Cover: Valiant Hearts: The Great War...und auf einmal waren wir im Krieg
Valiant Hearts: The Great War nimmt sich den ersten Weltkrieg als Thema. Doch anders als bekannte Shooter, welche Kriegszustände meist glorifizieren, sucht Valiant Hearts: The Great War sich ganz andere Aspekte. Es möchte uns ein realeres Bild der Umstände, der Verluste und der Aufopferung zeigen. Real im Sinne der Menschen und ihren Geschichten. Dazu schlüpfen wir abwechselnd in die Rolle vier verschiedener Protagonisten, deren Schicksale in den Wirren des Krieges immer wieder durcheinander gewürfelt werden.

Karl, ein in Frankreich lebender Landwirt, wird zu Beginn des Krieges des Landes verwiesen und in die deutsche Armee eingezogen. Er muss seine Frau und seinen jungen Sohn in der Obhut seines Schwiegervaters Emile zurück lassen. Doch auch dieser wird kurze Zeit später - für Frankreich - zur Wehr verpflichtet. Dazu kommt noch der US-Amerikaner Freddie. Er meldet sich aus persönlichen Gründen freiwillig für die Fremdenlegion auf Seiten der Franzosen. Zum Schluss wird das Quartett durch Anna komplettiert. Sie ist angehende Tierärztin aus Belgien auf der Suche nach ihrem Vater. Begleitet werden die vier vom Doberman Walt, von den Deutschen zum Rettungshund ausgebildet.

Die Grausamkeit des Krieges
Diese Figuren mögen vielleicht der Aufhänger der Geschichte sein, doch der Hauptakteur ist der erste Weltkrieg selbst. In der Haut einer unserer Charaktere wohnen wir historisch belegten Ereignissen bei und versuchen dabei in den Kriegsgräben am Leben zu bleiben. Dass den Entwicklern die Darstellung des Krieges so originalgetreu wie möglich wichtig war, sieht man am internen Wiki. In jeder Szene der vier Kapitel sind neue Einträge zu den Grausamkeiten der Vergangenheit verfügbar. Die beteiligten Parteien, Schauplätze, Kriegsmittel und -strategien werden mit Texteinblendungen und Fotos näher erläutert. Auch Sammelgegenstände, die in den Leveln versteckt sind, dienen als Zeitzeugen oder sind schlicht Briefe von der Front an die Familie zu Hause.
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Grafisch hat die UbiArt Engine hier wieder ganze Arbeit geleistet. Doch auch wenn die Kriegsszenarien lediglich comichaft stilisiert dargestellt werden, handelt es sich dennoch um harte Realität. Mit Gewalt und rotem Lebenssaft wird nicht gespart. Es spratzt zwar nicht fontänengleich durch die Gegend, Wunden und Verstümmelungen werden aber realitätsgetreu nachgestellt. Der Tod ist allgegenwärtig. Nebenbei fallen die Soldaten wie Fliegen und Leichen pflastern die Schlachtfelder. Für Zartbesaitete kein schöner Anblick, selbst wenn unsere Akteure grundlegend pazifistisch durch ihre Szenen gelangen. Auch die Soundkulisse trägt einen großen Teil zum Realismus bei. Einschlagende Granaten und Maschinengewehrfeuer setzen uns unter Druck, die deutschen Sprecher machen ihre Aufgabe gut und in den Leveln selbst sprechen die verschiedenen Parteien in ihrer eigenen Landessprache. Wobei ich einige deutsche Befehle nicht wirklich zuordnen konnte.
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Krieg ändert sich nicht
Ubisoft hat Valiant Hearts: The Great War sowohl die klassische Konsolensteuerung, als auch die Bedienung per Touchscreen spendiert. Beides funktioniert einwandfrei, wobei man sich mit dem fleißig umherfahrenden Finger selbstverständlich einen Teil des Bildschirmes verdeckt. Neu sind auch eine Artworkgalerie und das interaktive Comic Dogs of War, welches die Vorgeschichte des treuen Vierbeiners Walt näher erläutert.
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Abgesehen davon bleibt alles beim bislang Bekannten. Unsere Figuren bewegen sich auf einer zweidimensionalen Ebene fort und lösen Rätsel, um weiter voran zu kommen. Walt tritt in Aktion, wenn unser eigener Handlungsspielraum ausgeschöpft ist. Jeder hat dabei seine eigenen Gameplay-Schwerpunkte. Während Emile sich durch lockeren Untergrund graben kann, versorgt Anna jeden Verletzten auf ihrem Weg in einem simpel gehaltenen Rhytmusspiel. Die Mechaniken an sich mögen dabei vielleicht etwas eintönig sein, monoton wird es aber nie. Die Schiebe- und Schalterrätsel, sowie Schleichabschnitte warten mit viel Abwechslung auf. Selbst Fahrzeuge befinden sich gelegentlich unter unserer Kontrolle. Sollten wir dennoch an einer Stelle nicht weiter kommen, haben wir Zugriff auf eine bebilderte Hilfefunktion.
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Doch wenn ich eines an der Handlung kritisieren möchte, dann ist es der Antagonist. Der fiktive General von Dorf, Befehlshaber der deutschen Armee, ist leider nur eine Witzfigur. Die typische Karikatur eines bösen Militäranführers, wie man es aus anderen Kriegsspielen kennt. Komplett mit der Entführung renomierter Wissenschaftler um seine Kriegsmaschinen in Betrieb zu nehmen. Hier wurde vielleicht eine gelungene Motivation für den Spieler erschaffen, aber mit etwas mehr Einfallsreichtum hätte dieses Klischee sicher umgangen werden können.
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Fazit
Valiant Hearts: The Great War ist ein Paradebeispiel dafür, dass Videospiele neben der Unterhaltung auch lehrreich sein können und das Krieg nicht immer mit effektvoller Waffengewalt dargestellt werden muss. Dieses - mitunter bedrückende - Meisterwerk sollte jeder einmal gespielt haben.
Simon Singleplayer: 85%

Verfasst von Simon am 11.11.2018,
bemustert durch Ubisoft
für bis zu 1 Person/en
Release am 08.11.2018