Londons Unterwelt in AngstWir schreiben das Jahr 1849 und ganz London steht vor einer Revolution der Verbrechensbekämpfung. Scotland Yard wird in genau 100 Tagen ihre wegweisende KI-Technologie - genannt "Der Basilisk des Teufels" - in Betrieb nehmen und somit dem gesamten Verbrechen der Stadt ein Ende bereiten. Da du allerdings mit dieser Art des Geschäfts deinen Lebensunterhalt verdienst, bist du der aufkommenden Entwicklung selbstverständlich abgeneigt und versuchst alles in deiner Macht stehende zu tun, dieses Vorhaben zu vereiteln.
100 Tage entsprechen dabei derselben Anzahl von geglückten oder missglückten Einbrüchen, die dir schlussendlich den Zugang zu Scotland Yard zu ermöglichen und dem Basilisken noch vor Inbetriebnahme endgültig den Stecker zu ziehen. Doch als einer der kleinen, mittellosen Ganoven ist das noch ein weiter Weg. So machst du dich mit einem Schlagstock bewaffnet erst einmal auf einen einfachen Raubzug in den Slums der Themsenstadt und sackst alles an grünen Scheinchen ein, was dir unter die Finger kommst. Doch schnell wird dir klar, das Geld liegt nicht einfach so auf der Straße. Die wahre Beute liegt hinter Passwörtern und Firewalls gut gesichert auf digitalen Bankkonten. Und so investierst du deine gerade gemachten Gewinne in allerlei Updates und Modifikationen deiner selbst, um den ganz großen Reibach zu machen.
Geld regiert die WeltRoboter patroulieren in den Gebäuden, Drohnen fliegen umher und Sicherheitsterminals wollen von dir gehackt werden. Gadgets, wie etwa Bomben, Fernzünder oder EMPs lassen dich in den zufallsgenerierten Level besser vorankommen. Eingeschleuste Bugs in die PCs deiner Opfer füllen dein Bankkonto auch nach einem Besuch in ihrem Allerheiligsten fleißig mit Geld. Und erfolgreiche Hacks in die Polizeicomputer verzögern dessen Erscheinen am Zielort, solltest du entdeckt werden, oder verlängern sogar deine Spielzeit.
Auch dein eigener Körper hält der Modernisierung nicht stand. Anstatt Fähigkeiten mit Level-Ups oder Erfahrungspunkten zu verdienen, kaufst du dir einfach die nötigen Fähigkeiten zusammen. Von Saugnäpfen an den Fingern über Hochdruckdampf absondernde Schuhsohlen oder kupferlegierten Beckenknochen, bis hin zu im Blutkreislauf eingepflanzten Nanomaschinen haben sich die Entwickler viel einfallen lassen, um dir das Haften an Wänden, Doppelsprünge, schnellere Bewegungen und sogar Teleportation schmackhaft zu machen.
Doch all diese Verbesserungen setzen natürlich eines voraus: Geld! In den Slums ist nach bereits kurzer Zeit nicht mehr viel herauszuholen und du musst dir die Sicherheitsfreigabe für einen lukrativeren Stadtteil erkaufen. Nachdem der Hafen und das Nobelviertel abgegrast sind, streckst du deine Fühler nach abermals höheren Zielen aus. In den Casinos und Banken lagern die wahren Schätze. Um dort erfolgreich heranzukommen, musst du an einer wahren Armada von Sicherheitsvorkehrungen vorbei. Was am Anfang noch ein paar patroulierende Schrottkübel sind, werden später Hochsicherheitsroboter. Hart im Nehmen und gnadenlos. Auch darfst du dich mit Minen, Kameras, Sicherheitstüren, Stachelfallen und Selbstschussanlagen auseinandersetzen, um an die erhoffte Beute zu gelangen.
GameplayVon deiner mobilen Basis aus, lässt du dich mit deiner Fluchtkapsel direkt vor der Haustür des Objekts der Begierde fallen. Du verschaffst dir daraufhin Zugang ins Haus und hast oft ein kleines Labyrinth vor dir. Springst du gegen eine Wand, rutscht du langsam an dieser herunter. Drückst du jedoch den Controllstick nach oben, verweilst du an Ort und Stelle und kannst somit den richtigen Moment abpassen, dich wieder fallen zu lassen.
In den meisten Fällen geht es darum, dem gut dargestellten Sichtkegel der Roboter auszuweichen, sie umkehren oder den Sichtbereich aus Deiner Richtung entfernen. Beginnst du das Hacken, musst du die angegebene Richtung mit dem Stick oder D-Pad eingeben. Bei den meisten Computern hast du dafür lange Zeit und eine falsche Eingabe straft dich nicht, doch Minen beispielsweise explodieren gerne mal unter deinen Füßen, solltest du die Eingabe vermasseln. Auf der linken Schultertaste schleichst du, was später für geräuschempfindliche Gegnertypen oder das langsame Fortbewegen nahe einer Kante zu empfehlen ist, und mit der rechten Schultertaste hast du Zugriff auf die mitgebrachten Tools, welche du mit dem A-Knopf aktivieren kannst. So hüpfst und schleichst du dich durch zufallsgenerierte Häuser auf der Suche nach fetter Beute und hast du alles eingesackt, geht es zurück zur Kapsel.
Wirklich leicht ist so ein Raubzug leider selten. Roboterbewegungen sind in der Regel sehr schnell zu durchschauen, sie bewegen sich auf einer Ebene von einem Hindernis zum anderen, doch die Drohnen sind nur schwer zu kalkulieren. So kommt es durchaus vor, dass du minutenlang an einer Wand klebst, nur um den richtigen Moment zum Zuschlagen abzuwarten. Dazu noch das teilweise fragwürdige Levellayout. Wenn ein Raum überhaupt keine Verbindung zum Rest des Gebäudes aufweist, musst du nach Alternativen suchen. Doch gerade dieser Nervenkitzel und das improvisierte Planen deines nächsten Schrittes macht den Reiz von The Swindle aus. Nur gelegentlich nimmt sich das Spiel seltsamerweise Freiheiten mit der Interpretation deiner Eingaben, wenn es zum Beispiel um Wandsprünge oder Interaktion mit Objekten in unmittelbarer Nähe zueinander geht. Auch manche Gegner können dich eigentlich unmöglicherweise hinter verschlossenen Türen entdecken. Oh, und Vorsicht vor dem Fallschaden!
Glücklicherweise hast du während deiner Raubzüge kein Zeitlimit, solange du nicht erwischt wirst. Doch sobald sich jemand deiner Anwesenheit bewusst ist, verfärbt sich der Bildschirm rot, alle Blechbüchsen verfallen in Alarmbereitschaft und die Uhr, bis die Polizei vor Ort ankommt, tickt. Da heißt es Beine in die Hand nehmen und versuchen, die Fluchtkapsel lebend zu erreichen, denn ansonsten war es das für deinen Einbrecher und du gehst diese Runde leer aus. Seinen Platz und die erworbenen Fähigkeiten nimmt dann ein anderer Gauner ein. Der einzige Nachteil ist der vergeudete Tag und der verlorene Bonus auf bereits geglückte Raubzüge. Nur wenn du es innerhalb der 100 Tage Spielzeit nicht schaffen solltest, Scotland Yard erfolgreich zu infiltrieren, musst du ganz von Vorne beginnen.
PräsentationWie du meiner bisherigen, euphorischen Beschreibung entnehmen kannst, macht The Swindle einen unglaublich guten Job mit der Präsentation seiner Spielwelt. Die hiesige London-Variante wird sehr gut durch Levelbeschreibungen, Hintergründe und Raumgestaltung erklärt. Auch durch ein paar Neuerungen wurde die Welt gut erweitert. Während ich mich noch an statische Bildschirme und lange Ladezeiten in der Wii-U-Version erinnere, läuft das Spiel nun sehr viel besser. Dargestellte Computermonitore flackern gelegentlich, das Upgrade-Menü scrollt flüssig ineinander über und tödliche Stacheln werden mit einem warnenden Rotlicht visualisiert. Der Artstyle ist hübsch anzusehen, die Soundkulisse überzeugt und die Musik lässt richtigen Nervenkitzel aufkommen. Auch die bemängelten Abstürze der Wii-U-Version gehören zum Glück der Vergangenheit an. Nur einmal bleib mein Meisterdieb halb in einer Wand stecken und ich musste ihn terminieren.
FazitThe Swindle ist ein wunderschönes, immersives Spieleerlebnis. Bedachtes Vorgehen wird vorausgesetzt und dementsprechend belohnt. Das umfangreiche Fähigkeitssystem lädt immer wieder zum Ausprobieren neuer Taktiken ein und dank dem mittlerweile gut funktionierenden, technischen Grundgerüst, ist dieses Rouge-like jedem bedenkenlos zu empfehlen.