FUNKTIONIERT'S?So allmählich folgen immer mehr Entwickler dem guten Beispiel von Capcom, die mit
Mega Man 9 einen Riesenhit landeten: Man nehme eine altbekannte, seit Jahren sehr beliebte Serie und bringe ganz im Stile der alten Zeiten von 8 Bit und 16 Bit einen Nachfolger auf den Markt. Bei
Mega Man 9 hat es hervorragend funktioniert - funktioniert es bei Final Fantasy IV: The After Years ebenfalls?
Ja, ich würde mal sagen, das tut es auf jeden Fall! :) Doch bevor ich auf das Gameplay und die Technik eingehe, erklären wir den Hintergrund für Final Fantasy IV: The After Years...
Also: Cecil und Rosa, zwei Protagonisten aus Final Fantasy IV, sind König und Königin des Reiches Baron und leiten ihr Volk gerecht und weise. Ihrer beider Sohn, Ceodore, ist an der Schwelle zum Ritter und gerade dabei, seine erste Prüfung zu bestehen. Er hat soeben das Knight Emblem errungen, da wird Schloss Baron attackiert. Hunderte Monster greifen an - doch wie kommen sie ins Schloss? Alle Eingänge sind gut bewacht... Schnell finden Cecil und Rosa heraus, dass diese aus der Luft kommen, und sie verteidigen selbstverständlich ihr Volk und das Schloss. Doch die Feinde sind zu zahlreich und einer von ihnen, ist gar zu übermächtig...
16-BIT-CHARMEDies hier ist also der Hintergrund des Spiels - und für Euch die ersten ca. 90 In-Game-Minuten -, in welchen Euch die Einleitung durch Gespräche und viel Action nähergebracht wird. Wie der Titel und der Bezug zu Cecil und Rosa bereits vermuten lassen, ist dies hier der offizielle Nachfolger zu Final Fantasy IV, welches vor 18 Jahren auf dem Super Nintendo erschien und seitdem immer mal wieder mit aufgepeppter Technik wiederveröffentlicht wurde - unter anderem für den Game Boy Advance und den Nintendo DS. Solltet Ihr also Interesse daran haben, auch die Vorgeschichte mit Cecil und Rosa zu erleben, dann gibt es mittlerweile, auch ohne Super Nintendo, genug Möglichkeiten, dies zu tun. :)
Wie auch damals auf dem Super Nintendo ist die Grafik auch heute so gar nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge - aber das ist es ja, was das Spiel ausmacht: Retro-16-Bittigkeit. Es fällt auch sofort auf, dass die Grafik absolut der des originalen SNES-FF:IV entspricht; höchstens, dass einzelne Akzente dezent aufgehübscht worden sind, erkennt man hier und dort. Dasselbe gilt für den Sound. Die üblichen FF-Melodien und -Jingles mit 16-Bit-Charme. Und sogar bei einigen Städten erkennt man verdammt viele Dinge wieder...
UNTERSCHIED?Dasselbe gilt für alles andere im Spiel: Die Kämpfe, welche durch die altbekannten Active Time Bars quasi rundenbasiert ablaufen, die Items, Zaubersprüche, die Läden, um Ausrüstung und Waffen zu kaufen, Schatztruhen, in denen Gegenstände oder Monster lauern können, usw. usf. Kurzum: Wer Final Fantasy kennt - ganz besonders die Teile I bis VI -, wird bei The After Years nicht den geringsten Unterschied zu den anderen Final Fantasys festetellen. Oder doch?
Doch, etwas gibt's! :) Der Mond sorgt dafür, dass Waffen und Zaubersprüche jeweils unterschiedlich stark sind, so dass es, je nach Fülle des Mondes, mal mehr, mal weniger sinnvoll ist, mit Magie oder eben Waffenkraft zu kämpfen. Auch die Heil- und Statuszaubersprüche sind mal stärker und mal schwächer, weshalb man entscheiden muss, seine Magiepunkte fürs Zaubern zu verwenden, oder ob man nicht lieber ein Item nutzen sollte, weil dieses jetzt möglicherweise wirkungsvoller wäre... So simpel das mit dem Mond jetzt erscheinen mag, so sehr fügt es eine taktische Komponente ins Gameplay, denn die Vor- und Nachteile für Waffen und Zauber gelten auch für Eure Gegner.
Für Final-Fantasy-Veteranen und -Veteraninnen ist es also soweit kein Problem, sich zurechtzufinden. Praktisch alle Zauber und Items haben die gebräuchlichen Bezeichnungen und Wirkungen ("Cure" heilt HP, "Remedy" heilt Statusveränderungen...). Für Anfänger/innen jedoch kann es problematisch sein, sich einzuarbeiten. Der von einigen Gegnern genutzte Zauber "Doom" z.B. lässt einen Countdown von 10 bis 0 ablaufen. Ist die Null erreicht, ist Euer Held sofort KO. Dass der Zauber "Raise" den Helden wieder aufstehen oder der Zauber "Slow" den Countdown verlangsamen kann, ist also ein wertvolles, nützliches Wissen für die Schlacht. Deshalb tut Euch den Gefallen und lest Euch für jedes Item und jeden Zauber immer den kleinen Erklärungstext durch, sonst habt Ihr bereits in der zweiten Spielstunde Grund, Frust zu schieben, weil Ihr nicht weiterkommt.
1 = 100Das eigentliche Abenteuer von The After Years dauert netto etwa 6 bis 8 Stunden und kostet 800 Nintendo Points - doch bietet The After Years durch die Pay-to-Play-Funktion Zusatzinhalte an. Den ersten Extrapacken, genannt "Rydia's Tale", könnt Ihr für 300 Nintendo Points erstehen, und er beschert Euch zusätzlich etwa 3 bis 5 Stunden weiteren Spielspaß, der dem Hauptspiel in nichts nach steht - er berücksichtigt auf Wunsch sogar Euren Hauptspiel-Spielstand. Natürlich folgen in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere Zusatzteile, so dass Ihr, wenn Ihr irgendwann alles geladen haben solltet, bei insgesamt 3700 Nintendo Points angelangt seid (was 37€ entspricht).
Doch braucht Ihr die Zusatzteile nicht, um das Spiel durchzuspielen!! Stellt es Euch ein wenig wie bei Star Wars vor: Die Episoden 1 bis 3 sind nicht nötig, um Freude mit den drei Filmen aus den 70ern und 80ern zu haben, aber sie machen trotzdem Spaß, ergänzen einen ganzen Haufen an Informationen, und sie funktionieren sogar ohne die drei Klassiker. Ganz so, wie bei The After Years.
Nun mag man jetzt dazu übergehen, Square Enix Ausverkauf vorzuwerfen. Doch sollte man folgendes bedenken: Jede Spielstunde mit The After Years kostet etwa umgerechnet grob einen Euro (also 100 Nintendo Points) - genauso, wie bei praktisch allen anderen Final-Fantasy-Veröffentlichungen auch.
NICHT DIE FEINE, ENGLISCHE ARTSchade ist dabei allerdings, dass man für diesen Gesamtpreis nicht gleich auch eine schöne Disc mit Cover bekommen kann, und, was echt stört, ist, dass man woooochenlang warten muss, bis dann tatsächlich alle Zusatzteile veröffentlicht wurden. Wer hat denn die Ausdauer, unter Umständen sogar über Monate, sein Spiel nur alle paar Wochen komplettieren zu können, weil man zu einer Pause gezwungen wird? Das ist nicht gerade die feine, englische Art!
Ach ja, apropos Englisch: Wie Ihr bis hierher vermutlich bereits gemerkt habt, verwendete ich stets englische Bezeichnungen für Zaubersprüche, Items und dergleichen. Und das hat den Grund, dass dieses Spiel nur auf Englisch und Französisch verfügbar ist. Das heisst: Ihr ladet auf Eure "deutsche" Wii zwar die "deutsche" Version des Titels, könnt aber nur zwischen Englisch und Französisch wählen. Das ist für die nackte Action kein Problem, doch um die Story genießen zu können, und um diverse Hinweise mancher Charaktere zu verstehen, sollte man schon ein paar Vokabeln von einer dieser beiden Sprachen beherrschen.
FAZITLeichten Punktabzug gibt es für die nicht getätigte Übersetzung in weitere Sprachen - und einen etwas größeren für die sehr kunden-un-freundliche Vertriebspolitik. Schade auch, dass der Multiplayermodus eigentlich gar keiner ist: Was bringt es, zu viert an der Wii zu hocken, wenn eine/r das Spiel praktisch ganz allein spielt und die Anderen nur in den Kämpfen mal eine Aktion auswählen dürfen!? Aber naja, ich sehe das eher als kleinen Bonus, der vielleicht für einige eine nette Abwechslung sein kann. Man muss ja nicht alles, was ein Spiel optional bietet, immer schlecht finden! ;)
Kurz und gut: Für Final-Fantasy-Fans ein verdammtes Muss! Ein absolut tolles Game und von vorne bis hinten super. Nur Einsteiger/innen sollten sich einen Kauf gut überlegen, denn es dürfte kaum Spaß machen, immer wieder den Spielstand zu laden, weil man die Wirkungen der Zauber und Items nicht vertraut ist und deshalb ständig ins Gras beisst.
PS: Mein kleiner Tipp am Rande ist allerdings, lieber einige Wochen mit dem Download - oder vielmehr dem Spielen! - zu warten, damit bis dahin dann möglichst viele, bestenfalls auch alle, Zusatzinhalte verfügbar sind. Denn nach den 6-8 Stunden mit dem Hauptabenteuer hat man erst recht so richtig Lust auf das Game - wer will dann schon eine Zwangspause einlegen müssen?