Cover: Pure PoolDie ersten Augenblicke wirkt Pure Pool zunächst nicht so prall. Die Menüführung funktioniert zwar tadellos, ist aber sehr simpel, beinahe schon zweckmäßig. Sicher, es werden hier jede Menge Spielarten geboten, aber wenn das Menü schon so... Naja, nach dem (überspringbaren) Tutorial starte ich einfach mal eine Partie 9-Ball gegen die CPU auf Amateur-Schwierigkeit...

Wow, tolles Ambiente. Dunkle Umgebung, Personen und Geschehnisse im Hintergrund erscheinen leicht verschwommen, sodass nichts von dem, was am eigenen Tisch passiert, ablenkt und sanft rockige oder mild elektrische bluesig-jazzige Tracks werden gespielt. Der Tisch wirkt sehr edel und von seiner Bespannung kann ich sogar einzelne Fasern wahrnehmen. Auf Wunsch kann ich zudem jederzeit während einer Partie, ohne diese zu unterbrechen, Farbe und Aufdruck der Bespannung verändern. Mir persönlich sagt besonders dieses schön leuchtende Blau zu.

Doch allen Spielvarianten, Optionen und dem Look and Feel zmu Trotz, bei einem solchen Titel sind natürlich vor allem Physik und Steuerung ausschlaggebend. Welche Blickwinkel werden mir geboten, wie führe ich den Queue und so weiter... Die Ballphysik ist ohne Tadel, vorbildlich geradezu, das gleich als allererstes. Stoßrichtung und Drall werden über den linken Analogstick und je nach Finesse noch unter Zuhilfenahme des Haltens der Tasten A oder B bestimmt. Auch kann außerdem die "Wie die Weiße treffen und wie die andere Kugel dann rollen wird"-Hilfslinie hinzugeschaltet werden, beziehungsweise, wie ausgeprägt sie sein wird. Ich kann vor meinem Stoß auch um den Tisch herumgehen, oder den Blickwinkel etwas nach oben oder unten neigen. Zugestoßen wird dann über den rechten Analogstick. Ihn erst nach unten und dann nach oben schieben. Je weiter er nach unten, beziehungsweise je schneller er dann nach oben geschoben wird, desto fester stößt der Queue an.
Screenshot Screenshot
Das alles geht bereits nach dem ersten Ausprobieren intuitiv von den Fingern, bereitet also keine Probleme in der Handhabung. Nur Stöße, die ich gern betont sanft durchführen möchte, gelingen mir nicht jedes Mal wie gewünscht. Ob das menschliches Versagen ist, weil ich eben nicht umsichtig genug war, oder die Software meine Eingabe nicht sauber interpretiert, kann ich nicht sagen. Mal stupse ich die weiße Kugel so schwach an, dass sie sich im Schneckentempo 2-3 Zentimeter vorwärtsbewegt, mal war ich wohl nicht feinfühlig genug und die weiße Kugel gibt Vollgas. Obwohl sanfte Stöße also die meiste Zeit wie gewollt funktionieren, kann es Momente geben, in denen man der Gegenseite einen großen Gefallen tut und diese jetzt, zack, zack und zack, eine Kugel nach der anderen weglocht, und der Frame geht an sie. Andererseits, Stöße, die volle Pulle druff oder "normal fest" durchgeführt werden sollen, werden stets eben genauso vollzogen.
Screenshot Screenshot
In puncto Blickwinkel verhält es sich ähnlich. Meistens komme ich gut mit dem aus, was Pure Pool mir bietet, aber es gibt dennoch Situationen, vor allem bei Stößen, bei denen die Weiße fast die gesamte Tischbreite überqueren muss, um ein weit hinten liegende Kugel zu versenken, da würde ich gern von noch etwas weiter oben auf den Tisch gucken können, um den benötigten Winkel sauber einschätzen können. Klar, ich kann ja um den Tisch herumgehen, aber will ich dann den Stoß vorbereiten, bin ich ohne Umschweife wieder exakt am Ausgangspunkt und zurück bei der zu flachen Draufsicht und ich kann nur grob schätzen, ob das gleich gut gehen wird. Sicher, zu Billard, Snooker und Co. gehört es nunmal, dass ein Stoß daneben geht, wenn nicht genug Maß genommen wurde. Aber es ist ärgerlich, wenn man zu flach von direkt hinter der Weißen auf große Distanz schätzen muss. Und solche Stöße kommen naturgemäß regelmäßig vor.
Screenshot Screenshot
Immerhin geht es der menschlichen Gegenseite ja genauso - nur die CPU scheint keine Probleme mit alledem zu haben, was gerade auf der Profi-Stufe zum Tragen kommt. Aber außer im Karriere-Modus bin ich sonst nicht oft gegen CPUs angetreten. Stattdessen lieber gegen Personen vor Ort - oder gegen welche über Online (inklusive Steam-Crossplay). Und das Spiel gestaltet sich technisch anstandslos, kein Lag oder ähnliches.. Leider aber auch keine Möglichkeit zur Kommunikation. Ein weiterer Unterschied zum Spiel gegen Personen neben sich auf der Couch oder die CPU, ist, dass ich beim Onlinespiel nicht jede Blickwinkel- und Stoßrichtungs-Justage live mitverfolgen kann, sondern dass ich solange keinerlei Bewegung sehe, bis das Gegenüber den Stoß tatsächlich durchführen wird. Erst jetzt dreht sich alles in Position und der Stoß geschieht.
Screenshot Screenshot
Der Spielumfang ist sehr, sehr reichlich. Schon die Herausforderungen und der Karriere-Modus sind sehr entgegenkommend mit ihren vielen, unterschiedlichen Varianten und Anforderungen. So soll ich einmal einfach nur die Partie gewinnen, ein anderes Mal soll ich binnen 90 Sekunden 4 Kugeln in direkter Folge einlochen und so weiter. Auch hat jede Station immer mehrere Unterziele, die ebenfalls erreicht werden können, wie etwa zu gewinnen, ohne auch nur ein einziges Mal zu foulen.
Screenshot Screenshot
Im Endeffekt bekommt man zwar immer Punkte auf den eigenen Account gutgeschrieben und diverse Auszeichnungen sind ebenfalls zu erhalten, doch ist das alles nicht relevant, weil es, natürlich, keine Progression gibt. So können wir nicht ab soundsovielen Punkten zum Beispiel besser zielen, oder ähnliches. Dennoch macht es Spaß, sich die Karriereleiter vom schnöden Nullinger bis zum Vollprofi durchzuackern. Hin und wieder schalte ich allerdings mal einen neuen Queue frei, den ich nun zum Spielen auswählen darf, doch auch das ist rein optischer Natur.
Screenshot Screenshot
FAZIT
Selbst allgemeinhein weniger bekannte Varianten wie "Killer" und "Blackball" reihen sich neben den weithin mehr beachteten 8-Ball, 9-Ball oder Snooker ein und Look and Feel, also, wow, einfach klasse! Die CPU versteht allerdings schon ab der mittleren Stufe keinen Spaß mehr und versenkt und versenkt und versenkt - nur selten geht da mal was daneben. Der wahre Spaß liegt allerdings eh beim lokalen oder dem Online-Zwei-Spieler (inklusive Steam-Crossplay!) und den zahlreichen Spielmodi. Sicher, es gibt je einen verkraftbaren Makel bei der Steuerung und den wählbaren Perspektiven, aber diese trüben die Spielerfahrung nicht allzu sehr - schließlich geht es dem menschlichen Gegenüber ja genauso, sodass niemand einen Vorteil hätte. Freunde und Freundinnen des Queue sollten unbedingt einen Blick riskieren!
Jörg Singleplayer: 70%
Multiplayer: 77%


Verfasst von Jörg am 13.11.2020,
bemustert durch Plan of Attack
für bis zu 2 Person/en
Release am 17.11.2020