Als Samurai hatte man's gewiss nicht immer einfach. Sicherlich, man hatte ein paar coole Fähigkeiten, die niemand von den Normalos hatte. Einige konnten sich sogar in Rauch auflösen, und so weiter, und das ist echt 'ne feine Sache, aber was man als alter Ritter Japans in "Samurai Warriors 3" so erlebt, also wow! Da möchte ich dann lieber doch nicht tauschen und verzichte gern auf die Rauch-Auflösungs-Fähigkeiten...
...ich behalte dann lieber meine Gamingskills und schnetzle mich virtuell durch die Scharen der bösen Buben - das macht auch 'ne ganze Menge Spaß.
GETÜMMELIch lege also das Game in meine Wii, starte es, und wähle im Hauptmenü erstmal
Story-Modus. Ich habe die Auswahl aus einigen Samurai, mit unterschiedlichen Eigenschaftswerten (Kraft, Schnelligkeit, usw.). Ich entscheide mich einfach mal für Oichi und warte auf die Dinge, die da kommen.
Es folgt ein sehr schönes, gerendertes Video und dann bin ich mitten im Getümmel. Und jetzt verstehe ich, was ich machen soll: Mit Oichi alles wegmähen. Hunderte - und ich meine hunderte! - Krieger liefern sich eine Schlacht, und ich bekomme diverse Instruktionen, die Schlacht zu unterstützen. Ich soll alle Hauptmänner der gegnerischen Wachen ausschalten, um strategische Schlachtvorteile zu unseren Gunsten zu erlangen, oder ich soll darauf achten, dass bestimmte Verbündete im Kampf nicht fallen - ich soll sie also schützen oder unterstützen -, etc.
KEINE ATEMPAUSENWährend also eine gigantische Schlacht tobt, bin ich mittendrin und bekomme in Echtzeit laufend Quests genannt. Gerade habe ich den letzten Hauptmann erledigt, da muss ich auch schon sofort zu einem Alliierten eilen, und dafür sorgen, dass er im Kampf nicht fällt - und das in nur 2 Minuten. Sofort beginnt die Uhr gegen mich zu ticken, denn es gibt keine Atempausen, 1:59, 1:58, 1:57... Mist, da hilft kein Nörgeln, sondern ab durch die Mitte, heisst das!
Das Problem ist nur, dass die Gebietskarte mir zeigt, dass der Alliierte ganz woanders ist, als ich, ich in diesen zwei Minuten wirklich viel zu laufen habe, um überhaupt erstmal zu ihm zu kommen, und ausserdem auch noch riesige Mengen des feindlichen Heers in meinem Wege stehen, die mich natürlich nicht einfach so an ihnen vorbeilaufen lassen, sondern sie greifen natürlich an und flehen geradezu, dass ich ihnen einen Abreibung verpasse - na, dann sollen sie die auch kriegen, nicht? ;)
Ich bin fast da, da sind die 2 Minuten auch schon um - diese Quest habe ich also nicht lösen können. Aber jetzt soll ich Nobunaga Oda besiegen, der widerum ganz woanders ist, und der dummerweise von mehreren Männern seiner Garde umgeben ist. Leider nur hält Oda um einiges mehr aus, als seine dutzendweise vorhandenen Untergebenen, und er hat sogar mächtige Spezialattacken. Gerade habe ich Oda erledigen können, da erscheint auch schon die nächste Quest auf dem Bildschirm...
ALLE MEINE KOMMANDOS SELBSTNach schätzungsweise 30 Minuten Spielzeit erinnerte mich das Spiel ein wenig an eine Mischung aus Age of Empires,
Double Dragon und
Street Fighter, allerdings mit dem Japansetting von vor einigen Jahrhunderten. Weite Wiesen, breite Flüsse, Holzpalisaden, Paläste im alten Stil...
Ich bin sozusagen eine der vielen Age-of-Empires-Spielfiguren auf dem Schlachtfeld, werde aber nicht direkt befehligt, sondern übernehme alle meine Kommandos selbst, und darf machen, was ich will - solange ich hinterher meine Quests erledigt habe. Ich spiele mich aus der Schräg-von-oben-Halbegoperspektive - und um mich herum tobt eine riesige Schlacht, deren Teil ich bin.
Als Martial-Arts-Spezialist/in mähe ich mich Double-Dragon-mäßig durch die feinlichen Reihen. Im Gegensatz zu
Double Dragon jedoch ist mein Repertoire aus Angriff und Verteidigung recht reichhaltig, ein wenig wie in
Street Fighter. Ich habe normale Angriffe, mächtige Angriffe, Spezialangriffe, Geiststurmangriffe und Musou-Angriffe. Ausserdem kann ich mich abrollen, beiseite springen, und so weiter.
50-MANN-MENGEJe nachdem, welchen Taste oder Tastenkombination ich drücke, führe ich eine Aktion aus. Die Angriffe haben sogar ein Kombozählsystem: Für jede weitere Verkettung einzelner Angriffe geht der Kombozähler um eins rauf. Wenn man mitten in einer 50-Mann-Menge steht, die einem ans Leben will, kann man da schon mal eine Kombo von 400 und mehr schaffen - und das gibt dann später einen dicken, fetten Punktebonus.
Ausserdem füllen sich bei jedem Angriff meine Geist- und meine Musou-Anzeigen. Zwar einigemaßen langsam, aber sie füllen sich. Sind die Anzeigen bis zu einem bestimmten Punkt gefüllt, kann ich sie nutzen, um eben Geiststurmangriffe und Musou-Angriffe auszuführen.
Das besondere daran ist, dass diese beiden Angriffsarten nicht nur viel Schaden anrichten, sondern sie fetzen mit aufwendigen grafischen Effekten alles weg, was im Umkreis von 2-4 Metern um mich herumsteht - und mein Kombozähler schnellt natürlich ebenfalls um 100-200 in die Höhe.
Leider nur kann ich dieserlei Angriffe nicht sooo häufig ausführen, weshalb ich sie mir für besondere Momente aufspare, aber dafür lerne ich regelmäßig neue Standardangriffe, die durch bestimmte Tastendruckkombinationen ausgelöst werden.
VON QUEST ZU QUESTMeine Feinde haben über ihren Köpfen eine kleine Energieleiste. So kann ich sie einerseits als Feinde erkennen, und andererseits sehen, wie lange sie noch durchhalten, bis sie kampfunfähig sind. Die aktuelle Quest bleibt immer direkt auf Bildschirm eingeblendet.
Das Interessante ist, dass die Schlacht weitergeht, egal, ob ich die 5-10 Quests pro Schlacht erledige, oder nicht (je nach Spielmodus und von Quest zu Quest anders - ab und an ist das Spiel auch sofort vorbei). Erst ganz am Ende der Schlacht erscheint eine Bilanz. Was mir gelang und was mir nicht gelang, und was für Boni ich dafür erhalte oder nicht erhalte, und so weiter.
ANDERE ANSÄTZEDie anderen Spielmodi sind übrigens im Prinzip dasselbe, sie haben nur andere Ansätze beim Storytelling, oder einen anderen Hintergrund. Im
Dojo, das sollte schon beim Begriff einleuchten, wird also nicht direkt eine Geschichte erzählt, sondern hier wird trainiert und geübt, wie die Spielmechanik funktioniert, und so weiter...
In
Burg Murasame wird kapitelweise die Geschichte von Burg Murasame erzählt. Das Konzept erinnert mich in einigen Kapiteln irgendwie an den Quasi-Bruce-Lee-Film "Das Spiel des Todes", wo der Protagonist auf jeder Etage einen anderen, noch schwereren Gegner hatte.
Im
Historischen Modus ist das Konzept dasselbe, mit dem Unterschied, dass man hier nicht mit einem der Original-Charaktere spielt, sondern ausschliesslich mit einem selbsterstellen Samurai - und natürlich sind die Quests anders! :)
Sehr erfreulich ist auch, dass Ihr einige der Spielmodi zu zweit spielen könnt - und zwar kooperativ. Entweder offline im Splitscreen - oder online, also über das WiFi (hier unter dem leicht verwirrenden Menüpunkt
Netzwerk verborgen).
LEVEL-20-OICHIWas ich wirklich interessant finde, ist, dass Ihr jeden Modus mit jedem Charakter spielen könnt, und dass dabei immer jeder Charakter seine Erfahrungspunkte und Ausrüstung behält. So konnte ich, nach einigen Stunden im Story Modus, mit meiner Level-20-Oichi auch alle anderen Modi absolvieren.
So kann man das gesamte Spiel mit jedem der vielen Charaktere separat durchzocken, wenn man das möchte. Einen wirklichen Unterschied macht das im Gameplay allerdings nicht.
Denn es haben zwar alle Charaktere eigentlich(!) unterschiedliche Statuswerte, wenn sie noch auf Level 1 sind, doch sind diese Werte sehr, sehr ähnlich, und weichen nur minimal in 3-4 Pixeln der Darstellungsbalken ab. Also habe ich Oichi genommen, weil ich ihre Waffe originell finde: Vier größere Ringe, die ringsum mit Klingen gespickt sind, und in Aktion wie bei einer Art Tanz geführt werden. So schmerzhaft es bestimmt ist, sowas abzubekommen, so anmutig sieht es aus, wenn Oichi damit loslegt! ;)
Ansonsten gibt's je nach Charakter das Übliche: Shuriken, Speere, Lanzen, Sais, Messerfächer - sogar Pfeil und Bogen... Zwar durchaus auch alles sehr wirkungsvoll und toll animiert, aber die "Klingenringe" bei Oichi gefallen mir persönlich einfach am besten.
Jedenfalls: Im Laufe der Zeit entwickelt sich Euer Charakter natürlich, denn er erhält Erfahrungspunkte, die auf seine Eigenschaften verteilt werden, weitere Waffen, die sich in Reichweite, Schaden und Basiselement (Feuer, Eis, etc.) unterscheiden, und Edelsteine (um die Waffen zu upgraden).
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAEhrlich gesagt waren die ersten 2 Stunden zwar sehr unterhaltsam, ja sogar durchaus spaßig, aber etwas monoton. Die meiste Zeit drückte ich ununterbrochen die A-Taste für den normalen Angriff - weil das meistens völlig ausreichte...
A-Taste... A-Taste... A-Taste... A-Taste... A-Taste... A-Taste... Immer wieder, während ich mal hierhin und mal dorthin lief. Das war eigentlich nicht sehr abwechslungsreich, aber ich konnte auch nicht aufhören - es machte einfach irgendwie Spaß.
Doch so nach und nach wurden die Gegner stärker, hielten mehr aus, und agierten auch etwas intelligenter, die Quests wurden knackiger, sodass ich mich entscheiden musste, die Quest vielleicht sausen zu lassen, um dafür vielleicht den Kombozähler zu liebkosen, oder, oder, oder...
Ausserdem wuchs allmählich auch mein Angriffsrepertoire, und mehr und mehr war es nötig, auch mal auszuweichen, über jemandes Kopf zu springen, oder beispielsweise Energiebälle zurückzuschleudern.
Meine Ausdauer machte sich bezahlt! Natürlich ist die A-Taste auch dann noch die Taste, die man am häufigsten frequentiert, doch mit all den ständig wachsenden Variationen, den immer neuen Questanforderungen, und so weiter, fällt das kaum noch auf. Wer achtet bei Mario z.B. noch darauf, wie oft er in einem Level schon mit der A-Taste gesprungen ist? So ähnlich ist es hier! :)
TECHNIKBei Grafik und Sound habe ich nichts zu meckern. In jeder Hinsicht mehr als nur durchschnittlich - allerdings auch nicht wegweisend. Es ruckelte nie, jedenfalls fiel mir nie was auf, und alles ist verhältnismäßig detailliert. Die Schlachtfelder sind sehr, sehr groß und bieten immer auch verschiedene Eigenarten, wie vergiftete Flüße (kosten also Energie), mehretagige Pagoden, oder ein Gebiet mit mehreren feindlichen Stützpunkten, die man ausschalten muss, um das Schlachtenglück zu wenden.
Und das alles, ohne dass dauernd nachgeladen wird, oder sowas. Das Spiel ist innerhalb einer Schlacht 100%ig Echtzeit und bleibt immer flüssig - bei den Übermassen an aktiven Figuren - auf der Wii! - echt erstaunlich! - und wird niemals durch einen Ladescreen unterbrochen.
Dazu japanoide Atmos und leicht treibende, technohafte Musiken während der Action. Passt alles. Lediglich dass hier NUR der 50Hz-Modus unterstützt wird, wundert mich.
Und hier komme ich nicht ganz mit. Das Spiel ist doch von NTSC (also 60Hz) nach PAL konvertiert worden. Wieso bietet man denn dann nicht wenigstens 60Hz-Only an? Den Grund dafür würde gern verstehen. Denn in den letzten 10-15 Jahren dürfte es in PAL-Ländern keine TV-Geräte gegeben haben, die nicht PAL60 oder NTSC unterstützen...
FAZITEs lohnt sich, die ersten 2-3 Spielstunden durchzuhalten, und besonders auch, die Schlachten mal nicht nur auf Leicht, sondern sie auch mal auf Normal oder Schwer zu spielen. Denn dann zeigt das Spiel erst so richtig, dass es eine Menge taktischen Tiefgang bieten kann, was eben anfänglich nicht sonderlich gut herauskommt.
Wenn man sich jedoch erstmal auf den Titel eingelassen hat, spielt man einige Schlachten sogar freiwllig mehrfach, weil man einfach alle Quests gelöst haben will. Gerade im 2-Spieler-Modus über das WiFi eine schöne Sache - blöd, dass gerade hier kein Wii Speak unterstützt wird!
Dazu die 35 Charaktere, die den Umfang stark ausweiten, und die alle eine andere Story zu erzählen haben; nicht umsonst ist das hier nämlich eine Dual-Layer-Disc! Schade nur, dass dieser Titel, bei aller gebotenen Authenzität und Stimmung, nicht das "volle Erlebnis" bei 480p bietet.
ABSCHLIESSENDER HINWEIS: Blut spritzt zu keiner Zeit im Spiel; auch nicht ein kleines Bisschen, und es gibt auch keine übertrieben brutalen Sequenzen oder grausame Schmerzensschreie. Besiegte Gegner/innen machen kurz "Urgh", fallen zu Boden und lösen sich sofort in Luft auf.
Auch die Dialoge im Spiel sind immer sehr gesittet und wirken sehr japan-authentisch: Sogar die Gegnerseite wird schlimmstenfalls mit Worten der Unehre oder des Verrats bedacht, statt sie einfach plump mit Fäkalien zu bewerfen.