KICKERSPEKTAKELSo sicher, wie es jedes Jahr eine Weihnachtszeit gibt, bescheren uns Electronic Arts alljährlich ein neues FIFA-Game. Folgerichtig erscheint nach FIFA 2009 nun natürlich FIFA WM 2010, passend und rechtzeitig zur Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika.
Da ich über die Jahre mal hier und da sporadisch die jeweils aktuellen EA FIFAs gespielt hatte, wusste ich schon beim Starten der Disc, was mich in etwa erwarten würde: Eine Fussball-Simulation mit einer Grafik, die viel aus der Hardware herausholt, um ein möglichst realistisch wirkendes Kickerspektakel auf der Netzhaut entstehen zu lassen... Mit einer Soundkulisse, die der Stadionatmosphäre bei einer TV-Übertragung sehr, sehr nahe kommt... Mit einem Gameplay, das leicht zu lernen ist und schnell erste Erfolge beschert, aber erst durch viel Übung... nee, beim Thema Fussball ist die Vokabel "Training" sicherlich passender... also: ...das nur durch viel Training seine ganzen Feinheiten für Taktik und Ballfinessen offenbart.
Nicht zu vergessen: Die namensgebende FIFA-Lizenz selbst! Alle FIFA-WM-Nationen sind vertreten, mitsamt allen Nationalmannschaftskadern. Das bedeutet, dass man sich z.B. bei der deutschen Nationalmannschaft über Schweinsteiger, Ballack & Co. freuen darf, statt mit Phantasievereinen und -namen Vorlieb nehmen zu müssen, wie ja so oft bei Konkurrenzprodukten der Fall.
FREIE SPIELEIm Hauptmenü erwarten Euch zunächst einmal die folgenden Spielmodi:
Das
WM-Turnier, bei dem Ihr Eure Mannschaft jeweils selbst auf dem Rasen kontrolliert, und wo die anderen Spiele von der CPU errechnet werden, und Ihr nur deren Ergebnisse präsentiert bekommt, um zu sehen, wie der momentane Status ist.
Dann gibt es die Möglichkeit,
freie Spiele zu spielen ("Ab auf's Feld"): Beide Spielparteien wählen ihre Mannschaft und ihre Trikots (Heim- oder Gastfarben) und dann bestimmen alle teilnehmenden Spieler/innen noch, in welcher der beiden Mannschaft sie mitspielen wollen - und schon geht's los. Auf Wunsch kann noch festgelegt werden, ob es nur ein einziges Spiel geben soll, ob es ein Hin- und ein Rückspiel gibt, oder ob solange gespielt wird, bis eine Mannschaft X von Y Partien gewonnen hat.
Ferner könnt Ihr hier auch trainieren (Freistöße, Eckstöße, Elfmeter, etc.), um zu schauen, wie Ihr die Steuerung optimal nutzen müsst, damit Ihr in kniffligen Spielphasen nicht den Kürzeren zieht.
Ausserdem könnt Ihr gegen alle 199 WM-Mannschaften antreten und versuchen, sie alle zu besiegen. Eine Statistik hilft Euch dabei, den Überblick zu behalten, wen Ihr bereits vom Rasen geputzt habt.
ZAKUMIBei
Zakumis Dream-Team wird's dann richtig schön schwierig, weil Ihr nicht einfach nur das Spiel gewinnen müsst, sondern Ihr noch mit diversen Sonderreglementierungen umzugehen habt.
Ihr startet mit einer recht schwachen Mannschaft und bekommt nach und nach bessere Spieler ins Team. Doch der Clou ist, dass Ihr jedes der Spiele, die Ihr bestreitet, in drei Rängen abschliessen könnt. Je nachdem, wie Ihr die entsprechenden Anforderungen erfüllt, erhaltet Ihr Bronze, Silber oder Gold.
Für Bronze genügt es z.B. einfach zu gewinnen, oder wenigstens ein Unentschieden herauszuholen. Für Silber müsstet Ihr gewinnen und beispielsweise 10 Pässe in Serie spielen. Gold schliesslich verlangt dann, zu gewinnen und 10 Pässe in Serie zu spielen, bevor Ihr ein Tor landet.
Je nach Gegner lauten die Anforderungen dann auch noch immer wieder anders und werden mit jeder Runde immer schwieriger zu erreichen, sodass es manchmal so gerade eben noch ausreichte, dass man doch wenigstens Bronze ergattern konnte.
KO-TURNIERIm vorletzten Menüpunkt bietet Euch das Game an, ein
KO-Turnier unter Freunden zu veranstalten. Bis zu vier Spieler/innen nehmen daran teil, wobei allerdings keine Kooperationen möglich sind, weil alle Spieler/innen ihre eigene Mannschaft haben und diese nur ganz allein steuern dürfen.
Zu guter Letzt gibt es noch die Möglichkeit, die Mannschaftskader regelmäßig über das WiFi aktuell zu halten, und natürlich ausserdem
online gegen Freunde oder Fremde zu zocken! Doch hierzu erst gleich noch etwas mehr!
JUBELN UND BUHENHabt Ihr Euch dann für einen Modus entschieden, geht es ab auf das Stadiengrün, umgeben von tausenden Fans, die Euch oder Eure Gegner anfeuern, jubeln und buhen.
Die Spielmechanik lässt meiner Meinung nach keinerlei Anlass zur Kritik aufkommen und lässt auch alles andere als zu Wünschen übrig! Wie oben schon erwähnt, stimmt eigentlich rundherum alles an diesem EA-FIFA-Titel.
In den Menüs und den Pausen gibt es aktuelle Musiktitel zu hören, während des Spiels wehen Euch Stadionfeeling und Kommentatoren um die Ohren - und die stets völlig flüssige und beinahe-realistische Grafik (eine Wii ist zwar keine Playstation 3, aber EA hat wirklich viel aus dem weissen Discschlucker herausgekitzelt!) tun ihr Übriges, damit man sich so richtig "mittendrin statt nur dabei" fühlt.
LUPFER, FLANKEN, STEILPÄSSEEbenso die Steuerung. EA bietet Euch (A) die
All-Play-Steuerung, die nur mit der Wiimote und einer Mischung aus Gesten und Buttons gespielt wird. Funktioniert zwar zufriedenstellend, ist aber irgendwie nicht das Wahre, weil Ihr mit Eurem Daumen sowohl A-Button als auch das Steuerkreuz bedienen müsst. Ausserdem fehlen Euch die ganzen kleinen Feinheiten, da Ihr nicht alle Buttons - und somit nicht die volle Kontrolle - zur Verfügung habt.
Dann gibt es (B) die
Fortgeschrittene Steuerung, die mittels Wiimote und Nunchuk realisiert wurde. Die Wiimote bittet zwar auch hier um ein paar Gesten, doch ansonsten habt Ihr eine weit bessere Kontrolle über Eure Mannschaft, bzw. den aktuellen zu steuernden Spieler, und alles, was Ihr für schöne Spielzüge benötigt, ist Euch gegeben.
Als krönenden Abschluss gibt's noch Steuerungsschema (C), das mit dem Classic Controller funktioniert und mir persönlich am besten gefällt. Die als
Klassische Steuerung titulierte Variante offeriert Euch nämlich genau das: Eine klassische Steuerung. Gutes, altes Gameplay-Feeling. Und wirklich alle Buttons des Classic Controller sind belegt. Sogar der rechte 3D-Stick und der Minus-Button, sowie ZL und ZR. Geht grandios simpel von den Fingern - insbesondere, wenn Ihr Euch ein wenig durch die Spieleanleitung gewühlt und dann alle Kommandos restlos verinnerlicht habt.
Abgesehen von der All-Play-Steuerung könnt Ihr also immer das volle Potenzial ausschöpfen: Lupfer, Flanken, Steilpässe, hohe Pässe, lange Pässe, Sprints, Gegner ausspielen, Gegnern die Beine oder den Ball weggrätschen, Torwart-Paraden, und vieles mehr... alles eine Frage der Situation und Eures Geschmacks.
Freut Ihr Euch anfangs schon, wenn Ihr einen Ball einige Male von einem Spieler zum anderen gepasst habt und dann das Runde im Eckigen versenken konntet, wird das bald schon zu Eurem Basisrepertoire und Ihr legt weitaus könnerische Manöver mit dem Leder hin. Vorallem im Umgang mit dem Torwart, bei dem Ihr rasch feststellt, dass es alles andere als nur reines Glück ist, ob er seinen Kasten sauber hält, oder nicht - gerade auch in Elfmeter-Situationen!
8 ODER GAR 16 LEUTEWer virtuell kicken möchte, aber niemanden vor Ort findet, der gewillt ist, mitzumachen, kann auch ins WiFi gehen. Das Gameplay funktioniert hier ebenso wunderbar wie offline, und bietet praktisch keinerlei Anlass zur Kritik.
Dennoch finde ich eine Sache wirklich schade. Man kann nur 1vs1 spielen (also pro Konsole im WiFi eine Person), oder 2vs2 (pro Konsole im WiFi zwei Personen). Dass bei einem rasanten Fussballmatch die allseitsberüchtigten Lag- und Pingprobleme den Spaß hemmen können, leuchtet ein, darum wollte man wohl vermeiden, dass bei mehr als zwei Konsolen die Lagquote steigt, und hat das Ganze dann auf maximal zwei Konsolen fixiert. Ist zwar blöd, aber zumindest verständlich.
Unverständlich ist jedoch, wieso man nicht auch Matches anbietet, bei denen pro Konsole bis zu vier Personen im WiFi zocken. So hätte man immerhin zu acht spielen können, statt "nur" zu viert. Theoretisch hätte man sogar noch den Gamecube-Controller so einbeziehen können, dass pro Konsole bis zu acht Leute auf Torjagd gehen; 4x Wiimote/Nunchuk/Classic Controller und 4x GameCube-Controller. So, wie z.B. Hudson es damals bei
Bomberman Blast gemacht hatte.
Ebenso schade, dass das bei EAs FIFA-2010er WM auch offline nicht möglich ist. Kann ich mir eine rasante Fussballpartie mit bis zu 8 oder gar 16 Leuten im WiFi noch irgendwie technisch schwer zu realisieren vorstellen, ist das im Offline-Modus nicht so. Bis zu 8 Leute vor eine Wii zu setzen und diese dann beliebig auf zwei Mannschaften verteilt den Ball über den Rasen semmeln zu lassen, sollte nicht allzu schwer zu sein.
GERADE DABEIUnd wo ich gerade dabei bin: Ich vermisse die Möglichkeit, die Halbzeiten so festzulegen, wie ich das möchte, denn leider kann man Halbzeit-Spielzeiten nur auf 2 bis 5 Minuten festlegen. Wieso nicht auch auf 10, 15, 20 oder sogar 45 Minuten? OK, viele werden sicher niemals volle 90 Minuten spielen wollen, weil's ihnen wohl zu langwierig wäre. Aber was ist, wenn einige das doch möchten? Es wäre ja wohl kein Umstand gewesen, den Timer auch auf 45 einstellen zu können...
Als etwas umständlich empfinde ich auch hin und wieder die Menüstruktur, gerade innerhalb der Turniere. So habe ich Deutschland gerade in das Achtefinale geführt, als ich erstmal eine Pause einlegen wollte. Aber nirgends war ein Button zu finden, mit dem ich das laufende Turnier unterbrechen kann (um es erst später weiterzuspielen), Im Gegenteil. Ich konnte allerlei Statistiken auswerten oder die nächste Partie beginnen, doch zum Verlassen musste ich offenbar die Wii abschalten. Nur war ich nicht ganz sicher, ob mein Fortschritt schon gespeichert wurde! Vermutlich schon - aber was, wenn nicht!?
Aus purer Neugier probierte ich dann mal die "Optionen" aus, und hier lächelte mich dann tatsächlich ein "Beenden"-Button an. Sollte das bedeuten, dass ich das Turnier aufgebe? Oder dass ich es nur kurz unterbreche? Tja, es half alles nichts - ich musste es ausprobieren!
In der Spieleanleitung wäre sicher Platz für 1-2 Sätze gewesen, die erklären, dass nach jedem Turnier-Spiel automatisch gespeichert wird, und man dann gefahrlos abschalten könnte - oder, liebe EA-Entwickler?
FAZITOb Electronic Arts bei den vorhin bemängelten Kleinigkeiten absichtlich etwas gepatzt hat, um für 2011 wieder einige "Verbesserungen" in petto zu haben, weiss ich nicht. Doch so oder so: Sie stören den eigentlichen Spielspaß überhaupt nicht. Grafik, Sound, Gameplay, Umfang - ich habe nichts zu meckern. Electronic Arts' "FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010" macht sogar mir als bekennenden Fussballmuffel viel Spaß.
Das Spiel ist auf jeder der drei CPU-Schwierigkeitsstufen und der leicht arcardigen Umsetzung stets flott und spannend, und ich habe desöfteren meine Stürmer angefeuert, zum Punkteausgleich doch bitte die Pille im Tor zu versenken, oder ich habe meine Verteidiger ausgeschimpft, weil sie den Gegner haben in den Strafraum kommen lassen - und das, obwohl man ja selbst dafür verantwortlich ist, was geschieht...
Und wenn sowas passiert, muss das Spiel doch offenbar eine Menge richtig machen, oder!? ;) Überhaupt: Dass EA hier einen Flopp abliefert, war absolut nicht zu erwarten, denn seit Jahren hält sich die Serie konstant in den oberen Wertungsbereichen, so also auch die FIFA-WM-2010-Ausgabe. Einzig die leidige Entscheidung, ob ein Kauf lohnt, wenn man schon die 2008er- oder 2009er-Version besitzt, muss man wie immer für sich selbst fällen.