Cover: Line Rider FreestyleMANCHE DINGE...
...funktionieren so simpel und genial, dass man sich fragt, wieso es sie nicht so viel früher gab, weil doch einfach jede/r darauf hätte kommen können. Im Falle von Line Rider ist das genauso. Der Slowene Bostjan Cadez entwickelte eine Flash-Applikation, in der man als Spieler/in ein kleines Männchen auf einem Schlitten eine Piste befahren lassen muss. Und zwar so, dass das Männchen nach allen möglichen Schikanen, welche und wieviele das auch immer sein mögen, unbeschadet ins Ziel gelangt.

Der Clou daran ist, dass man selbst häufig noch einige Teile der Strecke einfügen muss, damit die Ziellinie überhaupt erreicht werden kann, weil das Männchen z.B. über eine Schlucht kommt... Denn der Schlitten folgt stoisch dem vorgegeben Pfad und tut nichts von allein - es liegt also allein an Euch, ob es das Männchen ins Ziel schafft, oder nicht.

Das kostenlose Flash-Spielchen ist zwar für jedermann und -frau kostenlos im Web erhältlich, aber hey, wie das so ist, gibt es immer jemanden, der auf die Idee kommt, dass man sowas ja auch gegen Geld mit einer hübschen Verpackung und einer Menge Extras, wie fertige Level, besondere Zeichenwerkzeuge und dergleichen anbieten könnte. ;)
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TEILSTÜCKE
Steht Euch der Sinn nicht nach eigener Kreativität, dann könnt Ihr auch direkt den Story-Modus spielen. Hier sind alle Level bereits fix und fertig, und Euer Männchen könnte direkt vom Start bis ins Ziel trudeln, wenn nicht hier und da ein paar Teilstücke fehlen würden. Anfangs ist das z.B. nur eine einfache gerade Linie, die schlicht und ergreifend durchgezogen werden muss. Später aber sind es Kombinationen von mehreren verschiedenen Lininenarten, die mal die Fahrt beschleunigen, sie mal abbremsen oder mal auf eine neue Ebene führen (Trampoline und Falltüren) sollen. Und DAS ist nichts für Warmduscher/innen, nein wirklich nicht!
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Wir alle lieben ja gewiss Herausforderungen, aber bereits am siebten(!) Level saß ich geschlagene 45 Minuten, weil die eigenen Linien ständig etwas zu perfekt abverlangt wurden. Etwas mehr Fehlertoleranz hätte man hier getrost noch einbeziehen können, liebe Entwickler, denn es macht keinen Spaß, eine Linie immer und immer und immer wieder neuzuzeichen, nur, weil sie vielleicht um 4 Pixel zu steil war, und das Männeken so gerade eben doch nochmal vom Schlitten gerauscht ist. Denn so verkommt die geniale Physikknobelei häufig nur zu einem Trial-and-Error-Vorgehen, und das kann's ja nun auch nicht sein. Puzzlelei gern, auch gern mit Anspruch, aber nach fast jedem Strich der Schlittenanimation (wieder!) zusehen - zack, das Männeken purzelt also (wieder!) in die Tiefe! -, den Strich (wieder!) löschen und diesen dann minimal anders (wieder!) neu einzeichnen...!? Und das müsst Ihr insgesamt etwas über 40 Level durchziehen!
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ZEICHENSTIFT
Doch keine Sorge, es gibt etwas, was diese kleine Misere wieder aufwiegt! Denn als schönen Bonus könnt Ihr über das WiFi eigene Pistenpuzzle mit anderen tauschen, bzw. Euch jene von anderen herunterladen. Bevor Ihr das könnt, müsst Ihr aber zunächst in den Puzzle-Modus, und dort ein paar Level kreieren! ;)
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So stopft Ihr also im Puzzle-Modus Eure eigenen Level voller perfider Finessen, wie Rampen, Trampoline, Brems- und Beschleunigungsstreifen, Loopings, Sprungschanzen, Falltüren, etc. Und das alles mit im Grunde nichts anderem als einem einzigen Zeichenstift, der allerdings in zwei verschiedene "Bearbeitungsmodi" unterteilt werden kann: freihändig malen und kerzengerade Linien ziehen, die eventuell noch etwas verformt werden können. Die Steuerung des Zeichenwerkzeugs funktioniert jedenfalls astrein und könnte vielleicht mit einer abgespeckten Version von "MS Paint" verglichen werden, sodass der Editor das Erstellen von Leveln als sehr einfach gestaltet, obwohl Ihr sogar richtig komplexe Monster erstellen könnt, wenn Euch der Sinn danach ist.
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FAZIT
Ein geiles Spielprinzip, das im Grunde verdammt viel Suchtpotenzial bietet. Auch sind die Möglichkeiten auf der Wii definitiv besser und komfortabler als die recht nackte Flashversion. Und mit der Wiimote am TV zu lümmeln, ist allemal bequemer, als mit der Mouse am PC zu hocken.
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Wer nicht darauf steht, pedantisch auf wenigen Zentimetern immer wieder neuzubeginnen, geht einfach in den Puzzlemodus und erstellt sich eigene Level. Oder aber geht ins Wifi und sucht sich usergenerierten Content, der nicht ganz so penetrant auf Perfektion pocht. Obwohl es also für alle etwas gibt, und das auch auf lange Sicht, wäre es schön gewesen, wenn das Spiel selbst auch schon mit 100 oder mehr Leveln auftrumpfen könnte, die im Schwierigkeitsgrad eine Spur gemächlicher anstiegen, denn irgendwie, liebe Entwickler, muss sich der Preis für ein von Natur aus eigentlich kostenloses Spiel als Kundschaft ja rechtfertigen. Ob ein paar vorgefertigte Linienarten und eine Handvoll exklusiver Cliparts da ausreichen!?
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Ich finde, das absolute Pro-Argument für die Verkaufsversion ist definitiv das Vor-der-Glotze-Sitzen-können und, ja, auch die Extratools wie Trampoline und dergleichen bringen viel frischen Wind ins Gameplay, der viele neue Spielereien ermöglicht! ;)
Jörg Singleplayer: 72%

Verfasst von Jörg am 06.07.2009,
bemustert durch Koch Media
für bis zu 1 Person/en
Release am 31.07.2009