Wer in der Design-Branche arbeitet, stellt ein Phänomen fest, welches sich durch alle Unternehmen zieht. Man will sich weiterentwickeln, neue Märkte erobern, aber dennoch seine Traditionen wahren. Und wie schafft man dies? Das Erscheinungsbild wird völlig umgekrempelt und daraus resultiert zunehmend ein beliebiges Design, welches einem Meer von Logos und Entwürfen verloren geht und austauschbar wird. Aber was hat das Ganze mit dem neusten Titel von Wario zu tun? Bevor ich auf die Parallele mit dem genannten Beispiel eingehe erzähle ich zunächst etwas über das Spiel.
LET'S PLAYBevor man überhaupt starten kann, wird eine nette Videosequenz eingeleitet, welche bedingt Storyelemente liefert. Es ist ganz witzig gemacht, aber leider fehlt eine Funktion, diese zu überspringen. Nachdem man nun endlich im Menü angekommen ist, hat man die Wahl zwischen dem Single- und Multiplayer-Modus. Zuerst gehe ich aber auf den Solo-Modus ein.
Dieser fällt zunächst recht spärlich aus, denn man kann lediglich ein einziges Minispiel spielen. Hier wird zuerst ebenfalls eine Videosequenz auferlegt, welche man allerdings erst ab dem zweiten Mal Spielen überspringen kann. So zieht es sich durch den gesamten Einspielermodus. Man muss eine Zielvorgabe in einem Minspiel erfüllen und schaltet somit das nächste Spielchen frei. Bei besonders guter Leistung erhält man Marken und zusätzliche Modi der verschiedenen Minispiele.
So muss man beispielsweise einen Skifahrer durch den Parcours navigieren, Gegner mit Pfeil und Bogen abschießen, sich als Paparazzo ausgeben und die gesuchten Charaktere fotografieren oder im Kung-Fu-Stil in einem vorgegebenen Zeitlimit zu verschiedenen Ebenen hüpfen. Die Spiele sind allesamt abwechslungsreich und bieten mehr oder weniger Langzeitspaß. So hat mich vor allem das Minispiel begeistert, in welchem man Linien und Figuren mit vorgegebenen Maßen zeichnen muss. Je exakter man das Maß umgesetzt hat, desto mehr Punkte kassiert man. Bei erfolgreichem Absolvieren kann man in einem Zusatzmodus sogar zu zweit spielen!
In einem anderen Spiel liegt man allein im Bett mit seinem Handheld und muss im Stil von Wario Ware innerhalb weniger Sekunden Minispiele meistern, welche auf dem Gamepad ausgetragen werden. Dabei muss man parallel auf den Fernseher achten, welcher das Bett und die kontrolliernde Mutter zeigt. Diese erkennt man an der bedrohlich wirkenden Musik und ihrer Silhouette in der Dunkelheit. Erscheint sie also, muss man sich schnell unter der Bettdecke verstecken und wieder hervorkriechen, sobald sie verschwunden ist.
Mit den Marken kann man im Chick-n-Win-Kapseln erhalten, welche verschiedene Sachen beinhalten. Neben Tipps zu Minispielen und Objekten, welche man sammeln kann, gibt es auch äußerst kurze Minispiele. Jede der rund 200 Kapseln werden in der Sammlung verstaut und können auch online via Miiverse vorgeführt werden. Dies geschieht in Form von Screenshots, welche dort gepostet werden.
FUN WITH FRIENDSDer Multiplayer bietet insgesamt vier verschiedene Spiele. Je nach Spiel können 2 bis 5 Personen teilnehmen. So kann man in einem Minispiel zu zweit eine Mischung aus Pong und Guitar Hero spielen. Hierbei wird ein Angriff gestartet, indem man zum Takt der Musik verschiedene Noten auf das Gamepad eingibt. Diese werden zum Kontrahenten auf die gegenüber liegende Seite des Gamepads transportiert und anschließend passend zum Rhythmus zurückgefeuert. Nach einer bestimmten Anzahl an Runden steht der Sieger fest.
Ein weiteres Spiel stellt das Werfen von Fronks dar. Mithilfe des Gamepads zielt man auf den Fernseher und schnippt eine Hand voll Fronks auf Plattformen, Türme etc. Hier gibt es verschiedene Varianten und Level. So muss man entweder die Fronks auf großen Inseln landen lassen, um soviele Punkte wie möglich zu ergattern. Aber Vorsicht, man kann sowohl die gegnerischen Tierchen herunterschießen, als auch selbst von der Plattform geschossen werden. Bleibt ein Fronk bspw. auf einem Feld mit dem Wert 100 liegen, werden dem Spieler 100 Punkte auf seinem Konto gut geschrieben. Wird der Fronk auf ein anderes Feld mit einer niedrigeren Punktezahl verschoben, sinken entsprechend auch die Punkte des Besitzers. Je nach Level und Anzahl von Mitspielern kann dies sehr spannend und knifflig sein. Dieses Spiel hat äußerst viel Spaß gemacht!
Nummer drei stellt eine Art Sonntagsmalerei dar. Hier können bis zu vier Personen gegen einen Maler antreten. Letzterer malt mit dem Gamepad Wörter nach, welche von den restlichen Mitstreitern erraten werden müssen. Man kann zudem passen, was mit einem Abzug von 20 Sekunden der Zeit bestraft wird. Also so schnell wie möglich malen, damit man selbst genug Bilder erraten lässt. Denn sobald die Runde vorbei ist wird das Gamepad an den nächsten Spieler weitergegeben. Dies wiederholt sich nun so oft, bis jeder einmal gemalt hat. Anschließend werden von allen die Punkte addiert, welche beim Raten und Nicht-erraten entstanden sind.
Das letzte Spiel handelt von Penny, welche einen Dieb entlarven möchte. Zuvor muss derjenige mit dem Gamepad einen Charakter auswählen, welchen es zu enttarnen gilt. Dieser muss in einer gewissen Zeit Früchte stehlen. Nachdem er alle gefangen hat, verdunkelt sich der Bildschirm. Während des Stehlens müssen die restlichen Spieler darauf achten, welcher Charakter sich in einem Getümmel vieler Personen verdächtig verhält. Sobald der Bildschirm schwarz eingefärbt ist, müssen die Mitspieler via Gamepad einen Tip abgeben, wer der Räuber sein könnte.
Insgesamt machen alle vier Spiele Spaß, doch sind meine Favoriten das Mal- und das Fronks-Spiel.
FAZITZusammenfassend wirkt Game & Wario wie eine Mischung aus Game & Watch, Wario Ware und Rhythm Paradise. Es ist schlichtweg eine Minispielsammlung, die weder durch echte Storyelemente noch andere Rafinessen aufwartet. Und hier komme ich auf meine Einleitung zurück: beliebiges Design und Austauschbarkeit. Was das mit Game & Wario zu tun hat? Zum Einen liegt es daran, dass Game & Wario zunächst gar nicht als Wario-Spiel geplant war, sondern ursprünglich als vorinstallierte Software auf der Wii U veröffentlicht werden sollte. Da das Konzept zu viel Potenzial bot, wurde es sogleich größer angelegt und auf einen physischen Datenträger gepresst. Somit wurde einer simplen Minispielsammlung, welche ein nettes Feature der Wii U werden sollte, ein bekanntes Gesicht im Gewand eines Vollpreistitels verpasst.
Und das ist genau mein Kritikpunkt. Es kommt zu keinem Moment rüber, dass es sich um ein Spiel mit Wario-Thema handelt. Es ist für mich beliebig und hätte genauso mit Mario, Sonic oder komplett neu erfundenen Charakteren funktioniert. Und das finde ich äußerst schade, denn die Idee hinter Game & Wario wurde nicht konsequent durchgezogen und umgesetzt, sondern schnell daherentwickelt. Somit stellt Game & Wario für mich eine von vielen Minispielsammlungen dar und sticht nicht sonderlich hervor, geht für mich somit im großen Pool der Minispiele unter. Die Ideen sind grundsätzich nett, aber dem Spiel mangelt es an vor allem Umfang und Kniffen. Natürlich gibt es vereinzelt Höhepunkte, aber die rechtfertigen meiner Meinung nach keinen Moment den Preis oder den Namen Wario im Titel.
Grafisch ist alles natürlich an bekannte Spiele wie Wario Ware angelehnt, aber mal ehrlich, ist es das was man von einer Konsole der aktuellen Generation erwarten darf? Das Spiel sieht aus wie auf der Wii, wenn nicht sogar wie auf dem Gamecube. Insofern keinerlei grafischer Fortschritt. Akustisch stagniert für mich ebenfalls diese Art von Spiel und wirklich innovativ ist das Gesamtbild auch nicht. Zwar wurden ein paar nette Features eingebaut, wie z.B. das Erstellen eines Speicherstand-Profilfotos mithilfe der Kamera des Gamepads, aber das ist wirklich nur Kleinkram der kaum erwähnenswert ist.
Wer wirklich Spaß haben möchte, sollte auf besser durchdachte Spiele wie
Nintendo Land zurück greifen oder auf Wii Party U oder das nächste Mario Party für die aktuelle Heimkonsole warten - sofern das von Nintendo geplant ist. Ansonsten wird bestimmt der Preis bald fallen und dann kann man sich eher überlegen, ob man Geld dafür ausgeben möchte.