Zu den wenigen Dingen, mit denen ich wirklich überhaupt nichts anfangen kann, gehört Tanzen. Warum anderen Menschen das Spaß macht, war mir schon immer ein Rätsel. Trotzdem haben mir bereits mehrere Freunde Just Dance empfohlen. Und nun habe ich vor wenigen Tagen den vierten Teil der Serie bekommen und darf jetzt mal testen, ob er auch tanz-unbegeisterten Leuten wie mir Spaß macht.
Einfach, aber extrem präziseWie das Cover schon vermuten lässt, wird zum Spielen in jedem Fall eine normale Wiimote benötigt! Die Steuerung ist denkbar einfach, dafür nimmt man einfach die Wiimote in die rechte Hand und tanzt genau das nach, was die Person auf dem Bildschirm macht. Die unterschiedlichen Bewegungen werden zusätzlich kurz vorher rechts unten eingeblendet. Nach jedem "Move" bekommt der Spieler eine Bewertung von "X" bis "Perfekt", sodass es auf genaue Ausführungen und vorallem den Rhythmus ankommt.
Man kann dabei bis zu 5 Sterne bekommen, wobei der Fortschritt durch eine Leiste links im Bild dargestellt wird. Nur bei perfekten und guten Moves steigt der Zeiger ein nach oben und sammelt nach und nach Sterne auf. Die Höchstpunktzahl sowie die Sterne des besten Spielers werden dann zusätzlich unter seinem Namen bei der Auswahl eingeblendet.
Wer jetzt denkt, einfaches Schütteln und Rütteln würde hier zum Erfolg führen, der täuscht sich gewaltig. Die Wahrnehmung ist sehr genau und bestraft jeden Fehler, sodass man beim ersten Spielen nicht besonders erfolgreich sein wird. Wie im echten Leben stellt sich das jedoch als Frage der Übung heraus und beginnt schon nach wenigen Malen Spaß zu machen. Besonders die zumindest ungefähre Kenntnis der Schritte stellt den Schlüssel zum Erfolg und Spaß auf Dauer dar.
Die AufmachungAlle 47 Songsstammen aus den Charts 2011/2012 und besitzen ein eigenes authentisches Video. So sind sowohl der Hintergrund, als auch der Tänzer (oder die Tänzerin) an das Lied angepasst. Beispielsweise besitzt "Disturbia" schrille und bunte Farben, die im Hintergrund ineinander überlaufen während die Tänzerin und der Tanzstil an Verrücktheit nicht zu übertreffen sind.
Die einzelnen Lieder werden aus diesen Gründen toll präsentiert und sind auch optisch voll und ganz auf dem Niveau der Wii U. Ebenfalls die Musik wurde toll umgesetzt, was natürlich elementar für ein Spiel aus diesem Genre ist. Das Spielprinzip hat Ubisoft auf alle einzelnen Lieder sehr gut angewendet, sodass besonders viel Abwechslung geboten wird, ebenso gibt es keine wirklich schlechten Lieder, denn die Songvideo-Auswahl ist sehr ausgewogen. Meine Favoriten spiele ich deshalb eigentlich auch nur am häufigsten, weil mir dann auch das Lied dahinter besonders gut gefällt. Da alle Songs aus den Charts sind, überwiegen Pop-Lieder von bekannten Interpreten, so etwa "Disturbia" und "Umbrella" von Rihanna, "Diggin' in the Dirt" von Stefanie Heinzmann, "So what" von P!nk und viele weitere. Andere Genres sind so gut wie gar nicht vertreten.
Zusätzlich gibt es auch noch das "mojo"-Punkteystem, bei dem jeder erzielte Stern 100 Punkte einbringt und eine Leiste füllt. Bei jedem Stufenaufstieg wird ein Rad mit vier unterschiedlichen Belohnungen gedreht, bei dem man entweder Mash-Ups, Alternate Versions oder Puppet Master Level freischalten kann.
Bei den besagten Mash-Ups bekommt ein Lied aus verschiedenen anderen Songs Tanzschritte eingestreut, sodass man sich noch genauer auf den Rhythmus des Tänzers konzentrieren muss, da man eigentlich an die ursprüngliche Schrittfolge gewöhnt ist. Im Gegensatz hierzu sind die Alternate Versionen Remixes, sodass es sich (bis auf den gleichen Text) um komplett neue Lieder handelt.
Zusammenfassend wird durch kontinuierliches Spielen die Auswahl an unterschiedlichen Möglichkeiten nochmal erweitert und bietet zusätzliche Spielmotivation.
Multiplayer und GamePadJust Dance 4 ist komplett zu viert spielbar, einige Lieder verteilen hierbei sogar unterschiedliche Rollen und damit verbundene Schritte, das bedeutet, alle Mitspieler tanzen unterschiedliche Schrittfolgen, wie auch beim Puppet Master Modus, der übrigens einzige Modus ist, der das GamePad aktiv verwendet und den man für jeden Song im Spiel jeweils separat freischalten muss. Dann wird der zugrundeliegende Sing verwendet, und mit dem GamePad kann man in kurzen Abständen Tanzschritte anderer Songs einstreuen. Da allerdings alle anderen Modi ebenfalls mit bis zu vier Leuten spielbar sind, stellt der Puppet Master Modus keine wirkliche Alternative dar und ist für den Spieler mit dem GamePad nicht wirklich interessant, denn tanzen tun dabei nur die Anderen.
Überhaupt wird das GamePad nur im Puppet Master Modus verwendet, da er in allen anderen Modi stets das gleiche wie der Hauptbildschirm anzeigt. Das kann zwar bei vier Leuten von Vorteil sein, da so nicht alle nebeneinander stehen müssen, sondern sich etwas aufteilen können. Doch irritiert das Herabschauen auf den kleinen GamePad-Bildschirm beim Tanzen massiv und das macht ihn daher ziemlich ungeeignet.
Das Nintendo Network liefert zudem leider keinen Online-Multiplayermodus, sondern es werden lediglich während der Songauswahl Miiverse-Kommentare eingeblendet. In Zukunft wird allerdings auch der Erwerb von DLCs möglich sein, wodurch man Just Dance 4 durch zusätzliche aktuelle Songs erweitern können wird.
Schwierigkeit und "Just Sweat"Die einzelnen Songs haben je nach Schwierigkeit zwischen einem und drei Punkte neben dem Titel stehen, allerdings ist "schwer" sehr relativ. Schließlich kann man beim Spiel keine wirklichen Fehler machen, sondern bekommt "X" und keine Punkte bei Fehlern. Außerdem ist das Erreichen von vier oder fünf Sternen in der Regel bei als einfach gekennzeichneten Spielen deutlich schwerer als bei den anderen, da hier der Rhythmus meistens nicht so einfach ist. Daher zieht ein Fehler noch mindestens drei bis vier hinterher, da man erstmal gedanklich neu einsteigen muss.
Spielbar sind alle Songs, die Frage ist nur, wie gut das Ergebnis ist. 4 Sterne etwa sindetwa schon schwer, wobei 5 Sterne ausschließlich perfekte Bewertungen erfordern und somit quasi unschaffbar sind, wenn man eben nicht auch perfekt mitgetanzt hat. Insgesamt ist die Schwierigkeit aber genau richtig, da Einsteiger keine großen Probleme haben und Fortgeschrittene und Profis sich an den 4 und 5 Sternen versuchen können. Frustrierend ist es also in jedem Fall nicht, sondern eher motivierend.
Neben dem normalen Just Dance Modus gibt es noch einen Just Sweat Modus, bei dem das Hauptziel das Abnehmen ist. Man kann 10, 25 oder 45 Minuten trainieren und dabei sein Lieblingsgenere an Musik auswählen. Hierbei wird dann zu den bekannten Liedern getanzt, wobei die anderen Tanzschritte (an größtmögliche Bewegung und Anstrengung angepasst) allerdings drastisch den Spaß senken, sodass ich ausschließlich den Hauptmodus empfehlen kann. Da natürlich die Songs immer wieder wechseln, gibt es zudem sehr ungünstige und lange Übergänge, in denn überhaupt nichts passiert. Der Just Sweat Modus macht allerdings auch etwa 90% des Spielumfangs aus, sodass Just Sweat einfach ignoriert werden kann.
FazitIch muss sagen, ich bin begeistert. Nach anfänglichem Zögern überzeugt Just Dance 4 und macht schlicht und ergreifend Spaß! Spielprinzip, Grafik und Sound sind ohne Makel, wenn man mal von Just Sweat und dem Puppet Master Modus absieht. Vielfältigkeit und Langzeitmotivation sind ebenfalls große Stärken des Spiels, sodass ich hier keine Kritikpunkte sehe.
Gerade für den Mehrspielermodus kann ich hundertpronzentig eine Kaufempfehlung aussprechen. Falsch machen kann man auf jeden Fall nichts, auch wenn man nicht unbedingt gerne tanzt. Denn nach nur wenigen Minuten der Überwindung wird man den Spaß an der Bewegung entdecken, was gerade mit mehreren Leuten unheimlich viel Spaß macht. Auch Menschen, die nicht besonders sport- und tanzbegeisert sind werden dabei auf jeden Fall Spaß haben und schnell langweilig wird's auf jeden Fall nicht!