Am 3. Dezember 2010 schlugen die Herzen von Nintendo-Fans der ersten Stunde und Freunden knackiger Jump & Run-Action höher. Die Donkey Kong Country-Reihe fand auf der Wii mit
Donkey Kong Country Returns eine würdige Fortsetzung. Dabei traten die Retro Studios, die übrigens auch die überragende Metroid Prime-Trilogie hervorgebracht haben, in die immensen Fußstapfen der Edelspieleschmiede Rare, die für die Donkey Kong Country Reihe auf dem SNES verantwortlich war. Und vor allem war Rare erfolgreich mit der Reihe! Donkey Kong Country ist das meisterverkaufte SNES-Spiel, in dem Nintendo-Maskottchen Mario nicht vorkommt.
Bietet Donkey Kong Country auf dem 3DS einen echten Mehrwert oder haben wir es hier lediglich mit einer affigen Portierung zu tun? Immerhin ist das Original auf der Wii kaum älter als zwei Jahre.
Alles beim Alten?An der Story wurde natürlich nichts verändert. Nicht die berühmtberüchtigten Krokos, die Kremlings, die dem Kong-Clan das Leben in den SNES-Vorgängern das Leben erschwerten, sondern ganz neue Gegner, die Tiki Taks, habe es diesmal auf Donkeys Bananenvorrat abgesehen. Sie sehen aus wie Musikinstrumente und hypnotisieren mit ihrer Musik die Bewohner des Waldes, machen sie zu ihren Marionetten und lassen sie jede einzelne Banane stibitzen. Das kann Donkey Kong natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Soweit zur obligatorischen Hintergrundgeschichte.
Im Grunde wurde auch der Rest des Spiels zu großen Teilen einfach aus der Wii-Vorlage übernommen. Das ist aber mitnichten als Minuspunkt anzusehen. Denn diese Vorlage hat so einiges zu bieten. Angefangen beim Leveldesign, das seinesgleichen sucht. Die Level sind allesamt abwechslungsreich gestaltet und brauchen sich qualitativ nicht vor den Mario Jump & Runs zu verstecken. Außerdem bietet das Hüpfspektakel aus dem Hause Retro Studios ein eigenes Spielgefühl. Die Level wirken etwas linearer als die in Mario-Spielen. Es gibt immer nur einen Weg zum Ziel. Zum Beispiel kann man niemals einige Levelabschnitte überfliegen oder Abkürzungen nehmen. In der Kombination mit dem knackigen Schwierigkeitsgrad entsteht in Donkey Kong Country Returns ein einzigartiger Spielfluss, der den Spieler in den Dschungel-Rausch zieht.
Das Spiel durch einfaches Bewältigen aller Level zu einem Abschluss zu bringen, ist wohl jedem, egal wie viel Erfahrung er oder sie mit Videospielen hat, möglich, wenn der rechte Ehrgeiz vorhanden ist. Die ganz große Herausforderung kommt erst zur Geltung, wenn es darum geht, die unterschiedlichen Symbole aller Level zu Erlangen. Jedes Level bietet derer drei: Eines für das Sammeln aller KONG-Buchstaben, eines für das Sammeln von Puzzleteilen und zu guter Letzt, eines für den Abschluss des Levels in einer vorgegebenen Zeit. Und ich kann Euch sagen, das Spiel auf Zeit ist wirklich eine Herausforderung für die Hochbegabten Hüpfspiel-Maestros unter uns!
Man hat trotz der hohen Anforderungen nie das Gefühl, man könnte einen Abschnitt nicht bewältigen, auch, wenn man schon viele Versuche vergeudet hat. Die äußerst präzise Steuerung vermittelt nämlich zu jedem Zeitpunkt, dass man das Spielgeschehen in der Hand hat. Der Spieler kann immer nachvollziehen, was er hätte besser machen müssen. Und auch wenn Ihr schon hunderte sauer verdienter Leben in den Gegnerhorde, gähnenden Abgründen, Lavaströmen und Fluten des Dschungels verloren habt, es ist dennoch, mit etwas Übung möglich, die Passagen erfolgreich zu meistern.
In der Standardeinstellung wird die Bananenjagd klassisch mit Tasten gesteuert. Mit dem Circle-Pad gebt Ihr Donkey Kong die Laufrichtung vor und wahlweise mit der A- oder B-Taste führt der König des Dschungels einen Sprung aus. Mit der X- oder Y-Taste bringt Donkey Kong mit der "Trommelattacke" die Erde zum beben, um Gegner zu betäuben oder Gegenstände zu zerschlagen. Wird die Taste im Laufen betätigt, erfolgt eine Purzelbaum-Attacke, in deren Anschluss ein Weitsprung erfolgen kann. Dieser, und darauf wird im Spiel selbst viel Wert gelegt, widerspricht wirklich allen Gesetzen der Physik. Doch wenn man Cranky Kongs Worten glauben darf, gelten diese für Affen sowieso nie.
Des Weiteren kann ein echter Affe natürlich durch gedrückte R-Taste klettern sowie Fässer rollen und werfen. In manchen Fässern verbirgt sich Diddy, der auf dem Weg durch den Dschungel sehr hilfreich ist. Er klettert auf Donkeys rücken und hilft ihm mit seinem Jet-Pack über große Abgründe. Zu erwähnen ist noch, dass Donkey durch Drücken der X- oder Y-Taste in der Hocke pusten kann, um zum Beispiel Kerzen zu löschen, was versteckte Items erscheinen lassen kann. Dieses Element wirkt leider bremsend auf dem Spielfluss, weil man dazu extra stehenbleiben muss. Die Steuerung ist leicht zu erlernen, bietet für Jump & Run-Profis mit Hang zur Perfektion aber dennoch jede Menge Spielraum für kleine Kniffe. Der Umgang mit der Kombination aus Purzelbaum-Attacke und Weitsprung will zum Beispiel gelernt sein.
Bekannte und äußerst beliebte Spielelemente aus SNES-Zeiten, wie das Reiten auf Rambi, dem Nashorn, das Fahren in der Lore und Abschnitte, in denen man von Fass zu Fass geschossen wird, fanden wieder den Weg ins Spiel. Auch werden einige Level im "Raketenfass" geboten. Durch schnelles Drücken der A-Taste wird die Flughöhe bestimmt. Diese Abschnitte sind besonders Knifflig, denn schon ein Fehler bedeutet fast immer, dass man es vom letzten Checkpoint erneut versuchen muss.
Neben dem grandiosen Level-Design, dem fordernden und zeitgleich motivierenden Schwierigkeitsgrad und der präzisen Steuerung sprechen noch weitere Faktoren dafür, dass Donkey Kong Country Returns eine Perle unter den Jump & Runs ist. Die Grafik ist sehr detailverliebt, kunterbunt und glänzt hier und da mit einigen kniffen. Besonders kreativ ist das Level im Sonnenuntergang. Der Soundtrack lässt einige Ohrwürmer aus der SNES-Ära vermissen, doch die Retro Studios haben diese Lücken mit eigenen, sehr eingängigen Titeln gefüllt, die zum mitsummen einladen. Alles in allem wird der Titel kunterbunt und humorvoll präsentiert.
Der Umfang ist riesig! Das Ergattern der erwähnten Symbole in den Einzelnen Levels schaltet Artworks, Videos und Inhalte der Musik-Galerie frei. Wer tatsächlich alle Level komplett abschließt, der darf das Spiel im Spiegelmodus erneut erleben. Hier ist schon nach einem Treffer durch Gegner der Ofen aus und die Items aus Cranky Kongs laden, wie etwa der Bananensaft, der Donkey davor bewahrt, Schaden zu nehmen, sind auch tabu. Zudem hat Donkey hier keine Hilfe von Diddy zu erwarten. Obendrein lässt sich der Tropentrubel auch im kooperativen Zweispielermodus erleben. Dabei übernimmt der zweite Spieler die Kontrolle über Diddy.
Exklusive Inhalte auf dem 3DSBis hierhin gleichen sich beide Versionen des Spiels. Doch welche Neuerungen hat die 3DS-Neuauflage zu bietet? Es gibt zwei grundlegende Veränderungen. Zum einen wurde eine neue Welt mit acht zusätzlichen Levels ergänzt. Diese Welt hat, anders als die anderen, kein eigenes Setting, wie zum Beispiel Meer, Lava oder Dschungel, sondern ist eine Art Best of.
Zum anderen wird der "Neue Modus" geboten. Im Grunde handelt es sich dabei um einen Spielmodus mit einem moderateren Schwierigkeitsgrad. So hat Donkey ein Herz mehr zur Verfügung und Cranky Kongs Laden hat einige, sehr nützliche neue Items zu bieten. Etwa einen Ballon, der dem Spieler aus der Patsche hilft, wenn er den Kong geradewegs in den Abgrund manövriert.
Die 3DS-Hardware an sich bringt zusätzlich frischen Wind mit sich. Der Titel wirkt, als hätte man ihn von Beginn an für den 3D-Effekt konzipiert. Aufgrund des Detailreichtums der Grafik ist es bei starker Sonneneinstrahlung leider nicht sehr gut möglich, immer den Überblick zu bewahren. Für mehr Präzision sorgt dafür die Tastensteuerung des 3DS. Waren auf der Wii noch Schütteleinlagen von Nöten, um die Trommelattacke und die Purzelbaumattacke auszuführen, geschieht dies nun auf dem 3DS alles per Tastendruck. Als Kenner der Wii-Ausgabe von Donkey Kong Country Retuns kann ich nur sagen, dass ein ungewollter Purzelbaum auf der Heimkonsole mehr als einmal ein verlorenes Leben bedeutete.
Um den Multiplayermodus auf dem 3DS mit einem Freund zu erleben, brauchen leider beide Spieler die Software. Übrigens ist es, entgegen vieler Spekulationen im Vorfeld, noch immer nicht möglich, Diddy im Einzelspielermodus zu steuern. Zur Technik der Neuauflage bleibt zu sagen, dass leider kaum Features des 3DS genutzt wurden. Sowohl das Mikro als auch die Neigungssensoren und die Kameras haben Sendepause. Der Touchscreen dient lediglich der Menüführung.
FazitKeine Frage, für alle, die die Wii-Fassung noch nicht besitzen, ist Donkey Kong Country Returns 3D uneingeschränkt empfehlenswert. In Anbetracht der qualitativ hochwertigen Jump & Run-Kost, die auch in Sachen Umfang ganz vorn mit dabei ist, wäre jede andere Schlussfolgerung einfach Banane!
Die neuen Inhalte allein rechtfertigen meiner Meinung nach keinen Kauf, wenn man das Spiel schon auf der Wii gespielt hat. Gerade weil die Retro Studios mit den Neuerungen den Schwierigkeitsgrad nach unten korrigiert haben und sich somit eher an Neueinsteiger richten. Da machen auch die acht neuen Level den Kohl nicht fett. Doch ist der immense Widerspielwert unumstritten. Somit ist es für einige Rekordjäger vielleicht jetzt an der Zeit, auf allen Bus- und Bahnfahrten, im Park oder am Strand endlich die letzten Symbole zu sammeln und den Spiegelmodus zu meistern.