GESTERN EIN KÖNIG, HEUTE EIN DARKLORD!Ich erwartete wirklich nichts Revolutionäres, während ich "My Life as a Darklord" herunterlud. Ich vermutete sowas wie einen zweiten Teil zu
My Life as a King, welches Mitte letzten Jahres erschien und sehr gelungen war. Aber dasselbe Spiel jetzt wahrscheinlich nur mit Höhlen, Goblins und soweiter...?
Weit gefehlt, die Ähnlichkeit der beiden Spielenamen wurde sicherlich nur aus Marketinggründen gewählt, denn Inhalt und das Gameplay sind - Square Enix sei Dank! - grundverschieden. War
My Life as a King im Kern eher so eine Art Wirtschaftsimulation im Final-Fantasy-Style, ist My Life as a Darklord eine Echtzeitstrategie, die viel taktisches Geschick von Euch fordert.
WORUM'S GEHT!Aber ok, was ist los und worum geht es eigentlich? Ihr verkörpert Darklord Mira, die aus purem Spaß an der Freude einfach so Unheil stiften will. Sie lässt nach Abenteurern senden - also diejenigen Abenteurer, die für das Gute kämpfen, denn IHR seid ja auf der Seite der Bösen -, die sie ins Verderben schicken will, weil sie sich sicher ist, nicht besiegt werden zu können und davon überzeugt ist, dass es niemandem gelingt, die dunklen Kristalle zu zerstören, die den Darklords ihre Macht verleihen.
Miras - also Eure - Aufgabe ist es nun, Türme zu verteidigen. Zu Beginn besteht so ein Turm nur aus einem Eingang und einem Dach, auf welchem jeweils ein dunkler Kristall trohnt. Die Abenteurer wollen natürlich im Interesse ihres Volkes das Böse besiegen. Das gelingt ihnen aber nur, wenn sie die Kristalle auf den Turmdächern zerstören. Damit die Abenteurer nicht direkt beim Betreten des Turms direkt rauf in das Dach können, müsst Ihr nun eingreifen.
Zwischen Eingang und Dach könnt und sollt ihr weitere Turmebenen bauen, in denen Monster auf die Abenteurer warten. Zunächst könnt Ihr maximal 5 Ebenen in einen Turm einfügen - was - zunächst! - ausreicht, später aber lachhaft wenig ist. Deshalb müsst Ihr Euch Karma verdienen. Mit diesem Karma, was so etwas wie eine Währung darstellt, könnt Ihr Euch Verbesserungen kaufen: Stärkere Monster, mehr mögliche Ebenen pro Turm, usw... Habt Ihr einen Turm erfolgreich absolviert, erhaltet Ihr zur Belohnung weiteres Karma, um Euch weitere Vergünstigungen leisten zu können.
BOGENSCHÜTZEN UND GOBLINSDoch jetzt kommt die Taktik erstmal so richtig in Fahrt: Für jeden Turm ist eine bestimmte Menge Abenteurer vorgesehen, sagen wir mal 10. Es gibt insgesamt vier verschiedene Angriffstypen, die für Eure Monster und die Abtenteurer gelten: Bogenschützen etwa haut Ihr am besten mit nahkämpfenden Monstern aus den Latschen, Magiern solltet Ihr mit Fernkämpfern begegnen, usw... Nun erhaltet Ihr die Meldung, dass sich zwei Bogenschützen auf den Weg zu Eurem noch unberührten Turm machen. Also schnell eine Ebene einfügen und dort Goblins, die Nahkämpfer sind, postieren. Sodann betritt der erste Bogenschütze den Turm, gelangt auf die erste Ebene und stellt sich den Monstern. In der üblichen Final-Fantasy-Manier, mit Active-Time-Bars und so weiter, bekämpfen sich nun der Bogenschütze und die Goblins. Allerdings vollautomatisch - Ihr selbst kümmert Euch nur darum, dass genug Ebenen und die passenden Monster an Ort und Stelle sind.
Da auf Ebene 1 ja nun schon ein Abenteurer kämpft, aber ja zwei Bogenschützen auf den Turm zugingen, klettert der zweite Bogenschütze einfach an der ersten Ebene vorbei und wäre nun ja bereits beim Kristall - und Ihr hättet verloren. Also schnell noch eine weitere Ebene bauen, ein paar Monster hinklatschen und fertig. ...oder? Naja, ein Kampf zwischen Monster und Abenteurer dauert auf einer Ebene nicht allzu lange. Gelingt es den Monstern in dieser Zeit, den Abenteurer zu besiegen, ist alles gut und die Ebene wäre wieder für einen anderen Abenteurer frei. Wenn nicht, klettert der Abenteurer nun weiter nach oben auf die nächste Ebene. Ist diese Ebene bereits von einem anderen Abenteurer besetzt, klettert er noch eine Ebene hinauf. Ist da noch eine weitere Ebene mit Monstern, muss er sich auch diesen erst für einige Zeit im Kampf stellen. Ist da jedoch bereits das Dach, habt Ihr verloren.
NEGATIVE ENERGIEDas Problematische aber ist, dass es ja 10 Abenteurer sein sollen. Und die kommen auch tatsächlich in schöner Regelmäßigkeit auf den Turm zu. Deshalb müsst Ihr Sorge dafür tragen, dass ausreichend Ebenen vorhanden sind, auf denen sich alle nach und nach eintreffenden Abenteurer nach oben durchkämpfen wollen, und ganz besonders, dass auch die richtigen Monster und Monsterklassen ausgewählt wurden. Eure Goblins auf Ebene 1 sind hervorragend gewappnet gegen einen Bogenschützen, doch was ist, wenn jetzt ein Magier der Stufe 8 diese Ebene betritt?
Der kriegt kaum Schaden und wischt mit Euren Goblins mal eben den Boden auf. Ihr könntet also schnell eine weitere Ebene bauen und dort ein paar fernkämpfende Monster positionieren. Dann lacht sich der Magier halt bei den Goblins kaputt, kriegt aber auf der nächsten Ebene wieder mächtig die Hucke voll. Doch was ist das? Warum kann man jetzt keine weitere Ebene mehr bauen? Verflixt! Es sind keine Punkte mehr von der Negativen Energie da.
Mit NE bezahlt Ihr sozusagen Eure Monster und Ebenen. Besiegt Ihr einen Abenteurer, erhaltet Ihr dafür erneut NE und könnt weitere Dinge in den Turm einfügen... Und die NE, die verschiedenen Abenteurer- und Monsterklassen, die Begrenzung auf eine bestimmte Menge Ebenen, etc., wird das Ganze wirklich sehr tiefgehend. Denn nicht alle Ebenen, Monster und ihre Upgrades kosten gleich viel, oder sind gleich gut gegen bestimmte Gegner effektiv, sodass Ihr überlegen müsst, mit welcher Taktik Ihr vorgehen werdet.
AUG UND OHRJetzt habe ich soviel über das Gameplay geschwafelt - obwohl ich auch dort noch längst nicht alles abgedeckt habe! -, und noch kein Wort über die technischen Aspekte ist gefallen... Also die Grafik ist schon mal sehr schön anzusehen, alles ist sehr detailliert und auch sauber animiert. Dasselbe gilt für die Akustik. Passende Soundeffekte, hübsche Melodien... Mit einem Wort: Square Enix hat's einfach drauf, einen Gameplay-Hammer auch noch ansprechend zu bebildern und zu vertonen.
Etwas ansprechender hätte aber die Steuerung sein können. So wunderbar die auch von der Hand geht - und das tut sie wirklich! -, so ärgerlich ist es, dass man nicht auch mit GameCube- oder Classic Controller spielen kann. Umso verwunderlicher ist das, weil man die Wiimote wie einen NES-Controller nur quer in beide Hände nehmen muss und die meiste Zeit mit Steuerkreuz und 1- & 2-Buttons hantiert. Also nochmal: Die Steuerung funktioniert super, aber es ist unverständlich, warum man nur zur Wiimote greifen kann, wo doch zumindest die Option für den Classic Controller leicht machbar gewesen wäre.
FAZITIch könnte jetzt noch ewig auf die Feinheiten des Gameplays eingehen, welches unglaublich viel Variationen bietet, aber das spare ich mir mal lieber, weil das hier eine Rezension und keine Gebrauchsanweisung sein soll! ;) Andererseits sollte ich unbedingt noch darauf hinweisen, dass der Spielfluss hin und wieder stark anzieht. Manches Mal ist Euer Turm so belagert, dass Euch die Abenteurer regelrecht die Bude einrennen und Ihr Euch mit der Zeit eine genaue Taktik erarbeiten müsst, damit Ihr mit Timing und Negativer Energie auskommt. Wer also lieber eine gemütliche Taktikknobelei spielt, wird sich bei manchen Leveln sicherlich überfordert fühlen.
Apropos Level: Davon gibt's wirklich reichlich - und so mancher Level ist sogar noch versteckt. Ich habe sie zwar nicht gezählt, aber mit allen Neuanfängen für einige Türme (also Level) eingerechnet, kam ich auf gut 20 Stunden Spielzeit - nur für das Hauptabenteuer. Denn wie bei Square Enix neuerdings üblich, wird wieder reger Gebrauch von der Pay-&-Play-Funktion gemacht: Es gibt zig Zauber, Spezialitems und Monster, die ihr separat erwerben könnt. Und ein paar Extra-Level/-Türme gibt es ausserdem.
Ich habe jetzt also das Hauptabenteuer durch und lade mir, wenn ich diese Rezension hochgeladen habe, gleich noch ein paar zusätzliche Level auf meine Wii - das Spiel macht nämlich mächtig abhängig und ist, gerade für Wii-Besitzer/innen, mal was erfrischend anderes. Für die 10€ solltet Ihr in jedem Fall zulangen. Ich bedauere lediglich, dass es keinen Multiplayer gibt. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wer zuerst alle Abenteurer aus dem Weg geschafft hat, oder ein Co-Op-Modus, in dem die Abenteuer auf zwei Türme gleichzeitig stürmen, wäre schön gewesen.