Die Transformers wenden sich dem Rundenbasiertes-Strategie-Spiel-Genre zu, denn im Stile von Fire Emblem oder Advance Wars spielt sich Transformers: Battlegrounds. Natürlich treten - wie sollte es auch anders sein? - die guten Autobots gegen die bösen Decepticons an, und wir spielen auf Seiten der Autobots. Mit einem recht cleveren Twist wird uns zuerst erklärt, wie wir dazu kommen, Teil dieser Auseinandersetzung zu werden und es geht direkt über in ein Tutorial, in welchem wir Bumblebee unsere ersten Einsatzbefehle geben.
Das Gameplay bedient sich eines Drei-Punkte-Systems, das heißt, jeder agierende Autobot hat in jeder Runde stets drei Aktionspunkte parat. Zuerst bestimmen wir, ob Autobot X sich bewegen oder von seinem aktuellen Standort aus angreifen soll. Je nachdem, wie wie er sich bewegen, oder welchen Angriff er ausführen soll, kostet ihn das einen, zwei oder alle drei Punkte. Während wir uns also bis zu dreimal pro Runde bewegen können, können wir aber in jedem Fall nur höchstens einmal angreifen. Eine Möglichkeit wäre also, sich aus der Deckung heraus näher zum Feind zu bewegen, was, bei wenigen Schritten, nur einen Punkt kostet, dann einen Standardangriff durchzuführen, was auch nur einen Punkt kostet. Mit dem verbleibenden Punkt können wir uns nun entweder nochmals bewegen, oder aber den Punkt auch verfallen lassen und einfach nichts weiter machen.
Das Praktische ist, dass es uns überlassen bleibt, welcher Autobot welche Handlung in welcher Reihenfolge tätigt. Zum Beispiel: Erst Wheeljack hierhin laufen lassen, dann soll Arcee schießen, jetzt soll Wheeljack heilen, nun läuft Grimlock da drüben rüber, dann folgt er Wheeljack und Arcee soll einfach stehen bleiben. Wenn wir allerdings die Runde abschließen und dann die Gegenseite an der Reihe ist, haben wir keinerlei Einfluß mehr auf das Geschehen und müssen warten. Was immer auch passiert, passiert. Deshalb sind geschicktes Vorgehen und Planung oberstes Gebot, denn erst wenn wir wieder dran sind, können wir das Geschehen beeinflussen. Das Ganze spielt sich solange ab, bis wir von den Decepticons besiegt wurden, oder wir das geforderte Missionsziel erreicht haben. Das kann zum Beispiel lauten: "Besiege alle Decepticons!", "Halte 5 Runden durch!" oder "Bringe die Autobots zur markierten Position auf der Karte!".
Um das Terrain ebenfalls mit einzubeziehen, oder ganz allgemein mehr Taktik zu ermöglichen, können etwa parkende Autos oder große Energonwürfel angeschossen und so zum Explodieren gebracht werden, sodass direkt herumstehende Transformer Schaden nehmen. Oder es gibt Angriffe, die Transformer nach einem Treffer gegen Objekte schleudern, was ihnen zusätzlichen Schaden zufügt. Oder wir können - je nach Autobot - eine Aktion wählen, die ihn nicht angreifen, sondern in Bereitschaft warten lässt. Ist dann die Gegenseite dran und bewegt sich ausreichend nah an unserem Autobot vorbei, zögert dieser nicht und feuert sofort - Treffer garantiert.
Auch haben alle Autobots Spezialaktionen, die einen, zwei oder gar alle drei Punkte kosten, aber entweder immensen Schaden anrichten, die Mobilität erhöhen, oder auch mehrere Gegner auf einen Schlag erwischen. Ungeachtet dessen gibt es nochmals besonders mächtige Aktionen, die aber immer nur alle paar Runden ausgeführt werden können, weil für diese zuerst eine links eingeblendete Leiste ausreichend gefüllt sein muss, und diese füllt sich nach jeder Aktion um ein klein wenig mehr. Doch welche Aktion auch immer gewählt wird, es ist stets und ständig darauf zu achten, dass all diejenigen erwischt werden können, die im Schadensradius stehen - also auch unsere Autobots. Lohnt es, in den sauren Apfel zu beißen, Autobot X seine Spezialaktion durchführen zu lassen und dabei gleich drei Gegnern auf einmal zu schaden, aber eben leider auch unserem Wheeljack Lebensenergie zu kosten? Entscheidungen, Entscheidungen, Entscheidungen... Um uns diese zu erleichten, wird aber vor Bestätigung eine Aktion immer eingeblendet, in welchem Radius wir uns bewegen können, in welchem Radius Schaden möglich wäre, wer wie stark Schaden nehmen oder wer gegen welches Objekt geschleudert werden würde...
Der Schwierigkeitsgrad ist vor jeder Mission in drei Stufen einstellbar. Wobei die leichteste Stufe leider etwas zu leicht und die schwerste eine Spur zu schwer ist. Die mittlere indes ist genau die richtige Herausforderung: Minimal unfair, also die Gegenseite hat einen leichten Vorteil, doch kleinere Fehler werden ab und an verziehen, und mit Umsicht und Planung ist letztlich immer alles schaffbar. Es bringt allerdings keinen Vorteil, sich für diese oder jene Schwierigkeitsstufe zu entscheiden, außer eben, die Herausforderung als solche zu verschärfen, denn es gibt jedes Mal dieselben Dinge für das Erreichen eines Missionsendes.
Das ist vor allem (virutelles) Geld einer Art Währung, mit der wir unsere Transformers nicht unbedingt verbessern, aber verändern können. Denn wir können ihnen andere Fähigkeiten hinzukaufen, die allerdings ihre jeweils aktuellen Fähigkeiten überschreiben. Wir haben also im Gefecht immer die exakt gleiche Menge Angriffe zur Auswahl, doch wir dürfen festlegen, welche Angriffe dies sind. Die Zahl der zur Vergabe möglicher Angriffe wächst mit jeder zweiten bis dritten Mission um weitere an.
TECHNIKTransformers: Battlegrounds ist optisch in Ordnung. Es hält sich an an den Look der derzeitigen Transformers-Generation, weshalb es sehr, sehr kindlich wirkt. Doch es wäre ein Fehler, sich auch als Erwachsene/r vom kindlichen Äußeren täuschen zu lassen, denn Transformers: Battlegrounds ist und bleibt ein rundenbasiertes Strategiespiel, das akzeptablen taktischen Tiefgang bietet. Akustisch ist Transformers: Battlegrounds ziemlich gelungen. Die Soundeffekte sind allesamt passend und der Serie entliehen, und die Musiken sind hochwertig und leicht treibend. Es gibt also nichts an ihnen auszusetzen, doch bleiben sie auch nicht im Ohr oder regen zum Mitsummen an.
Es gibt sogar regelmäßig vor und nach Misionen kleine Filmsequenzen, in denen die Story vorangetrieben, bzw. uns erklärt wird, worum es in der nächsten Mission geht. Diese Sequezen bieten sogar deutschen Bildschirmtext, bzw. deutsche Sprachausgabe. Leider klingt diese Sprachausgabe sehr häufig deutlich geixt und bisweilen nicht emotionsstark genug.
Die Steuerung ist simpel, also schnell zu verstehen, und es gibt keine bei ähnlichen Spielen sonst üblichen Untermenüs. Dazu kann die Kamera jederzeit gedreht oder zum Heran- und Wegzoomen genutzt werden. Sehr gut. Verwunderlich ist allerdings, dass - theoretisch - auch mit nur einem Joy-Con gespielt werden kann, sich dieser eine Joy-Con dann allerdings wie die linke oder rechte Hälfte eine Controllers verhält, bei dem eben die andere Hälfte der Bedienelemente fehlt. Mit anderen Worten: Bei nur einem Joy-Con moniert Transformers: Battlegrounds nicht, dass man eigentlich zwei Joy-Con zum Spielen benötigt.
Das Gameplay bietet alle Zutaten, die für ein Spiel des Genres notwendig sind, geht aber nicht genug in die Tiefe dessen, was für echte Immersion benötigt wird. Zu keiner Zeit habe ich während einer aktuellen Mission alles um mich herum vergessen, oder war in der Taktik versunken. Es war vielmehr nett, es mal hier, mal dort für 1-2 Stündchen weiterzuspielen, ohne mich aber wirklich hineindenken zu müssen - häufig war jeder nächste Schritt einfach offensichtlich und eine brenzlige Situation wurde, wie kam es mir oft vor, eher zufällig aufgelöst und nicht, weil ich einen cleveren Move ausspielte.
Transformers: Battlegrounds bietet nicht ausreichend Möglichkeiten, seine Truppe wirklich zu skillen oder Beziehungen untereinander aufbauen zu lassen, Waffenupgrades zu vergeben und so weiter. Auch sind sich viele der Autobots in ihren Fähigkeiten viel zu ähnlich und es genügte zu häufig, mit Optimus und Prime und Grimlock im Team, einfach mit brachialer Kraft auszuteilen. Auch ist es im Grunde völlig irrelevant, dass die Transformers ja sozusagen Hybriden aus vermenschlichten Robotern und Vehikeln sind. Sie legen zwar hin und wieder eine Distanz in Fahrzeug- oder Flugzeug-Gestalt zurück, doch verwandeln sich danach immer sofort in ihre antropomorphe Roboter-Form zurück.
Dabei wäre es so leicht gewesen, wenn sich beispielsweise Optimus Prime in LKW-Form postieren hätte dürfen, um seinen Autobots als Deckung herhalten zu können, oder wenn Windblade aus der Luft heraus Lasersalven abfeuern hätte können. Welche anderen Vor- oder Nachteile es dann hätte haben können, gerade in dieser oder jener Form zu sein, hätte dann ebenfalls in die Gefachtsentscheidungen einfließen können. Man könnte sich zum Beispiel pro Runde noch weiter fortbewegen, aber dafür sind die Angriffe sehr schwach, oder man nimmt doppelten Schaden... Chance vertan! Und so ist das, was die Transformers seit jeher ausmacht, das Verwandlungsfeature, zur Fußnote degradiert worden.
Wem die Singleplayer-Missionen nicht ausreichen, kann in den Arcade-Modus wechseln. Hier gilt es nicht, eine Storyline durchzuexerzieren, sondern je nach einer der fünf Varianten eine geforderte taktische Vorgehensweise anzuwenden. Darüber hinaus ist jeder der fünf Arcade-Modi zu zweit spielbar. Nur leider nicht gegeneinander, sondern immer nur miteinander, sodass vier Autobots auf unserer Seite befehligt werden, aber Spieler/in 1 kontrolliert zwei Autobots, Spieler/in 2 die anderen beiden. Das ist einerseits natürlich eine nette Abwechslung, aber für richtigen Spielspaß wäre andererseits notwendig gewesen, gerade in einem dedizierten Zwei-Spieler-Modus, wenn beide Spieler/innen sich für eine der Fraktionen - Autobots oder Decepticons - entscheiden und dann gegeneinander antreten würden.
Vor allem würden einige der Modi das locker hergeben. Wie etwa Capture the Flag, oder einfach ein Standardgefecht, bei dem solange gespielt wird, bis auf einer Seite kein Transformer mehr übrig ist. Die übrigen Modi sind für sich genommen echt coole Varianten, darunter auch ein Endlos-Modus, bei dem man mit seinen Autobots solange gegen immer wieder neu auftauchende Deceticons-Wellen so viele Runde wie nur irgendmöglich bestehen muss, oder es um einen Energon-Vorrat geht und beide Fraktionen versuchen, soviel wie möglich davon in Besitz zu bringen. In einer Variante darf man sogar ausnahmsweise einmal als die Decepticons gegen die Autobots spielen. Wieso diese Möglichkeit nicht zumindest im Arcade-Bereich immer verfügbar ist - ich weiß es nicht.
Und obwohl die fünf Arcade-Modi gern gesehen sind, machen sie allein gegen die CPU doch am meisten Spaß, denn zu zweit muss man sich ja ohnehin absprechen, wer jetzt welchen Autobot wie agieren lässt. Blinder Aktionismus würde eh zu nichts als Chaos führen, zumal ja beide auf derselben Seite kämpfen. Letzten Endes, denn es wird ja eben nicht in Echtzeit gekämpft, drückt man also nicht selbst jedes Mal die Buttons, sondern lässt das zu 50% der Zeit jemand anderes tun, was auf Dauer eher stört. Wie gesagt, schade, dass man nicht gegeneinander antreten kann. Das hätte den Multiplayer zu einem weiteren Kaufargument werden lassen können.
FAZITFür erfahrene Taktiker/innen dieses Genres ist Transformers: Battlegrounds nur auf der schwersten Stufe sinnvoll, es dürfte aber selbst dann nicht ausreichend Spieltiefe bieten. Für Kinder und Teenager, noch dazu, wenn es Transformers-Fans sind, ist Transformers: Battlegrounds das passende Spiel für den Genreeinstieg, denn die relative Unkomplexität und der auf den ersten beiden Stufen gebotene Schwierigkeitsgrad, sind dann genau das Richtige. Der Story-Modus ist mit seinen 6-10 Stunden noch ausreichend, bleibt aber deutlich unter der sonst üblichen Durchspieldauer eines solchen Titels. Beim Arcade-Modus bleibt man zudem nur ein paar Runden hängen, und man fragt sich währenddessen regelmäßig, warum nicht auch gegeneinander gespielt werden kann, wenn hier schon ein Multiplayer implementiert wurde.