Durch die Opfergabe in Form einer Jungfrau wurde Dracula von seiner Gefolgschaft zum Leben erweckt! Kaum ist er wieder aktiv, wendet er seinen Blick auch schon dem ihm verhassten Belmont-Clan zu, der ihn bereits in der Vergangenheit immer wieder besiegt und in den 100-jährigen Schlaf versetzt hatte. Dort fällt ihm Richter Belmont auf, dessen Freundin Anette sowie deren kleine Schwester Maria und einige Dorfbewohner er nun entführt - was Richter natürlich auf den Plan ruft, ihn aufzusuchen... was folgt, ist ein Jump´n Shoot, das es in sich hat - aber lest selbst...
Richter... Klar - nun seid ihr an der Reihe und schlüpft in eben diese Rolle des Richter Belmont. Bereits in der Sequenz zu Beginn seht ihr, wie euer Held nach dem Morgenstern greift, um die Schergen des Dracula zu beseitigen, die gerade die umliegenden Dörfer terrorisieren. Dann folgt auch schon bald der erste Spielabschnitt, denn Richter macht sich auf den Weg zu Dracula höchstpersönlich, um ihn auf ein Neues ausschalten zu können - seinen Morgenstern und gewiss auch eine Menge Zorn im Gepäck.
Auffallend bei der Zwischensequenz ist die deutsche Erzählerstimme, die zu hören ist - denn abgesehen davon ist so gut wie alles komplett japanisch, selbst die Untertitel in eben diesen Zwischensequenzen. Doch das ist natürlich auch nicht weiter verwunderlich, denn das Spiel erschien erst per Virtual Console in Europa.
...und seine Waffen Da das Spiel über keinerlei Tutorial verfügt, muss der Spieler sich selbst über die Mittel und Waffen des Richter informieren - zumal ohne jegliche Information das Spiel zunächst ziemlich verwirrend erscheinen mag. Grundsätzlich verfügt Richter über den bereits erwähnten Morgenstern, den er peitschenartig schwingt und somit den Gegnern in etwas näherer Distanz zusetzen kann. Diese Waffe wird wohl mit Abstand am häufigsten eingesetzt, wobei ihre Grenzen schnell aufgezeigt werden - denn damit können lediglich Gegner links und rechts attackiert werden, nicht aber etwa jene, die über oder unter Richter stehen.
Doch an dieser Stelle kommen die Spezialwaffen ins Spiel. Diese kann der Spieler im Laufe des Spiels einsammeln, etwa wenn er sie aus irgendwelchen Gegenständen, die im Schloss versteckt sind, herausklaubt. Von diesen kann Richter jeweils nur eine bei sich tragen, was oftmals zu einer schwierigen Entscheidung und zur Frage führt, welche Waffe für den folgenden Abschnitt wohl besser geeignet wäre. So sind die Vorzüge der Axt beispielsweise, dass sie durch ihre Flugbahn in hohem Bogen auch höher gelegene Gegner treffen kann, doch der Dolch beispielsweise erlaubt wesentlich schnellere Attacken. Schnell wird dem Spieler klar, dass manch eine Waffe das Spiel wesentlich erleichtert - und eine andere wohl eher ein Hindernis darstellt. Des Weiteren verfügt jede Waffe über einen mächtigen Spezialangriff.
Stellt sich die Frage: Wozu dann noch der Morgenstern? Es verhält sich so, dass der Spieler die Spezialwaffen nur begrenzt einsetzen kann. Jeder Angriff mit einer solchen Waffe kostet eine bestimmte Anzahl an Herzen, die im Spielverlauf immer wieder eingesammelt werden können - und sollte der Vorrat erschöpft sein, bleibt Richter nichts als sein Morgenstern übrig. Darum ist ein bedachter Einsatz der Spezialwaffen unabdingbar.
Viele Wege führen zu Dracula Richter muss sich in "Castlevania: Rondo of Blood" durch neun Stages bzw. Levels kämpfen. Zunächst klingt das natürlich nach verdammt wenig, doch unerwähnt blieben bisher die zahlreichen Verzweigungen innerhalb des Spiels: Fallt ihr durch dieses oder jenes Loch? Geht ihr durch diesen Durchgang oder etwa einen anderen? Und welchen Effekt haben diese Schalter an dieser Stelle? All dies sind Fragen, die euch einen immer anderen Weg zu Dracula bahnen und ihre Eigenheiten bieten.
Beim Einschlagen des entsprechenden Weges ist es euch beispielsweise sogar möglich, Maria - die Schwester von Richters Freundin Anette - zu befreien und fortan mit ihr durch das Schloss zu pirschen, wenn ihr sie auf dem Continue-Bildschirm auswählt. Daraus ergeben sich wiederum neue Spezialwaffen und Möglichkeiten, die dem Ganzen noch etwas mehr Abwechslung verleihen.
Sowohl die Verzweigungen als auch der doch ziemlich hohe Schwierigkeitsgrad sorgen dafür, dass das Spiel bei weitem nicht so schnell vorüber ist, wie es bei neun Stages den Anschein erwecken mag. Tatsächlich ist für die meisten Stages zumindest ein Continue nötig - denn die Stages und deren Endgegner sind meist dermaßen vielseitig und knifflig angelegt, dass man den Umgang mit ihnen ein paar Mal üben muss.
Stimmungsmacher Hintergrundmusik Im Jahre 1993, als das Spiel in Japan erschien, war es aufgrund der technisch begrenzten Mittel doch relativ schwierig, Stimmung zu vermitteln - heutige Spieleschmieden haben da mit Sicherheit ein leichteres Spiel. Trotzdem lässt in Sachen Stimmungserzeugung "Castlevania: Rondo of Blood" auch heutige Spiele bisweilen alt aussehen: Die Musik innerhalb der Stages ist absolut erstklassig gewählt, die Zwischensequenzen sind ebenso gut bestückt und der markerschütternde Schrei Richters bei dessen Ableben hallt noch lange nach. Was hier geboten wird, ist tatsächlich unglaublich.
Grafisch macht das Spiel ebenfalls eine gute Figur und weiß mit gruselig-dunklen, aber auch abwechslungsreichen Stages zu überzeugen. Die Zwischensequenzen sind sehr japanisch in einem Anime-Look gehalten.
Einziger Wermutstropfen: Die SteuerungBis an diese Stelle kann "Castlevania: Rondo of Blood" absolut überzeugen. Was hin und wieder jedoch etwas problematisch werden kann, ist die Steuerung: Zunächst einmal ist es anfangs etwas kompliziert, wirklich jeden Move zu verinnerlichen - vor allem dann, wenn es um Kleinigkeiten wie den Rückwärtssalto oder das Springen auf eine Treppe geht. Auch die Sprungsteuerung erweist sich leider oft als etwas unpräzise, was den ein oder anderen unnötigen Lebensverlust mit sich bringen kann. Letztendlich handelt es sich dabei jedoch um reine Übungssache, die mit zunehmendem Spielverlauf immer weniger ins Gewicht fällt.
Fazit"Castlevania: Rondo of Blood" ließ Europa trotz der etwas problematischen Steuerung viel zu lange auf sich warten. Ein gutes, ausbalanciertes Gameplay machte damals viele Titel dieser Art aus. Was das Spiel jedoch ebenfalls höherklassig erscheinen lässt, ist die perfekte Inszenierung: Musik, Grafik, Gameplay - alles steht in völligem Einklang und funktioniert von vorne bis hinten. Wer sich von dem etwas höheren Schwierigkeitsgrad nicht abschrecken lässt, greift zu.