Swords & Soldiers gelingt eine spaßige Mischung aus Echtzeitstrategie und einigen Anleihen aus der Tower-Defense-Ecke. Nur, dass Tower, also Türme, praktisch nicht vorkommen, und dass das Gameplay vollkommen in 2D stattfindet. Dabei ist unsere Aufgabe in der 40 Level starken Kampagne zumeist, von unserer Basis aus, die ganz links steht, zur Basis des Gegners vorzudringen - die ganz rechts steht.
Dabei bilden wir einfache Arbeiter aus, die Gold kosten. Jeder erschaffene Arbeiter macht sich dann sofort zur in der Nähe befindlichen Goldmine auf, betritt sie, verlässt sie kurz darauf wieder und trägt ein Säckel voller Edelmetall zum Lager. Je mehr Arbeiter, desto schneller mehrt sich natürlich unser Vermögen. Und schnell mehren sollte es sich unbedingt, denn für all unsere verschiedenen Einheiten und Ausbaustufen müssen wir blechen.
Allerdings nimmt Swords & Soldiers auch viele Elemente aus dem Echtzeitstrategie-Genre heraus. So warten frisch erstellte Einheiten nicht einfach und stehen rum, sondern sie laufen schnurstracks in Richtung gegnerischer Basis und greifen alles an, das sich ihnen in den Weg stellt. So entfällt das Gruppieren und Taktieren mit diversen Einheitenklassen, bei denen wir normalerweise die mit den Projektilen hinter die Kräftigen für's Grobe positionieren würden - ebenso können wir nicht Gruppe A von vorn und Gruppe B von der Seite angreifen lassen.
Das fand ich zuerst übersimplifiziert und bedauerlich - bin ich doch großer Fan der ersten drei WarCraft-Titel -, doch nachdem die ersten 2-3 Tutoriallevel durch waren, ging es zur Sache und das Gameplay nahm Fahrt auf. So spielt Swords & Soldiers sich also natürlich anders, aber alles andere als simpel - und Spaß macht es außerdem. Die Produktion neuer Einheiten im Blick behalten, gucken, dass kontinuierlich Gold auf's Konto flattert und sich ständig spontan überlegen müssen, wie man am besten agiert. Ebenfalls im Auge behalten muss man stets den Manavorrat. Mana ist dringend notwendig, um Spezialangriffe oder -verteidigungsaktionen durchführen zu können, wie Giftwolken auf Feinde losjagen, die eigenen Krieger heilen und so weiter. Einerseits regeneriert sich das Mana eher gemächlich, andererseits ist der Einsatz von Specials relativ manaintensiv, sodass man seine Sondermanöver nicht allzu häufig durchführen kann.
Insgesamt bietet Swords & Soldiers 4 Völker. Wikinger, Chinesen, Azteken und die Armee von Schlachter Schnetzel. Alle mit ihren Vor- und Nachteilen. Die Wikinger beispielsweise sind vor allem offensiv und relativ schnell. Die Azteken sind für sich eher weniger stark, können aber unter anderem gefallene Einheiten als Skelette wiederauferstehen lassen, oder, genügend Mana vorausgesetzt, feindliche Einheiten hirnwaschen und für die eigene Fraktion kämpfen lassen. Auch bietet jedes Volk ihm eigene Möglichkeiten der schnelleren Manaregeneration, die im Skilltree freigekauft werden müssen. Auf diese Weise spielen sich alle vier Seiten im Kern zwar ähnlich, setzen aber unterschiedliche Herangehensweisen voraus und ermöglichen allesamt andere Taktiken.
Pro Volk werden 10 Level in der Kampagne geboten, die jeweils nach rund 2 bis 2,5 Stunden absolviert sind. Nur selten benötigt man dabei einen zweiten oder gar dritten Versuch für einen Level. Denn man versteht immer sehr schnell, worauf man gerade nicht achtete oder welche der eigenen Spezialfähigkeiten man dummerweise unterschätzte und darum zu wenig nutzte. Nichtsdestotrotz ist es vergnüglich, alle 40 Aufgaben zu meistern - was auch den unterhaltsamen und sehr humorreichen Dialogen geschuldet ist.
Mehrere separate Missionen werden ebenfalls geboten, die dem Grundgameplay immer angelehnt sind, dieses aber selten wirklich auskosten. Das bringt einerseits etwas Abwechslung, nötigt aber auch eine stets neue Art, sich mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen, ab. So muss man beispielsweise einen einzelnen Wikinger, nur geschickten Einsatz der vorhandenen Spezialfähigkeiten und den eher spärlichen Manavorrat, durch die feinlichen Linien bringen.
Wer nicht gern allein spielt, darf auch zu zweit ran; wenn auch leider nur lokal. Im horizontal gesplitteten Screen spielen Spieler/in 1 oben (nach rechts) und Spieler/in 2 unten (nach links) gegeneinander, müssen also versuchen, bis zur jeweils anderen Basis vorzudringen und diese dem Erdboden gleichzumachen. Für jede Seite können Farben und Völker ausgewählt werden, nebst Rahmenparametern, wie etwa, auf welcher Map gespielt wird, oder wie groß jeweils Gold- und Manavorrat zu Beginn sein sollen. Nebenbei sei erwähnt, dass man im Geplänkel-Modus dasselbe auch gegen die CPU anstellen kann.
TECHNIKSwords & Soldiers lässt sich nach den ersten 10 Minuten, die sich wie auf Eierschalen anfühlen, wunderbar steuern. Die Produktion neuer Einheiten erfolgt über das linke Ringmenü, via ZL, der Einsatz von Spezialfähigkeiten liegt auf ZR. Man hält die entsprechende Taste (also ZL oder ZR), bewegt den Analogstick in die gewünschte Richtung, um etwa zu sagen "Erstelle neue Einheit X" und drückt nur noch A zur Bestätigung. Selbiges gilt für die Specials. Der Skilltree, um überhaupt Einheiten oder Fähigkeiten nutzen zu können, ruht auf dem X-Button. Hat man sich ein wenig eingelebt, flutscht die Steuerung perfekt von den Fingern - würde man anfangs allerdings nicht für möglich halten. Während man übrigens all seine Befehle erteilt, pausiert das Gameplay niemals. Swords & Soldiers läuft in Echtzeit ab - immer. Lediglich durch Druck auf die Plus- oder Minus-Taste lässt sich die Action vollständig pausieren.
Grafisch kommt Swords & Soldiers gut rüber, setzt allerdings keinerlei Maßstäbe. Dafür ruckelt es zu keiner Zeit. Was auch immer gerade los ist, und das ist sehr oft eine ganze Menge, die Switch geht nicht in die Knie. Die Musiken sind allesamt wunderbar, eher orchestral gehalten, meistens einigermaßen getragen, aber gern auch mal treibend.
Einen Onlinemodus gibt es leider keinen - auch nicht zum Vergleichen von Highscores oder ähnlichem. Schade.
FAZITSehr gut! Der Umfang ist für die verlangten 7,49€ mehr als fair, der Schwierigkeitsgrad ist gehobener Mittelstand, das Gameplay flott und actionreich, aber nie zu hektisch oder wuselig - immer genau richtig.