Golf kann ziemlich langweilig sein. Die Frage ist nur, was man daraus macht... Und What The Golf? macht vieles aus dieser Prämisse. Sehr vieles! Was als einfaches Schlag-den-Ball-zur-Fahne beginnt, endet noch vor dem Titelbildschirm mit einem Haus, welches ich auf gleiche Weise durch die Gegend schlage - oder Flaggen, die einfach nicht still halten wollen. Und das ist nur der Anfang einer langen Odyssee von Lachanfällen und ungläubigen WTF?-Momenten... Oh, Entschuldigung. Ich meinte What The Golf?-Momenten.
Im Hub angekommen, schlage ich meinen Golfball durch eine riesige Laboranlage, die merkwürdig ramponiert und größtenteils verlassen daherkommt. Ein fies dreinblickender Computermonitor versperrt mir immer wieder den Zugang zur nächsten Ebene und ich überrede ihn erst durch die Überlastung des Stromnetzes zur Kooperation. Um dies zu bewerkstelligen, lege ich mir den Weg zu den Sicherungskästen durch das Bestehen der einzelnen Level frei. Deren Hauptaufgabe ist meist sehr offensichtlich: Schlage den Golfball zur Zielflagge. Dies erfolgt durch das Zielen mit dem linken Stick und dem Drücken des A-Knopfes. Nur muss dieser Golfball kein Golfball sein.
Anfangs noch weniger abstrakt, verschieße ich mal den Schläger, mal den Golfer und mal sogar den richtungsweisenden Pfeil. Doch bald geht es weiter mit ganz anderen Objekten, die ihrerseits andere Flugeigenschaften aufweisen. Da wären Gummibälle, die nicht aufhören zu springen, Klebebälle, die an Wänden haften bleiben oder Fußbälle, die in der Luft mehrmals geschossen werden können. Aber dann geht es weiter mit Autos und Bürostühlen, die in die angegebene Richtung fahren, Küken, Eier, explosive Fässer, Fahrräder, zerbrechliche Vasen, Pferde, Ballons und und und.
Auch die Perspektive bleibt nicht gleich. Mal Third-Person, mal Top-Down, dann auf einmal Sidescroller und sogar First-Person. Hier spiele ich mal eine kleine Anspielung auf Angry Birds, dann Guitar Hero, Super Mario Bros. oder Metal Gear Solid und später gibt es ganze Abschnitte, die ihre Inspiration von Super Meat Boy, Portal oder Superhot beziehen. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und jedes Mal, wenn ich dachte, jetzt hätte ich alles gesehen, zauberten die Entwickler mir wieder ein Lächeln ins Gesicht und überraschten mich mit einer neuen Idee.
Das einfache Abschließen eines Levels ist leicht erreicht. Oft sind es nur ein oder zwei Löcher, die man spielen muss und es stehen unendlich viele Versuche und Schläge zur Verfügung. Betritt man den Level aber erneut, müssen zwei weitere Herausforderungen bewältigt werden, um den Level 100%ig abzuschließen. Häufig besteht der erste Test daraus, den Kurs auf Par zu beenden - das heißt. eine als gute Leistung eingestufte Anzahl Schlägen nicht zu überschreiten. Aber auch Wettrennen gegen die Zeit (oder ein Schaf), über den Kurs verteilte Hindernissen auszuweichen oder gewisse Objekte zu zerstören, stehen an der Tagesordnung. Diese Meisterprüfungen sind für das Erleben der Haupthandlung und das Vorankommen glücklicherweise nicht notwendig. Nur wer alle Level einer Ebene mit einem Krönchen beendet, darf sich ein Souvenir in seine Trophäenhalle stellen. Für Profis sind zudem tägliche Herausforderungen und eine Highscoreliste mit von der Partie.
Doch bei aller Euphorie habe ich dennoch etwas an der Steuerung zu bemängeln. Der Gyroscope hat mich zwar anfangs eiskalt erwischt, lässt sich in den Optionen allerdings auch ausschalten. Doch leider hatte ich häufig Probleme mit der Zeitlupe. Diese wird nämlich beim Schlagen des Balls aktiviert und in so manchen Situationen kam es vor, dass sich diese nach dem Schlag nicht mehr deaktivierte. Und so steckte ich in einer Zeitlupenversion des Spielgeschehens fest, in der sich mein Ball nicht mehr bewegen ließ.
Zweiter Kritikpunkt ist der Multiplayer. Es gibt einen und er ist großartig. Zwei Kontrahenten treten in einem Elf-Loch-Spiel an und sammeln dadurch Punkte. Diese Punkte stellen im zwölften Finalspiel ihre Lebenspunkte dar - und wer sich dort den Sieg holt, gewinnt die Partie. Leider nur ist keine Auswahl vorhanden. Weder die Spiele, noch deren Anzahl, noch nicht einmal die Charaktere sind bestimmbar. Zudem ist es auf zwei Personen begrenzt - warum bloß?
FAZITErstklassiger Gute-Laune-Titel! Die Entwickler haben wirklich einiges aus der Grundidee heraus geholt und fordern neben Hand-Auge-Koordination die Lachmuskeln. Der Multiplayer ist eine nette Dreingabe, hätte allerdings sooooviel mehr sein können. Ich sage: Holt euch What The Golf?!