FIFA 2010Da ja nun mittlerweile alle EA-FIFA-Rezis mit "blabla, wie auch im letzten Jahr kommt auch dieses Jahr ein Update" beginnen (so ja auch bei mir zu FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010 geschehen), und das langsam langweilig wird, lege ich am besten einfach mal direkt los.
Wir Wii-Besitzer/innen haben bei Sportsimulationen ja oftmals das Problem, dass wir Versionen geliefert bekommen, die irgendwie arcadiger sind, als die Pendants für Playstation 3 und X-Box 360. Woran das liegen mag, kann ich mir zwar einerseits denken, doch andererseits möchte man als Wii-Spieler/in seinen Sport doch auch mal "richtig" spielen.
Aber wie EA es bei FIFA 11 für Wii hinbekommen hat, auch, wenn man das "Arcadige" wieder nicht ganz abstreiten kann, finde ich wirklich super gemacht. Ich beginne mal beim Hauptmenü.
HAUPTMENÜHier erwarten Euch die Menüpunkte "Ab aufs Feld", "Ab auf die Straße", "Von der Straße ins Stadion", "Weg zum Ruhm" und "Turnier". Und als kleine Buttons am Rande gibt es noch "Online", "Training" und "Optionen".
Bei
Ab aufs Feld wird ganz klassischer Stadionfußball gespielt. 11 gegen 11, ein Schiri-Team und zwei Kommentatoren, die das Geschehen kommentieren. Bis zu vier Personen können sich beliebig auf die Heim- oder die Gastelf verteilen, die gewünschten Mannschaften auswählen - natürlich allesamt lizensierte Ligen-Originale aus den sozusagen wichtigsten eupäischen Fußballländern: Deutschland, England, Italien, Frankreich und Spanien, sowie diverse Liegen aus dem Rest der Welt, zuzüglich 41 Nationalteams, wie Deutschland, Argentinien, Brasilien, England, etc. -, noch einige Einstellungen, wie etwa die Dauer der Halbzeiten oder die Schwierigkeit der CPU festlegen und schon wird gekickt.
Hallen-, bzw. Straßenfußballregeln bekommt Ihr bei
Ab auf die Straße geboten. Abgesehen von den Regeln, und dass beide Teams aus je 5 Kickern bestehen, gibt es soweit keinen großen Unterschiede. Aus allen Mannschaften darf gewählt werden, und es gibt verschiedene Optionen. Dadurch, dass das Hallen-/Straßenfeld und die Fußballteams kleiner sind, ist der Spielfluss wesentlich flotter. Wie üblich gibt es kein "Aus" und die Banden für taktische Manöver benutzt werden. auf WiiNeu sind aber vorallem die Power-Ups, die das vorhin angesprochene Arcadige ins Spiel bringen. Als wäre Hallen-/Straßenfußball von Natur aus nicht schon arcadig genug, gibt es 7 Power-Ups, wie z.B. den Power-Schuss (Eure Gegner weichen Euren Bällen quasi aus, weil Ihr sie mit voller Power wegpöhlt) oder die Schockwelle (Eure Gegner kommen etwas ins Stolpern, weil von Euch kleine Schockwellen ausgehen).
STERNSTUNDENBei "Von der Straße ins Stadion" erstellt Ihr Euch detailliert einen Fußballer, der im Laufe seiner Karriere Erfahrungspunkte sammelt, die auf mehrere Fähigkeiten (Ballkontrolle, Kopfball, Passen, Ausdauer, etc.) verteilt werden können, sodass Euer Musterkicker besser und besser wird. Ihr begleitet ihn von seinen Anfängen aus Straßenspieler und werdet hoffentlich irgendwann Zeuge, wie er bei einem Spitzenverein anbandelt, und dort zum Weltfußballer avanciert. Ihr spielt dementsprechend immer im Singleplayer und in Eurer Mannschaft steuert Ihr nur Euren Helden - sonst niemanden. Als zusätzlichen Anreiz gibt es sogenannte "Sternstunden" in den Spielen, also Anforderungen an Euch (ein Tor schießen, einen erfolgreichen Pass spielen, etc.), die Euch zusätzliche Erfahrungspunkte bringen, wenn Ihr sie erfüllt.
Zum Manager eines Vereins werdet Ihr - ebenfalls als Singleplayer! - beim
Weg zum Ruhm. Ihr wählt einen Verein und habt fortan dafür zu sorgen, dass Ihr die Mannschaft nicht einfach nur schnell rennt und viele Tor schießt, sondern Ihr managed die Mannschaft mit allem, was dazu gehört. Ihr bestimmt die Aufstellung vor jedem Spiel, kauft Spieler ein, verkauft Spieler, wühlt Euch durch Statistiken, und könnt sogar selbst auf dem Rasen die Mannschaft steuern, alternativ aber auch das Spielgeschehen überspringen und vom Computer auf die Schnelle selbst die Ergebnisse der Partien berechnen lassen, wenn Ihr auf die Action keinen Bock habt.
Natürlich ist das hier keine wirklich umfangreiche Fußball-Manager-Simulation, dazu sind die Möglichkeiten zu beschnitten, doch bietet der "Weg zum Ruhm" durchaus viel Kurzweil, und könnte sogar Leuten viel Spaß bereiten, die zwar durchaus Lust auf eine Manager-Simulation haben, sich aber auch nicht allzu trocken durch dutzende Menüs, Schalttafeln und Statstiken über jeden Grashalm ackern wollen, wie es ja z.b. bei Anstoß oder dem EA Fußball Manager der Fall ist.
Im
Turnier ist die Sache durch den Namen schon klar. Ihr wählt eine Mannschaft und nehmt Spiel für Spiel an Turnieren teil, und solltet hierbei selbstverständlich so oft wie möglich gewinnen. Interessant ist, dass bis zu 18 Personen teilnehmen können. Je nach gerade angesetztem Spiel kann dann so jede/r Spieler/in die eigene Mannschaft per Controller dirigieren.
Auch die drei letzten Punkte sprechen für sich. Ihr spielt
Online (maximal 2 gegen 2 Personen an einer Wii), übt im
Training die Steuerungsmethoden und lasst Euch Tipps gehen und könnt in den
Optionen beispielsweise über das WiFi die Mannschaftskader aktuell halten, Eure Achievements begutachten und einige Spieleinstellungen vornehmen.
MÖGLICHKEITEN IN OFFENSIVE UND DEFENSIVEAch ja, wo wir gerade bei den Steuerungsmethoden sind. Wählen könnt Ihr zwischen Wiimote, Wiimote plus Nunchuk und Classic Controller/Classic Controller Pro. Bei der Wiimote nennt sich das "All-Play-Steuerung" und die ist quasi für Neueinsteiger oder Videospielanfänger/innen gedacht, denn während der Computer Eure Figuren steuert, betimmt Ihr nur, wann gepasst, gesprintet, gegrätscht und so weiter wird, wohingegen bei Wiimote plus Nunchuk oder dem Classic Controller die volle Kontrolle gewährleistet wird. Aufgrund der vielen, vielen Möglichkeiten in Offensive und Defensive wirken die Buttonlayouts etwas überbelegt, doch gehen diese (die Möglichkeiten) nach 5-6 Probespielen wie von selbst in den Fingern; also nur eine anfängliche Hürde, die schnell genommen ist. Hier hat EA sich scheinbar wirklich Mühe gegeben, das merkt man sehr bald.
Hier ist allerdings auffällig, dass mir ein EA-FIFA noch nie soviel Verantwortung in die Daumen legte. Die Steuerung wirkt, als sei sie das A und O. Ich meine, natürlich ist sie das ja sowieso, aber die Spielmechanik und das Kontrollgefühl vermitteln direkt, wenn z.B. ein Pass daneben ging, weil das "Feedback" der Spieler auf dem Rasen sich straffer anfühlt. Die Steuerung ist präzise, aber verlangt auch keine absolute Perfektion, doch wenn man gewinnen möchte, sollte man mehr draufhaben, als ein bisschen den Ball hin- und herzukicken - die CPU macht es einem nicht mehr so leicht und verzeiht Fehler nicht mehr so ohne weiteres.
Die Möglichkeiten, wie Ihr angreifen, verteidigen oder ausspielen könnt, solltet Ihr auch wirklich beherrschen können, da etwa die Schußstärke beim Passen durch kurzes Halten des Buttons bestimmt werden kann. Mir zumindest fiel es nie schwerer, eine ansich gleichstarke Mannschaft auf der einfachsten CPU-Stärke zu besiegen. Ich bin zwar kein EA-FIFA-Crack - auch nie gewesen! -, aber die allermeisten Ableger der Serie habe ich schon mehrfach gespielt, und meine Ballbesitz- und Zweikampfgewinn-Statistiken sahen bei früheren EA-FIFAs jedenfalls schon mal besser aus! ;)
GRAFISCHE FINESSENMühe gab EA sich wie immer auch bei Grafik und Sound. Natürlich ist es bei Playstation 3 und X-Box 360 einfacher, die Leute durch grafische Finessen zu verzaubern, aber auf der Wii ist das, was man mit FIFA 11 geboten bekommt, auch sehr hübsch anzusehen. Das Spielgeschehen ist stets flüssig, recht detailliert und gibt sogar einige kleinere optische Extras wie Spielerschatten auf dem Spielfeld. Nichts großartig tolles, aber doch vollkommen zufriedenstellend. Beim Sound gibt es, wie ja schon länger üblich, Kommentatoren zu vermelden, die das Spielgeschehen wie im Fernsehen in Worte fassen, Stadiongejohle der Fans und einige aktuelle Musiktracks. Klingt allesamt sehr gut und passt auch hervorradeng zu dem, was das Bildschirmbild kredenz.
EA hat aus der Wii also herausgeholt, was geht, trickst jedoch auch ein bisschen. Die dargestellen Zuschauer im Stadion z.B., sind natürlich nur Pixelmatsch mit ein, zwei Animationsphasen, aber, wie schon erwähnt: Mehr scheint auf der Wii wohl nicht machbar zu sein.
SCHON WIEDER MALMachbar wäre aber sicher gewesen, dass man sowohl offline als auch online nicht mit mehr als 4 Personen zocken darf - jawohl, ich meckere schon wieder mal daran herum! Durch das zusätzliche Anschliessen von GameCube-Pads könnte man locker bis zu 8 Personen an ein- und derselben Partie teilhaben lassen, und online könnte man es zumindest so machen, dass bis zu 4 Personen an einer Wii sich in das WiFi wagen.
Und auch den nächsten Punkt kreide ich schon wieder mal an: Die Halbzeiten können erneut nur zwischen 2 bis 5 Minuten dauern. Wieso das, bitteschön? Warum überlässt man nicht den Spielenden, wie lang eine Halbzeit dauern darf? Es gibt gewiss so einige, die Lust hätten, sich die vollen 2x 45 Minuten reinzuhauen - oder zumindest mehr, als höchstens 2x 5 Minuten. Auch, wenn es auf Wunsch Verlängerung und Elfmeterschiessen gibt, das muss doch wirklich nicht sein, finde ich.
FAZITIm Kern natürlich nach wie vor ein sehr gut gemachtes EA-FIFA, wie man es seit Jahren gewohnt ist, weshalb man wieder für sich selbst abwägen muss, ob man erneut investiert, oder man 1-2 Jahre überspringen sollte. Aber FIFA 11 nur für sich genommen: Sauber! Einerseits realistischer (Konsolen-)Fußball, der sich wegen der Gameplay-responsiveren Steuerung etwas anspruchsvoller als bisher spielt, aber bald gelernt und mit Übung perfektioniert werden kann. Und andererseits ein bisschen actiongewürztes Arcade-Feeling durch optionalen Hallen-/Straßenfußball; finde ich gut gelöst.
Mir als Gelegenheits-Konsolenfußballer hat bereits FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010 vollkommen genügt, und ich bin angenehm überrascht, dass sogar mir die Unterschiede durch FIFA 11 in der Spielmechanik aufgefallen sind, dass ich sie sogar begrüße und ich deshalb FIFA 11 etwas besser finde als FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010.