Als modern-klassisch würde ich Titan Quest bezeichnen. Immerhin ist das Grundspiel bereits am 26. Juni 2006 für den PC erschienen. Die Switch-Version ist allerdings identisch mit der Anniversary Edition für PC, PlayStation 4 und XBox One. Enthalten sind das Grundspiel, die erste Erweiterung Immortal Throne und alle Fehlerbehebungen, die mit der Anniversary Edition dazu kamen.
Titan Quest bedient sich der Antike und den unterschiedlichen Mythologien aus Griechenland, Ägypten und dem Orient/Süd-Ost Asien, und verwendet damit eine selten genutzte Bühne für ein Action-Rollenspiel. Die Telkine sind aus den irdischen Gefängnissen der Götter entkommen und versuchen die Titanen zu befreien. Die Telkine hinterlassen dabei Horden an mythologischen Kreaturen, die Städte und Landstriche Griechenlands, Ägyptens und China bedrohen. In Akt 4 der Erweiterung "Immortal Throne" geht es außerdem in die Unterwelt.
Der Hauptcharakter kann vom Spieler im Hauptmenü in den Punkten Name, Geschlecht, Farbe der Tunika und Spielmodus angepasst werden. Mit Spielmodus wird gemeint, ob der Charakter als verloren gilt, wenn er im Kampf stirbt und man einen neuen Helden anfangen muss, oder der Spieler an zuletzt aktivierten Brunnen der Wiedergeburt wieder auftaucht. In jedem Fall aber startet der Protagonist im Dorf Helos, das unter den Angriffen eines Satyr-Schamanen leidet. Von dieser anfänglichen Einführungsmission aus, tritt man seine Reise an, um die Telkine aufzuhalten.
Auf diesem Feldzug werden neben Satyren auch Zentauren, Insektoiden, und andere Fabelwesen erschlagen, erstochen, erschossen, in Brand gesteckt, schockgefroren und elektrisiert. Wie üblich für Hack-and-Slay-Spiele geht es hierbei um das Sammeln von Erfahrungspunkten, das Erledigen der Haupt- und Nebenquests. Der Charakter erreicht immer neue Level, damit verdient sich der Spieler Attributspunkte, die auf Lebenspunkte, Energiepunkte, Stärke, Intelligenz und Geschicklichkeit verteilt werden können.
Ebenso wichtig wie die Attribute ist das Finden von immer besser werdenden Ausrüstung, dabei ist dem Spieler frei überlassen wie er seinen Helden ausrüstet. Die Rüstung bestimmt, wogegen die Figur gerüstet ist, vor Schadensquellen wie Feuer, Kälte, Gift, Blitzen und Durchbohrung. Nahkämpfer, Fernkämpfer und Magier haben verschiedene Möglichkeiten an Kombinationen, wobei die eine mehr Vorteile für die bevorzugte Spielweise bietet als die andere. Maßgeblich entscheidend ist darum die Klassenwahl, und wie man die Figur ausrüstet.
Doch Titan Quest unterscheidet sich hier von anderen bekannten Action-RPGs. Erst im Verlauf des Spiels formt sich die Klasse, die hier Meisterschaften genannt werden. In der Anniversary Edition darf man sich zwischen Jagd, Kriegskunst, Verteidigung, Gaunerei, Erde, Sturm, Natur, Geist und Traum entscheiden. Die Meisterschaft bestimmt die Klasse, nach dem ersten Levelaufstieg darf die erste Meisterschaft ausgewählt werden, und mit späteren Leveln erhöht sich jeweils die mögliche Stufe. Eine sehr schöne Spielmechanik, in die sich eingespielt werden muss, die investierte Zeit wird sich jedoch lohnen. Die Faszination für das Spiel entfaltet sich dann.
Auf der Nintendo SwitchDas Spiel funktioniert auf der Switch problemlos. Gewöhnungsbedürftig, für Neueinsteiger und jene, die vom PC auf die Konsole gewechselt haben. Das gilt aber für viele Portierungen, die vom PC aus auf die Konsole pilgern. Mit dem linken Stick wird die Figur navigiert. Die Steuerkreuzknöpfe sind die Schnelltasten, auf denen Fähigkeiten abgelegt werden können. Y ist sehr wichtig, denn hier werden normale Angriffe mit der ausgerüsteten Waffe verteilt, und mit A interagiert man mit allem anderen: Truhen öffnen, Plündergut aufsammeln, mit Leuten reden, Türen öffnen usw. Mit dem rechten Stick kann heran- und herausgezoomt werden.
Im Docking-Modus läuft das Spiel super flüssig. Auch durch größere Mengen Gegner oder Personen auf dem Bildschirm lässt es sich nicht ausbremsen. Grafisch bleibt es in seiner Draufsicht genauso schön wie ehemals 2006 auf dem PC. Die Physik lässt Projektile sehr ergonomisch fliegen, magische Effekte rollen über das Land wunderbar hinweg. Im Handheld-Modus benötigen einige Felsformationen und ein paar Texturen manchmal eine Sekunde, bis sie fertig geladen wurden. Doch der Spielfluss leidet darunter nicht. Leider nur wird im Handheldmode nicht in Zahlen angezeigt, wie voll Energie- und Lebensvorrat noch sind; denn im Docking-Modus werden diese angezeigt, was sehr hilfreich ist. Musikalische Untermalung ist immer vorhanden und aufdringlich ist sie zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil, sie ergänzt die Atmosphäre des gesamten Spiels wunderbar.
Der Mehrspieler kommt in dreifacher Ausführung. Online sind Partien mit bis zu 6 Spielern möglich, im lokalen können zwei Spieler, mit jeweils zwei Konsolen, mit je einem Charakter spielen und sich gemeinsam durch die mythologische Welt prügeln. Möglich ist auch der Mehrspieler im geteilten Bildschirm, da sitzen dann zwei Spieler vor einer Konsole. Die Switch-Version unterstützt allerdings nur Joy-Cons im Paar oder den Pro Controller.
FAZITTitan Quest ist für mich eine klare Kaufempfehlung, wenn man ein Top-Hack-and-Slay auf der Switch spielen möchte. Die Geschichte, die sich auf 4 Akte erstreckt, ist interessant und angenehm unüblich für dieses Genre. Die Langzeitmotivation liegt aber wohl mehr bei der Verbesserung der Ausrüstung und der Suche nach der optimalen Kombination aus den zwei gewählten Meisterschaften, sowie der Vergabe von Attributs- und Fertigkeitspunkten. Am besten im Multiplayer.
Zuletzt bleibt dem Spiel eigentlich nur noch anzukreiden, dass die zweite Erweiterung, die 2017 erschienen ist, im eShop leider noch nicht aufgetaucht ist. Zeit, dass sich das ändert. :)