Das kleine Dorf der Inupiat, einem Völkchen in Alaska, wird von einem Schneesturm geplagt. Doch es gibt ein kleines Mädchen namens Nuna, die der Sache gemeinsam mit einer weißen Füchsin auf den Grund gehen möchte.
So macht ihr euch in der eisigen Welt auf, in Form eines 2D-Jump'n'Runs mit Puzzle-Elementen. Mit A springt ihr, mit B könnt ihr euch beide auf den Boden kauern, denn an manchen Stellen wird euch der Wind dermaßen um die Ohren wehen, dass ihr ansonsten nach hinten geschleudert werdet. Die X-Taste ist die Aktionstaste und lässt euch mit Nuna Kisten ziehen oder schieben, oder mit der Fuchs Geister rufen, die als Plattformen dienen. Mit der Y-Taste ist es möglich, zwischen Mädchen und Fuchs zu wechseln. Das schreit doch ganz klar nach Koop... ...und tatsächlich ist es möglich, eine zweite Person mit Pro Controller oder Wiimote ins Geschehen einzubringen.
Auf der Reise gibt es immer wieder Gefahren wie Eisbären oder dem bösen Mann, der eure Bola haben möchte, eine Art Wurfgeschoss aus Fäden und Steinen. Rennt der Bär hinter euch her, müsst ihr an Klippen hochklettern oder auch Eisblöcke aus dem Weg räumen. Das stellt sich leider als etwas pfriemelig heraus, denn mit dem rechten Stick in die linke Richtung bringt man die Bola zum drehen, während der Arm des Mädchens die Flugrichtung zeigt. Dann muss man allerdings den Stick nach rechts schnalzen und die Bola fliegt meistens nicht wirklich dorthin wo man es wollte. Die weiße Fuchs-Dame kann ab und zu mit X kreisende Federn in Richtung Nanu lenken, welche sie dann mit der Bola treffen muss, damit ein Tiergeist und somit eine neue Plattform erscheint.
Spiel oder nicht SpielEigentlich ist Never Alone eher eine pädagogisch anspruchsvolle Software gepaart mit Spielelementen. Denn es wurde mithilfe einer Gruppe Inupiat-Eskimos unterschiedlicher Generationen entwickelt und im Laufe des Spiels wollen 24 Filmchen freigespielt werden. Es wurde sogar 20-30 Minuten Dokumentarmaterial eingebaut, über die Geschichte der Inupat, wie sie leben, ihre Ideale und Geschichten.
So wurde auch die Geschichte des kleinen Mädchens vom Ältesten an die Jüngeren weitererzählt. Der böse Mann, genannt Menschentöter, stellt den Egoismus der Menschen da, die nordischen Irrlichter sind kleine Kinder, die gerne mit Menschenköpfen Ball spielen. Das klingt grausam, aber man solle Respekt vor der Natur haben und darf ihnen auch im Spiel nicht zu nahe kommen, sonst wird man verschleppt und muss am vorherigen Checkpoint wieder beginnen. Und die Geister, welche der Fuchs steuern kann, symbolisieren die Geister der Tierwelt.
Viele Elemente, die im Spiel auftreten, werden in den Filmchen in Form von kurzen Interviews, Videomaterial und Spielszenen erklärt. So wird die Geschichte ausschließlich in der Sprache der Inupiat erzählt - aber natürlich mit deutschen Untertiteln. Ein schönes Element sind eine Art Scherenschnitte, die als Erzählungen dienen, beispielsweise, wie Nanu von ihrer Familie getrennt wird. Dies führt zum Beispiel auf die Malereien und Schnitzereien der Inupiat-Vorfahren auf Elfenbein und anderen Materialien, alles, was die Ältesten heutzutage noch lesen und deuten können. So können jederzeit Kultureinblicke mit der Minustaste aufgerufen werden und ich persönlich fand es sehr interessant zuzusehen und zuzuhören.
Das Eis fängt an zu bröckelnDie Geschichte des Mädchens ist wunderschön und herzergreifend, der größere Herzschmerz sind jedoch die kleinen Macken des Spiels. Spielt man alleine, springt der KI-Partner manchmal gut hinterher, aber oftmals auch in den Tod oder bleibt stecken. Manchmal bewegt sich die Kamera nicht schnell genug und man erwischt den Abgrund nicht. Einmal konnte ich sogar immer wieder an derselben Stelle in die Wand springen und bin aus dem Level gefallen oder konnte mich gar nicht mehr bewegen. Hier haben die Entwickler wohl etwas geschludert.
Auf der anderen Seite sind die Animationen sehr schön und knuffig gemacht. Wenn Nanu eine Kiste schiebt, fängt sie an leicht zu drücken, schiebt dann mit beiden Händen und daraufhin lehnt sie sich mit ganzem Körper gegen die Kiste. Auch die Fuchsanimationen sind schön gemacht, er kriecht durch Felsen, springt von Wänden ab, kraxelt die Wand nach oben, um Nanu ein Seil herunterzustupsen, an dem sie hochklettern kann. All diese Elemente sind toll gelungen, wenn da nicht diese unsauberen Fehler wären.
Während die Grafik etwas schärfer sein könnte, passt der Stil allerdings zur kühlen und frostigen Umgebung, wirkt dadurch - auch aufgrund des Erzählers - sehr märchenhaft. Doch selbst, wenn die Geschichte toll ist, endet sie nach bereits zwei, zweieinhalb Stunden. Man springt auf Eisschollen umher, arbeitet sich auf Holzstammgebilden, die es auch in Wirklichkeit gibt, einem düsteren Eiswaldgebiet und dem Finale umher und dann ist es auch schon wieder vorbei. Der Schwierigkeitsgrad ist nicht sonderlich hoch, sondern wird eher durch die vorhin erwähnten Engine-Fehlerchen erschwert.
FAZITAuf dem PC hat Never Alone einige Auszeichnungen abgesahnt und ich kann mir auch vorstellen, warum. Es eine sehr gut gemachte Mischung aus Dokumentation und Spiel, die nicht langweilig daherkommt und mit ihrer tollen Geschichte faszinieren kann. Wer allerdings ein ausgefeiltes Spiel erwartet, wird nicht richtig glücklich damit. Die KI stellt sich meistens sehr dumm an, hat man jedoch einen Spielpartner dabei, fällt dieses Problem natürlich weg. Auf jeden Fall ist es eine schöne Erzählung, verpackt in einem Spiel mit viel Volksgeschichte der Inupiat, was ohne das Drumherum jedoch eher "schmelzen" würde.