Da Bowser im Moment offenbar keine Lust hat, Peach zu entführen, damit Mario mal wieder was zu tun kriegt, schickt sich eben Donkey Kong an, Pauline zu kidnappen. Und das bedeutet, dass nicht Mario in Person loszieht, um die Holde zu retten, sondern, dass er wie immer seine Mini-Roboter losschickt. Dieses Mal allerdings ist das Abenteuer doppelter Natur, denn es beschränkt sich nicht nur auf eine einzige Plattform, sondern gleich auf zwei: Mario vs. Donkey Kong: Tipping Stars ist nämlich sowohl für 3DS als auch für Wii U erhältlich.
Zunächst einmal sei erklärt, dass beide Versionen absolut inhaltsgleich sind. Sie bieten die exakt selben Modi, die exakt selben Level und den exakt selben Umfang. Selbst das Gameplay ist dasselbe, indem es darum geht, dass Marios Minis, sobald sie aktiviert wurden, wie üblich ohne irgendwo zu halten durch die Level laufen, und wir darauf zu achten haben, dass ihnen dabei nichts zustößt und wenn möglich auf dem direktesten Wege ins Ziel gelangen.
Wir können deshalb auf verschiedene Hilfsmittel zurückgreifen, die die Minis gewissermaßen auf ihren Pfaden dirigieren. Fehlt eine Plattform, können wir eine einzeichnen, fehlt eine Empore, können wir auch diese einzeichnen, sind irgendwo Stacheln, müssen dafür sorgen, dass sie nicht hineinlaufen oder hineinfallen. Dafür gibt es beispielsweise kleine Trampoline, welche die Minis bei Kontakt nach oben katapultieren. Dann gibt es noch Warpröhren, Förderbänder und und und...
Die Möglichkeiten, die Minis auf ihrem Kurs zu halten, von dem sie permanent abzukommen drohen, sind also sehr zahlreich, sind aber nicht immer so ohne Weiteres nutzbar, denn beispielsweise das Einzeichnen von Linien, welche dann als Emporen oder Plattformen dienen können, ist begrenzt. Wir müssen mit dem Vorrat an Bauteilen stets haushalten und können darum nicht nach eigener Lust und Laune so oft platzieren, wie es uns gefällt.
Fehlt es also an ausreichend Bauteile-Vorrat, um eine Empore zu ziehen, müssen wir woanders erst wieder eine solche entfernen, um den Vorrat aufzustocken. Wie groß unser aktueller Vorrat zu jeder Zeit gerade ist, zeigt uns eine kleine Übersicht am oberen Bildschirmrand an. Und wir können alle Bauteile, welche es auch immer sind, nicht beliebig irgendwo hinpflanzen, denn das geht nur an vorgegebenen Stellen. Das kompliziert mit jedem Level, den wir voranschreiten, das Fortkommen, denn so haben wir alle Händevoll zu tun, während die Minis sich unweigerlich geradeausbewegen, dafür zu sorgen, dass sie ins Ziel gelangen.
Ferner ist wichtig, dass später nicht nur ein Mini pro Level, sondern oft auch 3 oder noch mehr unterwegs sind. Und als wäre das nicht genug, gibt es nicht selten auch verschiedene Minis, die in unterschiedliche Ziele müssen. So müssten dann die Peach-Minis zur Peach-Pforte, während die Mario-Minis in die Mario-Pforte zu gelangen haben. Und das alles innerhalb eines Zeitlimits von meistens 300 Sekunden pro Level.
Wie bei Titeln dieses Franchise' üblich ist also nicht nur das Gehirn gefragt, sondern auch die Finger spielen eine gewichtige Rolle. Denn hier was zu platzieren und dort was zu aktivieren, ist sicherlich nicht sonderlich schwierig, aber mehrere Minis gleichzeitig zu beobachten, bei diesem aufpassen, dass er nicht in den Shy Guy rennt, bei jenem vorsichtig sein, dass er nicht in die Stacheln läuft, und bei einem anderen darauf achten, von welcher Seite aus er die Warpröhre betritt... ...ja, das kann schon mal stressig werden.
Natürlich ist das Erreichen des Ziels in der Regel sogar noch relativ einfach, doch was dann richtig reinbuttert ist, alle verstreuten Münzen einzusammeln und das nicht nur innerhalb des angesetzten Zeitlimits, sondern innerhalb bestimmten Zeitbereichs, der je nach Level schwankt. Denn nur, wenn man innerhalb dieses Bereichs mit allen Münzen im Ziel ist, erhält man die Goldtrophäe mitsamt drei Sternen als Bewertung. Und das jedes Mal hinzukriegen, nun, das sorgt spätestens ab Welt 4 für arges Kopfzerbrechen.
UMFANG, BAUKASTEN & ONLINEInsgesamt 6 Welten mit je 8 Leveln verrät uns der Titel vom Fleck weg, außerdem zeigt es uns zwei Welten, die vorerst durch ein Vorhängeschloss gesichert sind - wir dafür müssen also zuerst zeigen, dass wir's draufhaben. Außerdem ploppt schon sehr früh im Spiel eine Meldung auf, dass der "Bonus"-Bereich zugänglich ist, der 24 weitere Level spielbar macht. Dies aber auch nur dann, wenn wir entsprechend viele Sterne für den Abschluss der normalen Level angehäuft haben. Auch hier also: Ackern, ackern, ackern, bevor wir uns daran versuchen dürfen.
Es gibt also durchaus einiges zu tun. Doch wem das nicht ausreicht, widmet sich dem sich dem Leveleditor, der "Baukasten" genannt wird. Und dieser Baukasten ist ein mächtiges Werkzeug mit praktisch allen Elementen, die das Spiel zu bieten hat, und ermöglicht das Speichern von bis zu 50 Eigenkreationen, die wir über das Nintendo Network mit der ganzen Welt teilen können. So wie auch die Anderen ihre Level mit uns teilen können.
Möchten wir schauen, was die anderen Gamer/innen so geschaffen haben, wählen wir im Hauptmenü "Community" aus und sehen uns in einem sehr übersichtlichen Menü, was es alles so gibt, zur direkten Auswahl. Sogar filtern können wir das Ganze, um uns etwa nur Level anzeigen zu lassen, die neu sind, besonders beliebt sind, von Nintendo erstellt wurden, oder die von jenen stammen, mit denen wir über das Nintendo Network befreundet sind, beziehungsweise, denen wir dort folgen.
Darüber hinaus können wir jeden der Level nicht nur spielen und sogar Sterne für das Beenden erhalten, sondern diese Level auch dauerhaft herunterladen, ein "Yeah!" vergeben und bis zu 5 von unseren sauer verdienten Sternen spenden, um so zu zeigen, ob uns der Level gefällt und wie sehr. Ferner können wir direkt im Spiel einen Miiverse-Kommentar zum Spiel verfassen, ohne, dass wir umständlich ins Miiverse wechseln müssen oder dorthin umgeleitet werden würden, denn sogar die Kommentare zu einem Level werden direkt in-game angezeigt.
Oder, um es kurz und bündig zu sagen: Nintendo hat so langsam raus, wie man das Internet in Spiele intergrieren kann, denn so elaboriert wie in Mario vs. Donkey Kong: Tipping Stars habe ich in noch keinem Nintendo-Titel selbsterstellte Inhalte, dessen Bewertungen und Kommentare austauschen können. Sehr gut, bitte weiter so!
TECHNIKSoweit also zu allem, worin sich Mario vs. Donkey Kong: Tipping Stars auf Wii U und 3DS gleicht. Doch wo sind nun die Unterschiede? Der für mich gewichtigste ist, dass man nicht die Spielstände beider Versionen abgleichen kann. Wer also zum Beispiel auf seiner Wii U bereits in Welt 5 vorgedrungen ist, muss dasselbe Prozedere noch einmal auf dem 3DS über sich ergehen lassen, wenn er nun unterwegs an dieser Stelle weiterspielen mag. Das ist an und für sich nicht zwingend ein Minuspunkt, aber es fällt bei all den so super umgesetzten Features eben doch auf, dass diese kleine "Imperfektion" existiert.
Auf der Wii U wird allein auf dem GamePad gespielt, wobei vor allem der Touchscreen den Hauptgrund dafür bietet, denn dieser ist zum Spielen essentiell. Auf dem TV-Gerät sieht man die Gesamtdarstellung des Levels und das, was gerade darin geschieht. Genauso verhält es sich beim Touchscreen des 3DS, denn der obere Screen beschränkt sich auf die Gesamtdarstellung des Levels, sowie die noch verbleinde Zeit, um den Level lösen zu können, mitsamt momentaner Punktzahl und Bauteilevorrat.
Im Gegensatz zur Wii-U-Fassung von Mario vs. Donkey Kong: Tipping Stars nutzt jene für den 3DS StreetPass und SpotPass, sodass man auf Wunsch ohne Sucherei oder sonstiges Zutun Level von anderen empfangen kann. Dafür bietet die 3DS-Version keinerlei 3D-Tiefeneffekt, was aber sehr verschmerzbar ist, denn gespielt wird ja ohnehin ausschließlich auf dem Touchscreen.
Die eher zweckmäßige aber dennoch sehr hübsch anzusehende Grafik ist bei beiden Fassungen exakt dieselbe, genauso wie der Sound, der viele Themen aus den Super-Mario- und Donkey-Kong-Country-Abenteuern in Remixform aufgreift.
FAZITMario vs. Donkey Kong: Tipping Stars bietet perfekt spielbares Gameplay, dutzende Level, welche direkt im Spiel integriert sind, dazu eine unerschöpfliche Quelle an kostenlosen Leveln über das Nintendo Network, sowie das Miiverse, das nahtlos mit Mario vs. Donkey Kong: Tipping Stars verwoben wurde. Und als wäre das nicht schon genug, bekommt man nach dem Download der einen Version, sogleich den Download-Code für die andere - ohne irgendwelche Zusatzkosten oder -verpflichtungen, sondern einfach so! Und das alles für den einmaligen Preis von schlappen 19,99€? Jau, so sieht's mal aus! Wieviele Argumente braucht man da eigentlich noch?
Nur jene, die mit dem eher actionreichen Gameplay nichts anfangen können, sondern einen gemütlichen Kopfnuss-Puzzler suchen, sollten sich dieses Schnäppchen entgehen lassen; alle anderen sollten allerdings keinen Grund haben, hier nein zu sagen. ICH wüsste jedenfalls keinen!