Cover: Wii Sports Club: Baseball und BoxenLOOK AND FEEL
Mit Baseball und Boxen schließt Nintendo nun das Franchise Wii Sports Club ab. Vorausgegangen waren jeweils einzeln zu erwerben Tennis, Bowling und Golf. Baseball und Boxen erscheinen jedoch im Bundle, das bedeutet, man kann das eine nicht ohne das andere erwerben und zahlt für beide zusammen - das gilt sowohl für Tageslizenzen für 1,99€, als auch für unbefristete Lizenzen für 9,99€.

Über die Gründe kann man wohl nur spekulieren, aber für mich persönlich ist offensichtlich, dass Baseball und Boxen wohl die am wenigsten attraktiven - und somit auch am wenigsten gespielten - Sportarten in Wii Sports (für Nintendo Wii) waren, bzw. auch in Wii Sports Club für die Wii U sind. Vermutlich will man Baseball und Boxen also deshalb als Package flott machen, weil sie allein nicht genug reißen würden.

Dabei liegt das wirklich nicht mal an der Mühe, die man sich beim Entwickeln gab, und auch nicht an der Umsetzung als solcher. Denn nimmt man einmal alles andere beiseite, wirken auch Baseball und Boxen wie aus einem Guß und sind an sich gut spielbar. Sie fügen sich auch nahtlos in das Look and Feel ihrer Geschwister Tennis, Bowling und Golf ein. Ebenso ist Wii MotionPlus Voraussetzung, damit man überhaupt spielen kann - und Onlinefunktionen, wie Statistiken und Multiplayer, sind auch mit dabei.
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Einen kleinen Unterschied gibt es allerdings beim Nicht-alleine-Spielen direkt zu Beginn zu vernehmen: Man kann Baseball und Boxen offline nur maximal zu zweit spielen - und online nur jeweils ganz allein an derselben Konsole. Beim Boxen macht das natürlich absolut Sinn - aber gerade beim Baseball wäre es doch nett gewesen, sich das Schlagen, Fangen und Werfen als Team teilen zu können.
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BASEBALL
Doch gehen wir in die Tiefe und bleiben auch zuerst beim Baseball. Beim Lokalen Spiel spielt man entweder allein mit seinem eigenen Team gegen das Team einer CPU, bzw. gegen das Team eine/r andere/n menschliche/n Spieler/in, wenn man den Multiplayer wählt. Beim Online-Spiel spielt man gegen das Team von jemand anderem irgendwo auf der Welt.
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Wer üben möchte, wählt stattdessen das Training und kann hier Homerun-Held, Glaswandschießen oder Preis-Pitchen spielen. Wie üblich wird hier das Gameplay das Spiels, vor allem die Steuerung, nähergebracht. Etwas verwunderlich ist, dass diese drei Trainingsbereiche allein, zu zweit, dritt oder viert spielbar sind, das eigentliche Baseball-Spiel aber leider nicht.
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Das Gameplay selbst ist, wie ich bereits eingangs schrieb, soweit sehr gut umgesetzt und direkt verständlich - soweit es die Steuerung und die Übersichtlichkeit geht. Die Regeln selbst werden nur sehr unzureichend erklärt - für jemanden, der eigentlich nur weiss, dass Baseball in Europa nicht sonderlich populär ist, nicht sehr schön. Selbst die digitale Anleitung über das Home-Menü erklärt nur das folgende: "Zwei Teams wechseln sich als Schlagmannschaft und Feldmannschaft ab. Das Team mit den meisten Punkten gewinnt. Wenn ein Team nach einem abgeschlossenen Inning mit 5 oder mehr Punkten in Führung liegt, tritt die Mercy-Regel in Kraft und es steht automatisch als Siegerteam fest." Auch während des Spiels, im Pause-Menü, gibt es keine weiteren Erklärungen. Andererseits werden die für Baseball üblichen Begriffe überall verwendet: Homerun, Inning, Pitcher, Curveball, Strike und so weiter. Aber was bedeuten sie? Was ist zum Beispiel Pitcher? Oder Inning?
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Das zu wissen ist allerdings nicht notwendig für Wii Sports Club: Baseball, weil es sich ohnehin nur auf das Schlagen auf der einen und das Werfen und Fangen auf der anderen Seite beschränkt. Das bedeutet, auf taktische Finessen wird verzichtet, wie etwa das Kommunizieren über Geheimzeichen mit den anderen im Team. Das Motto lautet demnach: Triff mit dem Baseball möglichst jeden Ball, am besten noch so, dass er sehr weit fliegt. Oder es lautet: Wirf Deinen Ball und hoffe, dass der andere mit dem Schläger ihn dann nicht zu Treffen vermag - und falls doch, fange ihn auf, wenn du kannst.
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Und ehrlich gesagt, ein so auf das Nötigste reduzierte Baseball-Spiel macht wenig Spaß. Ich erwarte von der Wii-Sports-Reihe natürlich keine komplexen Reglementierungen, es soll schon für jedermann verständlich sein, aber ist Baseball noch Baseball, wenn man es schlicht auf die drei Grundeigenheiten reduziert?
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Steuerungstechnisch wiederum ist es wunderbar umgesetzt. Als Schläger auf dem Schlagmahl hält man die Wiimote, als sei sie ein Baseball-Schläger. Dann setzt der Werfer zum Wurf an und man muss im rechten Moment schwingen. Entsprechend der Schwungkraft, des Haltewinkels und Treffermoments saust dann der Ball durch die Gegend - oder man trifft nicht, wenn man nicht konzentriert war. Dafür klappt die Schlägerführung durch die Wiimote sehr gut. Anders als bei Tennis, Bowling und besonders Golf schafft die Bewegungs-Akkuratheit via Wii MotionPlus ein direkt responsives Schlaggefühl - das mag aber daran liegen, dass der Schläger ohnehin rund ist und es somit nur noch auf Schwungmoment und Trefferwinkel ankommt, ohne, dass einem eine zu weite Drehung nach rechts oder links in die Quere kommt.
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Als Werfer, bzw. somit gleichzeitig auch als Fänger, hält man das GamePad vor sich. Damit man selbst immer weiss, wo der Nullpunkt ist, kann man ihn jederzeit im Spiel durch gleichzeitiges Drücken von ZL und ZR neu setzen. Nun bewegt man das GamePad hin- und her, bis man den Punkt gefunden hat, zu dem man den Ball werfen will, also etwas mehr links, rechts oben oder unten... Nun noch durch Drücken von A, B, X oder Y die Ball-Wurfart bestimmen und durch den Zeitpunkt des Loslassen gibt man die Kraft des Wurfballs an. Jetzt geht der Ball auf die Reise. Wird er vom Schläger getroffen, muss man ihn noch fangen. Dies tut man, in dem man versucht, den Pfeilen auf dem GamePad-Screen zu folgen, denn die zeigen, wo genau der Ball gerade ist. Hat man den Ball im Bild, muss ihm nur noch mit dem GamePad fixieren und im rechten Augenblick A drücken.
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Das war schon alles, was man wissen muss. Zwar laufen auf dem Feld die Angehörigen des eigenen Team von Base zu Base und es gibt entsprechend dafür Punkte, aber das läuft alles ganz von allein ab. Es gibt keine Momente, in denen jemand gerade eben die Base nicht erreichen konnte. Überhaupt gibt es praktisch nichts von dem, was dem Baseball seinen ihm typischen Charakter verleiht: Die Spannung, die Momente der Entscheidungen, ob man lieber losläuft oder wartet, schafft man noch eine Base, bleibt man stehen...? Das Urteil des Schiedsrichters, ob es einen Save gab, oder nicht, die Zeichensprache... Alles, was man tun ist, ist schlagen, werfen und fangen - der Rest geht von selbst oder existiert nicht.
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Übrigens kommt es online oft zu Lags, die sehr stören. Wenn man z.B. gerade Schläger/in ist, und der geworfene Ball ansaust, geht es gern mal in eine Quasi-Zeitlupe über und plötzlich wird es wieder normal schnell um dann auch sofort wieder langsamer zu werden. Dass man so unmöglich den Ball sauber treffen oder einschätzen kann, kann man sich denken. Als Werfer/in hat man hier also immer den Vorteil.
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Darum ist mein Fazit zu Baseball: Für das, was es ist und sein soll, ist es sehr solide, aber es fehlt das eigentliche Baseball. Fußball ist ja auch mehr, als einfach nur zwei Leute, die abwechseld versuchen, Elfmeter im nicht vom Torwart bewachten Tor zu versenken. Für die eine oder andere halbe Stunde taugt Baseball aber allemal; es dauert sowieso immer nur drei Innings. / Singleplayer = 55%, Multiplayer: 63%
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BOXEN
Boxen wird in zwei Modi angeboten: Im beidhändigen und im einhändigen Modus. Das bedeutet, jede/r Spieler/in hält entweder je zwei Wiimotes oder nur je eine einzige. Wobei dann im einhändigen Modus kein Nunchuk angesteckt wird, denn auch hier spielt man dann nur mit der Wiimote. Im Gameplay unterscheiden sich beide Modi zwar nicht, aber die Variation nimmt im beidhändigen Modus stark zu, weil hier beide Hände auf unterschiedliche Weise geführt werden können, wohingegen im einhändigen Modus nur die linke oder die rechte Hand eingesetzt werden kann - dies ist abhängig davon, ob man vorher angibt, Links- oder Rechtshänder/in zu sein.
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Nun schwingt man also beide oder nur eine Hand vor und zurück, um etwaige Treffer beim Gegenüber zu landen, oder man hält die Arme vor sich, um zu blocken. Beiden Modi ist allerdings gemein, dass man keine direkte Einwirkung auf die Bewegung des eigenen Miis hat. Wenigstens aber kann man durch neigen der Wiimote/s angeben, ob das eigene Miis sich nach links oder rechts neigen soll. Ansonsten: Man kann nicht umhertänzeln oder mit dem gesamten Körper etwa nach rechts ausweichen, sondern das Mii dreht oder bewegt sich automatisch ein wenig hierhin und dorthin, je nachdem, ob man durch die Schlagbewegung angibt, zum Beispiel einen Aufwärtshaken oder einen von links kommenden Schlag an den Kopf anzusetzen.
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Den Spaß an der Sache hemmend ist allerdings die Tatsache, dass alle Schläge immer leicht zeitversetzt und zudem relativ langsam ausgeführt werden, was dazu führt, dass keine echten Boxsituationen entstehen können. Jemandem wirklich blitzschnell ordentlich eine zu kleben ist somit nicht möglich, und einen plötzlichen Konter anbringen ebenso wenig.
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Das ist beim Spiel gegen die CPU allerdings auch nicht notwendig, denn ich habe fünf Matches in Reihe gespielt und alle durch stumpfe Geradeaus-Punches gewonnen. Zwar standen die CPUs zuerst immer wieder auf, blieben irgendwann dann aber doch liegen, und der Ten-Count entschied für mich. Ob es später noch schwierigere CPU-Gegner gibt, weiss ich nicht, weil mir nach 5 Malen einfach die Lust verging, es weiter zu versuchen. Zumal das Wii-Sports-Club-Boxen ja ohnehin nicht sonderlich variationsreich ist - dazu fehlt die Komplexität bei den Schlagmöglichkeiten, und direkt ausweichen kann man auch nicht, sondern immer noch nur die Boxhandschuhe schützend hochhalten.
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Im Gegenteil, desöfteren gleiten meine Bemühungen zwar nicht gerade in wildes Gefuchtel ab, doch sonderlich skillvoll ist es auch nicht wirklich, wenn ich recht lustlos mal so und mal so schlage, ohne viel darüber nachzudenken, oder auf eventuelle Aktionen des gegnerischen Miis zu warten. Ob das dann ein Uppercut oder Jab wird, oder der Schlag von rechts oder links kommt, ist mir dabei einfach egal. Wenn sowieso nicht viel Gefühl dafür aufkommt, wirklich die Kontrolle erlangen zu können, bemüht man sich auch nicht, einen diesbezüglichen Versuch zu starten. Denn oft genug will ich beispielsweise einen geraden Schlag ausführen, aber er wird als Schwinger von rechts umgesetzt.
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Um die eigenen Box-Fähigkeiten zu schärfen, kann man allerdings zum Training gehen - angeboten in den Varianten Scheibenschreck, Birnen pflücken und Unter Beschuss. Obwohl, das Box-Training ist hier in der Tat eher eine Art Minispiel-Modus. Da man allein in der Trainingshalle steht, und man immer nur auftauchende Ziele wegboxen soll, ist nicht viel Fingerspitzengefühl notwendig. Letztlich kommt es nur auf das Timing an, und viel zu selten ist erforderlich, sich bemühen zu müssen, eine ganz präzise Stelle zu erwischen, sodass man darauf achtet, die Wiimote auf diese oder jene Weise zu halten oder zu schwingen. Man lernt also nicht wirklich, sich die Eigenheiten der Steuerung einzuverleiben, damit man im Ring dann gut vorbereitet ist, sondern vielmehr, auf Kommando zu punchen - und das hilft im virtuellen Boxring absolut nicht weiter, weil es dort einfach zu unkoordiniert zugeht. Was online durch etwaige Lags nur noch mehr durchkommt.
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Wie beim Baseball aber können die Box-Trainingslektionen wenigstens auch bis zu viert gespielt werden, sodass man im Wettbewerb versuchen muss, mehr Ziele als die anderen zu erwischen.
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Mein Fazit zu Boxen lautet: Wäre die Erkennung des gewünschten Schlages und seine Richtung genauer - schließlich wird ja sogar Wii MotionPlus vorausgesetzt! -, und wären die Schläge nicht so zeitversetzt und langsam, sähe die Sache sicherlich etwas anders aus. / Singleplayer = 20%, Multiplayer: 45%
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FAZIT
Naja, also... hmm... ich weiss nicht recht... Baseball ist "so la-la", nicht wirklich schlecht, aber gut auch wieder nicht. Und Boxen...? ...auweia! Darum gebe ich als Gesamtwertung nochmals jene für Baseball an, um zu unterstreichen, dass man das Package wegen Baseball und nicht wegen Boxen kaufen sollte, wenn man es schon kauft.
Jörg Singleplayer: 55%
Multiplayer: 63%


Verfasst von Jörg am 04.07.2014,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 4 Person/en
Release am 27.06.2014