Trials Rising ist ein 2,5D-Motocross-Rennspiel, in dem man in die Rolle eines aufstrebenden Rookies schlüpft, mit dem Ziel, der beste Motocross-Fahrer der Welt zu werden. Dafür tourt man um die Welt und nimmt an verschiedenen Rennserien teil. Auf jedem Kurs versucht man, so schnell wie möglich das Ziel zu erreichen und dabei die Balance zu halten, um möglichst ohne Unfall zu bleiben.
Das Gameplay ähnelt den Vorgängern der Trials-Reihe und ist ein Paradebeispiel für das Konzept "Easy to learn, hard to master". Neben Gaspedal und Bremse kann man auch die Körperhaltung des Fahrers verändern und ihn entweder nach vorn oder nach hinten neigen, was sich auf die Balance des Motorrads auswirkt. Ans Ziel kommt man in den meisten Leveln auch ohne viel Übung. Will man jedoch die Goldmedaillen einheimsen, muss man sein Motorrad sehr gut unter Kontrolle haben. Hierdurch erlangt das Gameplay eine gewisse Tiefe, wodurch Trials-Anfänger, wie auch Veteranen, gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.
Neulingen wird der Einstieg so leicht wie nie zuvor gemacht, denn in der sogenannten Trials-Akademie werden grundlegende wie auch fortgeschrittene Spielmechaniken erklärt, zudem kann man in Übungskursen an seiner Technik feilen. Hier lernt man unter anderem, wie man sein Motorrad in welcher Situation am besten neigen sollte, um die optimale Höhe oder Weite zu erzielen. Fährt man zum Beispiel eine Rampe nach oben, ist es ratsam, sich zuerst leicht nach hinten und dann nach vorn zu neigen, um möglichst weit zu springen. Bewegt man sich jedoch zu stark nach vorn, macht das Zweirad einen Salto in der Luft, und der Schwungeffekt wird eingebüßt. Hier merkt man auch schnell: Die Spielphysik ist hervorragend umgesetzt und reagiert detailliert auf Controller-Inputs, wodurch man das Motorrad wirklich sehr präzise kontrollieren kann.
Im Story-Modus begibt man sich auf Welttournee und nimmt an Wettbewerben auf verschiedenen Kontinenten teil. In jeder Liga bewältigt man zunächst einige Solo-Parcours, bevor man im sogenannten Stadion-Finale an mehreren Kopf-an-Kopf-Rennen gegen andere Fahrer antritt, um sich den jeweiligen Pokal zu sichern.
In den Solo-Kursen kann man Medaillen sammeln, indem man eine Strecke innerhalb eines bestimmten Zeitlimits absolviert. Diese Zeitlimits werden durch Geist-Fahrer symbolisiert, die stets mitfahren, sodass man bereits auf der Strecke ein Gefühl dafür bekommt, wie schnell oder langsam man gerade unterwegs ist. Baut man einen Unfall, startet man am letzten Checkpoint neu. Alle Checkpoints sind großzügig gesetzt, denn sie kommen alle paar Meter vor - dafür verliert man bei einem Checkpoint-Reset allerdings auch fünf wertvolle Sekunden!
Die zahlreichen Kurse führen von amerikanischen Farmen über europäische Burgen, bis hin zum nächtlichen Hongkong. Sämtliche Strecken sind wunderbar gestaltet und beinhalten nicht nur detaillierte und abwechslungsreiche Hintergründe, sondern auch eine interaktive Streckenführung. So wird man zum Beispiel auf der Hollywood-Strecke temporär in Filmszenen versetzt, während man im Holland-Parcours auf Windmühlenrädern herumfahren kann. Trotz der meist fixierten Kamerperspektive wirken die Kurse einzigartig und sind sehr kreativ umgesetzt.
Während das Gameplay glänzt, und auch die wechselnden Settings toll sind, ist das Drumherum dennoch leider eher unpassend. Für jedes gewonnene Rennen erhält man Erfahrungspunkte, mit denen man neue Level freischalten kann. Das Problem: Ab einem gewissen Zeitpunkt benötigt man für das Freischalten viel mehr EP, als man durch das normale Abschließen eines Levels erhält. Dann muss man sogenannte Verträge, also besondere Herausforderungen, in bereits bekannten Kursen abschließen, um sich weitere EP dazuzuverdienen. Die Verträge sind teilweise recht spaßig, so muss man unter anderem eine bestimmte Anzahl an Backflips machen, allerdings ändert dies nichts daran, dass man zum Verträge-Grinding gezwungen ist, wenn man im Spiel vorankommen will. Das ist schlechtes Gamedesign, zumal die EP keine Stat-Erhöhungen mit sich bringen und somit eigentlich völlig obsolet sind. Das System des Vorgängers, eine bestimmte Anzahl Goldmedaillen für die Freischaltungen vorauszusetzen, wäre die bessere Alternative gewesen.
Jedenfalls: Für das Abschließen von Rennen oder Verträgen erhält man zudem Geld, das man für haufenweise kosmetische Gegenstände ausgeben kann. Von Shirts, Helmen und Handschuhen für den Fahrer, sowie Lenker, Räder und Aufkleber für das Motorrad, ist eine große Auswahl freischaltbarer Objekte verfügbar. Diese lassen sich auch durch Lootboxen freischalten, die man hin und wieder im Spielverlauf erhält, aber auch mit Echtgeld erwerben kann. Da sich diese Mikrotransaktionen aber allein auf das Optische beschränken, verpasst man keine Gameplay-Elemente, wenn man kein Echtgeld investieren möchte.
Neben dem Singleplayer-Modus kann man auch lokal gegen bis zu drei Mitspieler, oder im Online-Multiplayer gegen Fahrer auf der ganzen Welt antreten. Die Entwickler haben sich dabei einige ausgefallene Modi einfallen lassen: Im Party-Modus kann man Wetteinsätze vereinbaren, die die Verlierer dann einlösen müssen, wie zum Beispiel "Der Sieger wählt ein Lied aus, dass der Letztplatzierte singen muss". Im witzigen Tandem-Modus kann man zu zweit auf einem Motorrad durch die Strecken fahren, wobei ein Spieler nur Gas und Bremse kontrolliert, während der andere die Rotation des Motorrads bestimmt.
Schönerweise sind alle Features der PC-Version in der Switch-Fassung enthalten. So ist Trials Rising äußerst umfangreich und bietet mit über 115 Singleplayer-Kursen und unzähligen von Usern im Leveleditor erstellten Strecken viele Stunden Motocross-Spielspaß. Einige Abstriche müssen jedoch in puncto Performance gemacht werden. Das Spiel läuft "nur" mit 30 FPS, im Handheld-Modus sind zudem kleinere Ruckler festzustellen, die aber zum Glück selten sind und das Gameplay nicht beeinflussen. Die Steuerung ist, wie schon erwähnt, sehr präzise, aber da die Switch-Controller keine analogen Schultertasten besitzen, lassen sich Gas und Bremse nicht ganz so punktgenau ansteuern, wie etwa mit einem Xbox-Controller.
Der sehr gute Soundtrack besteht aus über 30 lizenzierten Tracks, von Rock über Drum'n'Bass bis hin zu Oldschool-Hip-Hop ist hier ein breites Spektrum vertreten. Unter anderem finden sich bekannte Interpreten wie Motörhead, Sum 41 und Jurassic 5 im Spiel wieder - die Songs sind passend gewählt und wirken sich sehr positiv auf das Spielerlebnis aus.
FAZITTrials Rising bietet erstklassigen Motocross-Spaß. Neben der gewohnt guten Spielphysik und Steuerung und dem stimmigen Look and Feel durch Grafik und Soundkulisse, ist vor allem der große Umfang positiv hervorzuheben. Das hervorragende Gameplay wird im Singleplayer allerdings durch das Progression-System etwas heruntergezogen, da es zum Grinding zwingt, um voranschreiten zu können. Veteranen sollten dank Multiplayer-Modus und Leveleditor dennoch auf ihre Kosten kommen, und für Trials-Neulinge ist das Spiel ein sehr guter Einstiegspunkt.