Eines der ersten rundenbasierten Rollenspielen war definitiv Phantasy Star, das 1988 für das Sega Master System in Europa veröffentlicht wurde. Natürlich brauchte dieses Genre auch schon damals Hand und Fuß und so wurde die Geschichte in eine fiktive Zukunft gepackt. Ihr übernehmt hier die Rolle der jungen Heldin Alis, die einen Aufstand gegen den König wagt, um seine Schreckensherrschaft zu beenden.
RPG in SpeIhr startet in einem der futuristischen Dörfer, in denen ihr euch Antworten auf viele Fragen holt. Sofern ihr dann bereit seid, euch in das Abenteuer zu stürzen, bedarf es erst einmal Zuwachs an Stärke und Resistenz gegenüber den unzähligen Feinden, die außerhalb des sicheren Dorfes lauern. Macht ihr eure ersten Schritte auf der grünen Wiese, könnt ihr jederzeit in Kampfhandlungen verwickelt werden, denn diese starten per Zufallsprinzip. Beginnt unverhofft eine Schlacht gegen fiese Insekten, Spinnen, Drachen oder Schleimwesen, werden die Befehle im Menü eingegeben und abwechselnd mit dem Gegner ausgeführt. Unter anderen steht der normale Nahkampf bereit, oder auch die Nutzung eines Zaubers. Ebenso dürft ihr mit jeder Runde, auf mitgeführte Utensilien zurückgreifen, die euch einige Vorteile erbringen können.
Ihr wechselt euch nun also so oft mit dem Gegner ab, bis eine der beiden Seiten eine Lebensenergie von 0 Punkten hat und somit besiegt ist. Trifft euch dieses Schicksal, muss am Speicherpunkt erneut begonnen werden, ist aber euer Gegner der Verlierer, bekommt ihr sogar noch Expertenpunkte gutgeschrieben. Diese werden mit jedem weiteren Kampf angesammelt, bis ihr in der Stufe aufsteigt. Nun wird eure Heldin stärker im Angriff und auch robuster in der Abwehr. Zusätzlich beherbergt jedes besiegte Monster eine Schatztruhe, in deren Innerem Geld zu finden ist, das sich eure Heldin sofort aneignet.
Mit besseren Attributen und einem gefüllten Geldbeutel solltet ihr einen Blick in eines der Dörfer auf eurem Weg werfen. Inwieweit ihr euer Geld für bessere Waffen oder Rüstungen opfert, ist aber euch überlassen, denn es kann noch in dutzend anderen Richtungen ausgegeben werden. Betretet ihr zum Beispiel den richtigen Laden, steht für ein kleines Entgelt die Option "Geheimnisse" bereit. Schafft ihr es, den Ladenbesitzer ordentlich mit mehrfacher Fragerei zu nerven, gibt er euch, wonach ihr verlangt. Selbstverständlich sind auch die klassischen Objekte zum Auffrischen der Lebensenergie käuflich zu erwerben.
Wem seine Lebensenergie zu knapp erscheint, der sollte sich im heimischen Krankenhaus vorstellen. Eine nette Krankenschwester bietet ihre Hilfe an, möchte dafür aber Bares sehen. Wer zahlt, bekommt Lebens- und Zauberenergie aufgefrischt und darf wieder voller Tatendrang starten. Habt ihr weitere Krieger im Schlepptau, ist mit dem Tod einer einzelnen Person nicht gleich das Spiel beendet. Wer seinen Kameraden zurückholen möchte, sollte sich für den Besuch in einer Kirche nicht zu schade sein.
BesonderheitenWie eben bereits angeschnitten, trefft ihr mit fortlaufender Story auf weitere Personen, die sich euer Reise anschließen. Interessanterweise wird der Schwierigkeitsgrad daraufhin angepasst und wo anfänglich die Gegner zum Beispiel im Duo kamen, verlangen nun bis zu 6 feindlich gesinnte Wesen eine Abreibung. Die Befehle für eure Party, die bis zu 4 Helden umfassen kann, gebt ihr wie üblich im Menü ein. Mit zunehmender Stufe werden einige von ihnen sogar wertvolle Zauber erlernen, die teilweise auch außerhalb der rundenbasierten Kämpfe angewandt werden dürfen, wie beispielsweise die Heilung. Hauptsächlich dienen sie aber zum Angriff und können je nach Wert einen ordentlichen Schaden beim Gegner hinterlassen.
Eure Charaktere kämpfen sich aber nicht nur durch die Oberwelt der verschiedenen Planeten, sondern besuchen zusätzlich einige Dungeons, die überall verteilt sind. Nachdem ihr mit einem Zauber die Dunkelheit weichen lasst, dürft ihr sogleich einen ersten Blick auf die kahlen Wände werfen. Die Besonderheit an den Dungeons ist, dass sie optisch einem Labyrinth nachempfunden sind. Daher bewegt ihr euch durch dutzende schmale Gänge, die sogar auf eine dreidimensionalen Darstellung zurückgreifen. Wie in Labyrinthen typisch, verwirren die unzähligen Gassen schnell und trüben daher den Überblick. Als weiteres Problem erweist sich die fehlende Gebietskarte, die den Irrgarten zur gelegentlichen Qual heranwachsen lässt. Wer den unübersichtlichen Dungeon wieder sicher verlassen möchte, sollte dementsprechendes Equipment mitführen und auch auf gestärkte Helden setzen, die allen Gegnern trotzen. Gelingt es euch, die richtigen Gänge zu ebnen, erschließt sich euch das Geheimnis, mit dem ihr die Story fortsetzen könnt und den Welten später wieder den Frieden schenkt.
Retro ist geil!Selten kann man mich überraschen, doch Phantasy Star gelingt dies definitiv. Es liegt unter anderem an der tollen optischen Darstellung der beschriebenen Labyrinthe. Die Irrgarten wirken nicht nur ansehnlich, sondern durch die dreidimensionale Darstellung auch wirklich echt. Eigentlich schon fast unglaublich, wenn man bedenkt, dass optisch scheinbar nur 4 verschiedene Farben zum tragen kommen. Außerhalb der Dungeons ist das Spiel solide und auf normalem 8-Bit-Niveau, dafür gibt es aber eine wundervolle Farbenvielfalt zu entdecken, die sich in den einzelnen Kämpfen noch mehr zu steigern weiß. Das Unterfangen verfolgt ihr aus der Vogelperspektive, die euch einen guten Überblick gewährt. Doch bedeutsamer ist der wirklich coole Retro-Sound. Die Klänge bleiben im Kopf und bieten eine gute Abwechslung. Soundtechnisch wird in Phantasy Star die Messlatte sehr hoch gelegt und nur wenige Spiele aus Master-System-Zeiten können mit der tollen Klangkulisse gleichziehen.
Natürlich gab es anno 1988 keine Synchronisation für Spiele jeglicher Art. Die (englischen) Texte wurden in Schriftform dargestellt und am unteren Bildschirmrand eingeblendet. Es ist durchaus ratsam, dem Englischen mächtig zu sein, denn einige Abschnitte lassen sich nur durch gezielte Antworten auf gestellte Fragen fortsetzen. Nur jene, die sich behutsam die Texte durchlesen, werden die richtigen Antworten geben können und somit auch das Spiel erfolgreich weiterführen dürfen.
Für die Bewegung eurer Charaktere, bedarf es natürlich des Steuerkreuzes. Die Steuerung selbst orientiert sich an nur 2 Feuer-Knöpfen, was auch vollkommen ausreichend ist, da ihr eure Befehle über ein rundenbasiertes Menü eingebt. Erwähnenswert bleibt nur noch der Umfang. Je nachdem, wie lange ihr in eure Charakterentwicklung und die Begehung der Dungeons investiert, zieht sich die Spielzeit auf 10-15 Stunden. Für ein RPG aus heutiger Sicht recht kurz, zur damaligen Zeit aber mehr als solide.
FazitPhantasy Star ist ein überraschend gutes rundenbasiertes Rollenspiel. Mit durchdachtem Level-Up-System und tollen Labyrinthen, die optisch auch relativ echt wirken, machte es zur damaligen Zeit schon der Final-Fantasy-Reihe starke Konkurrenz.
Doch selbst heute kann es Fans des RPG-Genres noch in seinen Bann ziehen. Und mal ehrlich, ein gutes Rollenspiel ist doch immer eine Überlegung wert, oder?