Cover: The Legend of Zelda: Twilight Princess HDNintendo lässt alle großen Ableger der The Legend Of Zelda-Serie einer Frischzellenkur unterziehen. Nun bekommt auch Twilight Princess sein Lifting. Hat das Entwicklerteam von Tantalus eine so überzeugende Arbeit geleistet, dass sich ein Abstecher nach Hyrule auch gut ein Jahrzehnt nach Release des Originals noch lohnt?

Hefte raus! Zelda-Kunde!
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Ihr The Legend Of Zelda nicht kennt, will ich das Gameplay kurz umreißen. Es handelt sich um ein Action-Adventure aus der Third-Person-Perspektive. Der Fokus liegt dabei auf den Rätseln, die man in den Tempeln lösen muss. Der Protagonist im grünen Gewand, Link, bedient sich dafür unterschiedlicher Items, wie dem Bumerang, Bomben oder Pfeil und Bogen. All diese Gegenstände wollen aber zunächst gefunden werden. Meist sind sie gut in den Verließen versteckt. Aufgelockert werden die Rätselpassagen durch Duelle einer variationsreichen Auswahl von Widersachern. Von bissigen Pflanzen über aufmüpfige Fledermäusen bis hin zu untoten Stalfos-Skeletten ist es ein bunt gemischter Reigen dunkler Gestalten. Im Gefecht bedient sich Link zumeist seines Schildes und Schwertes als Meinungsverstärker. Mit fortschreitender Spieldauer werden die anfänglich simplen Auseinandersetzungen fordernder. Es braucht für das siegreiche Bestehen einen geschickten Einsatz von Links Item-Arsenal. Besonders bekannt ist die Zelda-Serie für die epischen Kämpfe gegen die Tempel-Bosse. Die meist riesigen Monstrositäten erfordern stets eine bestimmte Taktik.

Nachdem The Legend Of Zelda The Wind Waker in Europa 2003 mit einem Cell Shading-Grafik-Stil nicht bei allen Fans der Serie auf Gegenliebe stieß, ruderte man zum Release von Twilight Princess 2006 zurück, und ließ das Spiel im klassischen, realistischen Zelda-Look erscheinen. Manche Stimmen warfen The Wind Waker vor, die Präsentation wäre zu kindlich und es sei daher kein "echtes" Zelda-Spiel.
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Nicht nur grafisch präsentierte sich The Legend of Zelda: Twilight Princess HD sehr klassisch. Auch das Gameplay orientierte sich konservativ an den alten Stärken der Serie. Das Hauptaugenmerk lag auf den acht fabulös designten Tempeln und den Boss-Kämpfen. Die Tempel müssen sich vor denen aus anderen Ablegern der Zelda-Reihe nicht verstecken, was sie auch im Vergleich mit anderen Videospielserien zur Créme de la Créme in Sachen Gameplay macht. Das ist keine Frage! Die Abwechslung wird dabei großgeschrieben. Link verschlägt es etwa in die feurigen Tiefen des Todesberges, in die Wolken über Hyrule oder auf den Grund des Hylia-Sees. Für Zelda-Verhältnisse tiefgreifend ist dabei die Story ausgefallen! Link, der im beschaulichen Dörfchen Ordon im Süden des Landes Hyrule aufgewachsen ist, bricht zunächst auf eine Reise auf, um die aus dem Dorf entführten Kinder zu retten. Schnell findet er sich in der Rolle eines auserwählten Helden wieder, dessen Aufgabe es nicht nur ist, den Fürsten der Dunkelheit, Zanto, davon abzuhalten, das Land Hyrule mit Dunkelheit zu überziehen, sondern der auch in Form eines Wolfes die Schattenwelt durchstreift. Die Verwandlung in den Pelzträger ist das herausragende Alleinstellungsmerkmal dieses Serienablegers. Als Wolf verändert sich Links Verhalten im Kampf. Außerdem bekommt der Held Zugriff auf dringend benötigte, animalische Fähigkeiten. So kann der Wolf seine Sinne nutzen, um Fährten sichtbar zu machen, mit geschickten Sprüngen augenscheinlich unerreichbare Orte erklimmen und sich unter Zäunen und Hauswänden entlangwühlen. Dabei wird Link begleitet von der mysteriösen Midna. Midna verfolgt ihre eigenen Pläne und ihre wahren Vorhaben bleiben dem Spieler lang verborgen, was sie zu einer sehr interessanten Persönlichkeit macht. Dank der fesselnden Geschichte und der düsteren Atmosphäre, sowie aufgrund von überraschend vielschichtigen Charakteren wie Midna, gilt Twilight Princess als das erwachsenste Zelda-Abenteuer.
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Abseits der Story bot das Spiel nur ein paar Sidequests. So galt es, mithilfe der Angel und unterschiedlicher Köder verschiedene Fische zu fangen, mit dem Käfernetz bewaffnet, ein Sammelalbum mit Krabbelgetier zu füllen und in den Landen von Hyrule verloren Geisterseelen aufzuspüren. Obligatorisch ist natürlich die Suche nach Herzteilen, die oft gut versteckt sind. Zudem bot Twilight Princess die Möglichkeit, acht besondere Kampf-Manöver, die "okkulten Künste", zu erlernen, indem man mithilfe heulender Steine einen alten Schwertmeister rief. So konnte Link lernen, per Knopfdruck hinter seine Gegner zu rollen oder ihnen mit dem Schildstoß Saures zu geben. Übrigens erschien der Titel zu seinem Release in zwei Versionen. Einmal für den Gamecube, aber auch als Launch-Titel für die Wii. Diese Version unterstützte die damals innovative Wiimote-Bewegungssteuerung.
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Licht und Schatten
Was konkret haben die Jungs und Mädels von Tantalus nun am Spiel verändert und rechtfertigt das eine Neuauflage? In erster Linie handelt es sich um ein grafisches Update. Konkret wurden die Texturen, die Lichteffekte, die Farben und die Weitsicht verbessert. Außerdem läuft The Legend of Zelda: Twilight Princess HD mit 1080p, dabei aber nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Dennoch bleibt das optische Gesamtbild getrübt, im wahrsten Sinne des Wortes. Klar, im Vergleich zur Urversion hat sich einiges getan. Die scharfen Texturen und die schönen neuen Lichteffekte tun ihren Teil. So sieht man manchen Abschnitten ihr Alter überhaupt nichtmehr an. Gerade die Charaktere wirken nun viel lebendiger und sind in den Zwischensequenzen kinoreif in Szene gesetzt. Doch dem großen Rest des Spiels sieht man an, dass es schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Am meisten sticht das ins Auge, wenn man der Steppe von Hyrule einen Besuch abstattet. Die riesigen Abschnitte sind auch in der Neuauflage recht karg geraten und dürften niemanden vor Erstaunen aus den Latschen hauen. Dem realistischen Grafik-Stil ist es geschuldet, dass es nicht reicht, Hyrule mit neuen Texturen zu tapezieren, um das Game konkurrenzfähig zu machen. Das hat bei der HD-Neuauflage von The Legend of Zelda The Wind Waker besser funktioniert, weil die Cell Shading-Optik mit hochauflösenden Texturen einfach super wirkte. Auch im Vergleich mit den anderen der mittlerweile zahlreichen Zelda-Neuauflagen zieht Twilight Princess den kürzeren bezüglich der grafischen Überarbeitungen. Wo Ocarina of Time und Majoras Mask nach polygonaler Neugestaltung und mit einem dreidimensionalen Tiefeneffekt ausgestattet, optisch ganz neue Sphären betreten und wirklich einen großen Sprung nach vorne machen, sieht die Neuauflage des Wii-Abenteuers einfach nur einen Zacken besser aus, als die Vorlage. Verglichen mit aktuellen Spielen, ob auf der WiiU oder auf den Technik-Monstern der Nintendo-Konkurrenten, kann Links Ausflug ins Schattenreich optisch keinen Blumentopf gewinnen.
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Neue Features sind ebenfalls spärlich gesät. Mithilfe des Wolf-Link-Amiibo kann man etwa eine geheime Höhle betreten, in der sich als Wolf Herausforderungen bestehen lassen. Da ich das Amiibo nicht besitze, konnte ich dieses Feature nicht testen. Was ich allerdings getestet habe, ist der neue Helden-Modus. Die Gegner sind deutlich stärker und es taucht nicht ein einziges Herz auf. Nur mit Milch oder dem roten Elexier lassen sich Links Lebensgeister wiedererwecken. Ein sinnvolles Feature für echte Profis, die eine Herausforderung suchen. Mancherorts wurde daneben das Gameplay sinnvoll im Detail verbessert. So muss man beispielsweise im Schattenreich nicht mehr ganz so viele Käfer aufspüren, um ihnen den Lichttau abzuknüpfen und die Unterwassersteuerung wurde verbessert.
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In Sachen Steuerung hat sich ein Bisschen was getan. Der Spieler hat die Wahl zwischen dem WiiU-Gamepad und dem Pro Controller. Die Features es WiiU-Controllers werden genutzt, um die Items schnell und intuitiv zu verwalten. Das ermöglicht einen flüssigen Spielverlauf. Alternativ kann das Gamepad auch die Karte des aktuellen Gebietes zeigen. Sinnvoll, aber nicht gerade Zeugnis großer Innovationen. Auch die Bewegungssensoren kommen zum Einsatz. Wenn Link etwa mit Pfeil und Bogen zielt, lässt sich das alternativ zur Steuerung mit dem Control-Stick auch über Bewegungen mit dem Controller ausführen. Off TV-Play ist jederzeit mit einem Druck auf die Minus-Taste möglich.
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Dem Rotstift zum Opfer fiel übrigens die Möglichkeit, das Spiel mit Wiimote und Nunchuk zu steuern.
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Fazit
Wo Licht ist, ist auch Schatten! The Legend of Zelda: Twilight Princess HD sieht gut aus. Mehr gibt es zur Grafik nicht zu sagen. Auch die neuen Features sind wohl eher nette Gimmiks. Ich persönlich vermisse zudem schmerzlich die Fuchtel-Steuerung, aber mir ist bewusst, dass ich da nicht Allen aus dem Herzen spreche. Was bleibt ist trotzdem eines der wahrscheinlich besten Spiele, die es jemals gegeben hat. Wer dieses Epos noch nicht gespielt hat, bekommt mit der WiiU-Neuauflage die Möglichkeit, diese schändliche Wissenslücke mit der eindeutig besten Version des Games zu schließen. Wer den Geheimnissen um Midna und das Schattenreich schon auf dem Gamecube oder der Wii auf den Grund gegangen ist, kann auch getrost die alte Game-Disk nochmal ins Laufwerk schieben. Den Vollpreis zu zahlen, empfehle ich für dieses Update nicht, wenn man das Original sein Eigen nennt.
«Jojo» Singleplayer: 91%

Verfasst von «Jojo» am 11.03.2016,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 04.03.2016