Rache ist süßJohn Tanner aus dem viel gelobten Teil 1 der Driver-Serie ist zurück und er schwört Rache. In Comicsequenzen wird anfangs erzählt, wie Frieden und Ordnung in San Francisco herrschen und dass es nur einer einzigen schlimmen Tat bedarf, um dies wieder zu ändern. Für diese schlimme Tat muss dummerweise der Partner von Cop John Tanner herhalten. Dieser kann die Tat natürlich nicht ungesühnt lassen und so lässt er den Streifenwagen in der Garage, um Undercover zu agieren. Nur wenn er sich das Vertrauen der Untergrundbanden erschleicht, bekommt er die Möglichkeit, der Wurzel des Anschlags auf die Schliche zu kommen.
Hierfür muss Tanner all sein fahrerisches Geschick beweisen, um Eindruck zu schinden und sich hochzuarbeiten. Um der Geschichte mehrere Perspektiven zu verleihen, steuert ihr neben Tanner auch noch teilweise die Wagen von Jones und Caine. Storytechnisch ist das sehr interessant, macht aber vom Gameplay her keinen großen Unterschied und letztlich bleibt der Driver alias John Tanner die Hauptfigur.
MissionenUm die Story voranzutreiben, müsst ihr Missionen annehmen. Das virtuell nachgebaute San Francisco dient dabei als Open World Area, in der ihr frei herumfahren könnt. Grade das bereitet oft viel Spaß und man vergisst immer mal wieder für ein paar Sekunden, wo man eigentlich hinwollte, weil man einfach nur so herumfährt, mal knapp zwischen zwei Autos durch (die immer genau so zu fahren scheinen, dass genau eine Autobreite dazwischen passt), mal über den Bordstein, mal über Hügel oder durch Parks. Ein bisschen frei fühlt man dabei sich tatsächlich, doch zurück zu den Missionen.
Die sind auf einer Minikarte verzeichnet, sodass ihr sie leicht aufspüren könnt. Eine Mission wird dabei durch einen Lichtkreis gekennzeichnet, in den ihr hereinfahren müsst, um die Mission zu beginnen. So müsst ihr euch z.B. an die Ferse von jemandem heften, um herauszufinden, wo sein Unterschlupf ist, oder jemanden verfolgen und rammen, bis seine "Lebensleiste" aufgebraucht ist und er sich ergibt, oder ihr müsst eine Person eskortieren, während ihr verfolgt und ggf. sogar beschossen werdet.
Das klingt alles sehr vielseitig, jedoch: Nach einer Zeit wiederholen sich die Missionsmechanismen immer wieder. Lediglich der Schwierigkeitsgrad variiert. Der Spielspaß ebbt mit voranschreitendem Verlauf also etwas ab, sodass einen später nur noch der Spaß am Fahren ansich und die Neugierde auf den Fortlauf der Geschichte antreiben.
Tune it, baby!Es gibt nicht nur die Hauptmissionen, sondern daneben noch unzählige Nebenmissionen. Annehmen könnt ihr diese aus den Werkstätten heraus, in denen ihr euch nach dem Spielstart und nach jeder Mission wiederfindet. Sie unterscheiden sich mechanisch natürlich nicht von den Hauptmissionen, sind aber meist etwas kürzer und simpler gehalten und belangen die Story nicht. Doch sie haben ein Gutes: Sie sind neben den Hauptmissionen eine weitere Gelegenheit, Erfahrungspunkte zu sammeln. Die erhaltet ihr nicht nur für abgeschlossene Missionen, sondern noch für spezielle Manöver innerhalb der Missionen (z.B. 10 Sekunden durch Häusergassen fahren). Derer gibt es pro Mission 3, die ihr erfüllen könnt, um weitere Erfahrungspunkte zu ernten. Die gesammelten Erfahrungspunkte spart ihr zu Upgradepunkten zusammen, die ihr dann im Pausenmenü des Spiels jederzeit bequem in eure Karre stecken dürft.
Ihr könnt z.B. die Fähigkeit, nur auf zwei Reifen zu balancieren, verbessern, oder die Kraft beim Rammen anderer Autos verstärken. Am wichtigsten ist es jedoch, den Nitro zu pushen. Vor allem, wenn ihr euch mal im Gegenverkehrt verhakt und euer Ziel sich auf und davon zu machen scheint, wirkt ein schneller Nitroschub Wunder, damit es euch nicht davonrauscht.
Rambo(ck)Zum Bock kann man bei der Steuerung teilweise echt werden, denn sie hat ihre nervigen Momente. Manchmal müsst ihr die Wiimote aufrecht halten und dabei hin- und herschwenken, um über einen Sender den Aufenthalt eures Zielautos zu ermitteln. Eigentlich eine nette Idee, doch die Frequenz scheint sich oft aus dem Nichts heraus zu ändern und ihr müsst während einer hitzigen Fahrt wild herumfuchteln - und so entkommt euch das Fahrzeug öfters mal. Am schlimmsten ist jedoch die Steuerung beim Rammen!
Im Grunde ist es schön, dass so sinnvoll von der Gestensteuerung der Wii Gebrauch gemacht wird, denn um ein Auto zu rammen, schüttelt man die WiiMote entweder nach links, rechts oder stößt sie nach vorn. Euer Wagen beamt sich dann scheinbar ein paar Schritte in die entsprechende Richtung und rammt den gewünschten Wagen weg. Sieht zwar unrealistisch aus, sorgt aber für Action. Wenn die Steuerung doch nur nicht so ungenau wäre... Denn das Stoßen nach vorne hab ich nach einer halben Stunde Spielzeit schon gar nicht mehr eingesetzt. Aus Angst! Denn bei 3 von 4 Versuchen rammte mein Auto trotz Vorwärts-Stoß einfach zur Seite. Diese Fehlinterpretation der Geste führte dazu, dass ein vor mir fahrender Wagen mühelos entkam, während ich dummerweise in den Gegenverkehr aus der Nebenfahrbahn rammte, sehr frustrierend!
Davon abgesehen fühlt sich die Fahrzeugsteuerung jedoch gut an. Vor allem 90°-Kurven mit der Handbremse (B-Taste) zu nehmen, macht höllisch Spaß und ist ein unverzichtbares Mittel, um Verfolger abzuschütteln.
Darf ich auch mitspielen?Diese Frage eures Freundes könnt ihr bei Driver zum Glück mit "Ja" beantworten. Jedoch solltet ihr dafür den Storymodus ruhen lassen, denn daran hätte er nur kurz seine Freude,weil der nämlich genauso ist, wie bei
Super Mario Galaxy, d.h. euer Kumpane kann mit seiner Wiimote auf dem Bildschirm herumzielen und aus eurem Auto heraus Feinde beschießen, um euch zu unterstützen. Lediglich mit einem Nintendo DS, DSi oder 3DS gibt es noch eine weitere Möglichkeit der Hilfeleistung. Hier sieht man nämlich eine noch detailliertere Karte, als die der Spieleigene.
Doch um Glück gibt es wollwertige Multiplayer-Spielmodi, wo bis zu vier Spieler auf ihre Kosten kommen. So müsst ihr z.B. durch Berührung eine an euch heftende Bombe an einen Mitspieler weitergeben. Wehe dem, der die Bombe trägt, wenn die ablaufende Uhr 0 schlägt. Das ist etwas vergleichbar mit der Blitzwolke bei
Mario Kart Wii oder eben der Bombe bei
Wii Party.
Die Mehrspielermodi sorgen so zwar für viel Gelächter und Schadenfreude, bleiben aber nur eine nette Spielerei und somit etwas hinter dem Storymodus zurück. Das sieht man auch an der Stadt, dessen Grafik hier dann etwas zurückgeschraubt wurde - wohl damit auf dem Splitscreen nicht für jeden Teilnehmer so viele Objekte berechnet werden müssen.
PlaymobilGenau daran denkt man, wenn man die Grafik von Driver San Francisco begutachtet - auch im Singleplayer! Die Häuser wirken steril und blockartig, Kanten sind sehr grob pixelig, die Raucheffekte sind auch veraltet... alles in allem könnte der Titel auch von 2006 oder 2007 sein. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Bei einigen wenigen Wagen wurde sich wenigstens um ein paar Details bemüht, doch insgesamt gibt die Engine der Wii-Version leider nicht viel her.
Auch das Schadensmodell, wenn man es denn so nennen darf, ist sehr sporadisch und physikalisch unrealistisch. Auch die Weitsicht lässt zu wünschen übrig. Im Gegensatz zu Grand Theft Auto (in vermutlich jeder Driver-Rezension wird dieser Vergleich irgendwo mal herangezogen) gibt es bei Driver auch keine Passanten. So kann wirklich keine Atmosphäre aufkommen. Naja sagen wir mal FAST keine, denn...
...der Soundtrack reißt es noch ein wenig raus. Der kann sich nämlich mit vielen Genrekonkurrenten messen und bietet für viele Geschmäcker etwas. In jedem Fall aber passt er zum Setting des Spiels. Schade, dass hier Potenzial verschenkt wurde und die Welt dem Sound nicht gerecht wird.
Fazit"Back to the roots" war ja das Motto der Entwickler und das trifft es soweit ganz gut. Originalgetreu verlässt Tanner nie seinen Wagen, führt Dialoge nur über Telefon oder von Autoscheibe zu Autoscheibe. Diese Merkwürdigkeit kann man unter dem Deckmantel des "Kults" gerne hinnehmen. Dass jedoch auch der Rest der Stadt eher unauthentisch und charakterlos wirkt, ist schade. Weitere Kritikpunkte sind das fehlende Shift-Feature der anderen Konsolenableger und das Abnutzungsgefühl der Missionen bei fortwährendem Spielverlauf.
Loben hingegen möchte ich die Geschichte, die mit ordentlichen deutschen Synchronsprechern gut erzählt wird, sowie den Soundtrack. Nicht zuletzt flammt tatsächlich etwas Driver-Nostalgie vom Urteil auf, und die Mehrspielermodi sind ein netter Bonus.
Schade, dass Wii-Besitzer inhaltlich oft zu großen Abstrichen gezwungen sind, doch grade WEIL das Wii-Spiel inhaltlich ganz anders ist, lohnt es sich, es auch dann zu spielen, wenn man z.B. die PS3-Fassung schon durch hat. Und es geht doch nichts über eine Verfolgungsjagd in dem guten alten Dodge Challenger.