen, das wir finden und einsammeln, oder erledigen sollen.
Und das kann alles mögliche sein: Autodiebe durch die halbe Stadt verfolgen und einfangen, alle Geldautomaten finden und demolieren, alle Superbauten bauen (darunter riesige Sandburgen, ein Vergnügungspark, Schiffe und und und), alle geheimen roten Steine finden, alle Tokens finden, um alle Fahrzeuge und Stadtbewohner freizuschalten und noch viel, viel mehr! Es gibt so unglaublich viel zu entdecken und zu erledigen, das ist der helle Wahnsinn!
Außerdem darf man mit allen Fahrzuegen fahren, mit allen Flugzeugen und Hubschraubern fliegen, und ja, selbst den LEGO-City-Zug darf man fahren: sowohl als Fahrgast, als auch als Zugführer! Vorausgesetzt, man findet vorher das zugehörige Token, das immer irgendwo in LEGO versteckt ist. Selbiges gilt für Chase selbst: Er kann herumlaufen wie er mag - oder vielmehr: wie wir mögen! Jedes seiner 8 Outfits verleiht ihm zwar bestimmte Fähigkeiten, aber später können wir jedes Outfit unserem eigenen Geschmack anpassen. Chase mit Schnauzbart? Kein Problem! Die Polizeiuniform soll lieber ein Kung-Fu-Anzug sein? Auch kein Problem! Es ist einfach alles machbar - man muss nur das jeweilige Token gefunden haben. Es sollte also nicht verwundern, dass man auf mindestens 80-90 Stunden gekommen ist, wenn der sich Spielstand am Ende mit "100%" schmückt.
VERÄNDERTDoch kommen wir nun zu den Dingen, die LEGO City Undercover für die Switch anders macht, als auf der Wii U. Die Ladezeiten wurden beispielsweise reduziert. Diese waren ja das Hauptmanko, denn es dauerte vor allem bei jedem Spielstart, beinahe 3 Minuten, bis man Chase McCain letztendlich bewegen durfte. In der Switch-Neufassung sind es um die 2 Minuten und 30 Sekunden. Das ist an sich nicht sooo wahnsinnig viel Zeitersparnis, aber dafür spürt man die schnelleren Ladezeiten in allen anderen Spielsituationen sehr deutlich. Wenn man zum Beispiel von der Stadt ins Polizeipräsidium wechselt, oder nach einer Kapitelmission wieder in die Stadt zurückkehrt und so weiter, dann dauert es im Schnitt nur noch 15-20 Sekunden, statt einer knappen Minute.
Neu sind auch leichte optische Veränderungen. Der Straßenbelag ist minimal anders, die Straßenbahn, welche in der Nähe des Polizeipräsidiums hin- und herfährt, ist leicht umgestaltet worden, oder Chase' Polizeiuniform ist in einem anderen Blauton gehalten und so weiter. Doch fällt das meiste davon nur auf, wenn man a) das Original auf der Wii U ausgiebig gespielt hat, und man b) den direkten Vergleich mit zwei Bildschirmen nebeneinander anstellt, ansonsten bemerkt man es nicht. Schon deshalb, weil LEGO City strukturell selbst vollkommen unverändert geblieben ist. Jedes Gebäude, jeder Briefkasten, jeder Baum, jeder herumliegende Stud, jedes irgendwo versteckte Token (für Bewohner und Fahrzeuge) ist an Ort und Stelle geblieben und weder kleiner noch größer geworden. Was vorher zerdeppert werden konnte, kann immer noch zerdeppert werden, und was vorher nicht demoliert werden konnte, bleibt weiterhin undemolierbar. Es ist in allen Belangen dieselbe Stadt geblieben!
Trotzdem wurden einige Dinge natürlich auch überarbeitet. Die roten Steine, welche beispielsweise, die Stud-Multiplikatoren aktivieren, müssen nicht mehr umständlich im Polizeitpräsidium gekauft werden, nachdem sie gefunden wurden, stattdessen sind die Zusatzfunktionen dieser Steine direkt in den Optionen an- und abschaltbar. Oder die überall in LEGO City versteckten Fahrzeug-Tokens, die es ermöglichen, fortan den zugehörigen Fahrzeugtypen jederzeit an den Rufsäulen zu ordern, erlauben es ab sofort, die entsprechenden Fahrzeugtypen auch direkt an den Rufsäulen freizukaufen. Hierfür muss man nicht erst ins Polizeipräsisium. Man kann zwar weiterhin, wenn man will, aber man
muss nicht.
Verändert wurde außerdem irgendwas bei den Videosequenzen im Storyverlauf. Auf der Wii U war damit immer alles perfekt, doch hier sind es zwar dieselben Videos und Audiospuren, doch sind die Stimmen manchmal leiser, teils kaum hörbar gemischt, was sehr irritiert, wenn zudem Musik oder irgendwelche Soundeffekte zu hören sind und die Charaktere ihre Lippen bewegen, aber man von ihnen fast nichts hört. Ob das nur im Deutschen so ist, kann ich allerdings nicht sagen, tut aber im Grunde nichts zur Sache, denn a) ist LEGO City Undercover nun einmal auf Deutsch lokalisiert und b) liefen auf der Wii U alle Videos tadellos. Darum sollte das eigentlich nicht so beabsichtigt sein, beziehungsweise zumindest durch ein Update gefixt werden.
SCANNEREin zentrales Element war damals das GamePad der Wii U, denn hiermit steuerte man nicht nur Chase durch LEGO City, sondern man nutzte es als Orientierungshilfe, schaute nach, in welchem Stadtteil noch eventuell unerledigte Aufgaben warteten und dergleichen mehr. Aber vor allem nutzte man die Kommunikator-, die Kamera- und die Scannerfunktion von Chase auf dem GamePad. Das funktioniert auf der Switch nun so natürlich nicht mehr.
Darum sind die GamePad-Funktionen auf das Steuerkreuz des Pro Controllers, beziehungsweise auf die vier Pfeilbuttons des linken Joy-Cons gewandert. Drückt man "nach unten", aktiviert sich der Kommunikator und man sieht unten rechts auf dem Bildschirm ein kleines Fensterchen mit dem jeweiligen Gesprächspartner darin, zum Beispiel Frank Honey, Vinnie Pappalardo oder natürlich Ellie Phillips.
Drückt man "nach rechts", aktiviert sich der Scanner-Modus, und der Bildschirm wechselt in die bekannte bläuliche Schemendarstellung der Umgebung, und sieht so dann unter anderem versteckte Superbausteine. Mit dem linken Analogstick bewegt man den sichtbaren Bildausschnitt, und mit dem rechten Analogstick wird heran- oder weggezoomt. Ähnlich ist es mit der Kamera, die aktiviert wird, wenn man "nach links" drückt.
Um die Karte von LEGO City aufzurufen, muss der Minus-Button betätigt werden. Mit dem linken Stick wird darauf gescrollt, mit dem rechten gezoomt. Funktioniert tadellos. Allerdings wünsche ich mir hin und wieder auch eine Zoomfunktion für kleine Übersichtskarte unten links auf dem Bildschirm, denn diese lässt sich nicht zoomen. Natürlich reicht die voreingestellte Zoomstufe für die allermeisten Situationen aus, aber trotzdem hätte ich manchmal gern einen etwas größeren oder kleineren Ausschnitt auf der Minimap im Blick - im Besonderen bei Verfolgungsjagden.
CHASE MAL ZWEI!Ganz besonders wichtig ist auch der neu hinzugekommene Zwei-Spieler-Modus. Jawohl, richtig gelesen, zwei Personen können sich gleichzeitig durch LEGO City bewegen. Hierzu muss auf einem zweiten Controller lediglich der Plus-Button gedrückt werden und ab sofort sind nun zwei Spieler/innen am Start!
Beide steuern zwar ein Konterfei des Chase McCain, aber damit es keine Verwechselungen gibt, sind die Farben des zweiten Chase deutlich heller dargestellt. Aus Grau wird Weiss, aus Dunkelblau wird Aquamarin und so weiter. Gespielt wird per vertikalem Splitscreen, und auf jeden Fall ist mir wichtig zu erwähnen, dass beide Chase' sich unabhängig voneinander durch die gesamte Stadt bewegen können. Das heißt, sie müssen nicht immer gegenseitig in der Nähe bleiben, sondern der eine kann sich zum Beispiel im Nationalpark aufhalten, während der andere etwa am Flughafen herumklettert.
Lediglich, wenn ein Chase eine der vielen Herausforderungen annimmt, oder ein Kapitel startet, dann müssen beide daran teilnehmen - ob der andere will oder nicht. Startet Chase 1 also ein Zeitrennen, sitzen beide Chase' in je einem separaten Wagen und können unabhängig voneinander versuchen, das Rennen zu gewinnen. Sie treten dabei zwar nicht in einem Wettstreit an, aber es ist trotzdem spaßig zu versuchen, dass man selbst das Rennen meistert, und nicht der andere Chase.
Überhaupt arbeiten alle beide eindeutig zusammen, denn sie teilen sich alles. Das heißt, egal, wer etwas einsammelt oder erledigt, es wird allen beiden gemeinsam gutgeschrieben. Jeder Stud, der aufgesammelt wird, jeden Geldautomat, den man zerdeppert - einfach alles. Nicht geteilt wird allerdings einmal der Stadtplan-Ausschnitt, der aufzeigt, wo man sich gerade befindet, sowie die Spur der GPS-Studs, mit denen man sich leichter zu einem bestimmten Ziel navigieren lassen kann. Bei Chase 1 sind diese wie gewohnt grün, bei Chase 2 blau. Selbst der Scanner ist für beide Chase' separat. Das heißt, beide können unabhängig voneinander ihre Scanner benutzen, weil dieser nur auf der jeweiligen Bildschirmhälfte zu sehen ist.
Dennoch hat der Zwei-Spieler-Modus zwei Einschränkungen. Zum Einen hat man nur noch einen halb so breiten Ausschnitt auf das Spielgeschehen, denn es wird ja via Splitscreen gespielt, und das ist etwas, das unter Umständen stören kann. Bei Wendemanövern mit dem Wagen auf dem Highway, oder wenn man versucht, ein Herausforderungs-Rennen zu meistern und man nicht mehr alles so gut sieht, wie es im Einzelspieler-Modus der Fall ist.
Zum Anderen spürt man immer mal wieder Framerateeinbrüche. Nämlich dann, wenn gerade viel los ist, also wenn bei beiden zum Beispiel sehr viele Bewohner und/oder Fahrzeuge zu sehen sind. Allerdings sind diese Framerateeinbrüche nicht allzu gravierend. Ja, sie sind da, ja, man nimmt sie immer mal wieder wahr, aber sie sind niemals so drastisch, dass das Spiel unspielbar werden würde, oder es nur noch am ruckeln wäre. Es ist eher so, als würden Teile der jeweiligen Animationsphasen unterschlagen werden.
Spielt man allein, gibt es Framerateeinbrüche nur dann, wenn man mit der Switch im mobilen Modus spielt - und selbst dann sind sie nur relativ leicht. Im Dock gibt's ganz selten auch mal welche, aber die sind nur marginal. Das heißt, sie haben mich nicht weiter gejuckt. Auch, dass die Auflösung im mobilen Modus reduziert wird, nimmt man nur dann wahr, wenn man es unbedingt wahrnehmen will und gezielt darauf achtet.
Um es kurz zu machen: Spielt man allein und am Fernseher, läuft LEGO City Undercover in voller Auflösung und mit so-gut-wie-stabiler Framerate. Zu zweit sind Einbußen bei der Framerate ein Teil der Spieleerfahrung, mit dem man sich einigermaßen arrangieren kann. Spielt man LEGO City Undercover ohne, dass die Switch im Dock steckt, ist die Auflösung reduziert und die ab und zu leichten Framerateeinbrüche sind etwas, das praktisch kaum stört.
FAZITSicherlich, schon
die Wii-U-Version war nicht durch und durch perfekt, und das gilt für den Switch-Ableger ebenso: Der Schwierigkeitsgrad hätte eine Spur höher sein können, die Ladezeiten bei jedem Start aus dem Systemmenü können echt nerven und Technikpuristen können sich an der Framerate im Zweispieler- und im Mobile-Modus hochziehen. Dennoch ist meine Meinung, dass die Switch-Version seinem Wii-U-Vorbild in nichts nachsteht; im Gegenteil, dass man sich selbst auf der Couch im Scanner-Modus (wegen des fehlenden GamePads) nicht mehr um 360° drehen muss, und dass die Ladezeiten allgemein reduziert wurden, empfinde ich sogar als Plus. Und einerseits kann man, wie auf der Wii U, das Spiel einfach ganz allein am TV-Gerät spielen, und andererseits wird der hinzugewonnene Gegenwert, also die Mobilität, beziehungsweise das Spielen zu zweit, bei Kids sicher ein weiteres Argument
für LEGO City Undercover sein; Framerate hin oder her. Nur die Tonprobleme in einigen Videopassagen, das ist definitiv zu beanstanden, da das keineswegs auf die Leistung der Switch zurückzuführen ist, sondern auf Schlamperei. Trotzdem stört mich persönlich das nicht soooo sehr, weil es nicht gar soviele Passagen betrifft und das Spiel dadurch nicht an Spielspaß einbüßt.
Darum lautet mein Fazit erneut: Damen und Herren, Kinder allen Alters, für LEGO City Undercover lohnt der Kauf einer Switch! Es gibt sooooo viel zu schmunzeln, lachen, freizuschalten, sammeln, erkunden und zu tun, das ist einfach der Wahnsinn. Dutzende Stunden müssen verbracht werden, bis man seinen Spielstand auf 100% gehievt hat - und keine davon ist langweilig.