Die Steins;Gate-Serie begann als Manga, wurde als Anime adaptiert und bekam schließlich eine Umsetzung als Videospiel. Steins;Gate Elite ist dabei eine Art Directors Cut oder Definitive Edition des vorherigen Titels und gleichzeitig erstmals für eine Nintendo-Konsole erhältlich. Die Geschichte ist im Science-Adventure-Genre angesiedelt und befasst sich sehr detailiert mit der theoretischen und praktischen Zeitreise, sowie deren Komplikationen.
Visual NovelWhite Fox ist ein Animationsstudio, welches die Anime-Umsetzung des Titels zu verantworten hatte. Steins;Gate Elite verwendet viele dieser Szenen, einige wurden sogar für das Spiel abgeändert oder gänzlich neu gestaltet und kommt damit grafisch auf gehobenem Niveau daher. Auch wenn die bewegten Bilder an vielen Stellen abgehackt wirken, da ja auf die Eingabe des Spielers gewartet werden muss, um den Text weiterzublättern. Dies sind über weite Strecken auch die einzigen spielerischen Aktionen, welche zu tätigen sind - per Auto-Funktion ist das sogar überspringbar. Tatsächlich habe ich erst nach zwei Stunden Laufzeit eine der ersten Entscheidungen im Spiel treffen müssen und diese befasste sich nur mit einer Auswahl aus zwei vorgegebenen Stichworten, auf die ich mich in einer Antwort beziehen konnte.
Der Story aber gelangt es, mich zu fesseln, wenn sie auch etwas schleppend in Gang kommt. Gleich im ersten Kapitel werden viele Fragen aufgeworfen und gleichzeitig wird sich möglichst verständlich mit der schwierigen Materie auseinandergesetzt. Dennoch leidet die Präsentation ein wenig. Die kurzen Animationsloops gehen häufig in Standbilder über und viele Aktionen werden durch Texterklärungen dargestellt. Diese Erklärungen oder vielmehr Selbstgespräche des Hauptcharakters sind im Kontrast zu allen Dialogen im Spiel zudem nicht vertont. Mitlesen ist demnach stets Pflicht, zumal wir es mit der sehr gelungenen Sprachausgabe der Animeumsetzung zu tun haben - und diese ist nun mal auf Japanisch. Der Text ist dabei ausschließlich in Englisch gehalten.
Positiv zu erwähnen ist das In-Game-Wörterbuch. Wann immer ein spezieller Begriff fällt, weist eine kleine Einblendung auf einen neuen Eintrag hin, in welchem dieser genauer erklärt wird. Dies variiert von fiktiven Orten und Events, über berühmte Theorien, wie etwa Einsteins Relativitätstheorie oder Schrödingers Katze, bis hinzu solch trivialen Erläuterungen zu Capsule Toys oder sogar Alpacas. Mit seinen insgesamt 167 Einträgen ist das "Dictionary Of Science Terms" In Steins;Gate Elite erstaunlich umfangreich.
Spielerische FlauteDas Spiel läuft somit eher nebenher. Dennoch leider nicht so nebenher, als das man sich dabei einer anderen Tätigkeit widmen könnte, wie es beispielsweise andere Leute mit Fernsehserien pflegen. Sprachbarriere und Inhalt fordern Aufmerksamkeit, Controllereingaben müssen getätigt werden um den Screensaver der Nintendo Switch zu deaktivieren. Wenn dann mal etwas vom Spieler gefordert wird, ist es noch mehr lesen. Seien es E-Mails anderer Charaktere zu beantworten oder sich Internetforenbeiträge anzusehen. Immerhin sind diese alle sehr authentisch und in den meisten Fällen auch amüsant. Im Forum gibt es beispielsweise Beiträge, die aus der realen Welt stammen könnten - inklusive Trollen und Obszönitäten. Einzig ein paar scheinbare Übersetzungsfehler fielen mir hier auf. So sollte die Erwähnung einer französisch-schwedischen Grenze jeden Europäer stutzig machen. Wie sich später herausstellte, war der Grenzabschnitt zwischen Frankreich und der Schweiz gemeint.
Im Menü kann man viele unterschiedliche Faktoren in den Optionen beschleunigen. Neben Textgeschwindigkeit und -größe lassen sich die Auto- und Skip-Funktionen beeinflussen. Man kann sogar jede gesprochene Stimme individuell in ihrer Lautstärke einstellen. Doch täuscht das alles leider nicht über den langsamen Fortschritt hinweg. Diese Langwierigkeit kann ich an einem einfachen Beispiel erörtern: Das erste Kapitel beendete ich mit den regulären Einstellungen nach einer Spielzeit von ganzen sechs Stunden! Dieselbe Stelle im Anime zu erreichen betrug nur drei Episoden, also gut eine Stunde.
Worin jetzt der Reiz besteht? In einer Geschichte um Zeitreisen, Paradoxien und Butterfly Effect bietet ein Spiel etwas, was in einer Fernsehserie oder einem geschriebenen Werk nur schwer umzusetzen ist - Entscheidungsfreiheit. Ich selbst treffe die Entscheidungen des Hauptcharakters und somit den Fortschritt der Geschichte. Das sind anfangs vielleicht Kleinigkeiten, wie Konversationen unter Freunden, später führt mein Handeln, oder eher gesagt das Unterlassen von Aktionen, zu gänzlich unterschiedlichen Enden der Geschichte.
FazitSteins;Gate Elite ist wirklich schwer zu empfehlen. Visual-Novel-Liebhaber, gelangweilt von Datingsims, riskieren einen Blick. Fans der Serie werden vermutlich aufgrund der langwierigen Wiederholung nur bedingt ihre Freude haben - am ehesten an den physischen Goodies in der Limited Edition - und wer in die Reihe einsteigen will, findet umgänglichere Methoden. Gute Englischkenntnisse sind aber auf jeden Fall vorausgesetzt.
Disclaimer: Beim Kauf des Spiels gibt es STEINS;GATE 8-BIT ADV gratis dazu. Dieses eigenständige Abenteuer wurde im Stile eines NES-Games gehalten, lag mir zu Reviewzwecken aber nicht vor. Für Serien- und Retrofans kann dieser Bonus aber vielleicht ein zusätzlicher Kaufimpuls sein.