VOLLER DETAILSSoll ich wieder die alte Mario-Kart-Sonic-Racing-Keule schwingen? Nein, lieber nicht, denn das wäre nicht fair gegenüber Sonic & All-Stars Racing Transformed. Natürlich werde ich um diverse Spontanvergleiche nicht herumkommen, immerhin ist es dasselbe Genre, da muss man nunmal Parallelen ziehen, aber Sonic & All-Stars Racing Transformed ist mehr als nur ein Versuch, Mario Kart nachzuahmen, denn Sega hat's sehr gut verstanden, mit diesem neuen "Sonic Racing" seinem Vorgänger
Sonic & SEGA All-Stars Racing in vielen Belangen, und auch dem härtesten Konkurrenten
Mario Kart Wii, den Rang abzulaufen.
Das Streckendesign ist klasse. Und das nicht nur rein visuell - dieser Punkt ist eh schon beeindruckend genug! -, sondern auch vom Anspruch her betrachtet. Es ist immer irgendwo eine Schikane, eine Kurve, ein Hindernis oder eine Transformation - man hat ständig irgendetwas um sich herum, das Aufmerksamkeit und Geschick fordert, damit man nicht irgendwo herunterfällt, gegen eine Absperrung donnert oder auch nur sowas simples wie einen Turbo-Pfeil nicht verpasst. Gleichsam wird man nicht überfordert und muss sich um 50 Dinge gleichzeitig kümmen; die Balance zwischen "Bloß keine Langeweile aufkommen lassen" und Schwierigkeitsgrad empfinde ich absolut gut gelungen.
Dazu all die tollen Einfälle, die Schikanen an das Setting der aktuellen Rennstrecke anzupassen. Bei der After-Burner-Strecke etwa: man ist auf einem Flugzeugträger, der für sich allein ja schon voller Details steckt, und während man sich darum bemüht, auf den vorderen Rängen im Ziel anzukommen, tobt rings um das Geschehen auf dem Parcours eine gigantische Schlacht auf hoher See. Düsenjets sausen in Formation durch die Gegend, große Projektile fliegen von irgendwo her auf einen großen Kreuzer im Hintergrund zu, Explosionen, aufgewühltes Wasser gischtet gegen den Schiffsrumpf... - man kann hier das Entwickler-Team nur in den höchsten Tönen loben!
Nicht zu vergessen, dass Sega sich erneut aus vielen der eigenen Marken bedient hat: Sonic, Samba de Amigo, Panzer Dragoon, Jet Set Radio, Super Monkey Ball, After Burner, Golden Axe und und und... So flitzt man in Sonic & All-Stars Racing Transformed einerseits durch die vielen bekannten Welten des Sega-Universums, und andererseits wird dies in Gestalt der 29 zugehörigen Fahrer/innen und passender Fahrzeuge getan: Sonic, Knuckles, Amy, Metal Sonic, Eggman, Ulala, Amigo, Aiai, Alex Kidd und viele mehr sind dabei. Das Charakter-Auswahl-Angebot wird außerdem abgerundet durch den "Ralph reichts"-Kinohelden Ralph, die auf der Wii U gespeicherten Miis (das muss man sich allerdings erst durch Leistung verdienen), und die US-Rennfahrerin Danica Patrick (auch die muss erst freigeschaltet werden), die in einem knallgrünen Formel-1-Rennwagen teilnimmt.
TRANSFORMEDDas Gameplay in Sonic & All-Stars Racing Transformed entspricht natürlich vornehmlich dem, was man aus Fun-Racern gewohnt ist: 10 Fahrzeuge tummeln sich auf den Strecken, die jeweils immer drei Runden umfassen, es wird gedriftet, ausgewichen, Stunts werden gemacht, Boosts werden genutzt, Items werden aufgesammelt und natürlich eingesetzt... Bis hierhin ist "Transformed" nicht großartig anders als andere Fun-Racer.
Deshalb kommt an diesem Punkt der titelgebende Begriff "Transformed" ins Spiel. Bei den Strecken entsteht eine Transformation immer dann, wenn man einen der großen blauen Ringe passiert, denn das bedeutet, dass der Streckenverlauf nun zu Lande, zu Wasser oder in der Luft weitergeht, solange, bis man den nächsten blauen Transformationsring durchquert hat, der abermals das Terrain und somit das Fahrzeug ändert.
Denn die Fahrzuege können in insgesamt vier verschiedene Vehikel transformieren: 1) Wagen/Motorrad, 2) Flugzeug/Raumschiff/Gleiter und 3) Jetski/Motorboot/Hovercraft. Natürlich ist dabei die Wahl des Fahrzeugs auf das Look and Feel des Charakters zugeschnitten: Sonic heizt in einer windschnittigen Rennsemmel über die Piste, während Ralph dies in einem Lastwagen tut. Entsprechend des aktuellen Terrains transformiert sich das Vehikel also passend für die Fortbewegung an Land, in der Luft oder auf dem Wasser. Natürlich unterscheiden sich diese Vehikelarten in ihrem Handling. Amys Wagen steuert sich beispielsweise sehr akkurat und auch das Drifting ist angenehm weich, ihr Luftkissenboot hingegen ist etwas behäbig und bedarf eines großen Maßes an Übung, um damit so klarzukommen, dass man auf dem Wasser Abzweigungen nicht verpasst oder gegen Leitplanken rummst, ihr kleiner Flieger ist dafür wieder viel besser zu handhaben, zickt beim Lenken aber ein wenig.
Die vierte Transformationsstufe ist übrigens der All-Star-Modus. Zwar ähnelt dieser durchaus der Flugzeugtransformation, doch lässt sich das Gefährt im All-Star-Modus sozusagen perfekt steuern (die Einschränkungen, die für jeden Charakter und sein Fahrzeug gelten, entfallen also für einen Moment) und hält über die Dauer dieses Modus' die Höchstgeschwindigkeit - wenn man so will entspricht die All-Star-Fassung sozusagen dem Unverwundbarkeitsstern aus Mario Kart. Im All-Star-Modus ist dabei irrelevant, wie das Terrain gerade ist - diese Transformationsart ist optimal für alle Streckenteile geeignet. Somit fügen sich auch die Transformationen in den Kontext der Abwechslungen auf den Strecken.
GAMEPLAYFür das Gameplay besonders wichtig sind neben Umfang und Abwechslung Schwierigkeitsgrad und die Steuerung des Geschehens. Auch hier kann Sonic & All-Stars Racing Transformed voll punkten. Der Schwierigkeitsgrad ist in vier Stufen möglich: Leicht, Mittel, Schwer und Experte; Experte aber erst, wenn man diesen freigeschaltet hat. Und bereits auf Mittel wird man sehr ordentlich gefordert; nicht zu vergessen, dass Schwer und ganz besonders Experte jede Menge Skill fordern, was erfahrene Gamer/innen freuen wird.
Passend zum persönlichen Skill gibt es zu jedem Fahrzeug auch sieben Konfigurationen, die Kits genannt werden. Es gibt bei jedem Fahrzeug fünf Werte, die seine Eigenschaften bestimmt (Geschwindigkeit, Beschleunigung, Handling, Turbo, All-Star). Das erste Kit ist bei jedem Fahrzeug vorgegeben, also sozusagen die Standardkonfiguration der fünf Werte. Sammelt man nun genug Erfahrungspunkte durch Rennen, schalten sich in mehreren Stufen nach und nach die restlichen Kits des Fahrzeugs frei, welche die fünf Werte zueinander entsprechend verschieben, zugunsten des Handling, der Beschleunigung, der Geschwindigkeit, etc. Eine interessante Idee, das auch mal so zu machen und weit besser, als wie beim
Vorgänger einfach stumpf jedem Charakter ein einziges Fahrzeug zu spendieren.
Löblich ist hier auch, dass die CPU - nicht wie beispielsweise in
Mario Kart Wii -, alle menschlichen Teilnehmer/innen durch einen Itemhagel benachteiligt, sondern diese durch clever und geschickt fahrende CPU-Konterfeis ins Schwitzen bringt. Natürlich wird man ab und zu mal kurz vor dem Ziel doch noch durch ein Item gestoppt, oder im Sprung von einem Projektil erwischt, sodass man nur noch unkontrolliert hinabfallen kann, doch Szenarien wie "Blitz-Blitz-Blauer Panzer-Blitzwolke-Blauer Panzer-Blitz" erlebt man definitiv nie.
Überhaupt sind die Items wie schon in
Sonic & SEGA All-Stars Racing eher ein auflockerndes und kein zentrales Element im Gameplay. Um sich einen kleinen, kurzfristigen Vorteil bei einer Aufholjagd verschaffen zu können, ist z.B. eine Drohne gut, aber wer auch nur im Mittelfeld mithalten will, muss mit seinem Controller umgehen können. Items machen gewisse Situationen manchmal etwas einfacher, aber wer auf den hinteren Rängen verweilt, wird nicht permanent mit Aufhol- oder Ausbrems-Goodies gesegnet werden, um Schritt halten zu können.
Apropos Controller! Gestaunt habe ich, als ich herausfand, auf welche Arten sich "Transformed" steuern lässt, denn da ist einfach ALLES dabei: GamePad, Pro Controller, Wiimote quer halten, Wiimote plus Nunchuk, Wii Classic Controller (an Wiimote angeschlossen) und auch das Wii Wheel kann man verwenden, wenn man mag. Darüber hinaus haben alle Steuerungsarten auch noch je zwei unterschiedliche Buttonlayouts - da sollte also für wirklich jede/n etwas dabei sein.
Ebenso überrascht war ich davon, dass man "Transformed" zu fünft im lokalen Multiplayer spielen kann. Eine/r nimmt das GamePad und hat somit sowohl Bildschirm als auch Steuerung in einem, der Rest bekommt seinen Anteil am Splitscreen auf dem Fernseher - schon einige Male ausprobiert; klappt hervorragend!
TECHNIK UND UMFANGGrafik und Sound gefallen mir ungemein gut! Im Stil seinem
Vorgänger sehr ähnlich, kommt "Transformed" demnach mit Pepp und Style daher. Auch die Sprachausgabe ist flott und schmissig; Amy etwa gibt in gewissen Situationen ein "Give a girl a break!" von sich. Es gibt an der optischen und technischen Komponente nichts auszusetzen, noch dazu wo alle nur erdenklichen Steuerungsmöglichkeiten mit je zwei Buttons-Layouts geboten werden.
Allerdings hätte die Schriftart für Statusinformationen und anderweitige Meldungen für Röhrenfernseher per Option anpassbar gemacht werden können; während die Schrift auf dem GamePad aktuellen TV-Geräten nämlich super lesbar ist, ist sie auf Röhrenglotzen verwaschen und schwer zu erkennen.
Verbockt hat man auch die kleine Rennstreckenübersichtskarte. Der Ausschnitt ist viel zu klein, wohingegen auf dem GamePad der Auschnitt so ist, wie man ihn sich wünscht. Leider hat man in der Hektik nie den Mut, seine Augen vom TV-Bildschirm zu nehmen und auf das GamePad zu richten, im Besonderen, wenn man nicht mit dem GamePad, sondern z.B. mit Wiimote und Nunchuk spielt, darum ist die Übersicht auf dem GamePad keine echte Hilfe.
Keine echte Hilfe ist außerdem auch die Anleitung. Der beigelegte Infozettel im Cover listet zwar kurz und knapp die möglichen Controller und Items auf, aber mehr steht da nicht. Auf der Disc (über das Home-Menü) gibt es aber zumindest eine elektronische Anleitung. Die ist jedoch dummerweise nur auf Englisch und Französisch und außerdem äußerst wortkarg, sodass der Begriff "Bedienungsanleitung" nur mit Müh und Not so gerade noch ausreicht.
Auch sind wieder die 15-20 sekündigen Ladezeiten vor jeder Strecke zurück. Nichts, was den Spielspaß nennenswert trüben würde, vor allem, wo viele Strecken mit 4-5 Minuten Spielzeit aufwarten, doch trotzdem könnte die Laderei auch etwas flotter vonstatten gehen.
SNAKING UND BUGSGefallen tut mir dafür wieder sehr gut, dass Snaking-Techniken nicht möglich sind. Wie im
Vorgänger oder beispielsweise in
Mario Kart Wii kann das Driften nicht auf diese Weise "missbraucht werden"; was für mich ein weiterer großer Pluspunkt ist. Ein Minuspunkt ist hingegen, dass ein paar mehr Strecken nicht geschadet hätten. So gibt es insgesamt 21 Strecken (verteilt auf 5 Cups), plus bei entsprechender Leistung alle 21 Strecken nochmal spiegelverkehrt zur Auswahl. Sicher, es gibt Herausforderungen und mehrere Multiplayer-Spielmodi (mit zugehörigen Arenen) neben dem normalen Rennen im Grand Prix, aber zuallererst ist das nunmal ein Racer, nicht wahr?
Ansprechen will ich auch die auf vielen Webpages erwähnten Bugs: ich habe nicht einen einzigen zu spüren bekommen; nicht einen einzigen! Aber ich muss dazusagen, dass ich bis zum 30.11.2012 weder meine Wii U noch "Transformed" geupdated hatte. Somit kann ich nur feststellen, dass die genannten Bugs sehr wahrscheinlich erst durch einen der Patches/Updates, die ich ja noch nicht lud, auftreten, und hoffen, dass in den nächsten Tagen der endgültige Fix dafür verfügbar wird.
ONLINEJawohl! Auch online kann man "Transformed" spielen. Nach der Verbindung ins Internet wählt man, ob man an regulären Rennen oder diversen anderen Spielmodi teilnehmen will und betritt dann eine Lobby, die bis zu 10 Personen groß sein kann. Was mir besonders gefällt, ist die Tatsache, dass bis zu fünf Personen an derselben Wii U gleichzeitig in einem Raum mit anderen online zocken können.
Alle wählen nun ihren Charakter sowie das gewünschte Kit für das Fahrzeug. Toll ist, dass man so oft man will, immer wieder fahren kann, ohne dass nach X Strecken alles vorbei ist, und toll ist auch, dass man vor jeder Strecke erneut Charakter und Kit wählen darf. Haben alle ihre Charaktere und Kits bestimmt, werden drei vom Spiel auserkorene Strecken zur Auswahl gegeben, und während ein kurzer Timer ausläuft, haben alle wenige Sekunden Zeit, sich auf eine der Strecken festzulegen - die Strecke mit den meisten Votes wird dann befahren.
Und ich muss tatsächlich sagen, dass mir das weitaus besser gefällt, als bei
Mario Kart Wii und
Mario Kart 7. Man vermeidet das Problem, dass auch trotz Mehrheit eine Strecke nicht drankommt und außerdem vermeidet dies recht effizient, dass ein und dieselbe Strecke immer wieder und wieder gespielt wird. Ich hätte mir allerdings noch gewünscht, vor Betreten der Lobby festlegen zu können, ob man auch an Mirror-Strecken-Rennen teilnehmen möchte, die das Spiel nach Ermittlung der Strecke manchmal festlegt oder manchmal eben eben nicht festlegt.
Zur Abrundung bleibt noch zu sagen: kein Ruckeln, Zuckeln, Stottern und keine Verbindungsabbrüche - auch nach 3 Stunden am Stück bei Räumen mit 8-10 Personen nicht! Einfach nur wunderbar. Ist die Action dann vorbei, erhalten alle Erfahrungspunkte (für die eigene Lizenz), eine Bewertung (in Relation zu den anderen Teilnehmern/innen) und Online-Ranglistenpunkte je nach Reihenfolge der Ins-Ziel-Kommenden.
FAZITEtwas besser als
Mario Kart Wii gefiel mir seinerzeit schon der
Vorgänger für die Wii; unnötig zu erwähnen, dass ich "Transformed" für die Wii U abermals besser finde. Dafür sorgen allein schon die vielen kleinen Verbesserungen und Ergänzungen an allen Ecken und Enden - und wieder nerven die Items nicht, weil Geschick im Vordergrund steht.
Die Transformationen bei Terrain und Vehikeln sind eine nette Abwechslung, die für immer andere Fahrverhältnisse und Abwechslung sorgen, aber neudefiniert wird das Genre der Fun-Racer auch nicht gerade - das muss ich bei aller Freude hervorheben. Auch sind die Einzelspieler-Modi nach Beendigung mit jeweils bestmöglicher Leistung schlagartig uninteressant, doch bis dahin ist es ein steiniger, schweißtreibender Weg und sowohl währenddessen als auch danach hat man dank Offline-Multiplayer, Online-Multiplayer und Time Trial stets einen Grund, diesen Titel immer wieder auf seinen Bildschirm zu holen.