Cover: Thy SwordEs mag nach dem üblichen Fantasy-Einheitsbrei klingen, wenn ich Thy Sword beschreibe: Magische Bedrohung, fieser Oberbösewicht, umherstreifende Kreaturen. Auf der Heldenseite haben wir stählerne Muskeln, scharfe Klingen, gespannte Bögen; und als Garnitur jede Menge Blut, Gold und Edelsteine. Es sind eher Optik und Spielbarkeit, die dem wohlbekannten Setting einen eigenen Anstrich geben. Die groben Pixelmodelle könnten von einem Heimcomputer der 80er stammen - einzig und allein die hohe Farbpalette kommt mir modern vor. Diese ist jedoch sehr gut gewählt, lässt mich Gegnerarten voneinander unterscheiden und sorgt zusammen mit dem Soundtrack für einen düsteren und bedrohlichen Flair. Nicht umsonst werden im Abspann dem C64 und Amiga gehuldigt.

Um das Abenteuer zu beginnen, suche ich mir einen Charakter aus. Stehen mir zunächst der Barbar und die Walküre zur Auswahl, schalte ich im Handlungsverlauf neue Klassen, wie etwa den Paladin, den Wikinger oder den Schurken, frei. Steuerung und Spielbarkeit sind bei allen weitestgehend identisch, sie unterscheiden sich oft lediglich in kleineren Attributen oder der mitgebrachten Ausrüstung bei Spielbeginn.

Auf der Weltkarte sollen dann die einzelnen Level abgeschlossen und dabei fünf Edelsteine aus den Fängen der verteilten Bosse entrissen werden, um im Anschluss dem Obermotz auf die Glocke zu geben. Ein Level besteht dann aus fünf oder mehr einzelnen Bildschirmen, in welchen ich erst jeden Gegner abschlachten muss, um dann in den nächsten Raum gehen zu dürfen. Und "abschlachten" ist das richtige Wort, denn an rotem Lebenssaft wird nicht gespart.
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Die Räume sind stets zufallsgeneriert und umfassen mehrere Plattformen. Das Manövrieren der Spielfigur ist nur selten das Problem und Fallen oder ähnliches sehr selten. Hier steht vielleicht mal ein explodierendes Fass und dort sind ein paar Stacheln am Boden, aber ohne Fallschaden und mit hilfreichen Leitern ist das Plattforming wenig anspruchsvoll. Der Anspruch kommt viel mehr von den Gegnern. Diese erscheinen in relativ großer Varianz und ziehen mir bei Unachtsamkeit gerne mal mehr Lebenspunkte ab, als mir lieb ist.
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Neben Schlagen, Springen, Blocken und Bogenschießen führt der Charakter auf Knopfdruck einen Finisher aus. Diese Drehung, welche so gut wie jeden Gegner mit einem einzigen Treffer enthauptet, bringt zusätzliches Gold ein, muss allerdings präzise platziert sein. Ansonsten ist das Einstecken eines Gegentreffers quasi unvermeidlich. Werde ich gänzlich in die Enge getrieben, greife ich auf den einmal pro Level einsetzbaren Zauber zurück, der alle Gegner auf dem Bildschirm abmurkst.
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Zwischen den Leveln besuche ich ein Nachtlager. Hier lässt sich die Beute bei zwei Händlern gegen nützliche Gegenstände tauschen oder sie kann bei ein paar Runden 17 und 4 verwettet werden, um doppelten Reibach zu machen. Die Gegenstände verleihen meinem gewählten Helden mehr Angriffskraft, weitere Lebenspunkte oder erhöhte Mobilität. So zog mein Barbar zum Spielende mit Feuerschwert und Doppelsprung wie ein Derwisch durch die Ebenen und meisterte auch schwierigere Passagen fast mühelos. Der Schwierigkeitsgrad blieb zwar durchgehend gleich, lässt sich zu Spielbeginn allerdings mit der Menge an Continues skalieren.
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Anfängern und leicht frustrierten Spielern rate ich unbegrenzte Versuche einzustellen, um beim Ableben am Levelanfang wieder einsteigen zu dürfen. Daneben gibt es die Variante mit drei möglichen Neustarts und für Hartgesottene oder Rouge-Liebhaber die Version mit sehr schnellem, permanentem Tode. Wer zudem nicht allein gegen das Böse zu Felde ziehen möchte, schnappt sich einen Mitspieler im lokalen Modus. Neben einem Duell-Areal, in welchem sich die beiden Kontrahenten gegenseitig bekriegen, lässt sich die gesamte Kampagne im Co-Op erleben. Allerdings muss auf das Friendly Fire geachtet werden und das Aufteilen der Beute schwächt die auch schon im Solomodus schleppende Charakterprogression.
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FAZIT
Auch wenn die Eingewöhnungsphase etwas lang ist, bietet Thy Sword genau das, was versprochen wird: Einen Old-School-Platformer mit odentlich Geschnetzel und so mancher Herausforderung. Die einstellbaren Credits stellen eine Erleichterung dar und der solide, wenn auch fordernde Multiplayer macht Spaß.
Simon Singleplayer: 73%
Multiplayer: 68%


Verfasst von Simon am 18.05.2020,
bemustert durch Ratalaika Games
für bis zu 2 Person/en
Release am 15.05.2020