HIMMEL, HILF!Der Beisatz auf der Coverfront direkt neben dem Titel liess mich schaudern, als ich das Spiel aus dem Umschlag nestelte. Er lautet: "Finde versteckte Objekte und lüfte auf deinem Abenteuer die Geheimnisse der Insel Malgrave". Und mir polterte sofort ein Schlagwort ins Gedächtnis: Wimmelbildspiel! Himmel, hilf!
Ich legte die Disc in die Wii, startete und wählte eines von drei Profilen aus. Direkt zu Beginn eine wirklich geile Atmo, und die Geschichte, die mir im Intro erzählt wurde, war gleichsam spannend und wohl artikuliert. Es geht im Wesentlichen darum, dass mich ein Paket erreichte, dass von Mr. Malgrave an mich gesandt wurde. Seltsam ist dabei nur, dass Malgrave seit Längerem als verschollen gilt. Nun, das ist für mich, dem Meisterdetektiv des berühmten Detektivbüros "Mystery Case Files" gewiss kein Problem, weshalb ich natürlich beschliesse, den Spuren, gegeben durch den Inhalt jenen Pakets, nachzugehen.
Zunächst erklärt mir das Spiel seine Steuerung. Ich muss die Wiimote immer auf den Bildschirm richten, denn die Pointer-Funktion ist das zentrale Element im Gameplay. Ebenso kann ich die Wiimote an den Rand des Bildschirms führen, um ein wenig in die entsprechende Richtung zu scrollen. Ausserdem gibt es die Lupe, die, wenn ich auf bestimmte Objekte im Bild zeige, mir Details oder Hinweise verrät.
MIT DEM NACHEN ZUM ENTRÜMPELUNGS-SCHUPPENSo schippere ich also in der Ego-Perspektive in einem kleinen Nachen zu einem Anlegesteg, lege an, steige aus, betrete den Steg und gehe auf einen Entrümpelungs-Schuppen zu. Ich öffne die Tür - und jetzt wechselt das Gameplay in die typische Wimmelbildansicht. Ich sehe am unteren Bildrand 12 Begriffe eingeblendet, die ich auf dem Wimmelbild suchen muss. Wieder zeige ich mittels Pointer-Funktion auf den Bildschirm, kann durch "Berühren" des Bildschirmrands scrollen, mit A wähle ich einen Gegenstand an, wenn ich glaube, ihn gefunden zu haben und mit dem Steuerkreuz kann ich sogar in drei Stufen in das Bild hinein- oder herauszoomen.
Ebenso gibt es auch hier die Lupe, die mir allerdings durch einen violetten Sternchenschleier anzeigt, in welchem Radius einer gesuchten Gegenstände zu finden ist. Habe ich die Lupe benutzt, muss ich immer eine ganze Weile warten, bis ich sie erneut benutzen kann, was wohl verhindern soll, dass ich mich pausenlos einfach von der Lupe durch die Bilder zappen lassen, um zu mogeln.
Zu finden sind einige Gegenstände recht einfach, einige sind verdammt gut in irgendwelche "Muster" eingebettet und andere sind leicht missverständlich benannt, sodass man um die Ecke denken muss. Ich soll etwa einen Bart finden - nur liegt da nirgendwo einer, so angestrengt ich auch danach suche, es findet sich nichts. Als resigniert ich die Lupe benutze, deutet sie nach links oben, ich suche hier also alles genauestens ab und da fällt mir ein Gemälde ins Auge, dass einen Mann mit Bart zeigt - und tatsächlich: Ich wähle den gemalten Bart im Gesicht an - und das war das gesuchte Stück. Darauf muss man erstmal kommen. Hat mich 20 Minuten gekostet, das Ding zu finden!
Nach jedem Wimmelbild bekomme ich meistens ein Item, das ich für die Lösung irgendwelcher Sortier-Puzzle oder Öffne-die-Tür-Rätsel benötige. Sollte ich eine der Aufgaben nach einer bestimmten Menge nicht von selbst lösen kann, darf (darf, nicht muss!) ich es überspringen, um im Abenteuer weiterzumachen.
So hangele ich mich also durch die Ego-Perspektive-Sequenzen von Wimmelbild zu Wimmelbild, löse diverse Puzzle und Rätsel, und bekomme dadurch weitere Videosequenzen zu sehen, oder ich muss Aufzeichnungen lesen, und so weiter, um der Lösung des Falles auf die Schliche zu kommen.
Grafik und Sound sind wunderbar und ohne jeden Tadel und sehr stimmig. Ebenso sind alle Wimmelbilder äußerst detailliert und großartig gezeichnet. Nur das Pointer-Feature ist leicht verzögert, denn wer den Pointer im Wii-System-Menü gewohnt ist, wird eine gewisse Trägheit in "Der Fall Malgrave" feststellen. An die gewöhnt man sich bald, aber anfangs ist das schon etwas störend.
MULTIPLAYERAls kleine Besonderheit bietet dieser Titel dafür etwas, was man nur äusserst selten in diesem Genre findet: einen Multiplayer, der sogar für bis zu vier Personen in drei Varianten spielbar ist. Darüberhinaus kann man Szenarien, die man im Abenteuer-Modus für den Singleplayer freischalten kann.a
Die erste Variante lautet "Auf Zeit". Es gilt, in drei Runden als erste/r das gesuchte Objekt zu finden. Wer was falsches auswählt, bekommt jedes Mal Minuspunkte.
Die zweite Variante ist "Heiße Kartoffel". Eine/r der Spieler/innen hat die Bombe und muss innerhalb einer gewissen Zeit einen geforderten Gegenstand finden, um so die Bombe an jemand anderes weiterzureichen. Verloren hat, wer im Besitz der Bombe ist, aber seinen Gegenstand nicht zeitig gefunden hat.
Als dritte Variante verbleibt noch "Klassisch". Man spielt quasi kooperativ, doch gewonnen hat, wer letztendlich die meisten Objekte auf dem Bild gefunden hat.
FAZITDie Erzählung ist verdammt gut und einige der Kopfnüsse sind auch nicht von schlechten Eltern, was mich nur wirklich etwas abstößt sind leider die Wimmelbilder. So gut das Drumherum mit der Story und allem auch ist, es täuscht nur mäßig darüber hinweg, dass es nicht mehr als ein Wimmelbildspiel ist - das als dieses seine Sache allerdings exzellent macht.
Wie immer also gilt auch hier: Wer Wimmelbildspiele mag, wird in den benötigten 15 Stunden Gesamtspielzeit auf seine Kosten kommen. Alle anderen kaufen sich für die Kohle vielleicht lieber was anderes, denn auch, wenn der Multiplayer eine interessante Idee und gut umgesetzt ist, mehr als vielleicht 1-2 Stunden am Stück kann er nicht unterhalten.
PS: Entgegen der Darstellung der Screenshots ist das gesamte Spiel natürlich in Deutsch lokalisiert worden.