Cover: Shin Megami Tensei IVWas für eine Überraschung! Wer, wie ich, vorher die Reihe "Shin Megami Tensei" gar nicht kannte, sondern allerhöchstens mal hier und mal da den Titel aufschnappte, wird eine große Überraschung erleben, denn Shin Megami Tensei IV ist einfach nur geil!

Im Kern geht es in diesem sehr stylischen, düsteren Quasi-Endzeit-RPG um einen Samurai-Anwärter, der von Euch verkörpert wird, und welcher gerade eine ziemlich schräge Traumsequenz erlebte - oder war es vielleicht kein Traum? Diese eine Frage wird sich rasch aufklären, aber es ergeben sich wie von selbst zahlreiche neue Fragen, denn irgendwas - ich erwähnte vorhin bereits - schräges läuft ab, und natürlich wollt Ihr wissen, was das ist und wieso es überhaupt abläuft. Denn es geht hier mitnichten um die üblichen "Befreie die Prinzessin von der bösen Macht"- oder "Rette das Königreich vor dem Untergang"-Geschichten - soviel sei schon mal verraten. Mehr allerdings nicht, denn dazu ist die Story viel zu vielschichtig und oft tiefgründig, denn sie steckt voller... ach ja, ich wollte ja nichts mehr verraten... ;)

Nun, Ihr bekommt das Gauntlet (eine Art Hightech-Handschuh mit integriertem Computer), das während Eurer Reise mehr und mehr zum Dreh- und Angelpunkt wird, denn es liefert Euch nicht nur Statusinformationen und eine Übersichtskarte des jeweils aktuellen Gebiets, sondern Ihr ladet auch fleißig Apps auf das Gauntlet, damit seine Fähigkeiten sich erweitern. Allerdings lassen sich nicht unendlich viele Apps beliebig laden und betreiben, sodass Ihr gezwungen seid, je nach Situation eine Auswahl zu treffen.
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Ein weiteres zentrales Element, das ebenfalls dazu zwingt, eine situationsbedingte Auswahl zu treffen, ist die Fähigkeit, Dämonen in Eure Gruppe zu holen. Dämonen werdet Ihr unzählige treffen und theoretisch können (fast) alle von ihnen Teil Eurer Gruppe werden. Zu beachten ist lediglich, dass die Gruppe nicht mehr als vier Mitglieder/innen übersteigen darf und dass die Dämonen nicht uneigennützig auf Eure Seite wechseln.
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Denn trefft Ihr auf einen oder mehrere Dämonen, könnt Ihr diese ansprechen und versuchen, sie zu überzeugen. Allerdings geschieht diese nicht einfach per Menüauswahl "Ansprechen -> In die Gruppe holen", sondern Ihr sprecht sie an und es folgt ein kurzer Dialog, bei dem Ihr Fragen beantworten müsst, die je nach Situation und Dämon anders ausfallen und anders beantwortet werden müssen, ferner lassen sich die Dämonen ihre Hilfe häufig bezahlen, sie wollen Geld oder Euch z.B. beißen. Sodass das Gespräch auch mal zur Verhandlungssache werden kann. Wichtig ist allerdings, dass sich kein Schema ableiten lässt, mit dem man garantiert immer jeden Dämon in jedem Gespräch auf seine Seite zieht, denn man kann nicht vorhersagen, wie ein Dämon sozusagen gerade drauf ist, ob er in Eurer Großzügigkeit eine Schwäche sieht, oder sich bezahlen lässt und Euch dann trotzdem angreift. Hier gilt es also soetwas wie "Menschenkenntnis" walten zu lassen und die jeweiligen Umstände einzuschätzen - oder manchmal auch schlicht und ergreifend einfach nur argumentativ zu pokern und dabei die Daumen drücken.
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Das Dumme ist nur, wenn man sich nicht direkt für eine Angriffs- oder Itemeinsatz-Aktion entscheidet, sondern das Gespräch sucht, ist dies zugleich Euer Zug für die aktuelle Runde. Spricht man also zu dem Dämon und dieser lässt sich nicht überzeugen, greift er an, ohne dass man etwas dagegen tun kann - auch in diesem Punkt muss man also stets gut überlegen, was sinnvoll ist.
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Aber welchen Vorteil bringt es, einen Dämon für die eigene Gruppe zu gewinnen? Nun, er wird Teil der Party und kämpft fortan auf Eurer Seite - mit all seinen Fähigkeiten, das beinhaltet schiere Kraftangriffe, aber auch Magie zum Heilen, Angreifen oder Verteidigen, je nachdem, welche Fähigkeiten ein Dämon mit sich bringt. Er levelt sogar im Laufe der Zeit und erhält wie Ihr selbst auch Erfahrungspunkte. Stirbt ein Dämon allerdings im Kampf und wird nicht wiederbelebt, ist er gewesen.
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Die Kampfsituationen selbst finden dabei in der klassischen Final-Fantasy-Machart statt. Natürlich gibt es auch viele eigene Elemente, wie eben beispielsweise die Möglichkeit, Gespräche mit den Dämonen zu führen, doch sonst ist es tatsächlich das gute, alte Final-Fantasy-Rundenkampfsystem als Basis. Abseits der Kämpfe, fasst man es auf die Quinessenz zusammen, ist Shin Megami Tensei IV ein Dungeon-Crawler, bei dem das periodische Aufleveln dafür sorgt, dass man mit zunehmender Spielzeit gegen immer stärkere Dämonen und Bosse antreten muss.
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Doch man täte Shin Megami Tensei IV sehr unrecht, wenn man es allein darauf reduzierte, denn die Story ist nicht nur düster und - ja! - erwachsen, sondern Eure Entscheidungen und Taten wirken sich darauf aus, wie eben jene Story verläuft. Warum das so ist, verrate ich nicht, aber es hat etwas mit der seltsamen Sequenz ganz zu Beginn des Spiels zu tun - soviel sei als Einziges verraten! ;)
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Ein weiterer wichtiger Baustein für die Story ist die Art, wie sie erzählt wird. Zu allererst ist notwendig zu wissen, dass das Spiel zu 100% in Englisch gehalten ist, was in der Tat ein Problem ist, weil das Gameplay sehr storylastig ist und Wert darauf legt, die Story nachvollziehen zu können, damit man später auch Entscheidungen treffen sowieso Situationen, Dämonen und Personen einschätzen kann. Ist man der englischen Sprache allerdings mächtig, erlebt man einen Wahnsinnsritt! Durch die gut geschriebenen Dialoge und klasse vertonten Zwischensequenzen wird man förmlich eingesogen und möchte unbedingt wissen, was als nächstes geschieht und welche Antworten es auf die eigenen Fragen gibt. Ich möchte ungern mit Superlativen um mich werfen, damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde übertreiben, aber ich habe selten eine so dichte und spannende Story erlebt. WOW!
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Als kleinen Nachteil muss man aber in Kauf nehmen, dass das Spiel, im Besonderen zu Beginn, sehr textlastig ist. Zwar kann man die Dialoge und Zwischensequenzen meistens überspringen oder vorspulen, sodass man wenig Zeit verliert, wenn man gerade eher Lust auf Action hat, aber wenn man das tut, bekommt man hin und wieder irgendwas nicht mit und kann schon mal eine kleine Weile damit verbringen, von selbst darauf zu kommen, wie und wo es weitergeht - darum sollte man zumindest nicht alle Texte einfach nur so wegdrücken, sondern wenigstens hin und wieder oberflächlich die Buchstaben überfliegen.
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TECHNIK
Grafik genial, düster, atmosphärisch. Nicht selten erlebt man sogar reichlich abgedrehte Orte - aber auch die sind 1A präsentiert! Der Sound tut es der Grafik gleich: genial! Seien es Geräusche, Stimmen, Musiken oder einfach nur simple Atmosounds. Dies ist eines der wenigen Spiele, bei denen man nicht den Sound abschaltet und stattdessen Musik, Hörspiele oder Radio hören will, sondern, um sich der Wirkung des Spiels ganz hinzugeben, stöpselt man sogar Kopfhörer an den 3DS und taucht bereitwillig ab! Und der 3D-Tiefeneffekt tut natürlich sein Übriges, wenn man diesen aktiviert hat.
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Ein netter Zusatz ist außerdem, dass die Kameraperspektive mit dem Steuerkreuz in Stufen verstellt werden kann, sodass man sogar aus der 3D-Person-Ansicht spielen kann, wenn man möchte.
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Das Gameplay, wie ich schon erwähnte, orientiert sich im Kern an der Formel von Final Fantasy ist aber wesentlich komplexer. Denn nicht nur führt man häufiger mal Gespräche mit Dämonen, die man für sich gewinnen will, sondern, wenn man geschickt ist und beispielsweise die Schwächen seiner Gegner herausfindet, kann man so für sich einen oder mehrere Extrazüge für die laufende Runde rausschlagen, um so mehrere Aktionen auszuführen, oder man kann kritische Schläge ausführen und so weiter. Andersrum, wenn man nicht sonderlich aufmerksam agiert, kann man sogar Züge verschenken, das heisst, man wird gewissermaßen vom Spiel bestraft.
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Wie man sich denken kann, impliziert dieses umfangreiche Kampfsystem, dass der Schwierigkeitsgrad nicht von Pappe ist. Denn was für Euch gilt, gilt ebenso für die Gegner. Wenn diese Euch in einem unwachsamen Moment erwischen und für sich Extrazüge für eine Runde ergattern konnten, können 2-3 im Grunde nur mittelstarke Dämonen mit Euch mal eben locker den Boden aufwischen und lassen Euch Gevatter Tod besuchen, noch bevor Ihr überhaupt "Piep" sagen konntet.
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Es gibt allerdings auch einen Easy Mode, welcher vor allem die Energieleisten der Gegner gnädiger und die Euren großzügiger gestaltet, was das Spiel, vor allem für Anfänger/innen oder jene, die einfach mal reinschnuppern wollen, nicht unbedingt einfacher, aber rücksichtsvoller gestaltet, denn so wird nicht gleich jeder Eurer Fehler zum Sargnagel.
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Nochwas zur USK. Diese hat den Titel "Ab 12 Jahren" freigegeben, was zu weiten Teilen vermutlich richtig ist, dennoch gibt es Momente im Spiel, die zumindest ansatzweise in die "Ab 16 Jahren"-Ecke schielen lassen. Leicht anzügliche Dialoge hier und dort, oder weibliche Dämonen, deren Bekleidung - bei lasziver Körperhaltung - so gerade noch ausreichend ist, trifft man auch ab und zu.
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FAZIT
Style, Grafik, Sound, Story - Wow! ...aber man muss sich eben drauf einlassen können, denn der Schwierigkeitsgrad ist gesalzen und das Gameplay verlangt sowohl ständige Aufmerksamkeit, als auch, dass die Story zumindest teilweise mitgelesen wird, was für jene, die sich eher non-stop ins Getümmel stürzen und lieber fleißig leveln wollen, sicher ein großes Contra ist.
Jörg Singleplayer: 90%

Verfasst von Jörg am 12.08.2015,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 30.10.2014


im eShop sind DLCs erhältlich, wahlweise sogar kostenlos