Cover: Etrian Odyssey IV: Legends of the TitanVERGLEICHE
5 Jahre ist es schon her, seit Europa damals Etrian Odyssey spielen durfte? Himmel, wie die Zeit vergeht. Leider, leider erschienen Teil 2 und 3 aber nie in Europa, lediglich als Importe waren sie zu haben; und nebenbei: die haben sich gelohnt! ;) ...jetzt sind wir in Europa mit Etrian Odyssey IV: Legends of the Titan aber wieder mit dabei und ich bin sehr froh, dass es so kam, denn der 3DS hat ja Ländercodeerkennung, sodass Importe auf heimischen 3DS' nichts nützen.

Ich werde Teil 2 und 3 für diese Rezension allerdings ausklammern, denn da sie hier nicht erschienen, wäre es müßig, diese als Vergleiche heranzuziehen. Deshalb kümmere ich mich also nur um Teil 1 als Referenz. In diesem ging es darum, dass eine Gilde, bestehend aus bis zu 30 Abenteurern, ein riesiges Labyrinth auf über 2 Dutzend Ebenen zu durchqueren muss - mehr als höchstens 5 Gildenmitglieder durften allerdings nicht gleichzeitig aufbrechen. Aus welchen und wievielen Mitgliedern eine Gilde besteht, bestimmte man selbst und erstellte aus mehreren Charakter-Klassen seine Truppe zusammen.

Außerdem hatte man selbst Sorge dafür zu tragen, dass Karten der Umgebung erstellt wurden, damit man sich nicht verlief, oder man später leichter zu Bereichen finden konnte, an denen vielleicht noch die eine oder andere Schatztruhe zurückblieb. Die Karte wurde auf dem unteren Screen gezeichnet und auch eingesehen, während auf dem oberen Screen der Rest des Spiels passierte: Dialogtäfelchen, Kaufen und Verkaufen von Waffen, Rüstungen, Items, Annehmen von Side-Quests und so weiter, und selbstverständlich auch die Kämpfe.
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GAMEPLAY-PRINZIP
Genau diesem Gameplay-Prinzip folgt auch Legends of the Titan in allen Details, nur, dass alles sehr viel umfangreicher, komfortabler und komplexer geworden ist.
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Es gibt nicht mehr ein gigantisch großes Labyrinth auf zig Ebenen, sondern es gibt stattdessen zig Labyrinthe, die jeweils nur eine einzige oder wenige Ebenen bieten. Diese Labyrinthe sind durch eine Art Oberwelt-Karte miteinander verbunden, sodass die Gilde mit einem Luftschiff auf der Oberwelt-Karte reisen muss. Diese Karte ist ihrerseits ebenfalls selbst zu pflegen - und sie bietet mehrere Ebenen. Wobei man das Luftschiff erst nach ca. 3-4 Stunden Spielzeit erhält und auch die Fähigkeit, mit diesem die unterschiedlichen Ebenen zu erreichen, kommt etwas später in Form eines Upgrades.
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Wie in allen Etrian Odysseys geht es nur sehr, sehr zäh voran. Die Gegner sind allesamt bockschwer, sodass man niemals ein Labyrinth mal eben so erledigen wird, sondern man ackert sich ein paar Kämpfe voran und ist dann zu geschwächt, um einfach weiter zu marschieren, denn der nächste Kampf könnte Game Over bedeuten. Darum verlässt man regelmäßig die Labyrinthe, um in der Stadt Tharsis alte Ausrüstung zu verkaufen, neue zu kaufen, um sich auszuruhen (Lebensenergie und Mana wiederherstellen) und Geschäfte abzuschließen.
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Das klingt allerdings einfacher, als es ist, da man nur peu à peu sein Geld zusammenkleckert, um hier eine bessere Rüstung und dort eine stärkere Waffe zu kaufen. Allmählich läppert sich dann eine passable Truppe zusammen und die Reise durch zunächst gefährliche Gegenden wird leichter und leichter - bis man tiefer hineindringt und auch die Gegner stärker werden. Nicht zu vergessen die Bosse, von denen manchmal sogar 5 oder mehr auf derselben Ebene lauern. Um auch nur einen von ihnen mit wenigstens dem allerletzten Bisschen Lebensenergie und nur noch einem lebenden Abenteurer in der Party besiegen kann, wird viel Zeit vergehen, in der man unbedingt einen großen Bogen um diese machen muss, da man sonst garantiert des Todes ist.
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RESSOURCEN
Genau das ist es, was auch Etrian Odyssey IV wieder so großartig macht. Die Gildenmitglieder entwickeln sich nur langsam, und wenn sie es tun, kommen schrittweise größere und stärkere Gegner in folgenden Labyrinthen, weshalb die Gilde-Mitglieder niemals aufhören dürfen, sich zu entwickeln. Permanent kauft man neue Ausrüstung, verkauft alte, levelt die Mitglieder, verteilt Skillpunkte auf die möglichen Fähigkeiten im Skill-Tree, damit sie Zauber lernen, verschiedene Status-Boni und -Resistenzen oder einfach Fähigkeiten erhalten, die später unersetzlich wertvoll sind, wie etwa "Sonic Raid", die es erlaubt einen besonders starken Hieb auszuführen, der sogar garantiert noch vor einem möglichen Angriff des Gegners erfolgt, sodass dieser eventuell schon vor seiner Attacke erledigt wird.
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Zauber und Fähigkeiten wie "Sonic Raid" kosten Mana, und weil Mana - wie Lebensenergie - nur begrenzt verfügbar ist, müssen Zauber und Fähigkeiten sparsam und mit Bedacht eingesetzt werden, oder man stellt sie durch sehr teure Items wieder her, bzw. man erholt sich in Tharsis, aber dafür müsste man das Labyrinth wieder verlassen und man sich später auch wieder an die alte Stelle zurückkämpfen, was abermals Ressourcen kosten wird.
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Auf diese Weise ist das Spiel ständig spannend, weil jeder Kampf der letzte sein könnte. Riskiert man den Blick und öffnet das gerade entdeckte Tor? Kehrt man lieber erstmal zurück und stärkt sich? Wie verteilt man jetzt am besten den neuen Skillpunkt beim Level-up - was wäre am sinnvollsten? Kämpft man lieber noch eine Weile gegen niedere Gegner, um sie, wenn auch mühsam, aufzuleveln, oder wagt man den Schritt zum Boss, damit man neue Areale zu sehen bekommt?
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Jedoch ist "eine Weile" nicht mit "10-15 Minuten" zu verwechseln, denn es geht, wie bereits erwähnt, nur sehr langsam voran, nicht zu vergessen, wie teuer Ausrüstung und Items sind und wie schwierig man zu Geld kommt. Und man hat ja nicht nur einen einzigen Charakter: alle müssen gestärkt und ausgerüstet werden, damit sie eine Hilfe sein können.
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Umso befriedigender ist das Gefühl, dann tatsächlich einen Boss besiegt, eine Sidequest erledigt oder gar ein ganzes Labyrinth vollständig erforscht zu haben.
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TECHNIK
Wem alles das ZU beschwerlich ist, darf VOR Spielbeginn den Schwierigkeitsgrad auf "Casual" einstellen, ansonsten bliebe halt noch "Normal". Auf "Casual" sind einige Mechanismen vereinfacht, stirbt z.B. auf "Normal" die gesamte Party, gibt es ein Game Over und man muss ab dem letzten Speichern alles nochmal von vorn machen. Auf "Casual" bleibt beim Sterben der Party alles erhalten und man ist einfach nur zurück in Tharsis - außerdem sind alle Gegner einfacher zu besiegen. Der Schwierigkeitsgrad verändert die Story oder den Inhalt des Spiels allerdings überhaupt nicht, sondern er regelt tatsächlich nur, wie leicht oder schwer man vorankommen kann.
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Obwohl es neben der üblichen Schwierigkeitsstufe ("Normal") auch noch "Casual" gibt, die etwas leichter ist, ist diese für Casual-Gamer/innen dennoch zu happig, da im Besonderen Casual-Gamer/innen gerade durch die 100%ig englische Sprache viele Verständnisprobleme haben werden, die beschlagene Gamer/innen durch Gewohnheit und Erfahrung über die Jahre nicht haben, denn das Gameplay ist einfach viel zu komplex und auch dann noch langatmig und knifflig genug, um frustierend sein zu können. Darum wäre "Easy" wohl sinnvoller gewesen als "Casual".
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Die Steuerung ist sehr intuitiv und nach nur 4-5 Minuten Einarbeitungszeit navigiert man sich zielstrebig durch alle Menüs oder bestreitet seine Kämpfe. Auch das Pflegen der Karten klappt hervorragend, weil das Spiel dafür alle Freiheiten lässt. Es gibt dutzende Symbole für das Hervorheben von Dingen auf den Karten, und welches Symbol man wofür nutzt, ist Geschmackssache. Sogar selbstformulierte Beschreibungen und Notizen darf man beliebig hinzufügen, wie, wann und so oft man es möchte. Natürlich kann man die Kartenfunktion links liegen lassen und man ignoriert sie, doch schon bald bemerkt man, dass es ohne Karte wirklich nicht geht, wenn man sich nicht verlaufen oder man einen bestimmten Punkt wiederfinden will.
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Zunächst ist das ständige Herumhantieren an der Karte etwas seltsam, ja, fast schon ein wenig irritierend, da andere RPGs die Karten selbst pflegen, bzw. von Anfang an eine Gesamtübersicht parat haben. Doch nach nur 1-2 Stunden Spielzeit wächst das Gefallen daran, sich selbst Notizen zu machen, und gerade, wenn man später nochmal zurückkehrt, schätzt man den Nutzen einer vorhandenen Karte sehr. Und schon bald bemerkt man überhaupt nicht mehr, wie man immer wieder hier und dort kartographiert.
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Die Grafik ist eine Mischung aus zweckmäßig, Simplizität und Details. Dialoge sind wegdrückbare Texttäfelchen und die Dialogpartner sind einfache Standbild-Avatare. Auch sind viele Dinge in übersichtlichen Menüs oder Statusscreens zusammengefasst. Die Gegner allerdings sind schick und detaillreich animierte 3D-Modelle, und nicht selten flößt allein ihr Anblick großen Respekt ein.
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Der Sound ist super, wirklich, so simpel es klingt, der ist einfach nur super. Effekte, Musiken, Atmosphäre - super!
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Als Dreingabe, was anderes ist es wirklich nicht, gibt es Support für QR-Codes und StreetPass, so können Items oder kleine Statistiken über Gilden anderer ausgetauscht werden, wirklich etwas davon haben tut man aber nicht: man sieht eigentlich nur, wieviele In-Game-Tage schon gespielt wurde, wieviele Schritte gegangen wurden und ähnliches.
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Einen leicht versteckten Menü-Punkt gibt es noch, der "Extra Data" auf der SD-Karte erstellt. Diese Extra Data wird in zukünftigten Titeln genutzt werden können ("...will be used in future titles") - was immer das heißen mag. Ich vermute mal, dass man mit seiner Gilde aus Teil IV im fünften Teil weiterspielen können wird; aber das ist natürlich nur geraten.
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Etwas schwach finde ich, dass das gesamte Spiel in Englisch ist. Von vorne bis hinten Englisch. Noch dazu sind manche Dialoge oft von starkem Slang-Englisch geprägt, wie "Ya gots enough items and whatnot?" - und das ist nur ein sehr einfaches Beispiel. Verwirrend ist bisweilen auch, dass man ab und zu Begriffe zu lesen bekommt, ohne wissen zu können, was sie bedeuten. Wenn mitten im Satz z.B. "Ariadne Thread" steht, bleibt eigentlich nichts weiter, als das hinzunehmen. Eine Person? Ein Monster? Ein Ort? Ein Zauber oder eine Fähigkeit? Ein Gegenstand? Eine Vokabel, die man nicht kennt? Ein Slang-Ausdruck, den man noch nie gehört hat? Bis man in einer anderen Situation merkt, dass mit Ariadne Thread ein Item gemeint ist, dass die Party aus einem Labyrinth direkt nach Tharsis teleportiert.
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Wieso man sich hier nicht die Mühe machte, ein in den USA schon 6 Monate altes Spiel zu übersetzen, verstehe ich nicht. Wieso dann eine Release-Differenz von einem halben Jahr, wenn nicht mal übersetzt wird?
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FAZIT
Ich liebe den vierten Teil - wie die drei davor. Das Gameplay ist unverändert, aber an vielen Stellen verfeinert und ergänzt worden; gerade die Oberwelt-Karte und das Luftschiff bergen viele neue Möglichkeiten.
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Ein Fabile für solcherlei Spiele sollte man allerdings schon haben: rundenbasierte Kämpfe, hunderte davon, sehr zähes Vorankommen zu jeder Zeit, gnadenlose Schwierigkeit, oftmals Planung notwendig. Alles das führt zu einer Netto-Gesamtspielzeit von im Schnitt 60-70 Stunden. Also alles, was ein Spiel braucht, damit ich es weiterempfehle! :)
Jörg Singleplayer: 88%

Verfasst von Jörg am 08.09.2013,
bemustert durch DeLaSocial
für bis zu 1 Person/en
Release am 30.08.2013