F1 Race Stars ist, wie die Bilder sicher bereits vermuten lassen, ein Fun Racer, nur eben im Formel-1-Cartoon-Style. Dass sowas durchaus funktionieren kann, beweist dieser hier vorliegende Titel - mehr oder weniger jedenfalls.
Zu finden ist F1 Race Stars im eShop der Wii U und der Download kostet 14,99€, was erstaunlich günstig klingt. Zu diesem Gedanken verleitet auch direkt der Eindruck während der ersten Rennen, denn die Mischung aus Mario Kart, Formel 1 (inklusive Originallizenzen für die Namen einiger F1-Größen) und dezent humorigem Cartoon-Look-and-Feel kommt gut rüber.
Die integrierten 25 Herren und 3 Damen der Formel-1-Welt sind nicht 100%ig aktuell, da F1 Race Stars bereits 2012 für PlayStation 3 und XBox 360 erschien, und für den Release auf der Wii U in diesem Punkt nicht aktualisiert wurde. Nichtsdestotrotz erkennt man die cartoonisierten Vettel, Raikkönen und wie sie alle heißen auf jeden wieder - alternativ stehen sogar Miis zur Auswahl.
Die Grafik ist schön bunt und recht detailliert, Musik und Soundeffekte passen voll dazu. Eine nette Idee ist, dass jede der 15 vorhandenen Strecken einem Land entspricht, wie Amerika, Kanada, Deutschland, Italien, Singapur, China und so weiter, wobei die Strecken mit Stereotypen spielen; in Deutschland besteht etwa ein Drittel der Rennstrecke aus einem Autobahn-Abschnitt, mit lauter Verkehrs- sowie Abfahrtsschildern, und sogar Busse und Lastwagen fahren darauf - kann man sich in etwa vorstellen wie bei Toads Turnpike aus
Mario Kart 64 - und die Musik besteht zum Teil aus Uff-Ta-Uff-Ta-Rhythmen, wie man ihn aus der deutschen, oder vielmehr bayrischen Volksmusik kennt.
Alles in allem sind die Strecken abwechslungsreich und interessant gestaltet, allerdings nicht immer optimal an das Gameplay angepasst. Da man nicht driften kann und auf die Anzeige der eigenen Geschwindigkeit verzichtet wurde, sind einige Strecken, gerade jene, die Gebrauch von S-Kurven oder vielen Schikanen und Hindernissen machen, sodass man Zick-Zack fahren muss, mit einem dezenten Beigeschmack von Frust behaftet. Nichts, was den Spielspaß ernsthaft runterziehen würde, aber ein wenig mehr Augenmaß hätten das Entwicklerteam ruhig anbringen dürfen. Denn es sind gerade solche Momente, die besonders ausfallen: Wenn man bei einem Rennspiel dauernd ausgebremst und zum erneuten Anfahren gedrängt wird.
Die Steuerung ist für ein Fun-Racer-Game etwas gewöhnungsbedürftig - ZR für Gas geben, ZL zum Bremsen, X aktiviert das Item -, doch nach etwa 2 Minuten kommt man super damit klar. Was ein paar Minuten mehr an Eingewöhnung braucht, ist, ich erwähnte es bereits, dass es keine Drifts gibt: Um engere Kurven geschickt zu nehmen, muss man vom Gas gehen und/oder bremsen. Ist auf den meisten Strecken mit etwas Übung wunderbar, auf anderen widerum nicht, da es sich nicht unbedingt wie eine Herausforderung im Sinne eines je nach Strecke variierenden Schwierigkeitsgrades anfühlt, sondern wie eine unnötige Ausbremserei.
Insgesamt gibt es zudem die drei Geschwindigkeits-Klassen, 1000ccm, 2000ccm und 3000ccm, wobei es mir nicht gelang, einen Unterschied im Schwierigkeitsgrad der CPU festzustellen, lediglich die Fahrzeuge sind etwas(!) schneller und sind deshalb etwas(!) fordernder in den Kurven zu lenken. Überhaupt erweckt die CPU-KI nicht den Eindruck, als führe sie intelligent. Auf eigenen Strecken rast man ihr sozusagen davon und kommt bisweilen mit 10 Sekunden Vorsprung ins Ziel, auf anderen Strecken kommt man mit Ach und Krach gerade noch auf einen zweiten oder dritten Platz, weil man auf der Strecke z.B. mehr Kurven vortrifft und darum nicht so ohne Weiteres das Gaspedel durchtreten kann - es scheint fast so, als richte sich die CPU nach einer unsichtbaren Ideallinie. Desöfteren wurde ich z.B. irgendwo runtergeschubst, wobei ich nicht den Eindruck hatte, dass es ein taktisches Manöver gewesen sei, weil dann eine Überholaktion sicherlich eleganter und ohne Zeitverlust gewesen wäre, sondern ich schlicht und ergreifend im Weg der gewünschten Ideallinie war.
Dafür mag ich, wie die Items sich ins Gameplay einfügen. Um es kurz zu machen: Die üblichen Items der Mario-Kart-Reihe finden sich in optisch anderer Form wieder. Turbo-Pilze, Banenschalen, rote Panzer, grüne Panzer, Kugelwillis et cetera, gibt es bis auch hier, verzichtet wurde allerdings auf "Blitze" und "blaue Panzer". Die Items in F1 Race Stars fühlen sich jederzeit wie ein auflockerndes Element an, und nicht nach dem krampfhaften Versuch, die Rennboliden alle auf einem ähnlichen Abstandsniveau zu halten, damit auch die Schlechten mithalten können und Guten mal verlieren müssen. Dafür sorgt allein schon, dass nicht alle 5 Sekunden Itemboxen auf der Strecke zu finden sind. Und selbst, wenn man z.B. auch mal zwei-, dreimal am Stück erwischt wird, was wirklich selten ist, bleibt man nicht gleich stehen, sondern fährt nur für wenige Augenblicke in vermindertem Tempo weiter - das allein ist schon ein großer Fortschritt im Gegensatz zu sagen wir dem roten Panzer aus Mario Kart. Es ist doch so: Die dauernde Anhalterei und Anfahrerei beim Abbekommen von Items nervt vor allem deshalb, weil man nicht so recht vorankommt - hier aber fährt man stets schön durch, was den Ärger spürbar unten hält, obwohl das Item trotzdem seine Wirkung tut.
Doch genug vom Gameplay selbst, kommen wir mal zur Vielfalt der Spielmodi, der drei Variaten zulässt: "Spielen", "Karriere" und "Zeitfahren". Sind die letzten beiden Punkte relativ klar, sollte ich wohl bei "Spielen" sicherheitshalber dazuschreiben, dass damit das freie Spiel gemeint ist.
Bis zu vier Personen können in "Spielen" einzelne Strecken oder Meisterschaften, also mehrere Strecken am Stück, fahren. Bei den einzelnen Strecken finde ich eine grandiose Idee, dass es eine Handvoll Optionen gibt. Der Rennmodus kann ein übliches Rennen sein, oder man scheidet nach und nach aus, weil die Anforderung während des Rennens schrittweise auf eine Mindestplatzierung hinabfällt, die Rundenanzahl kann auf einen Wert von 1-9 eingestellt, die Items können konfiguriert, das Schadensmodell bestimmt werden und sogar Modifikatoren sind möglich, sodass man die Strecke im Spiegelmodus fahren kann und so weiter... Schade nur, dass man dies bei den Meisterschaften nicht beliebig wählen kann, denn hier sind all diese Optionen je nach Meisterschaft bereits vorgegeben. Bemängeln könnte man vielleicht noch, dass man sich keine eigenen Meisterschaften zusammenstellen kann, aber da es sage und schreibe 30 Meisterschaften gibt, die immer wieder anders aus einigen der 15 Strecken und vielen Optionen bestehen, kann man darüber durchaus hinwegsehen.
Unter "Karriere" fährt man die einzelnen Meisterschaften, wie gesagt 30 an der Zahl, nach und nach ab, wobei man jede Meisterschaft mit Bronze, Silber oder Gold absolvieren kann. Auch hier dürfen bis zu vier Personen den Bleifuß raushängen lassen.
"Zeitfahren" sollte klar sein, hm? Man fährt eine der 15 Strecken auf die persönliche Bestzeit. Dabei geht es nicht nach Splits, sondern nur nach der schnellsten Runde, das bedeutet, man fährt jede Strecke Runde für Runde solange, bis man keine Lust mehr hat und hört man irgendwann auf, speichert das Spiel die schnellste Runde mitsamt Geist ab und lädt sie sogar automatisch in die der Strecke zugehörigen Online-Liste. Seltsamerweise gelang es mir nicht, bei irgendeiner der 15 Strecken diese Listen einzusehen. Zwar ist eine Funktion dafür vorhanden, doch bekomme ich immer wieder einen Dialog gezeigt, der lautet: "Keine Ergebnisse. Niemand hat eine Zeit hochgeladen." Ein Blick ins Internet und Miiverse offenbarte mir dann, dass ich mit diesem Problem offenbar nicht allein darstehe. Anmerken möchte ich noch, dass es spaßig gewesen wäre, auch das Zeitfahren mit bis zu vier Personen bestreiten zu können, wobei man dann gegenseitig als Geist bei den anderen erscheinen könnte, um nicht zu kollidieren.
Wer bis hierhin mitgezählt hat, hat sicherlich bemerkt, dass ich von drei Spielmodi-Varianten schrieb und ich bereits alle drei Varianten nannte: "Spielen", "Karriere" und "Zeitfahren". Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es keinen Online-Modus gibt. Die letzten beiden Menüpunkte lauten daher "Eigener Bereich", wo man sich Statistiken und Achievements angucken kann und "Einstellungen", wo man die Buttonbelegung einsehen - aber NICHT einstellen! -, die Lautstärke von Musik, Sound und Fahrerkommentaren sowie den Gammawert für die Bildschrimhelligkeit festlegen kann. Gerade bei der Steuerung will mir nicht einleuchten, wieso diese nicht frei belegbar ist, denn es gibt keinerlei Grund dafür, die Spieler/innen zu ZR/ZL für Gas und Bremse zu zwingen, da diese Tasten ja nicht analog reagieren. Ich betone nochmal: Die Steuerung ist in Ordnung, man gewöhnt sich schnell daran, aber sie geht gegen die Gewohnheit und eine Funktion für individuelle Buttonbelegung sollte in der heutigen Zeit eigentlich kein großer Aufwand sein.
Was mich etwas verwirrt, ist die Menüstruktur an vielen Stellen. So findet man die Punkte für die Optionen der einzelnen Strecken oder die Online-Listen der Besetzeiten nirgendwo - haben die Entwickler diese vergessen? Nein! Man wählt erst die Strecke aus und jetzt verwandelt sich der kleine Button für die Strecke in zwei Bereiche. Der obere ist ein Häkchen, der bedeutet: "Rennen starten" und der untere ist für die Optionen, beziehungsweise die Online-Listen. Das ist aber so unauffällig, dass man von selbst fast gar nicht drauf kommt, ich hatte das erst nach einigen Stunden Spielzeit durch einen Zufall herausgefunden, als ich nach der Streckenauswahl verstehentlich "nach unten" drückte und dann erst A zum Bestätigen. Auch die Bezeichnung "Spielen" für das "freie Spiel" ist sehr seltsam, denn spielt man das Spiel nicht bei jeder der drei Varianten? Und nimmt man es ganz genau, sehe ich nicht mal wirklich einen Unterschied zwischen "Spielen" und "Karriere", denn beide Varianten bieten im Grunde dieselbe Funkton: Die Meisterschaften auf 1000, 2000 und 3000ccm mit bis zu vier Personen fahren zu können.
FAZITEin im Grunde wirklich gutes Spiel, das eigentlich das Potenzial hat, bei den Fun Racern ganz weit vorn mitzufahren, denn Grafik und Sound sind toll, der Cartoon-Humor nicht zu aufdringlich und selbst der Umfang ist für 15€ eigentlich voll in Ordnung. Doch aufgrund von fehlendem Online im Multiplayer und Abwechslungsreichtum im Singleplayer kommt es nicht aus dem Mittelfeld heraus. Man spürt all die guten Veranlagungen, aber auch, dass diese nicht so können, wie sie gern wollen.
An die Menüstruktur gewöhnt man sich, an die Steuerung auch - so schlimm ist das also nicht. Dass man nicht online zocken kann ist allerdings wirklich sehr ärgerlich, denn
das hätte F1 Race Stars sicherlich zu einer heißen Empfehlung werden lassen, selbst, wenn der Titel dadurch 5€ teurer geworden wäre, da die Gameplay-Mechaniken mehr als nur solide gemacht sind, allem voran das genau richtige Maß der Items; F1 Race Stars bettelt förmlich um Online-Partien. Dass man, aufgrund eines vermutlich patchbaren Bugs im Programmcode, keine Bestzeiten-Online-Listen einsehen kann, ist da noch am verschmerzbarsten.
Somit bleibt nur der zwar unterhaltsame aber nicht gerade unendlich spaßige lokale Multiplayer gemeinsam vor der Glotze. Für Einzelspieler bietet F1 Race Stars eine durchaus fordernde Erfahrung, das liegt aber nur an den bisweilen happigen Anforderungen der Meisterschaften, und nicht am Fahrstil der CPU, welcher so dann und wann für Schimpfworte sorgt. Zumal man die 15 Strecken in immer wieder anderen Meisterschafts-Konstellationen immer wieder und wieder auf's Neue befahren muss, weshalb die Lust nach einem ungefähren Zeitraum von 30 bis 90 Minuten Spielzeit darauf ständig nachlässt und erst nach einiger Zeit allmählich wiederkehrt. Doch da in naher Zukunft
Mario Kart 8 erscheint und
Sonic & SEGA All-Stars Racing Transformed mittlerweile auch recht günstig zu haben ist... naja... Ihr wisst schon...