Die junge Agentin Noomi Kovacs hat gerade ihre Ausbildung an der Akademie abgeschlossen, um von nun an in einer Agentur zu arbeiten und jene Dinge zu tun, die von sogenannten Geheimagenten erwartet werden. Problematisch ist für sie jedoch, dass sie aufgrund ihrer geringen Erfahrung nur kleine Aufgaben übernehmen darf und sich deshalb langweilt. Clever wie sie ist, schmiedet sie schnurstracks den Plan, sich durch einige kleinere Lügen und Missverständnisse in eine große Angelegenheit zu manövrieren, an der sie sich beweisen kann.
Gameplay und SteuerungHierbei handelt es sich um ein Point-and-Click-Adventure, vergleichbar mit den alten LucasArts Titeln, wobei man sich hier auf allein zweidimensionalen Ebenen bewegt, ohne im Vorder- beziehungsweise Hintergrund laufen zu können. Dies erreicht man, indem man den linken Stick bewegt und mit dem Rechten kann man mit Objekten oder Personen interagieren, um die Geschichte voranzutreiben. Direkt von Anfang an fällt dann auch auf, wie langsam die Protagonistin läuft, was in dem eher kleinen Setting zwar nicht so sehr ins Gewicht fällt, aber definitiv erwähnt werden muss.
Elementar sind für das Genre die Rätsel, welche sich hier in zwei Kategorien einteilen lassen: das Bewältigen von Dialogen und kleine Geschicklichkeitseinlagen. Bei dem ersteren hat man einige Dokumente über die Person am anderen Ende der Strippe vor sich liegen und muss mit ihnen die geforderten Informationen aus ihnen herauspressen. Dabei reichen jedoch nicht nur die Dokumente, sondern das logische Denken muss für gewisse Schlussfolgerungen benutzt werden. Wenn man sich zum Beispiel als die ehemalige Mitbewohnerin einer zu untersuchenden Frau ausgibt und gefragt wird, wo man denn zusammengelebt hat, aber mehrere Adressen zu unterschiedlichen Zeiten vorliegen hat, muss man mithilfe der Datumsangabe deduzieren, welche Daten eigentlich der Wahrheit entsprechen. Dabei hat man oftmals mehrere Versuche, was zu der eher einfachen Natur dieses Spieles passt.
Kleine Geschicklichkeitseinlagen bestehen daraus, dass man die Hand der Protagonistin steuern kann, um somit, wie bei einem Raub, Gegenstände in den Taschen anderer Individuen zu navigieren und sie letztlich zu stehlen, ohne dabei zu oft die Ränder zu berühren, was, je nach Auslegung der Tasche, auch ein strategisches Zurechtlegen der nicht relevanten Gegenstände fordert. Hierbei erhält man dann auch viele der relevanten Objekte, die man, wie üblich für diese Art von Spiel, mit Objekten benutzen muss. Dies kann manchmal mehr, manchmal weniger offensichtlich, aber oftmals eher langweilig sein, da sich dieser monotone Prozess sehr regelmäßig in der circa 3 bis 5 Stündigen Spielzeit wiederholt. Abgesehen von diesen Rätseln drückt man die meiste Zeit Dialoge weg, die zwar durchaus amüsant sind, aber für mich persönlich einen zu großen Teil der Spielzeit einnehmen.
Ästhetik und TechnikMan hat es sich bei der Entwicklung von The Low Road offenkundig zur Aufgabe gemacht, das Flair der 1970er angemessen einzufangen und das ist zum Glück auch gelungen. Die Kleidungsstile der einzelnen Figuren, das optische Erscheinungsbild des Büros und auch die Maschinerie, welche darin genutzt wird, passt perfekt in diese Zeitperiode, was durch den gezeichneten Grafikstil nur umso mehr zur Geltung kommt. Schade dabei ist nur, dass die Mundbewegungen der Figuren nur selten zu dem passen, was eigentlich gerade von sich gegeben wird und auch bei den Gesichtsausdrücken ist eine gewisse Dissonanz zwischen ihnen und den Worten zu spüren.
Dies ist vor allem bedauerlich, da die Texte amüsant geschrieben sind und man sich merklich sehr viel Mühe gegeben hat, den Charakteren allein durch das, was sie sagen, Persönlichkeit zu verleihen. An einer Stelle muss man sich unter anderem mit jemandem messen, der nur in Reimen spricht und später ein Haiku fordert, bei dem man die Silben von den Antwortmöglichkeiten zählen muss. Gerade durch so etwas bleibt die Figur dann doch in Erinnerung, auch wenn sie ansonsten keine große Rolle in der Handlung mehr spielt. Problematisch könnte es jedoch werden, wenn man weder der englischen, noch der französischen Sprache mächtig ist, denn nur diese beiden Optionen werden für die ausgesprochen gute Vertonung sowie für die Texte angeboten. Bei einem derartig textlastigem Büroabenteuer ist das Verständnis der Figuren und von dem, was eigentlich gerade gefordert wird, natürlich essenziell.
FazitThe Low Road ist schwierig zu bewerten. Es ist äußerst unterhaltend, den gewitzten Dialogen zuzuhören, aber rein spielerisch ist es aufgrund der monotonen Natur unter dem Durchschnitt des Genres. Wer seine Spiele gerne mit sehr viel Text mag und dazu noch Englisch oder Französisch versteht, wird mit diesem eher zurückgelehnten Point-and-Click-Adventure durchaus seine Freude haben.