KENNEN UND LIEBENSehr viele von uns kennen - und lieben - gewiss Punch-Out!! für das NES. Und dasselbe dürfte wohl auch für
Super Punch-Out!! für das Super Nintendo - naja, ist ja auch kein Wunder: Geniales Gameplay und ein witziges Setting machen Antipathie eben schwer. :)
Doch jetzt kam nach Jaaaahren eeeeeendlich mal eine Fortsetzung dieser tollen Box-Simulation auf die Nintendo Wii. Sollte man es kennen? Darf man es lieben? Geniales Gameplay? Witziges Setting? Nun, wollen mal sehen! ;)
KEIN BLUMENTOPFWie früher gibt es Karikaturen für Menschen aus aller Herren Länder: Glass Joe aus Frankreich, der aus Deutschland stammende Von Kaiser, Disco Kid aus New York und so weiter und so fort. Selbstverständlich haben all diese Charaktere ihre Stärken und Schwächen, die Ihr stets in der Gestalt des jungen, aufstrebenden Boxertalents Little Mac herausfinden und ausnutzen müsst, denn sonst könnt Ihr keinen Blumentopf gewinnen.
Weil Little Mac aber keine Blumentöpfe gewinnen, sondern lieber den Titel der World Video Boxing Association erringen möchte, heisst es, einen kühlen Kopf bewahren. Jeder hat seine Schwächen, wirklich jeder - Ihr müsst sie nur erkennen. Der Eine z.B. zwinkert vor einem jeden Hieb mit dem Auge und der Andere hebt seinen Boxhandschuh kurz an, bevor ein mächtiger Treffer an Little Macs Kinnlade folgt. Also gilt es, diese verschiedenen Bewegungs- und Verhaltensmuster zu erkennen, sich diesen anzupassen und dann entsprechend auszuweichen oder zu kontern.
"VIVE LA FRANCE!"Insgesamt habt Ihr als Little Mac 13 Gegner auszuknocken, die alle unterschiedlicher nicht sein könnten. Aber über allem zählt vorallem der hintergründige Humor jeden Charakters. Wenn Glass Joe z.B. wie ein Pfau posiert und "Vive la France!" ruft, oder wenn Von Kaiser so stramm, als sei seine Wirbelsäule ein Brett, vor Euch steht und plötzlich kerzengerade umfällt, weil Ihr ihn K.O. geschlagen habt, muss man schon schmunzeln oder nicht selten sogar richtig lachen.
Aufgeteilt ist Eure Karriere in der WVBA also in 13 Etappen. Zuerst seid Ihr noch ein kleines Licht im Minor Circuit und könnt, wenn Ihr dort letztendlich King Hippo auf die Matte schickt, Euren ersten Gürtel einheimsen. Dann folgt der Major Circuit, der den zweiten Gürtel bereit hält. Abschliessend natürlich kassiert Ihr den dritten Gürtel am Ende des World Circuits und seid der unangefochtene Champ.
So kämpft Ihr Euch also Gegner für Gegner an die Spitze. Misslingt ein Versuch, dürft Ihr es nochmal und nochmal und nochmal versuchen, ohne zuerst wieder gegen die anderen vorherigen Gegner antreten zu müssen. Will und will Euch aber einfach kein Sieg gelingen, hält Euer Trainer Doc Louis im "Schaukampf"-Modus etwas Spezielles für Euch bereit: Ihr dürft gegen den entsprechenden Gegner in den Ring steigen, ohne, dass Ihr K.O. gehen könnt, geschweigedenn jemals müde werdet. Somit könnt Ihr Euch das Verhaltsmuster einprägen, bekommt dafür aber auch keinen Sieg gutgeschrieben, wenn der Gegner irgendwann den Ringboden knutscht.
GAMEPLAYSpielen könnt Ihr das Wii Punch-Out!! auf drei verschiedene Weisen: (1) Mit Wiimote und Nunchuk oder (2) nur mit der Wiimote, die Ihr dann wie einen NES-Controller quer in beide Hände nehmt. Version #1 spielt sich praktisch wie das Box-Pendant aus Wii Sports, während sich Version #2 exakt wie der NES-Bruder aus den 80ern zockt. Aktiviert Ihr zusätzlich noch das Balance Board für eine der beiden Varianten, kontrolliert Ihr mit dem Board Little Macs Verteidigung: Ausweichen nach links und rechts und natürlich das Ducken.
Jede der also insgesamt 4 Kontrollversionen spielt sich technisch hervorragend. Zumal das Balance-Board-Feature gerade in Kombination mit Wiimote und Nunchuk den Realismus ganz besonders erhöht - und in der Nur-Wiimote-Fassung leider eher fehl am Platze und künstlich aufgepfropft wirkt.
KEIN ULKIGER AKZENTGrafik und Sound sind klasse - Ausrufezeichen! Zugegeben, alles erinnert letzendlich sehr, sehr stark an die NES- und SNES-Geschwister und hat mehr den Anschein einer Frischzellenkur, statt wirklich eingenständig zu sein. Aber ist das bei Mario und Zelda nicht auch immer wieder so? Wirklich neu an dem Ganzen sind also eigentlich nur der Cell-Shading-Style in der Grafik und die Sprachausgabe, die für jeden Charakter sehr authentisch ist.
Leider werden all die während der Kämpfe gesagten Dinge Eurer Gegner nicht untertitelt oder - z.B. durch einen besonders ulkigen Akzent - wenigstens persifliert, so dass man schon selbst die jeweiligen Sprachen verstehen können muss, was wohl bei Deutsch, Englisch und Französisch noch am ehesten für fast alle von uns gilt. ;)
FAZITGeiles Gameplay, der Charme der Vorgänger wurde optisch und akustisch in jedem Fall eingefangen - es gibt viel zu schmunzeln oder lachen und es wird Euch nie zu leicht oder zu schwer gemacht. Da muss ich also hier auch gar nichts hin und her debattieren. Das Spiel ist sehr gut und hat praktisch keinen gewichtigen Negativ-Kritikpunkt...
...einzig, dass nach 13 Gegnern schon Schluss ist? Nee, ist es nicht! :) Es gibt später noch eine Art "zweite Schwierigkeitsstufe", auf der alle Gegner etwas andere Angriffs- oder Verteidigungsmuster haben und auch sonst schwieriger zu besiegen sind. Darüber hinaus wartet ein alter Bekannter darauf, aus den Tiefen der Game-Disc geboxt zu werden - aber ich verrate jetzt mal nicht, wer das ist! :) Doch seid gewarnt: Der haut Euch glatt in Eure Cornflakes, wenn Ihr nicht gut aufpasst.
OK, nun zum Kritikpunkt: Habt Ihr im Singleplayer alles erreicht, was relativ zügig passieren kann, bleibt höchstens noch die Möglichkeit, sich gegen einzelne Gegner erneut in den Ring zu stellen, um eine neue Bestzeit aufzustellen. Denn so klasse Punch-Out!! ist, so schade ist es, dass man irgendwann alle Verhaltsweisen auswendig kennt und selbst den geheimen Supergegner ganz am Ende fast mit Leichtigkeit ausknocken kann, WENN man weiss, wie.
Sicher, es gibt noch einen Zwei-Spieler-Modus, und der spielt sich super, kränkelt aber etwas daran, dass man bei einem menschlichen Gegner eben keine ständig gleichen oder ähnlichen Verhaltensmuster hat, durch was sich hier dann die einigermaßen simple Steuerung als Spaßbremse entpuppt, obwohl sie gegen die CPU hervorragend funktioniert und hier alles bietet, was man benötigt.