Film zum selbst erlebenEs ist wieder soweit - ein weiteres Lizenzspiel, diesmal basierend auf der Comicverfilmung des seit erstmals 1929 herausgegebenen "Die Abenteuer von Tim und Struppi", beehrt den Markt. Vielleicht merkt der eine oder andere von euch, dass ich nicht viel erwarte. Das mag daran liegen, dass ich die Comics als Kind wirklich gerne gelesen habe und somit die Messlatte für die Versoftung ein wenig höher hängt und die Gefahr einer Enttäuschung ziemlich nahe liegt.
Zur Story des Singleplayermodus werde ich an dieser Stelle nichts erzählen, denn entweder ihr habt den Film schon gesehen und könnt hierbei noch mal alles selber nachspielen oder ihr kennt ihn noch nicht - und da möchte ich euch nicht das Filmerlebnis vergeigen. Nur soviel: Tim ist ein junger, belgischer Reporter, der sich für eine gute Story gerne in Abenteuer stürzt und keine Risiken scheut, um an wertvolle Informationen zu kommen.
Die Hauptattraktion ist also, neben Multiplayer und Wettkampfspiel, natürlich der Singleplayer. Im Menü, das wie Tims Schreibtisch gestaltet ist, wählen wir also "Tim" aus. Auffällig sind dabei noch die kleinen Reißzwecken an dem Regalbrett. Diese werden später verschiedene Fotos tragen, die mit Voranschreiten in der Story, im Koop-Modus sowie den Wettkämpfen nach und nach erscheinen.
Das AbenteuerIm Grunde genommen ist "Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn" ein buntes Allerlei aus verschiedenen Genres der Spielelandschaft. Hauptsächlich erwartet uns aber Jump'n'Run-Kost auf Vorlage des gleichnamigen Films. Um nun in der Story voranzukommen, hat Tim allerhand Hindernisse zu überwinden. Zum Einen sind da die zahlreich auftretenden Gegner. Ganz basisorientiert zu den Möglichkeiten der Wiimote wird mit einem gezielten Schüttler der Bösewicht aus dem Weg geräumt und comicmäßig inklusive Sternchenkranz zu Boden geschickt.
Um sich aber nicht einfach so aus dem Weg räumen zu lassen, schützen sich die Bösewichte, z.B. mit ihrer Ausrüstung, oder sie verschanzen sich, sodass Tim sich mit seinen Fähigkeiten immer überlegen muss, wie er nun vorgehen muss, denn häufig kommt er nicht weiter, wenn nicht vorher alle Gegner im Bild erledigt wurden. Zur Hilfe kommen Tim dabei gelegentlich auftauchende Gegenstände, die sich vom Boden aufheben und werfen lassen. Solche Spielmomente gibt es in verschiedenen Variationen, sodass sich zwar die Lösungen ähneln, aber sich nicht immer völlig gleichen.
Gepsielt wird in der klassischen 2D-Seitenansicht, in denen Tim meist von links nach rechts läuft, zwischendurch viele Plattformen benutzt, auf die er sowohl springen als auch von einer unteren Ebene hinaufklettern kann, und immer mal wieder gibt es in 3D gehaltene Rennpassagen.
Auch gibt es öfters mal knifflige Sprungpassagen, waghalsige Kletterpartien, Abschnitte in denen der Belgier nur fliegend mit Hilfe eines gefiederten Freundes vorwärtsgelangt, jede Menge Schalter, die auf die eine oder andere Art aktiviert werden wollen, Momente, in denen ihr in die Rolle des Hundes Struppi schlüpft und Tauchpartien. Auch kleinere, mit der Pointerfunktion der Wiimote auszuführende Rätseleinlagen kommen gelegentlich vor.
Und als wäre das noch nicht genug, gibt es noch andere, die Story verbindende und im dreidimensionalem Raum stattfindende Spielelemente. Während sich Tim zu Beginn des Abenteuers nur hinter den Steuerknüppel eines Flugzeugs setzt, um sicher durch ein Unwetter zu manövrieren, wird er mit der Zeit z.B. noch einen "Dogfight" ausfechten müssen. Viel Spaß haben mir auch die Verfolgungsjagden gemacht - mal als Fahrer auf Wüstenbanditenverfolgung und mal bewaffnet mit einer Steinschleuder und Pointerfunktion, um die Räuber von ihren Motorrädern zu holen und sie Sand schmecken zu lassen.
Schließlich sind da noch Schwertkämpfe, die in der Piratenatmosphäre des Vorfahren Kapitän Haddocks, welcher im späteren Spielverlauf euer Begleiter wird, spielen. Tapfer versucht ihr dann mit der als Säbel fungierende Wiimote eine Meute von Piraten aufzuhalten. Leider artet das immer etwas in Fuchtelei, was natürlich das Gefühl des Kontrolle über das Spielgeschehen vermissen lässt, und somit nur bedingt Spaß macht. Auch einige Quicktime-Events, in denen man mit der Wiimote schnell zielen und treffen muss, ließen eher das Spielgefühl eines Railgunshooters aufkommen - und haben mir noch etwas weniger Spaß gemacht, als die Piratenfuchtelei.
Wirklich trist ist nur das Bossdesign. Denn es ist immer derselbe Boss, gegen den irh antreten müsst und er muss auch auf die immer gleich Art und Weise besiegt werden; nur der Schwierigkeitsgrad steigt von Mal zu Mal etwas mehr an, das ist alles. Gerade nach dem finalen Kampf dachte ich für einen Moment "Wann kommt der richtige Endboss?" Kam aber nichts und ich konnte direkt die Endsequenz erleben. Wirklich schade! Doch eigentlich verwundert mich dieses doch etwas magere Ende nicht wirklich. Schließlich ist das ganze Spiel eher an eine jüngere Zielgruppe gerichtet, was man auch deutlich merkt. Es findet so gut wie keine Gewalt statt, wenn man mal von der ewigen Comicheft-Prügelei absieht, wirklich knifflige Spielmomente gibt es auch nicht und wenn aber doch mal alle drei Lebenspunkte aufgebraucht sind, startet man nach dem "Game Over" beinahe der Stelle im Spiel, als man das Zeitliche segnete.
Leider ist auch die Spielzeit für geübte Spieler mit etwa vier bis fünf Stunden wohl zu kurz. Für Wiederspielwert sollen die in jedem Level versteckten Krabbensymbole sorgen, mit denen man Infos über im Spiel auftauchende Figuren, Konzeptskizzen und Videosequenzen freispielen kann, die dann im Hauptmenü unter "Bonus" anwählbar sind. Allerdings hatte ich schon viele dieser Boni sowieso bereits im ersten Anlauf gefunden, sodass es für mich nicht wirklich einen Reiz darstellte, nochmals durch die einzelnen Kapitel zu latschen.
Koop-Spaß & WettkampfmodusDer Koop-Modus stellt ein kleines Highlight für mich dar. Alles fängt mit einer kleinen Videosequenz an, in der Kapitän Haddock unangenehm am Kopf getroffen wird - und was sich nun dort drinnen abspielt, ist unsere Multiplayererfahrung - die wahlweise aber auch allein gespielt werden kann. Beide Spieler wählen ihren Charakter - im Laufe des Koop-Spiels können übrigens noch weitere freifgespielt werden - aus, und los geht's.
Keine Rätseleinlagen, keine Scooterfahrten oder Verfolgungsjagden. Allerdings ist Teamplay dafür umso mehr gefragt. Sich mit seinem Spielgefährten abzusprechen - "Erledige du den Typen, während ich dieses mache" -, macht wirklich Spaß, dennoch kam hin und wieder ein kleiner Anflug von Eintönigkeit auf, weil die Abwechslung nicht ganz so groß ist, wie im Abenteuer-Modus. Allerdings sind 21 Abschnitte inklusive Bossgegner und diverser Bonuslevel ein netter Umfang und sorgen insgesammt dennoch für ausreichend Spielspaß zu zweit.
Wer welchen Charakter spielt, ist übrigens nicht völlig egal, denn jeder von ihnen, hat Specialmoves drauf. Diese Charakteristika sind für im Level versteckte Symbole, freizuspielende, alternative Kleidung und Zahnräder wichtig. Während die Symbole eher für 100%-Perfektionisten sind, und zum nochmaligem Spielen mit einer anderen Figur einladen, können die Zahnräder eingesetzt werden, um alternative Kostüme für jeden spielbaren Protagonisten im Koop "zu kaufen". Die Haupteinnahmequelle für Geld bleibt aber immer noch das Level an sich, bzw. die besiegten Gegner. Damit man sich besonders Mühe gibt, sorgen Knock Outs dafür, dass man Geld verliert - als ein Anreiz, nicht zu sterben!
Hinter dem "Wettkampfmodus", der nur für Singleplayer ist, verbergen sich abschliessend noch drei Minispiele: Schwertkampf, Flugzeug und Motorrad. Was im Hauptspiel als Spieleelement schon ganz gut funktioniert hat macht auch hier Spaß. Zu erwähnen ist noch, dass sowohl Flugzeug als auch Motorrad mit je drei Unterkategorien scheinbar recht umfangreich sind (alle dem Abenteuer entliehen). Allerdings steht einem dauerhaften Vergnügen der gelinde ausgedrückt lasche Schwierigkeitsgrad im Wege.
TechnikLobend erwähnen möchte zuerst den Humor in dieser Versoftung. Die Teils skurilen Charaktere des Films fügen sich hervorragend ein und sorgen für viele Schmunzler. Und gleich zu Beginn fällt die schöne und vor allem atmosphärische Umgebung auf. Egal, ob es die heiße Wüste oder das kalte Meer ist, die Hintergründe wirken lebendig und tragen so sehr zur Stimmung bei. Nett anzusehen außerdem sind die vielen in Spielgrafik gehaltenen Filmsequenzen, die jeweils Handlung und Level miteinander verbinden. Auffällig ist allerdings, dass alle Figuren im Spiel dieselben Animationen nutzen - aber das ist wirklich meckern auf hohem Niveau.
Auch der Sound im Spiel lässt sich nicht lumpen. Die immer passende Musik begleitet euch und wirkt dabei niemals störend. Einzig die In-Game-Kommentare wiederholen sich und wirken sehr aufgesetzt - das kann nach einer Weile wirklich nerven.
In Sachen Steuerung, die im Grunde genommen wirklich rund ist, gibt auch es einige kleine Kritikpunkte. An sich ist sie sehr präzise ausgefallen, könnte aber auf die eine oder andere Schütteleinlage - wie z.B. das Öffnen einer Truhe - verzichten, hier hätte es ein Buttondruck eigentlich auch getan. Das die zahlreich erscheinenden Gegner weggeschüttelt werden, kann zudem auf Dauer wirklich zum Problem für die Handgelenke werden. Hier wäre eine optionale Steuerung wirklich nicht von Nachteil gewesen.
FazitEigentlich hätte "Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn" ein wirklich richtig gutes Spiel abgeben können, wären da nicht die für mich gewichtigen Faktoren der Wiimote-Fuchteleien, der Spielzeit und der Schwierigkeitsstufe. Auch wenn der Plot aufgrund der Kinovorlage nicht mehr an Dauer hergegeben hat, so sind mir vier bis fünf Stunden für das Hauptspiel einfach zu wenig. Auch die Gefahr, "Game Over" zu gehen ist nicht wirklich präsent und verleitet oftmals zum lapidaren Spielen nach dem Motto "Mir passiert ja eh nichts...".
Wirklich schade, denn für ein Lizenzspiel ist es wirklich gut, auch nicht zuletzt wegen des Koop-Spaßes. Dennoch sollten gerade etwas jüngere Spieler mit diesem Titel wirklich gut bedient sein, denn Spaß macht er allemal! Denn insgesamt bleibt eine solide Umsetzung mit kleineren Schwächen.