Cover: WarpartyVORGEHENSWEISEN
Fans der Echtzeit-Strategie, aufgepasst! Wer gern Games wie etwa StarCraft, WarCraft oder Age of Empires spielt, könnte mit Warparty nämlich seine Freude haben. Im Kern geht es um drei Völker: Wildlanders, Necromas und Vithara. Alle drei stehen miteinander irgendwie im Konflikt, den wir im Besonderen während der tutorialhaften Einzelspieler-Kampagne immer besser verstehen.

Die Kampagne bietet uns die Möglichkeit, als jeweils eines der Völker zu spielen und dabei je mehrere Missionen zu absolvieren. Allerdings beschäftigt sich die Kampagne nicht allein damit, uns Standard-Partien gegen die CPU absolvieren zu lassen, während wir dazwischen einige Texttäfelchen zu lesen bekommen. Sondern wir bekommen auch Schritt für Schritt vermittelt, welche Einheiten und Ausbaustufen ein Volk bietet und wie sie funktionieren, da während der Missionen immer mehr zugänglich wird. Beispielsweise werden durch sehr gut eingesprochene Voice-Samples einerseits Dialoge in gewissen getriggerten Situationen zu vernehmen sein, und andererseits erklärt ein Erzähler, was durch Mission X nun im eigenen Volk vorgeht, beziehungsweise, was als nächstes ansteht. Wir werden beispielsweise Zeuge der schrittweisen Verbrüderung diverser Wildlanders-Clans, die sich zusammenschließen, wodurch neue Einheiten verfügbar werden.

Doch auch viele Elemente der Maps werden uns nähergebracht. Wir verstehen, was Schreine sind, wie sie erobert werden können und und und. Vor allem wird uns aber das Ressourcenmanagement verständlich gemacht. So gibt es zwei zentrale Ressourcen: Nahrung und Kristall. Beides muss möglichst kontinuierlich gewonnen werden, wenn man in der Lage sein will, Gebäude zu errichten, Einheiten zu erschaffen, Waffen und Schilde zu verstärken und und und. Wir können also entweder Beeren von Büschen zupfen und Kristallvorräte ernten, was sich allerdings schon bald erschopft, oder wir schaffen Voraussetzungen für unser Volk, die beiden überlebenswichtigen Ressourcen selbst erschaffen zu können. Zum Beispiel Farmen errichten, diese werden dann kontinuierlich bestellt und abgerntet, was uns eine unerschöpfliche Nahrungsquelle einbringt. Für Kristall können Handelsplätze erstellt werden, von denen dann eine Karawane zwischen unserem Haupthaus und dem Handelsplatz hin- und herpendelt. Doch haben beide Vorgehensweise auch ihre Vor- und Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt.
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Auch müssen wir darauf achten, überhaupt Einheiten erschaffen zu können. Denn alle Ressourcen helfen uns nicht, wenn wir nicht die entsprechenden Gebäude dafür errichtet haben. Vom Fleck weg haben wir ein Populationsmaximum von 20 Einheitenpunkten zu Verfügung. Eine Arbeitereinheit benötigt einen Punkt, Kämpfer je nach Einheitentyp 2 oder mehr. Da bleibt also nicht viel Spielraum, wenn nicht ausreichend Gebäude bereitstehen, welche das Populationsmaximum um jeweils 10 oder 20 Einheitenpunkte erhöhen.
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MANAGEMENT
Wichtig zu wissen ist auch, dass jedes Volk andere Einheitentypen und Gebäude hat. Außerdem gibt es einen Helden pro Volk. Jeder Held ist schneller, robuster und/oder stäker als alle anderen Einheiten seines Volkes - und bringt außerdem noch diverse Fähigkeiten mit sich, die hin und wieder auch den Ausgang einer Schlacht entscheiden können; sofern umsichtig und im rechten Augenblick genutzt.
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Neben den drei zu empfehenden Kampagnen, werden aber natürlich auch alle anderen üblichen Standards geboten. So ist möglich, eine Partie mit und gegen CPUs zu spielen. Hier haben alle Fraktionen Zugriff auf den vollen Fundus ihres gewählten Volkes und müssen sich diesen nur noch durch schrittweises Erforschen aller Möglichkeiten selbst zugänglich machen: Gebäude X und Einheitenverbesserung Y kann erst errichtet werden, wenn das Haupthaus aus Stufe 2 ausgebaut wurde - wobei Einheit Z auch nur durch Gebäude X verfügbar wird. Wie sich das also gehört, muss man für sich selbst austüfteln, mit welchem Volk man am besten kann und mit welcher Reihenfolge man welche Einheiten und Gebäude durch seine Ressourcen erstellt. Das Bilden von Fraktionen ist ebenfalls machbar: Jeder gegen jeden, A und B gegen C und D, oder oder oder... Und die CPUs lassen sich sogar auf bis zu 5 Schwierigkeitsstufen einstellen. Kurz: Alles ist möglich.
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Insgesamt ist erstaunlich, wie gut die Steuerung mit Maus und Tastatur und deren Hotkeys auf den Controller (Pro Controller oder Joy-Cons im Dualverbund) umgemünzt wurde. Jeder Button ist irgendwie belegt und nach kurzer Eingewöhnung geht das Management der Einheiten und Gebäude gut von den Fingern. Besonders praktisch ist, dass alle Gebäude, die kämpfende Einheiten erschaffen, per Steuerkreuz nach unten direkt angewählt werden können. Ebenso wie alle kämpfenden Einheiten als Kollektiv auf Steuerkreu nach rechts liegen. So hat man auch in hitzigen Situationen die Möglichkeit für Nachschub zu sorgen, beziehungsweise, die Krieger auf bestimmte gegnerische Einheiten oder Positionen auf der Map zu schicken. Remappen lässt sich im Übrigen keiner der Buttons.
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Das hat aber auch den Nachteil, dass so immer alle Kämpfer aufgerufen werden. Häufig wäre es gut, wenn man Einheiten gruppieren und dann auf unterschiedliche Hotkeys legen könnte. So könnte man die einen nach links, die anderen nach rechts senden, und ständig beliebig zwischen ihnen springen. Dass dies nicht möglich ist, erweist sich gerade dann als Problem, wenn die eigene Basis von verschiedenen Seiten angegriffen wird, oder man einerseits die Basis bewachen oder verteidigen will und andererseits die Map erkunden. Man muss zwangsläufig immer wieder hin- und herspringen und -scrollen und dabei auch noch die Einheiten neu selektieren und ihnen Instruktionen geben. Das ist Stress pur und gegen eine CPU auf fordernder Stufe kaum zu schaffen. Als Beispiel sei die 6. Mission der Wildlanders-Kampgne genannt, denn hier muss man an mindestens zwei Fronten angreifen und verteidigen. Da muss man durchaus ein paar Mal neustarten, bis man im Flow ist.
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Immerhin ist Batchverfahren einfach zugänglich. Wird die L-Taste gehalten, quasi das Pendant der Shift-Taste, können Einheiten mehrere Befehle gegeben werden, die sie in angegebener Reihenfolge abarbeiten. Wie etwa: Baue dort eine Farm, dann hier eine Kaserne, danach da drüben eine Stallung und zum Schluss gehe da hinten nach Kristallen schürfen. Für alle Kämpfer geht dies ebenso: Greife Gegner A an, erst dann B, danach C und gehe schlußendlich zurück zum Haupthaus. Klappt hervorragend. Alle Gebäude, die Einheiten erschaffen oder Fähigkeiten und Verbesserungen erforschen haben ebenfalls einen Batchmode: Baue erst Bogenschützen, dann erforsche die besseren Pfeile, danach noch zwei Bogenschützen.
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Neben dem Standardmodus à la "Baue und verteidige die eigene Basis und zerstöre alle anderen" gibt es noch drei daran angelehnte Varianten. Beim Königsmord ist man sofort raus, wenn der eigene Held stirbt, beim König des Hügels muss ein Schrein eingenommen gehalten werden, damit der eigene Timer nicht abläuft. Denn solange man ohne Schreinbesitz ist, läuft der eigene Timer von 1000 der 0 entgegen. Ist die erreicht, ist die Partie verloren. Für Einzelspieler/innen existiert außerdem der Überlebensmodus. Man hat wenige Minuten, um die eigene Basis zu errichten und eine Infrastruktur für Ressourcen zu erdenken. Dann kommen alle X Sekunden Gegner in Waves. Zuerst wenige, dann ein paar, dann immer mehr und mehr und auch immer stärkere. Nun geht es solange, bis man schließlich komplett geplättet wurde - worauf man dann die erlangte Punktzahl und die durchgehaltene Zeit präsentiert bekommt.
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ONLINE
Den Online-Modus konnte ich leider, leider erst nach mehreren Wochen testen - obwohl der Updatepatch hierfür für kurz nach Launch versprochen wurde. Und als er dann endlich verfügbar war, fand sich absolut niemand in den Onlinelobbies und ich befürchtete, nun völlig umsonst wochenlang mit dem Veröffentlichen dieser Rezension gewartet zu haben. Doch dann fand sich doch jemand und ich konnte mit ihm zwei Partien spielen.
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Bis zu vier Fraktionen pro Lobby sind möglich, ob menschliche Spieler/innen oder KI, ist irrelevant. Jede Fraktion darf sich eine Farbe aussuchen, darunter etwa orange, blau, rot oder grün. Auch das gewünschte zu spielende Volk darf je selbstbestimmt werden. Damit es allerdings losgehen kann, müssen alle menschlichen Spieler/innen noch ein Häkchen in ihrem "Bereit!"-Feldchen setzen. Ansonsten darf man als Lobby-Host jemanden auch wieder rauskicken. Ferner bestimmt man als Host natürlich die Map, auf der die "Warparty" stattfinden soll, nebst einigen Dingen, wie etwa, wie hoch die Ressourcen sein und wieviele Arbeiter für alle gleich zu Beginn zur Verfügung stehen sollen.
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Die von mir erlebten Online-Partien liefen an und für sich sehr rund und ohne nennenswerte Auffälligkeiten - wobei: beide Spieler leben innerhalb Deutschlands! Nur hin und wieder mogelt sich mal ein kleines Lag ins Gameplay, was durch leicht stotteriges Scrolling über die Maß wahrnehmbar war, oder, wenn gerade viele Einheiten über die Map tingelten. Hierzu aber im nächsten Abschnitt weitere Details, weil dieserlei Gameplay-Haspler auch in Offline-Partien auftreten können. Immerhin geht es allen Beteiligten so - und wirklich, wirklich schlimm ist es auch nie geworden.
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Ist bei mehr als zwei Fraktionen im Spiel irgendwann eine besiegt oder gibt auf, scheidet sie einfach aus und ihre eventuell noch vorhandenen Einheiten oder Gebäude verbleiben regenungslos auf der Map - und können eingestampft werden, so sich jemand erbarmt. Aber eine ausgeschiedene Fraktion, darf sich, wenn sie will, noch als Spectator verdingen; inklusive komplett für sie sichtbarer Map, um überall einen Blick werfen zu können. Da kann man nur hoffen, dass bei etwaigen Sesssions nicht Gegner A besiegt ist und nun Gegner B ein paar heiße Tipps über zum Beispiel Discord gibt, wie die anderen nun vorgehen, was sie gerade bauen oder aus welcher Richtung sie angreifen.
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TECHNIK
Grafisch erinnert Warparty stark an WarCraft III, der Artstyle ist recht ähnlich und selbst die drei spielbaren Völker sind mehr oder weniger den Orks (Wildlanders), Untoten (Necromas) und Nachtelfen (Vithara) entliehen. Sieht man davon ab, dass Warparty in der Steinzeit stattfindet und auch Einheiten wie Stegosauren oder T-Rex' mitmischen. Nichtsdestotrotz sieht Warparty gut aus. Alles ist sehr hübsch anzusehen und ist gut voneinander zu unterscheiden. Nur sind manche Maps etwas seltsam gebaut, sodass bei Arealen mit stufenartigem Design Einheiten schon mal wegclippen oder plötzlich unterhalb der "Treppe" verschwinden und daraus auch nicht wieder entkommen können, respektive ins Nichts verschwinden.
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Auch kann es immer mal wieder passieren, wenn in einer Partie gerade viele Einheiten aktiv sind, dass das Gameplay gewissermaßen schlittert. Baubefehle werden dann nicht immer erkannt, oder man ist sich sicher, ein anderes Gebäude erstellt haben zu wollen, als jenes, das gerade gebaut wird. Ob das nur eigene Schusseligkeit ist, bin nicht so ganz sicher. Ich habe, wenn das Gameplaystottern begann, bewusst darauf geachtet, was ich auswähle und trotzdem wurde statt einer Farm zum Beispiel ein Lagerhaus gebaut. Genauso ärgerlich ist dann, dass das Scrolling und somit das Positionieren des Fadenkreuzes in der Screenmitte nun ebenfalls rumzickt - wie will man so gezielt Befehle erteilen?
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Akustisch ist bei Warparty alles wunderbar. Die orchestrale, nur eher seicht wahrnehmbare Musik bleibt im Hintergrund und stört weder die Konzentration, noch drängt sie zur Eile. Es wird nie treibend oder laut - sehr angenehm. Alle Einheiten geben verbales Feedback, wenn sie Befehle erhalten, angreifen, angegriffen werden - kommt gut. Die Schriftart aber stört bisweilen. An manchen Stellen könnte sie lediglich etwas deutlicher lesbar sein, an anderen Stellen muss man die Augen leicht zusammenkneifen und einen Moment die Buchstaben fokussieren, um Hinweise oder Anforderungen verstehen zu können.
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FAZIT
Warparty ist erstaunlich geglückt. Sicher, es gibt hier und dort ein paar Kleinigkeiten, die sind fummelig, da Maus und Tastatur fehlen, oder unverständlicherweise nicht vorhanden, wie gruppierten Einheiten Steuerkreuz-Hotkeys zuweisen zu können, aber im Großen und Ganzen habe ich meinen Spaß mit Warparty. Vor allem die Einzelspieler-Kampagne hält bei Laune. Auch online weiß Warparty zu punkten und ist für die eine oder andere Echtzeit-Strategie-Partie zu empfehlen - falls man Gegen- und/oder Mitspieler/innen finden sollte. Denn das stellte sich bislang leider wirklich als kaum machbar heraus. Sehr schade!
Jörg Singleplayer: 74%
Multiplayer: 78%


Verfasst von Jörg am 14.05.2019,
bemustert durch Warcave
für bis zu 1 Person/en
Release am 28.03.2019