Zu der Zeit, als Sega nicht nur Videospiele, sondern auch Konsolen veröffentlichte, war - um konkurrenzfähig gegenüber Nintendo zu bleiben - ein Zugpferd nötig, das es mit dem populären Nintendo-Maskottchen Mario aufnehmen konnte. Das Ergebnis war Sonic, ein blauer Igel, der mit Schallgeschwindigkeit rennt und ein ums andere Mal seinem Erzfeind Dr. Eggman eins überbrät. Im Folgenden wird der zweite Teil der Serie getestet...
Niedliche Story Nachdem Sonic Dr. Eggman bereits in
Teil Eins besiegt hat, lässt dieser nun noch immer nicht locker und schlägt erneut zurück. Diesmal hat er die ganzen tierischen Bewohner ins Visier genommen, sie alle gefangen genommen und nun verwandelt er sie nach und nach in bösartig gesinnte Roboter. Das ruft nun natürlich Sonic auf den Plan, der mit seinem Kumpel Tails im Gepäck loszieht, um alle Tierchen zu befreien und die Machenschaften des Dr. Eggman zu stoppen. Niedlich.
Geschwindigkeit im Mittelpunkt Wie eingangs erwähnt ist Sonic in der Lage, nach genügend Anlauf mit Schallgeschwindigkeit zu rennen, und dieses Element kommt innerhalb der verschiedenen Levels immer wieder zum Tragen. So muss Sonic immer wieder Loopings und andere Elemente innerhalb der Levels passieren, was ihm nur mit einer ausreichend hohen Geschwindigkeit gelingt. Doch auch feinere Sprungpassagen treten immer wieder auf, wo hohes Tempo nicht zu empfehlen oder gar völlig unmöglich ist.
Bereits an dieser Stelle muss jedoch ein Kritikpunkt angemerkt werden, der eben mit der Geschwindigkeit zusammenhängt: Die Steuerung. Wenn Sonic aus dem Stand heraus losläuft, so tut er dies anfangs nur relativ gemächlich, wird aber Verlauf der Strecke schneller und schneller. Bei schwierigeren Sprungpassagen kann sich dieses am Anfang sehr langsame Tempo als störend bemerkbar machen, weil dadurch die Steuerung unnötigerweise etwas schwammig und das Springen erschwert wird.
Gutes Jump´n Run-Gameplay Abseits von der Geschwindigkeit gibt es wenig, was bei "Sonic the Hedgehog 2" wirklich hervorsticht, denn das Meiste ist bereits aus zahlreichen anderen Jump´n Runs bekannt - was der guten Qualität im Endeffekt jedoch auch keinen Abbruch tut. So sammelt Sonic im Laufe des Spiels beispielsweise Powerups, Extra-Leben, Continues - dazu unten mehr - und Ringe ein.
Die Ringe sind für Sonic besonders wichtig, denn solange er welche bei sich trägt, kann er einmal von einem Gegner getroffen werden. Passiert dies, verliert er all seine Ringe und bei einem weiteren Treffer, sofern er nicht wieder mindestens einen Ring eingesammelt hat, verliert er ein Leben. Außerdem können durch eine besonders hohe Zahl an Ringen Extra-Punkte gemacht werden, mit denen Sonic dann weitere Continues erlangen kann.
Seine Gegner besiegt Sonic übrigens immer dann, wenn er sich selbst "rollt" - dies kann zum Einen dadurch erreicht werden, indem Sonic springt, oder andererseits auch dadurch, indem der Spieler im Lauf das Steuerkreuz nach unten drückt. Bei der Vielzahl an Gegnern muss der Spieler dennoch gegebenenfalls darauf achten, diese nur zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle zu treffen.
Abgesehen vom Einzelspieler-Modus besteht außerdem die Möglichkeit, im 2-Spieler-VS-Modus gegeneinander anzutreten und verschiedene Levels auf Zeit zu spielen oder Ringe im Wettebewerb zu sammeln. Letztlich bleibt der Multiplayer jedoch nichts weiter als eine nette Dreingabe, bei der ausserdem der Splitscreen unschön gequetscht wird. Denn anstatt den Bildschirmausschnitt anzupassen, nimmt man die Singleplayeransicht und staucht sie auf halbe Höhe zusammen.
Game Over = Game OverWas passiert in einem heutzutage erscheinenden Spiel, wenn der Spieler all seine Leben verliert? Richtig: Meist ist das komplett egal, er wird in den meisten Fällen nie weiter als bis zum Anfang des Levels zurückgeworfen. "Sonic the Hedgehog 2" beweist: Früher sah das ganz anders aus!
Das Spiel beginnt mit lediglich drei Leben. Verliert Sonic diese, folgt der "Game over"-Bildschirm - den man in diesem Fall auch tatsächlich wörtlich nehmen muss, denn das Spiel ist dann vorbei und unabhängig von seinem Fortschritt muss der Spieler von vorn beginnen. Das klingt zunächst hart: Drei Leben für ein ganzes Spiel?
Doch hier kommen die Extra-Leben und vor allem auch die Continues ins Spiel. Extra-Leben können beispielsweise durch das Sammeln von 100 Ringen in einem Abschnitt erlangt werden. Continues dagegen gewinnt der Spieler durch eine besonders hohe Punktzahl am Ende eines Levels, die sich aus gesammelten Ringen und der verstrichenen Zeit für das Level zusammensetzt. Dabei erweisen sich diese als besonders wichtig, handelt es sich doch dabei um die einzige Möglichkeit, ein Game Over zu vermeiden und am Anfang des Levels, in dem der Spieler gescheitert ist, mit drei neuen Leben zu starten. Nach wenigen gescheiterten Anläufen, das Spiel komplett zu schaffen, merkt der Spieler dann schnell, dass vor allem in den frühen Levels schon möglichst viele Extra-Leben und Continues gesammelt werden sollten.
Ich bin jedoch der Ansicht, dass dadurch überhaupt erst wieder ein Reiz entsteht, jedes einzelne Level möglichst fehlerfrei zu schaffen - was heutzutage oft nicht mehr der Fall ist, weil der Verlust eines Lebens eigentlich überhaupt keine Rolle spielt. Aufgrund der unterschiedlichen Ansichten, die man bezüglich dieser Frage haben kann, entziehe ich den Aspekt jedoch der Bewertung und belasse es dabei, ihn an dieser Stelle einfach zu nennen.
Liebevolles Design Ein auf jeden Fall positiv zu bewertender Punkt ist die extrem abwechslungsreiche Darstellung der Levels, die dabei richtig Charme versprühen. Keine Welt - oder auch "Zone", wie es im Spiel immer genannt wird - gleicht der anderen und ist durch die bunte Darstellung immer angenehm fürs Auge. Daran hat letztendlich auch die Grafik ihren Anteil, die durch nette Effekte wie einem Wasserfall zu punkten weiß. Generell lässt sich an der Präsentation ohnehin wenig meckern - grafisch wie soundtechnisch kann das Spiel überzeugen, wenn auch keine ernsthafte Ohrwurm-Gefahr vorliegt.
Fazit"Sonic the Hedgehog 2" ist einfach gut - nicht mehr und nicht weniger. Die Darstellung und auch das Gameplay können überzeugen, ohne die ganz großen Überraschungen zu bieten. Kleinere Kritikpunkte wie die gelegentlich schwammige Steuerung können das Spiel nicht wirklich trüben, verwehren ihm aber den Hitstempel. Mit einem Download macht ihr sicherlich nichts falsch, doch auf der anderen Seite ist auch klar, warum Sega gegenüber Nintendo im Konsolenkampf den Kürzeren zog - wenn man das Ganze auf die beiden Zugpferde reduziert. ;)