Cover: VVVVVVVVVVVV ist ein Indie-Platformer, der 2010 von Terry Cavanagh als Ein-Mann-Projekt entwickelt wurde. Man steuert Captain Viridian, ein Alien, der mit seinem Schiff und seiner Crew in einer unbekannten Dimension gestrandet ist. Beim Versuch, sich nach Hause zu teleportieren, geht etwas schief, und die Crewmitglieder werden stattdessen in der ganzen Dimension verteilt. Nun liegt es an Viridian, die Umgebung zu erkunden, seine Freunde zu finden und sicher nach Hause zu bringen.

Viridian kann nicht springen, dafür aber die Gravitation verändern und auf Knopfdruck entweder auf dem Boden oder an der Decke stehen. Mithilfe dieser Fähigkeit bewegt er sich durch die fremde Dimension und weicht dabei Gegnern und Stacheln aus. Stacheln bestimmen das Bild der Dimension, sind überall zu finden und sogar der ungewöhnliche Namensgeber für das Spiel. Denn wenn man viele dreieckige 2D-Stacheln aneinander reiht, sieht das so ähnlich aus wie viele aneinander gereihte V's. Übrigens beginnen die Namen der sechs Crewmitglieder ebenfalls alle mit V.

Allein im weiten All
Und so begibt sich Captain Viridian in insgesamt fünf Dungeons, an deren Enden jeweils ein Crewmitglied auf seine Rettung wartet. Diese sind in eine offene Spielwelt eingebettet, die in einzelne Bildschirme aufgeteilt ist. Nach Abschluss des ersten Dungeons kann man sich in der Oberwelt frei bewegen, auch die Reihenfolge der anderen Dungeons darf man sich aussuchen. Damit man sich nicht verläuft, kann man jederzeit mit den Schultertasten auf eine Karte zugreifen, allerdings werden nur diejenigen Bereiche anzeigt, in denen man bereits gewesen ist.
Screenshot Screenshot
Die Spielwelt ist überschaubar, dennoch gibt es ein Netzwerk von Teleportern, mit denen man sich von einem Ort zum anderen beamen kann, sobald man sie gefunden hat. Es wurde sich sichtlich Mühe gegeben, der Spielwelt Leben einzuhauchen. Die Crewmitglieder haben alle ihre eigene Persönlichkeit, und überall lassen sich Terminals mit kleinen Story-Häppchen finden, durch die man etwas über die unbekannte Dimension erfahren kann. Ein guter Weg, um dem Spiel Charakter zu verleihen, ohne dass das Gameplay zu sehr in den Hintergrund rückt.
Screenshot Screenshot
Die Dungeons folgen meist einem bestimmten Thema, der blaue Dungeon ist z. B. voller Seile, die sofort die Gravitation verändern, sobald Viridian sie berührt, während der rote Dungeon ein Autoscroller ist. An bestimmten Stellen im Spiel gelangt man zudem in die sogenannten Intermission-Level. Hier wird man in eine andere Dimension gebeamt und muss einen Teleporter finden, um zurückzugelangen. Obendrein sind in der Spielwelt 20 Sammelobjekte, die "Trinkets", verstreut. Diese sind entweder auf der Oberwelt versteckt oder als Belohnung für besonders schwere Bildschirme innerhalb der Dungeons zu erhalten.
Screenshot Screenshot
Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist durchgehend hoch, aber das Leveldesign in den Dungeons ist klasse und es macht großen Spaß, die Stacheln und Hindernisse zu überwinden. Viele Passagen erfordern präzise Bewegungen und das richtige Timing bei der Ausführung der Flips. Glücklicherweise gibt es auf fast jedem Bildschirm Checkpoints, an denen man sofort respawnt, sodass man beim Tod kaum Fortschritt verliert und der Spielfluss nicht unterbrochen wird. Häufiges Sterben gehört aber ohnehin zum Spiel, dadurch bleibt die Frustration niedrig und man ist gewillt, eine Stelle immer wieder zu probieren, bis man sie schafft.
Screenshot Screenshot
Extras und Multiplayer
Das Hauptspiel ist nicht besonders lang und locker in zwei bis drei Stunden zu machen. Nach dem Abschluss der Story schaltet man allerdings einige Extras frei. Im Time Trial-Modus kann man die Dungeons einzeln anwählen und versucht, sie so schnell wie möglich abzuschließen. Der "Flip Mode" spiegelt das gesamte Spiel auf der vertikalen Achse. Schafft man es außerdem, alle 20 Trinkets einzusammeln, schaltet man das "Secret Lab" frei, ein geheimes Labor, in dem man nicht nur seine Trophäen betrachten kann, die man für bestimmte Errungenschaften im Spiel erhält, sondern man erfährt hier auch das eigentliche Ende der Story.
Screenshot Screenshot
Zusätzlich sind 18 von Fans erstellte Level im Spiel enthalten. Diese wurden mit dem Level-Editor erstellt, der in der PC-Version des Spiels zu finden ist. Auch wenn es der Editor nicht auf die Switch geschafft hat, kann man also einige der besten von Fans kreierten Level auf der Switch genießen. Diese "Player Levels" reichen von einzelnen Dungeons bis hin zu großen Welten, die es vom Umfang her mit dem Hauptspiel aufnehmen können. Auch die Schwierigkeit reicht dabei je nach Level von eher einfach bis bockschwer, sodass für jeden etwas dabei ist.
Screenshot Screenshot
Die Switch-Version von VVVVVV hat mit dem brandneuen Multiplayer-Modus auch eine exklusive Neuerung zu bieten. Sowohl das Hauptspiel als auch die von Fans erstellten Level lassen sich zu zweit im lokalen Co-op-Modus spielen. Das Ganze funktioniert gut, kann aber ziemlich hektisch werden. Denn sobald ein Spieler den nächsten Bildschirm betritt, wird der andere automatisch zu ihm teleportiert. Dennoch ist es klasse, dass man die unbekannte Dimension jetzt auch zu zweit erkunden kann.
Screenshot Screenshot
Optisch ist das Spiel an die grafischen Fähigkeiten des Commodore 64 angelehnt, wodurch es sich von den vielen anderen Retro-Games spürbar abhebt. Der Switch-Port ist technisch einwandfrei und läuft in flüssigen 60 Frames pro Sekunde. Zu Beginn mutet aber die Steuerung vielleicht etwas schwammig an, da Viridian leicht über den Boden rutscht, wenn man in hohem Tempo läuft und dann stehen bleiben will. Dies ist allerdings so gewollt und hängt mit dem Momentum von Viridian zusammen - man gewöhnt sich schnell daran. Der phänomenale Soundtrack stammt von Chiptune-Produzent Magnus "SoulEye" Palsson und trägt sehr positiv zum Spielerlebnis bei.
Screenshot Screenshot
Fazit
VVVVVV ist ein toller und einzigartiger 2D-Platformer. Auch sieben Jahre nach seiner Erstveröffentlichung ist er definitiv einen Blick wert. Die geringe Spielzeit der Hauptstory wird durch die vielen Extras und von Fans erstellten Level ausgeglichen. Der C64-Charme und der überragende Soundtrack runden dieses gelungene Spiel ab. Wer Platformer mag und sich von einem etwas höheren Schwierigkeitsgrad nicht abschrecken lässt, sollte sich VVVVVV nicht entgehen lassen.
«CaptainOlimar» Singleplayer: 86%
Multiplayer: 80%


Verfasst von «CaptainOlimar» am 22.11.2017,
bemustert durch Nicalis
für bis zu 2 Person/en
Release am 17.11.2017