Cover: TeslagradDüstere Gestalten
Ein Vater läuft mit seinem Baby-Sohn einen steinigen Weg entlang. Die Häuser im Hintergrund sind schwarz, Asche steigt empor, Flammen züngeln, und ganz hinten ist eine Felsenfestung zu erkennen - die Überschrift sagt: Teslagrad. Schon das Titelmenü zeigt beeindruckend, wie das norwegische Entwickler-Team Rain Games den Spieler in den Bann ziehen kann. Begleitet von einer traurigen Geigenmelodie beginnt das Spiel nämlich beim Start genau an dieser Stelle: der Vater läuft zu einem Haus und gibt das kleine Baby ab.

Die Kamera zeigt düstere Gestalten mit roten Jacken und brauner Wintermützen. Allen voran ein grimmiger, glatzköpfiger Zauselbart der mit dem Finger Richtung Haus zeigt. Ein Schwenk. Ein kleiner Junge läuft aus der Hintertür und schon dürft ihr das Ruder übernehmen. Das Spiel kommt komplett ohne Sprachausgabe und ohne Text aus, dies zeigt wie bildstark Teslagrad ist und mit einfachen Mitteln die Geschichte und Steuerung erzählt und erklärt.

Die feinen Details von Vordergrund und Hintergrund stechen gleich ins Auge, denn ihr springt über eine Altstadt und versucht den Schergen über die Dächer zu entkommen. Ganz zum Schluss rennt ihr mit Ach und Krach über eine Brücke, die sich in bester Castlevania-Manier hinter euch schließt und ihr befindet euch daraufhin in einem mechanischen Turm.
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Elektrizität ist das Schlüsselwort
Der kleine Junge wird schnell ein paar Fähigkeiten erlernen, die ausschlaggebend für den Steampunk Jump'n'Run Puzzler sind. Abe rzu Beginn braucht es nur den Stick zum davonlaufen und die B Taste zum Springen, was an die Wände gemalt zu sehen ist. Aber bald könnt Ihr auch die Elektrizität beeinflussen, bzw. mit den Polaritäten spielen. Sagt euch der Name "Nikola Tesla" etwas? Der Papa eures kleinen Hauptcharakters sah dem Meister der Elektrizität doch sehr ähnlich, oder vielleicht seid ihr ja auch der kleine Nikola Tesla?
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Zumindest erlangt ihr als erste Fähigkeit eure Handschuhe, mit denen ihr per ZL Gitterblöcke oder Türen rot polarisieren könnt oder mit ZR blau, quasi Plus und Minus. Kleine Roboter dürften euch schnell ins Auge fallen, die z.B. blau leuchten und eine Tür blau scheinen lassen. Um diese zu öffnen, müsst ihr dann auf die Plattform oberhalb springen, um sie zu polarisieren. Ganz nach dem Schema "Plus und Minus ziehen sich gegenseitig an" färbt ihr also den Block rot und zack wird die Tür davon magnetisch angezogen. So ist es ebenfalls möglich, in einen magnetischen Strahl zu springen, der euch dann abstößt und aufwärts treiben lässt.
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Dies ist nur ein Teil der ganzen Puzzles die ihr lösen müsst, um in die nächsten Räume zu kommen. Denn ihr befindet euch ja schließlich in einem riesigen Turm, der umgeben von vielen Räumen ist. Die Karte auf dem GamePad dürfte euch sofort an Metroid erinnern und genauso arbeitet ihr euch auch Schritt für Schritt vorwärts und müsst sogar mal in alte Räume zurück, da z.B. eine weitere Fähigkeit, das "Flimmern", mit dem ihr euch per Y schnell wie der Blitz von einer zur anderen Seite bewegen könnt, sogar durch Gitter oder elektrische Strahlen.
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Doch seid gewarnt, das Spiel ist kein Zuckerschlecken. Viele Passagen verlangen bereits sehr früh absolutes Geschick und viel Geduld. In den späteren Passagen, wenn die Fähigkeiten kombiniert werden müssen, wird es abermals happiger. So war ich fast am Verzweifeln, als ich mit der neuen Fähigkeit der Kapuze, die euch blau oder rot glühen lässt, also per L einen blauen Magentstrahl hinauffliegen musste, ständig wechselnden Strombarrieren per Flimmern ausweichen sollte. Da rauchten schon meine Finger, bis ich mir den Weg allmählich gemerkt hatte. Und gleichzeitig sollte ich dann noch möglichst zügig oben ankommen, damit ich zudem noch die Schriftrolle bekam.
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Schriftrollen sind an besonderen Stellen versteckt, kleine Glühwürmchen machen euch draufaufmerksam, und beinhalten kleine Bildergeschichten, die euch die Story erzählen. Es ist wichtig, so viele wie möglich zu finden, denn eine gewisse Anzahl braucht ihr am Schluss, um den bösen König gegenübertreten zu können. Diese könnt ihr auf der zweiten Seite des GamePads betrachten und sind poetisch gestaltet.
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Düstere Atmosphäre
Das ganze Spiel hat einen sehr melancholischen und traurigen Stil, was natürlich am Steampunk-Design, aber auch am stimmigen Soundtrack liegt. Die Industriestadt fühlt sich kalt und trostlos an, eine große Maschinerie iim Zentrum, Roboter und Pflanzenwesen, aber weit und breit keine Menschenseele. Dennoch macht der Titel unheimlich Spaß, weil man gespannt ist, welche Rätsel als nächstes kommen und vor allem, wie man sie lösen muss. Das treibt immer weiter an und tiefer in die Geschichte, ohne zu viel zu erzählen. Kämpfe mit kleinen Gegnern finden dabei so gut wie gar nicht. Schwarze, glibbrige, alien-ähnliche Viecher stehen euch ab und zu gegenüber, aber eure wahren Gegner sind die Puzzle-Einlagen.
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Keine Angst, ihr bekommt es natürlich auch mit Endbossen zu tun und die sind richtig cool gelungen. So gibt es z.B. einen riesigen mechanischen Adler, der in der Mitte seines Körpers einen Käfig besitzt. So müsst ihr per Flimmern in seine Mitte hüpfen, ihn elektrisch aufladen, wieder raushüpfen und weitere Ausweichmanöver durchführen. Da hat sich Rain Games schöne Dinge einfallen lassen, die eure Fähigkeiten mit der Elektrizität geschickt einsetzen lassen. Aber, ja, auch hier werdet ihr tausende Tode sterben. Bei jeder Berührung mit irgendwas seid ihr sofort tot, allerdings habt ihr glücklicherweise unendlich Leben und startet immerhin nur am Anfang des jeweiligen Levels.
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Der Zeichenstil ist wie aus einem Bilderbuch und sowohl Grafik als auch Steuerung laufen fast ohne Probleme. Nur ab und zu, wenn man sich in der Mitte des Turmes befindet und einen neuen Bereich betreten möchte, kommt es zu kurzen Ladezeiten, die das Gameplay stocken lassen, aber das ist nicht weiter wild.
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FAZIT
Teslagrad ist ein wahrer Augenschmaus und man fühlt sich sofort in dessen düstere Welt hineingezogen. Die Rätsel haben es in sich und manche Schriftrollen habe ich selbst nach 8 Stunden Hauptspielzeit immer noch nicht erwischt. Anfangs dachte ich, hier handelt es sich wieder um einen typischen Sidescroller eines Indies, aber Teslagrad hat etwas Magisches und das beginnt bereits im Titelbildschirm und hält an bis zum Abspann. Atemberaubend!
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Eine Kleinigkeit noch, ich habe noch nie so eine üppige Sprachauswahl gesehen, nämlich Englisch, Italienisch, Deutsch, Dänisch, Niederländisch, Finnisch, Norwegisch, Portugiesisch, Brasilianisches Portugiesisch, Russisch, Schwedisch, Französisch, Spanisch, Tschechisch, Polnisch, Arabisch, Türkisch, Ukrainisch. Also, ihr habt die Wahl!
Dennis Singleplayer: 89%

Verfasst von Dennis am 19.09.2014,
bemustert durch Rain Games
für bis zu 1 Person/en
Release am 11.09.2014