AUSGESCHÖPFTSoeben begrüßt Euch Lydia äusserst herzlich in ihrer Boutique, die "Lumina" heisst. Lydia freut sich sehr, dass Ihr im Lumina anfangt und erklärt Euch auch sofort, was Ihr zu tun habt: Kundinnen beraten, die ins Lumina kommen, um an ihren Outfits zu feilen. Äusserst modebewusste Outfits! Eine Kundin sucht ein schickes, neues Top? Nun, dann schaut, wie sie gekleidet ist, vielleicht, wie groß Ihr Budget ist und vielleicht noch, wie sie sich artikuliert; daraus lassen sich oft erstaunliche Rückschlüsse bilden.
Ihr huscht also in das Lager, zeigt der Kundin Euren Vorschlag und sie ist entweder nicht überzeugt, zufrieden oder absolut happy, Ihr Traumtop gefunden zu haben und kauft vielleicht gleich noch eine passende Jeans dazu. Es liegt also an Euch, wieviel Umsatz Ihr den Ladies aus den Taschen zupfen könnt.
Im Laufe der Zeit ist Lydia immer zufriedener mit Euch und bedenkt Euch mit immer mehr Aufgaben und mehr Verantwortung und auch der Umfang des Moduls wird mehr und mehr ausgeschöpft, weil sich mehr und mehr Bereiche erschließen. Ihr habt sogar Eure eigene Wohnung, die sowas wie das Optionsmenü ist. Hier könnt Ihr das Spiel speichern, in Eurem privaten Kleiderfundus stöbern, Euch umkleiden, die Haare frisieren, Make-up auftragen, den Terminplaner checken und diverse andere Dinge mehr.
WAS WOBEI ZU BEACHTEN ISTDamit Ihr nicht immer nur zwischen Eurer Wohnung und dem Lumina pendelt, gibt es eine Übersichtskarte der Stadt, deren für Euch wichtigste Orte Ihr besuchen könnt: Eure eigene Wohnung, das Lumina, die Fashion-Arena (hier werden sogenannte Fashion Contests veranstaltet), Neles Salon (Nele ist Friseurmeisterin), der Kosmetiksalon, das Gelände der Modemesse (hier pflegt Ihr Kontakte und kauft auch schon mal Waren ein), dann gibt es noch Falks Residenz und Eure eigene feine Boutique!
Richtig gelesen! Denn wenn Ihr im Lumina sehr fleissig wart, bittet Falk Euch irgendwann, zu ihm zu kommen. Er wird Euch dann anbieten, Eure eigene Boutique zu leiten. Denn Falk ist sowas wie der Modeguru des Spiels und er ist der Besitzer der Boutiquenkette, der auch das Lumina angehört. Wenn Ihr Euch dem gewachsen fühlt und Falks Angebot annehmt, wird "Style Boutique" durchaus recht komplex. Denn Ihr verkauft jetzt nicht nur einfach Waren, sondern müsst Euch auch um alles andere kümmern. Da das Spiel aber sozusagen mit Euch gemeinsam wächst, lernt Ihr nach und nach problemlos, wie was geht oder was wobei zu beachten ist.
MODESTADTEin echt toller Bonus ist noch die über das WiFi zu erreichende Modestadt, bei der Ihr in anderen Filialen einkaufen oder eine eigene Filiale eröffnen könnt. Natürlich mit den damit verbundenen Goodies: Verkauft Ihr, könnt Ihr das Geld in Eure eigene Tasche stecken und in neue Outfits investieren - allerdings nur für Euch selbst, nicht für Euren eigenen Shop! Ihr dürft Euer Schaufester und Eure Mannequins umgestaltet, habt Euren eigenen Flyer, könnt Euch selbst einkleiden, um Kundinnen neue Kleidungsstücke vorzuführen, was wiederum für Euer Ansehen gut ist... Und dergleichen mehr. Wie schon erklärt: Die Onlinefunktion ist eine tolle Sache.
Weniger toll, aber dennoch ganz nett, ist die Multikartenfunktion, bei der Ihr mit anderen "Style Boutique"-Modulen Fashion Contests veranstalten könnt, oder gegenseitig in Euren Shops einkaufen könnt. Leider aber auch hier: Alle Transaktionen sind für Euch selbst und Euren Kleiderschrank und nicht für Eure eigene Boutqiue.
KIND IM SÜßIGKEITENLADENBestaunenswert ist vor allem der Umfang des Moduls, denn Ihr könnt aus über 10000(!) verschiedenen Artikeln in 16 Kategorien wählen und, wie schon erwähnt, Eure Aufgabenbereiche nehmen auch stetig zu: Bald habt Ihr Euren eigenen Laden, kauft neue Waren ein, Ihr nehmt an Style Contests teil, etc. So gesehen hat mich Style Boutique wirklich sehr positiv überrascht.
Andererseits fällt eines sehr auf: Niemals kommt mal ein junger Mann in den Laden, der einfach nur eine stinknormale blaue Jeans sucht. Niemals werdet Ihr besucht von einer Mutter im Einkaufsstress, die einfach nur ein paar Turnschuhe für den Sportunterricht ihrer 15jährigen Tochter benötigt.
Nein, Euch besuchen durchweg Frauen zwischen etwa 20 bis 40 Jahren, die perfekt gestylte Frisuren, Lippenstift und nur die schönsten Modeartikel tragen und die sich wie ein Kind im Süßigkeitenladen freuen, das sich kostenlos nach Herzenslust vollstopfen darf, wenn Ihr die passende Hose oder eine schicke Bluse aus dem Regal gefischt habt. Manchmal bin ich nicht sicher, ob das Spiel sich nicht insgeheim als Satire zur Modeszene verstehen möchte. Denn so, wie sich die Kundinnen oft freuen, also, das muss man selbst erlebt haben, um es zu glauben! ;)
FAZITMit Ausnahme von 3-4 Personen, sind praktisch alle anderen Figuren weiblich - einschliesslich Euch. Das ist bei allem Spaß und der Abwechslung, die dieses Spiel bietet, schon kurios, weil die eigentliche Zielgruppe somit deutlich wird: Jugendliche Mädchen, die voll darauf abfahren, sich zu schminken, zu shoppen, hip und in zu sein und sich gern markenbewusst zur Schau stellen. Und das ist schade, denn obwohl ich auf all diese Dinge keinerlei Wert lege, hatte ich durchaus keine Langeweile mit "Style Boutique".
Gewünscht hätte ich mir vielleicht noch eine Art Aufgabenbonus, indem man beispielsweise mit einer Konkurrentin auskommen und man somit kalkulieren muss, wie man sich abheben kann: Ein besonderer Kundenservice, wie etwa Kaffee beim Beratungsgespräch? Niedrigere Preise? Nur Mode von Stardesignern anbieten? Das hätte den Spielverlauf noch etwas abgerundet, denn auf Dauer ist man von den ewig selben Worten bei Gesprächen mit Kunden und Kolleginnen doch etwas angeödet.
"Style Boutique" punktet mit einem gut gemachten und unterhaltendem Schwierigkeitsgrad und erblüht um so mehr in Sachen Storyboard, Modeartikel und Aufgabenbereiche. Und so klischeehaft es manchmal auch wirken mag, wie happy viele der Damen sind, wenn sie ihre Traumgarderobe gefunden haben, so sehr ist es angenehm, dass man sich im Spielverlauf vorkommt, als seien alle Leute, die man im Laufe der Zeit so trifft, eine einzige große Familie - und man selbst ist Teil dieser Familie.
Dieser Art Titel sind sicherlich nicht jedermanns und jederfraus Geschmack, aber Nintendo hat sich unwahrscheinlich viel Mühe gegeben, "Style Boutique" nicht als sinnleeres Modepüppchen-Game anzubieten, sondern eine runde Sache zu kreieren, die viele, viele gut gemachte Details am Rande enthält, unterhalten kann und auch sonst einiges zu bieten hat, damit das Spiel sein Geld auch wirklich wert ist.
...und das ist es tatsächlich, wenn(!) man etwas für Mode übrig hat und sich nicht allzu sehr an der manchmal zuuu familiären Gut-Mensch-Stimmung stört.